Mit dem lieben Gott ins Ellenfeld

In seinem neuen Buch lässt Raimund Eich den Allerhöchsten zu Besuch ins Saarland kommen / Die Borussia – für den Fan und früheren Kolumnenschreiber demnächst ein eigenes Buchthema?

Hin und wieder wird er bemüht. Meist aus der Emotion heraus. Als Bezeichnung für eine höhere Fußballinstanz auf metaphorischer Ebene, die für ausgleichende Gerechtigkeit sorgt oder, vor dem Spiel angerufen wird, dafür sorgen soll, es aber nicht immer tut. Jedenfalls nicht im Sinne dessen, der ihn anfleht: Den Fußballgott. Die Hamburger Hip-Hop-Band „Fettes Brot“ widmete ihm einen eigenen Song. Der ehemalige Manager Rudi Assauer allerdings versagte ihm die Gefolgschaft, als seinen Schalkern der schon sicher geglaubte Titelgewinn im atemberaubenden Saisonfinale 2001 doch noch in letzter Sekunde geraubt wurde: „Ab heute glaube ich nicht mehr an den Fußballgott.“ Die Münchener Abendzeitung konterte derweil das Herzschlagfinale mit „Gott ist ein Bayer!“ Und vor dem folgenden Champions League Finale mit bajuwarischer Beteiligung riet die BILD-Zeitung: „Fußballgott, zieh die Lederhose an!“ Es hat geholfen: Otmar Hitzfeld und seine Bayern holten sich im Elfmeterschießen gegen den FC Valencia den ersehnten „Henkelpott“.

In seinem neuen Buch lässt Raimund Eich den lieben Gott ins legendäre Ellenfeld kommen. Denn an einer Stipp-Visite im legendären Stadion führt auch für den Herrscher über Himmel und Erde kein Weg vorbei. „Der Küsterin der Neunkircher Pfarrkirche St.Marien erscheint bei den Vorbereitungen zu einem Festgottesdienst plötzlich der liebe Gott. Er sei, so sagt er, bewusst in das kleine von ihm geliebte Saarland gekommen, weil es bei der Schöpfungsgeschichte ein paar Probleme damit gegeben habe. Die Küsterin nimmt ihn spontan bei sich zu Hause für ein paar Tage auf und unternimmt mit ihm ein paar kleine, aber abenteuerliche, Besichtigungstouren im Saarland“, skizziert Raimund Eich in aller Kürze den Plot seines Werkes, das den Titel trägt: „De liewe Gott im Saarland“.

Für die langjährigen Anhänger der Borussia ist Raimund Eich kein Unbekannter. Jahrelang verfasste der Hobby-Schriftsteller eine immer lesenswerte Kolumne im Stadionmagazin „Blick ins Ellenfeld“. Was diese Kolumne auszeichnete, war der Blick über den Tellerrand hinaus. Das Geschehen rund um die Borussia und das Ellenfeld in das Große und Ganze einzubetten – das war stets ein Anliegen des spirituell ausgerichteten Diplom-Elektrotechnikers. Entsprechend vielseitig ist das Themenspektrum, mit dem sich er sich in seiner Freizeit beschäftigt. Das spiegelt sich wider in seinen bislang 16 Büchern, die sich im wahrsten Sinne des Wortes mit „Gott und der Welt“ auseinandersetzen und zum Nachdenken anregen. Das Besondere: Raimund Eich schreibt nicht nur, sondern gestaltet seine Bücher auch selbst und gibt sie heraus. Dieses Rundum-Wissen wollte er eigentlich 2020 in einem Kurs der Volkshochschule Neunkirchen an Interessierte weitergeben, doch Corona machte ihm einen Strich durch die Rechnung. „Zwei Sitzungen konnte ich im März noch durchführen, danach war leider Schluss“, so Raimund Eich, der das Projekt aber so bald wie möglich neu aufrollen will. Die Krise selbst nutzt der 70jährige Tierfreund, um bis zur Rückkehr in die Normalität weiter Gedanken und Eindrücke zu sammeln. „Wenn ich mit meinem rumänischen Straßenhund Charly Gassi geht, fern von allem sonstigen Treiben, dann überkommt mich zuweilen Gänsehaut, und ich fühle mich wie Robinson Crusoe auf einer einsamen Insel. Wenn man so will, ist es geradezu eine gespenstisch-inspirierende Zeit für einen Schreiberling wie mich“, sagt er über seinen Umgang mit er Krise in einem Interview mit der „Saarbrücker Zeitung“.

Dabei sinniert er natürlich auch über seine Borussia: „Seit ewigen Zeiten bin ich Fan, habe die erfolgreiche Zeit in den 60er Jahren als Heranwachsender im Stadion selbst erlebt. Ich erinnere mich noch an das Gastspiel des HSV mit Uwe Seeler. Der war für uns Jungs damals ein Weltstar – und hat gegen die Borussia kein Tor geschossen! Das ist bis heute für mich eine tolle Sache. Im Gedächtnis geblieben ist mir auch Sonnyboy und Frauenschwarm Elmar May“, erzählt Raimund Euch, der bei seinen Spaziergängen mit dem Vierbeiner oft am Ellenfeld vorbeiflaniert: „Das ist für mich jedes Mal eine Reise in die Vergangenheit.“ Deshalb schwirrt ihm auch der Gedanke an ein Buch über die Borussia im Kopf herum: Den Geist vom Ellenfeld aus den Bundesliga-Gründerjahren wieder zum Leben zu erwecken – das könnte ein Thema sein. Doch nicht nur als Verfasser von Kolumnen hat sich Raimund Eich bei der Borussia engagiert. Auch im Stadion hat er gewerkelt, die Wellenbrecher gestrichen, den Zaun am Trainingsplatz mit aufgestellt. Die Familie blieb ebenfalls nicht untätig: Seine Frau hat beim Fanartikel-Verkauf um Fan-Ball mit angepackt, Sohn Roland gehörte dem Aufsichtsrat an.

Auszüge aus seinem Buch „De liewe Gott im Saarland“ stellt Raimund Eich gerne der Borussia zur Verfügung. Motiviert durch eine Auszeichnung beim saarländischen Mundart-Wettbewerb 2019 hat Raimund Eich auf 88 heiteren Seiten auch dem heimischen Platt einen gebührenden Platz zukommen lassen. Was übrigens nicht so ganz einfach war: „Jeder spricht es etwas anders aus und es gibt eigentlich auch keine Grammatik“, so der Autor über die Probleme, die er aber in seinen Dialogen sehr gut gelöst hat. Um die angestrebte Wirkung in vollem Umfang zu empfinden, ist es deshalb angeraten, die Textpassagen laut zu lesen!

In lockerer Folge wird in den kommenden Tagen auf der Borussia-Website die Ellenfeld-Szene präsentiert werden können. Soviel sei schon jetzt verraten: Der viel diskutierte, umstrittene und für viele arg komplexe und komplizierte Begriff „Abseits“ wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Denn Abseits ist selbst für einen lieben Gott nicht ganz einfach zu verstehen. Was dazu führt, dass der Allmächtige dann ganz unerwartet Einfluss nimmt auf das Spiel. Also doch ein Fußballgott?

Borussia dankt Raimund Eich ganz herzlich für die Überlassung der kleinen Leseprobe! „De liewe Gott im Saarland“ ist preisgünstig auch als e-book im Internet erhältlich und ganz sicher nicht nur für Borussen-Fans eine tolle Lektüre! (-jf-)

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