Borussias ehemaliger Spieler Julian Müller organisiert ein Nostalgie-Spiel zwischen den Meistermannschaften der Borussia von 2002 und 2005
Hand auf´s Herz: Was hat die Borussen-Mannschaft der Saison 2001/02 mit dem Team der Spielzeit 2004/05 gemeinsam? Was unterscheidet sie? Richtig: Beide holten den Meistertitel der Oberliga ins Ellenfeld. Während 2002 nach einem 3:0-Sieg im Salmtalstadion beim Tabellendritten FSV Salmrohr ebenso ausgiebig gefeiert werden durfte wie auf der Heimfahrt und nach der Ankunft im Ellenfeld, fielen die Festivitäten drei Jahre später verhaltener aus. Mit einem Punkt Vorsprung vor den Amateuren des 1. FC Kaiserslautern war zwar die Meisterschaft errungen, doch – im Unterschied zu 2002 – war eine Lizenz für die Regionalliga nicht beantragt worden. Aufsichtsrat und Vorstand, die beiden für den Antrag zuständigen Gremien, waren einhellig der Meinung, „dass die Regionalliga nach dem gerade überstandenen Insolvenzverfahren ein finanzieller Amoklauf sei“, wie es in „Mythos Ellenfeld“, dem Jubiläumsbuch zum 100jährigen Bestehen der Borussia heißt. Eine Entscheidung, die damals nicht auf ungeteilte Zustimmung stieß.
Doch das spielt keine Rolle mehr, wenn sich die beiden Meistermannschaften im kommenden Jahr zu einer sportlichen Begegnung im Ellenfeld wiedersehen. Die Idee dazu hatte Julian Müller. Der heute 39jährige trug – abgesehen von einem halbjährigen Intermezzo beim SVN Zweibrücken – als junger Spieler von 2003 bis 2009 das Borussen-Trikot und erlebte den Titelgewinn 2005 hautnah mit. Was hat ihn dazu bewegt, ein solches Spiel, das sicher seine Anziehungskraft auf die Fans im Ellenfeld nicht verfehlen wird, zu initiieren? Das ist eine Geschichte, bei der man etwas weiter ausholen muss.
Das sportliche Talent war Julian Müller durch seinen Vater Hans-Jürgen in die Wiege gelegt worden. Der war nämlich Handball-Nationalspieler beim TV Großwallstadt. Dort begann Sohn Julian allerdings mit dem Fußballspiel, wechselte in der C-Jugend zu Viktoria Aschaffenburg, ehe er durch gute Leistungen die Scouts des 1. FC Kaiserslautern auf sich aufmerksam machte. Im älteren B-Jugend-Jahrgang ging es dann ab auf den Betzenberg, wo Julian Müller auch sein sportliches Highlight erlebte und am 30. Mai 2003, am Vorabend des Pokalendspiels zwischen Bayern München und dem 1. FC Kaiserslautern, mit einem 4:1-Finalsieg gegen Bayer Leverkusen (u.a. mit Rene Adler im Tor) im Union-Stadion an der alten Försterei DFB-Pokalsieger der A-Jugend wurde. „Am nächsten Tag erlebten wir dann das Finale der Profis im Olympia-Stadion mit und durften auch beim anschließenden Bankett im Hotel dabei sein“, erinnert sich Julian Müller. Im vergangenen Sommer traf sich die damalige A-Jugend des FCK anlässlich des 20jährigen Jubiläums dieses Ereignisses zu einem Nostalgie-Spiel gegen die Traditionsmannschaft der Roten Teufel – der Moment, in dem die Idee aufkam, so etwas auch im Ellenfeld anzupeilen.
Dieses Team spielte 2002 um den Titel (oben) und durfte am Ende in Salmrohr jubeln (unten).
Trotz Meisterschaft aus finanziellen Gründen kein Regionalliga-Aufstieg: Die Meistermannschaft von 2005 (li.), zu der auch Julian Müller (re.), gehörte, der jetzt das Meistertreffen organisiert. (Fotos: Heinz Petri)
Denn der Defensivspieler verbindet schöne Erinnerungen mit seiner Zeit im Borussen-Trikot und den Mitspielern von damals. Herausragend: „Das Oberliga-Spiel Ende Juli 2007 gegen den 1. FC Saarbrücken. Da waren 10.000 Zuschauer gekommen, einfach Wahnsinn! Ich bin von Zweibrücken über die A 8 nach Neunkirchen gekommen, von der Scheib runter strömten die Menschen in schwarz-weißen oder blau-schwarzen Trikots ins Ellenfeld, aus allen Seitenstraßen kamen sie hervor, es war kaum noch ein Parkplatz zu finden“, ist die Partie, in dem der damals 23jährige nach 56 Minuten für Ralf Hürter eingewechselt wurde, bis heute unvergessen geblieben. 2:2 hieß es nach spannenden 90 Minuten, beinahe hätte Said Chouaib kurz vor Schluss per Kopf sogar noch den Siegtreffer für die Borussen erzielt! Nach seiner Zeit im Ellenfeld spielte der Fußball im Leben von Julian Müller nur noch eine untergeordnete Rolle. Familiengründung und Hausbau genossen Priorität. Zwischendurch engagierte sich der in Zweibrücken Beheimatete als Trainer beim TuS Rimschweiler und coachte die U15 des FK Pirmasens.
Dass er jetzt unter dem Motto „Meistertreffen“ das Nostalgiespiel zwischen den Titelträgern von 2002 und 2005 im Ellenfeld initiiert hat, hat aber nichts mit dem zu tun, was man gemeinhin mit dem aus dem Altgriechischen stammenden Wort Nostalgie verbindet: Um eine sentimentale, verklärende Rückwendung in die Vergangenheit geht es Julian Müller nicht. Seine Intention: „Die Menschen – Spieler, Staff und alle, die der Borussia nahestehen – noch einmal, zusammenzubringen, gemeinsam einen tollen Tag zu erleben, Spaß zu haben auf dem Platz und hinterher. Denn die Borussia als Verein und die Zeit im Ellenfeld waren für mich einfach etwas ganz Besonderes. Letztlich sind es die Emotionen und gemeinsam erlebten Dinge, die bleiben. Deshalb hatte ich das Gefühl, nochmal etwas bewegen und mit den Mannschaftskameraden von damals wieder in dieses tolle Stadion einlaufen zu wollen. Wir werden alle nicht jünger, wenn nicht jetzt, wann dann?“ (-jf-)
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