Rehböcke zahlen bislang viel Lehrgeld

Wir stellen vor: FV Bischmisheim / Am Sonntag (Anstoß: 15.00 Uhr) ist der Aufsteiger zu Gast im Ellenfeld

Der Chronist auf der Website unseres heutigen Gegners FV Bischmisheim hat es derzeit nicht leicht. „Das ist der bisher schwierigste Bericht, den ich in dieser Saison zu schreiben habe. Denn ich muss versuchen zu erklären, wie eine Mannschaft, die über das gesamte Spiel gesehen etwa 70 Prozent Spielanteile hatte, mit einer doch so deutlichen Niederlage nach Hause fahren muss“, schrieb der Berichterstatter nach dem bitteren 1:5 vor zwei Wochen bei der FSG Ottweiler-Steinbach. Bequemer wird seine Aufgabe nach der Partie am vergangenen Wochenende nicht gewesen sein: Mit 1:6 kassierte der Aufsteiger gegen die U23 des FC Homburg eine weitere Niederlage.  Keine Frage: Der Die Rehböcke, wie der FV Bischmisheim aufgrund seines Vereinswappens auch genannt wird, mussten bislang in der Saarlandliga viel Lehrgeld zahlen.

„Mit Ratlosigkeit und Niedergeschlagenheit ist die Stimmung innerhalb der Mannschaft und bei den Offiziellen wohl treffend beschrieben. Wie kann man dem entgegenwirken? Das ist jetzt die Frage. Darauf müssen der Trainer und die Betreuer Antworten innerhalb der Mannschaft finden. Wir als Fans müssen unsere Unterstützung aufrechterhalten. Dem Team das Gefühl zu geben, dass wir weiter hinter ihm stehen, unabhängig von Siegen und Niederlagen, ist angesagt“, lautet das Fazit. Wenn man der Niederlage gegen Homburg was Positives abgewinnen kann, dann der Tatsache, dass die Bischmisheimer nach einem deprimierenden 0:6-Pausenrückstand nicht aufgegeben, sondern die Ärmel hochgekrempelt und mit großer Moral die zweite Halbzeit 1:0 gewonnen haben.

Dabei waren sie – verstärkt durch erfahrene Kräfte wie Rouven Osthoff (von Saar 05) und Philipp Häfner, der beim FV Diefflen schon Oberliga gespielt hat – mit großer Euphorie in die Spielzeit gestartet. Gleich zweimal hintereinander hatte der FVB den Aufstieg geschafft, war gerade rechtzeitig zum 110jährigen Vereinsjubiläum von der Landesliga in die Saarlandliga durchgestartet. Die Heimstärke (nur eine Niederlage!) sowie die herausragende Rückrunde (bestes Team!) machten die Verbandsliga für die Bischmisheimer Himmelstürmer lediglich zu einer Durchgangsstation.  Löwenanteil am sensationellen Erfolg hatten die Top-Torjäger Christoph Schmitt (19 Tore) und Christoph Fuhr (13), die zusammen mit Kapitän Eric Fuhr (10) und Philipp Kuhnen (8) für zwei Drittel aller 73 Bischmisheimer Treffer verantwortlich zeichneten. Belohnung am Rande: Mittelfeldspieler Christoph Fuhr und Abwehrspieler Yannick Jungfleisch wurden von den Liga-Kollegen in die „Mannschaft des Jahres“ gewählt, Stephan Otte gar zum Trainer des Jahres gekürt.

Für Trainer Otte die entscheidenden Gründe für den Höhenflug: „Der gute Teamgeist! Meine Spieler unternehmen auch außerhalb des Platzes viel gemeinsam. Die Neuzugänge wurden sehr gut integriert. Das Team ist im Laufe der Saison noch enger zusammengerückt und hat mit jedem Spiel mehr und mehr an sich und die Chance auf den Aufstieg geglaubt.“ Der Verein steht wirtschaftlich auf soliden Beinen, doch darauf will man sich nicht ausruhen: „Gerade die jetzige positive Situation fordert von allen Verantwortlichen ein Weiterdenken, fordert noch mehr Engagement und Kreativität“, so der Vorsitzende Gisbert Schmeer. Denn auch außerhalb des sportlichen Bereichs gibt es im etwa 450 Mitglieder starken Club reichlich Arbeit, gilt es doch die Flutlichtanlage auf ein energiesparendes System umzustellen, Reparaturarbeiten an der Sportanlage durchzuführen und die Renovierung des in die Jahre gekommenen Vereinsheims in Angriff zu nehmen.

Auf dem grünen Rasen heißt es jetzt, „aus den vergangenen Spielen zu lernen, die Fehler abzustellen und das Positive mitzunehmen. Dann werden sich auch Erfolge einstellen“, so Trainer Stephan Otte, der festgestellt hat: „Wir sind generell zu brav auf dem Platz und in manchen Teilen zu naiv. Wir müssen in der Defensive stabiler werden. Offensiv haben wir die Qualität in jedem Spiel Tore zu erzielen.“ Otte gibt für die kommenden Wochen die Marschroute vor: „Wir wollen uns in jedem Spiel bestmöglich präsentieren und versuchen den Abstand zu den Nichtabstiegsplätzen nicht zu groß werden zu lassen. In der Rückrunde heißt es für uns weiter möglichst viele Punkte zu sammeln und eine schlagkräftige Truppe zu stellen. Vielleicht gelingt es uns in der Winterpause noch den ein oder anderen Neuzugang zu verpflichten.“ Bei aller „Melancholie im September“, in dem es fünf Niederlagen am Stück gab: Aufgeben will man im Allmet also nicht. Resignation ist keine Option. Denn schließlich ist nach dem 12. Spieltag noch keine Mannschaft abgestiegen.

Ein ausführliches Interview mit dem Trainer des FV Bischmisheim lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Stadionmagazins „Blick ins Ellenfeld“, das am kommenden Sonntag zum Heimspiel erscheint. (-jf-)

Zur Information: Wie der Rehbock zum Bischmisheimer Wappentier wurde  

Die Bischmisheimer Bürger werden im Sprachgebrauch der Bürger umliegender Orte als die „Rehböcke“ bezeichnet. Eine solche Namensgebung geht auf Geschichten zurück, die mündlich von Generation zu Generation weitergegeben worden sind und deshalb mal so, mal so erzählt werden. Der „Geschichtswerkstatt Bischmisheim“ hat eine Broschüre herausgegeben, in der folgende Erklärung für den Rehbock gegeben wird:

„Um 1896 ging ein Bischmisheimer Hüttenarbeiter von der Halberger Hütte über die „Henau“ nach Hause. Unterwegs, im Wald, fand er unter einem Busch einen Rehbock, der sich im Gestrüpp verfangen hatte. In der Hoffnung auf einen guten Sonntagsbraten, band er sein rotweiß-kariertes Brottuch dem gefangenen Rehbock um den Hals, befreite das Tier aus dem Gestrüpp und führte es heim. Als er im Dorfe angelangt war, bellten und kläfften die Straßenköter das verängstigte Tier an. Aus Todesangst riss der Rehbock sich los und suchte das Weite. Im Zipfel des Brottuches, das der Rehbock um den Hals trug, war, wie damals üblich, der Lohn des Hüttenarbeiters eingeknotet. Zu Tode erschrocken schrie der brave Mann dem davonspringenden Rehbock nach: „Rehbock mein Zahltag, Rehbock mein Geld“. Der „Zahltag“ (Lohn) bestand aus 20 Mark Goldstücke. Der Arbeiter meldete den Vorfall dem Förster, der den Rehbock erlegen und ihm das Geld zurückgeben sollte. Doch der Förster dachte nicht daran, sondern bestrafte den Hüttenarbeiter zu allem Übel noch wegen versuchter Wildunterschlagung. Der arme Mann war so seinen Lohn doppelt los.“

Grafik: Homepage FV Bischmisheim

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