Mit blauem Auge davon gekommen

Typischer Pokalfight in Reiskirchen: Borussia macht´s spannend und zieht mit 4:3 in die nächste Runde ein / 2:0-Führung vor der Pause aus der Hand gegeben / Personalwechsel zur Halbzeit fruchten

Unser Bild: Malte Dennert (li.) war mit zwei Torvorlagen maßgeblich an Borussias früher 2:0-Führung schon nach 9 Minuten beteiligt. (Foto: Jan Sebastian Bach – vielen Dank!)

Borussia scheint eine Vorliebe für knisternde Spannung zu entwickeln! Die Fans wurden jedenfalls in den letzten Spielen ganz schön auf die Folter gespannt. Beim 5:2 in Bliesmengen kam der Gegner nach einer klaren 4:0-Führung durch zwei Treffer noch einmal ins Spiel, gegen die DJK Ballweiler gerieten die Borussen gleich zweimal in Rückstand, um am Ende doch noch mit 3:2 zu triumphieren. Beim Pokalspiel beim SV Reiskirchen am gestrigen Abend waren die meisten der rund 250 Zuschauer nach zehn Minuten und einer sicheren 2:0-Führung davon überzeugt, dass die Partie bereits entschieden sei, doch in dem Maße, wie die Borussia mit dem sicheren Vorsprung im Rücken die Zügel schleifen ließ, schöpfte der Landesligist Mut und drehte das Resultat noch vor der Pause. Doch dank effizienter Personalwechsel und einer deutlichen Leistungssteigerung gelang nach 90 Minuten typischen Pokalfights mit dem 4:3 der Einzug in die nächste Runde.

Özal Acar, der den erkrankten Peter Rubeck erneut vertrat, war mit dem, was seine Jungs nach den zügigen ersten zehn Minuten bis zum Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Samat Yarer bot, überhaupt nicht einverstanden. „Statt auf das dritte Tor zu gehen und alles klar zu machen, haben wir einen Gang zurückgeschaltet und durch schlechtes Verschieben das Anschlusstor zugelassen und dadurch den Gegner wieder ins Spiel gebracht. Zwar haben wir dann nach der Pause Moral bewiesen und sind zurückgekommen, aber drei Gegentreffer zu kassieren – das kann nicht unser Anspruch sein, das war wenig souverän“, stellte Borussias Co-Trainer, der in der Kabine eine ordentliche Standpauke abgehalten hatte, unmissverständlich fest. Symbolische Geste vor den zweiten 45 Minuten: Ein erneuter Spielerkreis, der, so Özal Acar, allen klar machen sollte: „Es geht von vorne los, wir wollen Vollgas geben!“

Das beherzigte vor allem Stürmer Tim Klein, der gemeinsam mit Simon Schreibeisen dem Offensivspiel der Borussen neue Impulse gab. Die beiden zeichneten nicht umsonst verantwortlich für die zwei Treffer, die der Partie in den letzten 20 Minuten die entscheidende Wende gaben. Zunächst vollstreckte Tim Klein einen an ihm selbst verwirkten Foulelfmeter (Reiskirchens Erwin Baier hatte in einem Zweikampf den linken Ellenbogen eingesetzt, was der Unparteiische als regelwidrig beurteilte) sicher zum 3:3-Ausgleich (70.). Nur fünf Minuten später beförderte Simon Schreibeisen, nach Zuspiel von Dylan Sodji, eine Lücke in der Abwehr der Gastgeber erspähend, mit einem satten Drehschuss von der Strafraumgrenze das Leder per Aufsetzer ins Reiskircher Tor (75.). „Wir sind mit ganz anderer Körpersprache in die zweite Halbzeit gegangen, hatten gefühlt 80 Prozent Ballbesitz – das sollten wir als positiv mitnehmen“, wollte Özal Acar den Sieg unter dem Strich auch nicht unterbewertet wissen.

Brachte nach seiner Einwechslung auf der rechten Au0enbahn viel Schwung ins Borussen-Spiel: Christoph Stemmler. (Foto: Jan Sebastian Bach – vielen Dank!)

An der frühen 2:0-Führung der Borussen war vor allem Malte Dennert beteiligt. Nach seiner Ecke bugsierte Reiskirchens Trainer-Sohn Fabian Adeyemi den Ball beim Versuch, die Situation zu klären, unglücklich per Kopf ins eigene Netz (3.). Wenig später lief Nico Christmann bei einem Dennert-Freistoß fast von der rechten Außenlinie geschickt entgegen und köpfte zum 0:2 ein. Die Borussen wirkten nun – abgesehen von einem Freistoß von Malte Dennert, bei dem Keeper Felix Neukirch nachfassen musste – nicht mehr so konzentriert, die Gastgeber witterten Morgenluft und eroberten mehr Spielanteile. Erst recht, nachdem Ahmad Zeini, von Fabian Adeyemi „in die Gasse“ geschickt, mit überlegtem Schlenzer ins rechte untere Toreck den Anschlusstreffer herstellte. Als der Unparteiische ein Einsteigen von Tiziano Pompa am Torschützen als foulwürdig erkannte und auf Freistoß entschied, hatte Reiskirchens Coach „Tunji“ Adeyemi eine Vorahnung: „Anas, dein Ding!“ rief er dem ausführenden Mittelfeldspieler zu. Der fackelte nicht lange und zirkelte „das Ding“ in den rechten Torwinkel. Keine zehn Minuten später zappelte das Leder erneut im Netz von Maximilian Strack: Nach Schnittstellenpass von Yacine Hedlijen konnte Borussias Keeper den Schuss von Ahmad Zeini zwar zunächst abwehren, war aber gegen den zweiten Versuch chancenlos – Reiskirchen lag auf einmal dank brutaler Effizient (drei Chancen, drei Tore!) 3:2 vorne!

Aber die Borussen zeigten nach der Pause eine deutliche Reaktion, übernahmen die Spielkontrolle – zunächst ohne durchschlagenden Erfolg, wobei sich der Torwart der Gastgeber, Felix Neukirch, gleich mehrfach gegen Dylan Sodji, Christoph Stemmler, Kamil Czeremurzynski und Simon Schreibeisen auszeichnen konnte. Der Ausgleich lag förmlich in der Luft. Herhalten dafür musste aber letztlich ein Foulelfmeter. Nach der 4:3-Führung hätten dann Nico Purket (84.), Dylan Sodji (85.) und der eingewechselte Danny Kleinbauer (90.) alles klar machen können. Auf Reiskircher Seite flog ein letzter Ball von Fabian Beringer am Borussen-Tor vorbei.

So kamen die Borussen „mit einem blauen Auge“ (fupa-Liveticker) davon. Özal Acar war fair genug, dem Gegner aus Reiskirchen „eine starke Leistung“ zu bescheinigen: „Sie haben wirklich eine gute Truppe mit einigen saarlandligaerfahrenen Spielern in ihren Reihen und haben nie aufgegeben, deshalb mein Respekt“, so Borussias Coach, der glaubt, „dass unsere Jungs, auch wenn das Spiel nicht so gelaufen ist, wie erhofft, einiges gelernt haben für die Partie in Köllerbach am Samstag, wo ein ganz anderes Kaliber auf uns wartet.“ (-jf-)

Statistik: SV Reiskirchen – Borussia 3:4 (3:2)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Kamil Czeremurzynski, Tiziano Pompa, Nico Purket, Christoph Stemmler (ab 72. Danny Kleinbauer), Nico Christmann (ab 59. Tim Cullmann), Dylan Sodji, Florian Stopp (ab 46. Simon Schreibeisen), Malte Dennert (ab 46. Michael Müller), Kevin Saks (ab 46. Tim Klein). – Trainer: Peter Rubeck. – Co-Trainer: Özal Acar.

Tore: 0:1 (3.) Fabian Adeyemi (Eigentor), 0:2 (9.) Nico Christmann, 1:2 (20.) Ahmad Zeini, 2:2 (30.) Anas Moutalib, 3:2 (38.) Ahmad Zeini, 3:3 (70.) Tim Klein (Foulelfmeter), 3:4 (75.) Simon Schreibeisen. – Schiedsrichter: Samat Yarar (SC Blieskastel-Lautzkirchen). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Kevin Saks (44.), Michael Müller (61.), Dylan Sodji (85.).

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