Unter dem Strich aber gerechtes 1:1 in Ballweiler / Zwei unterschiedliche Halbzeiten / Kevin Saks bringt Borussia in Führung, Pascal Gherram gleicht per Freistoß aus
Unser Bild: Viele hartumkämpfte Duelle (wie hier Borussias Christoph Stemmler gegen Ballweilers Cyril Mario Hamann) prägten die Partie auf der Werner-Sand-Sportanlage. (Foto: -jf-)
„Je länger das Spiel dauert, desto weniger Zeit bleibt“, philosophierte einmal Sportjournalist und Kommentator Marcel Reif. Das Schönste kommt oft zum Schluss – oder das Bitterste, je nach Sichtweise. Für die Borussia galt am gestrigen Samstag Letzteres. Denn als Schiedsrichter Lukas Jungfleisch mit energischem Pfiff nach 90 Zeigerumdrehungen und mehr als 7 Minuten Nachspielzeit die Partie auf der Werner-Sand-Sportanlage in Ballweiler beendete, hatte Sekunden zuvor Pascal Gherram zwei Punkte geklaut. Einen Freistoß aus etwa 18 Metern zirkelte der DJK-Torjäger mit viel Geschick über die Mauer, ehe das Leder im Last-minute-Flug unhaltbar für Dominik Jost, der den Ball sehr spät sah, rechts oben ins Tor fiel. Zu einem zweifellos äußerst unglücklichen Zeitpunkt für die Männer von Trainer Thorsten Lahm. Kein Zweifel aber besteht daran, dass sich die Gastgeber vor allem aufgrund des Spielverlaufs in der zweiten Halbzeit den einen Zähler redlich verdient hatten.
Dabei hätten die Borussen mit ein wenig mehr Cleverness diesen Treffer durchaus vermeiden können. Denn unmittelbar vor dem Ausgleich war der eingewechselte Simon Schreibeisen nach einem weiten Schlag auf dem linken Flügel an den Ball gekommen. Statt mit dem Spielgerät Richtung Eckfahne zu laufen, um damit die entscheidenden Sekunden von der Uhr zu nehmen, ja vielleicht sogar einen eigenen Eckstoß zu erkämpfen, entschied sich Borussias Nummer 10 für einen Querpass zu dem in die Mitte eingelaufenen Michael Müller, der sicher eine gute Einschussmöglichkeit gehabt hätte, wenn …, ja wenn das Leder nicht in den Füßen des DJK-Routiniers Lukas Kohler gelandet wäre, der anschließend unbehelligt zu einem Sololauf über das halbe Spielfeld ansetzte und viel zu spät kurz vor dem Strafraum von Marco Dahler gebremst werden konnte. Regelwidrig – meinte der Unparteiische und verhängte den verhängnisvollen Freistoß. Mit den bekannt bitteren Folgen, die beim Team in Schwarz verständlicherweise kollektiven Frust auslösten.
Viel Frust nach dem last-minute-Gegentor bei Michael Müller und Nico Christmann (li.) sowie Sebastian Cullmann und Simon Schreibeisen. (Fotos: -jf-)
Doch das Gegentor hatte sich, das muss man ehrlich konstatieren, angedeutet und hätte auch schon früher fallen können. Der Druck der DJK, die mit aller Macht den Ausgleich erzwingen wollte, wurde nämlich mit zunehmender Spieldauer immer stärker, die Borussen waren in den letzten 20, 25 Minuten permanent damit beschäftigt, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten. Wenig Befreiung, wenig Entlastung, wenig Spielinitiative, viel Stückwerk, kein Spielzugriff: Zweite Bälle wurden kaum noch erobert, kaum ein Ball vorne mehr festgemacht. Mehr als zwei, drei Pass-Stationen waren nur noch selten zu beobachten. Dabei wurden die wenigen sich durchaus bietenden Kontersituationen nicht wirklich konsequent zu Ende gespielt. Den Beobachter beschlich zunehmend das Gefühl: Borussia hört in der zweiten Halbzeit auf, Fußball zu spielen!
Ballweiler hatte jetzt nicht nur viel mehr Spielanteile, sondern auch die besseren Chancen. So segelte Manuel Weydmanns Flugkopfball knapp am Tor vorbei (49.), Piero Ortoleva verpasste das Leder in guter Position (62.) und Dominik Jost war bei einem Freistoß von Pascal Gherram auf dem Posten (68.). Nachdem Mirco Schwalbachs Schuss, noch abgefälscht, übers Tor rauschte (70.), musste Dylan Sodji in höchster Not vor der Torlinie gegen den gerade erst eingewechselten Nico Horn klären (76.). Auch Cyril Mario Hamann hatte das 1:1 auf dem Fuß, vergab aber aus aussichtsreicher Position. Auf der anderen Seite blieb es bei Versuchen aus der Distanz, doch weder Dylan Sodji (64.) noch Nico Christmann (81.) hatten ausreichend Zielwasser getrunken, nachdem Kevin Saks bei einem Kopfball nicht mehr genug Druck auf den Ball bekommen hatte, so dass DJK-Keeper Kiefer zupacken konnte (57.).
Borussias Führung in drei Akten: Nach Einwurf Niklas Allenfort verlängert Michael Müller das Leder per Kopf in die Mitte des Fünf-Meter-Raums …
… wo Kevin Saks zunächst nur die Latte trifft, den Abpraller aber in der Hocke geistesgegenwärtig mit dem Kopf ins Tor befördert …
und sich anschließend (mit Nico Christmann, li.) über seinen vierten Saisontreffer freuen darf. (Fotos: -jf-)
Dabei war Borussias Führung nach 45 Minuten absolut verdient. Das Tor entsprang einer Co-Produktion von Niklas Allenfort, Michael Müller und Kevin Saks. Langer Einwurf, Kopfballverlängerung, Latte, Tor – Kevin Saks veredelte in der Hocke die Kombination per Kopf, nachdem der Einschlag zunächst noch vom Aluminium verhindert worden war (29.). Borussias Stürmer, der enorm fleißig arbeitete, dabei auch immer wieder auf die Außenbahn auswich und durch seinen vierten Saisontreffer sichtlich beflügelt war, hätte wenig später den Vorsprung ausbauen können, als er nach einem mit viel Dynamik vorgetragenen Spielzug über die rechte Seite mit Christoph Stemmler und Nico Christmann die Hereingabe direkt nahm, aber Cedric Kiefer reaktionsschnell auf dem Posten fand (35.). Der DJK-Torhüter erwies sich auch bei einem Kopfball von Dylan Sodji als sicherer Fänger (44.), hatte aber Glück, dass Nico Christmann nach weitem Abschlag von Dominik Jost nach einem Missverständnis in der Abwehr der Gastgeber nicht mehr richtig an den Ball kam – das hätte gefährlich werden können (45.+2)! Kurz zuvor war Kiefers Gegenüber Dominik Jost bei einem Abschluss von Pascal Gherram, der nach einem langen Diagonalpass auf der linken Seite ziemlich frei stand, ins bedrohte Toreck abgetaucht und hatte Borussias Führung in die Halbzeit mitgenommen.
Obwohl Marco Dahler und Co. nicht mit leeren Händen ins Ellenfeld zurückkehrten, schmeckte am Ende der sonnige Fußballnachmittag mit mehr als nur einem Hauch von Frühling für alle, die es mit den Borussen hielten, bitter. „Unter dem Strich geht das Remis vor allem wegen der zweiten Halbzeit in Ordnung, wenn auch sehr ärgerlich für die Borussia“, befand der Ex-Borusse im grünen DJK-Trikot, Cedric Hauch, der knapp einer Stunde für Stefan Lorenzo ran durfte. Sebastian Cullmann, der nach dem Abpfiff gemeinsam mit Simon Schreibeisen reichlich geknickt auf dem Kunstrasen hockte, hatte am Sonntagmorgen seine Zuversicht wieder gefunden: „Kopf bleibt oben! Wir finden schon wieder zurück in unsere Form. Momentan soll es halt einfach nicht so sein. Ich bin fest davon überzeugt, dass jeder will und alles dafür gibt.“ Das muss am Mittwoch auf dem Kieselhumes bei Saar 05 (Anstoß: 19.00 Uhr) auch so sein. Denn da wartet auf die Borussen eine Mammut-Aufgabe, bei der Spannung und Konzentration bis zur letzten Sekunde hochgehalten werden müssen. (-jf-)
Statistik: DJK Ballweiler – Borussia 1:1 (0:1)
Borussia: Dominik Jost – Tim Cullmann, Kamil Czeremurzynski (ab 46. Sebastian Cullmann), Marco Dahler, Nico Purket (ab 88. Florian Stopp), Christoph Stemmler, Niklas Allenfort (ab 70. Tim Braun), Nico Christmann, Michael Müller, Dylan Sodji, Kevin Saks (ab 83. Simon Schreibeisen).
Tore: 0:1 (29.) Kevin Saks, 1:1 (90.+8) Pascal Gherram. – Schiedsrichter: Lukas Jungfleisch (1. FC Saarbrücken). – Zuschauer: 320. – Gelbe Karte Borussia: Tim Braun (90.+5).
Unsere Bilder vermitteln Impressionen vom Gastspiel der Borussia bei der DJK Ballweiler. (Fotos: -jf-)
Erstens hätte das Tor schon früher fallen können und außerdem hatte man genügend Zeit den Angriff auf andere Weise zu verteidigen.