Unser Bild: Diplomgeograph und Kenner der Bergbau- und Industriekultur und der Landeskunde des Saarlandes, Delf Slotta (eingeklinkt), und Borussias Stadionbeauftragter Dr. Jens Kelm haben die Idee ins Spiel gebracht, den Gasometer-Schriftzug „Neunkircher Stahl“ im Ellenfeld-Stadion anzubringen. (Fotos: Werner Richner / -jf-)
Als im Juni 2020 mit dem Gasometer ein markantes Symbol und Wahrzeichen der Stadt Neunkirchen und ihrer industriellen Geschichte gesprengt wurde, sind 1000 Tonnen Stahl in Sekunden gefallen, für manchen Neunkircher mit wehmütigen Gefühlen verbunden. Denn 50 Jahre stand der Gasometer im Dienst von Stahl und Eisen. Doch nicht alles wurde im Moment der Sprengung vernichtet. Auf Anregung von Nils Meisberger (Junge Union) wurde der weithin sichtbare Schriftzug „Neunkircher Stahl“ gesichert. Gasometer und Schriftzug bildeten oft genug einen imposanten und Identität stiftenden Hintergrund für die Mannschaftsfotos der Borussia. Stahl und Eisen, dazu die Schlossbrauerei – jahrzehntelang wirtschaftlich tragende Säulen nicht nur der Stadt, sondern auch des Vereins, bis heute präsent im Ellenfeld, sei es durch die Lore unterhalb von Block 5 oder durch die monumentale Fußballer-Statue von Karl Hock, hergestellt im Neunkircher Eisenwerk und der Borussia anlässlich des 50jährigen Vereinsjubiläums von der Schlossbrauerei geschenkt.
Nun könnte ein weiteres Element hinzukommen: Der Schriftzug „Neunkircher Stahl“. Er könnte oberhalb der Gegengeraden des Ellenfeld-Stadions angebracht werden und die Erinnerung an die frühere enge Verbindung zwischen Eisen- und Stahlindustrie, der Borussia und dem Neunkircher Fußball schlechthin symbolisch aufrechterhalten. Diplomgeograph Delf Slotta aus Bischmisheim und Borussias Stadionbeauftragter Professor Dr. Jens Kelm haben vor einigen Wochen die Idee in einem Beitrag der „Saarbrücker Zeitung“ der Öffentlichkeit nahegebracht. Im nachstehenden Gespräch erläutern Delf Slotta (DS) und Professor Dr. Jens Kelm (JK) ihre Idee.
Wie sind Sie auf die Idee gekommen, den Schriftzug im Ellenfeld-Stadion zu platzieren?
DS: Der Gasbehälter mit dem riesigen Schriftzug war eine markante Landmarke. Als der Gasometer am 26. Juni 2020 gefallen ist, habe ich mir gleich eine Notiz gemacht, dass der Schriftzug nochmal ein Thema werden könnte und sollte. Vor einigen Monaten bin ich dann in Kontakt gekommen mit Jens Kelm und durch diesen ausgewiesenen Ellenfeld-Experten bei einem gemeinsamen Besuch im Stadion so richtig in die Historie und die Architektur dieser einmaligen Sportstätte eingestiegen. Als ich hinterher mir nochmal die beim Stadionrundgang entstandenen Bilder angesehen habe, ist mir aufgefallen, dass oberhalb der Gegengerade auf dem ehemaligen Brauereigelände noch „viel Luft nach oben“ ist. Da ist mir die Idee gekommen, dass dort „etwas hinpassen“ würde. Erst später habe ich durch Jens Kelm Kenntnis erhalten von Bildern, die zeigen, dass der Schriftzug „Neunkircher Stahl“ bereits als Werbeschriftzug angebracht war, wenn auch nicht in dieser monumentalen, wuchtigen Form der originalen Gasometer-Schrift.
JK: Da wir ja als Neunkircher mit der Sprengung des Gasometers ein weiteres kollektives Erinnerungsgut verloren haben, ist der Gedanke, den gesicherten Schriftzug in NK an prominenter Stelle einmal aufstellen zu können, am oder im Ellenfeld-Stadion geradezu ideal.
Warum sind aus Ihrer Sicht gerade das Ellenfeld und diese Stelle ein geeigneter Platz für den Schriftzug?
DS: Ist man in der Republik unterwegs und kommt man dort – warum auch immer – auf Neunkirchen zu sprechen, sind bei den Menschen zwei Dinge bekannt: die Hütte und die Borussia! Der Schriftzug gehört zur Stadt und er passt zur Mentalität, für die die Borussia steht. Stahl ist ja ein hartes Wort – in den Kontext mit Fußball gesetzt, ergibt es eine schöne Metapher. Das Stadion ist ja auch entstanden in einer Zeit, in der das Neunkircher Eisenwerk richtig etwas abgeworfen hat und die Leute hart gearbeitet haben. Und die Borussen haben einen eisenharten, ehrlichen Fußball gespielt. Schriftzug und Stadion würden also in idealer Weise miteinander korrespondieren. Der Schriftzug wäre an dieser Stelle auch ein schöner Anreiz, sich an das zu erinnern, was diese Stadt einmal ausgemacht hat.
JK: Zu ergänzen ist, dass es an dieser Stelle des Ellenfeld-Stadions keine Nutzungskonkurrenz gibt. Hinten dran ist nichts, was stören würde. Die Errichtung des Schriftzuges oberhalb der Gegengeraden würde keine weitere Option der Geländegestaltung verbauen. Der Blick von der Haupttribüne auf die Gegengerade mit dem Schriftzug wäre gigantisch. Der Schriftzug mit seinen 7 x 21 Metern und 24 Tonnen Gewicht ist nun mal eine Hausnummer und käme an dieser Stelle hervorragend zur Geltung.
Wie steht es aus Ihrer Sicht mit der technischen Machbarkeit und der finanziellen Umsetzung eines solchen Projektes?
DS:Ich bin kein Techniker und habe eine Umsetzung auch technisch nicht geprüft. Fest steht aber: Egal, wo der Schriftzug platziert wird, es wird aufwändig sein! Es ist klar, dass man das finanziell hinterlegen muss. Die Kosten, z. B. für die Fundamentierung und die notwendigen Sicherungs- und Stabilisierungsmaßnahmen, kann ich nicht einschätzen.Entscheidende Kriterien sind für mich aber andere: Die Sichtbarkeit und die Bezugnahme zur Stadt, zum Verein und zum Fußball. Und ich liebe grundsätzlich den Wettbewerb der Ideen! Die überzeugendste und die passendste Idee sollte zur Umsetzung gebracht werden.
JK: Neben der technischen und finanziellen Machbarkeit ist natürlich auch die Anrainerfrage zu klären. Die Karlsbergbrauerei als unmittelbarer „Nachbar“ des Ellenfeld-Stadions war bis heute in diesen Fragen ein konstruktiver Partner. Das durften wir schon bei der Baulasteintragung für die Baugenehmigung der Flutlichtanlage des Ellenfeld-Stadions feststellen und würden auch gerne bei dem Projekt Gasometerschriftzug darauf hoffen dürfen.
Wie sehen Sie die Errichtung des Schriftzuges im Gesamtkonzept Ellenfeld-Stadion?
DS: Ich möchte die Schriftzug-Angelegenheit von der derzeit viel diskutierten Stadionfrage abgekoppelt sehen. Ich würde mich aber freuen, wenn es durch den Schriftzug gelänge, ein wenig Bewegung in die Stadionfrage zu bringen. Vielleicht würde die Errichtung des Schriftzuges auch dem einen oder anderen ein Auge dafür öffnen, was für eine großartige Sportstätte wir hier in Neunkirchen haben. Der Schriftzug würde hervorragend in das historische Gesamtensemble mit Tribüne, Block 5 und Spieser Kurve hineinpassen. Dieses Ensemble ist so schon beeindruckend, es würde aber mit der Aufstellung von „Neunkircher Stahl“ oberhalb der Gegengeraden zusätzlich aufgewertet werden. Das Ellenfeld-Stadion würde durch diese Maßnahme mit Sicherheit auch überregional große Beachtung finden.
JK: Vielleicht würde der Schriftzug sogar als Rückwand einer Gegentribüne dienen können, wenn das Stadion den heute geltenden sportlichen und infrastrukturellen Anforderungen weiter ertüchtigt wird.
Vielen Dank, Delf Slotta und Jens Kelm, für das Gespräch! Hoffen wir, dass die Anregung zu diesem interessanten Projekt bei den zuständigen Stellen auf offene Ohren trifft. (-jf-)
Zur Person:
Delf Slotta, Jahrgang 1958, wohnt in Bischmisheim. Der diplomierte Geograph ist beruflich Regierungs-Direktor beim saarländischen Ministerium für Bildung und Kultur. Er gilt als Kenner der Bergbau- und Industriekultur und der Landeskunde des Saarlandes und der Großregion. Zahlreiche Bücher (darunter einige zu Neunkirchen), Artikel, gutachterliche Stellungnahmen, Ausstellungen und Forschungsarbeiten zu diesen Themenkomplexen haben ihn national und international als Kenner und Bewahrer vor allem der bergbaulichen Kunst und Kultur bekannt werden lassen. Mit Vorträgen und Führungen zu Zeugnissen der Industriekultur hat er sich in der breiten Öffentlichkeit einen Namen gemacht. Delf Slotta ist Vorstand, Beirat und Berater in zahlreichen Akademien, Kammern, Stiftungen und Vereinen. In seinem Wohnort Saarbrücken-Bischmisheim ist er Ratsvorsitzender der Stiftung Schinkelkirche Bischmisheim, die sich um den Erhalt und kulturelle Entwicklung des berühmten, denkmalgeschützten Schinkelbaus kümmert. Vor allem aber ist Delf Slotta begeisterter Fußball-Fan, der stets sich bietende Möglichkeiten nutzt, wo auch immer Fußball-Spiele und Stadien zu besuchen. Das Neunkircher Ellenfeld-Stadion begeistert Slotta immer wieder!
Neunkircher Stahl“ im Ellenfeld!!
Das passt sehr gut!!
Könnte man das Ellenfeld nicht zu einem Weltkulturerbe machen?
Es war nicht Nils Meisberger, der die Idee hatte, sondern Michael Schley. Ehre wem Ehre gebührt. Wir haben das noch kurz vor der Sprengung mit Frank Brauer von Saarstahl besprochen, der sich spontan bereiterklärte, für die Sicherung des Schriftzugs zu sorgen, sollte er „in einem Stück“ zu bergen sein. Das war auch der Fall, seitdem liegt er in sechs Teilen auf dem Betriebshof – insgesamt ist das Teil 21*7 m groß. Allerdings muss ich ein wenig Wasser in den Wein gießen. Nur auf den ersten Blick sieht der Schriftzug noch „gut aus“. Ein Sturz aus 60 Metern hohe tut keinem Stahl der Welt gut. Man muss sich das so vorstellen: Wenn ich ein Auto aus dieser Höhe fallen lasse, erkennt man am Boden immer noch, dass es ein Auto war. Aber das dann eine Inspektion der Karrosserie und des Lacks ergibt, kann sich jeder denken…
Wir suchen aber nach Wegen, wie wir den Schriftzug ins oder ans Ellenfeld bekommen. Die Idee an sich hat Charme!
Jörg Aumann
Oberbürgermeister
Hoch lebe Eisen hoch lebe STAHL !
Hoch die Borussia ! Wir trinken noch einmal !
Hipp hipp , hipp hipp , hurra ,
die Freunde der Borussia sind da ! 👍
Eine herausragende Idee! Den historischen Verbindungen zwischen Fußball und (Montan)-Industrie finden hierzulande öffentlich viel zu wenig Beachtung.