Der Ellenfeld-Verein hält nicht nur die Vergangenheit lebendig, sondern engagiert sich in vielen Bereichen rund den Fußball in Neunkirchen und darüber hinaus
Unser Bild: Mitgliederversammlung am Ende des Jahres 2023 mit einigen Mitgliedern des Ellenfeld-Vereins.
Der Name täuscht. Denn den Mitgliedern des Ellenfeld-Vereins e.V. geht es nicht allein um die altehrwürdige Spielstätte der Borussia aus Neunkirchen. Als sich an einem Montag Anfang Juni 2013 im Hotel „Scheiber Hof“ Tobias Fuchs, Rita und Paul Georg, Jens und Jürgen Kelm, Oliver Ludwig, Wolfgang Rausch und Rüdiger Wack zur Gründung zusammenfanden, war man sich schnell einig: Auch wenn man natürlich ein besonderes Augenmerk auf das historische Ellenfeld lege, so solle es satzungsgemäß dem neuen Club darüber hinaus aber auch um die Kulturgeschichte des Fußballsports in der gesamten Saargegend gehen.
Das wurde bislang auch in verschiedene Aktivitäten umgesetzt. Das Highlight stellte sicherlich die Ausstellung „Kleines Land – großer Fußball“ dar, die 2013 anlässlich des 50jährigen Jubiläums der Bundesliga mit 100 historischen Bildern und Objekten nicht nur die großen Zeiten des 1. FC Saarbrücken, des FC Homburg und der Borussia, sondern auch alle 80 Bundesligaspieler des Saarlandes und die Geschichte des Saarfußballs vor der Bundesliga (1920-1963) beleuchtete. Von der damaligen Ministerpräsidentin Annegret Kramp-Karrenbauer eröffnet, fand die Ausstellung, zu der auch die Nominierung einer Saarland-Jubiläumself gehörte, sowohl im Saarpark-Center in Neunkirchen als auch in der saarländischen Vertretung in der Hauptstadt Berlin großen Anklang.
Dank des ehrenamtlichen Engagements der Mitglieder gelang es, das Original-Schaltpult für Polizeidurchsagen aus dem alten Ludwigsparks zu sichern und an das Historische Museum in Saarbrücken zu übergeben. Vereinsmitglied Ralf Pirrmann wusste anlässlich einer Führung zum ersten Sportplatz des FC Homburg auf dem Schlossberg viel Interessantes aus der Geschichte der Grün-Weißen zu referieren.
Original-Eingangspfeiler (oben), Kleiderhaken (Mitte) und Kohlenlore (unten) – nur einige Beispiele für die Arbeit des Ellenfeld-Vereins. (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen, -jf-)
Die Liste der Aktivitäten im Ellenfeld ist umfangreich: So wurde ein Original-Eingangspfeiler aus dem Jahr 1912, als das Stadion erstmals in Betrieb genommen wurde, saniert und durch eine Einhausung gesichert. Die hölzernen Kleiderhaken aus den ehemaligen Spielerkabinen unter der Haupttribüne, an denen Stars wie Fritz Walter, Uwe Seeler und Franz Beckenbauer ihre Sportklamotten aufhingen, konnten restauriert und der Öffentlichkeit im VIP-Raum des Ellenfelds präsentiert werden. Die Original-Kohlenlore unweit des Fan-Blocks 5 symbolisiert die industrielle Vergangenheit der Hüttenstadt, die unmittelbar mit den erfolgreichen Zeiten der Borussia verbunden ist: Denn nicht wenige Spieler, damals noch keine Profis, arbeiteten in den Gruben, auf der Hütte oder im Eisenwerk, das auch zu den Unterstützern des Vereins gehörte. Schließlich ist auch die Überarbeitung und Montage der beiden Gedenktafeln zur Erinnerung an die Gefallenen der Borussia aus den beiden Weltkriegen im Eingangsbereich der Geschäftsstelle das Resultat der engagierten Arbeit des Ellenfeld-Vereins. Ein Herzensanliegen ist der Denkmalschutz: Professor Dr. Jens Kelm, ein profunder Kenner des Stadions, steht im Austausch mit diversen Vertretern des saarländischen Denkmalamtes mit dem Ziel, das geschichtsträchtige Stadion, in dem man noch die Atmosphäre der Bundesliga-Gründerzeit atmen kann, zumindest in Teilbereichen unter Denkmalschutz zu stellen.
Reise in die Vergangenheit: Stadionführungen mit den Experten Jens Kelm und Wolfgang Rausch machen den Besuchern immer wieder viel Spaß, so auch dieser Gruppe von Borussen-Fans aus dem nahen Wiebelskirchen. (Foto: Thomas Eichner)
Bestärkt wird der Verein in diesem Bestreben durch die Erfahrungen bei Stadionführungen. Als Reise in die Vergangenheit werden sie werden von Jens Kelm und Wolfgang Rausch, die diesbezüglich zwecks Promotion und Marketing eine Zusammenarbeit mit der Touristik-Abteilung des Landkreises Neunkirchen anstreben, zu den Heimspielen der Borussia für Interessenten kostenlos angeboten – Spenden sind dabei willkommen. Im vergangenen Jahr wurden Mitarbeiter der Firma SEB (früher: Montum) ebenso durch das Ellenfeld geführt wie Vertreter des sächsischen Fußballverbandes und ehemalige Spieler der Borussia und des FSV Saarwellingen. Auch einige Fangruppen (u.a. Hamburger SV, Mainz 05, FC Schweinfurt 05) kamen in den Genuss der sachkundigen Führungen. Dabei werden die Gäste immer auch an ein ganz besonderes Örtchen im Bauch der Haupttribüne geleitet: Die alte Stadion-Toilette. Von Fritz Walter, dem Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft und Kapitän des 1. FC Kaiserslautern, erzählt man sich, er sei vor viele Spielen sehr nervös gewesen und habe vor dem Anpfiff deshalb öfter die Toilette aufsuchen müssen. Das wird sicher auch im Ellenfeld so gewesen sein, wo es für die Roten Teufel in den Zeiten der einstmals erstklassigen Oberliga Südwest nur selten was zu holen gab. Die Substanzsicherung dieser Toilette ist mittlerweile durch den Ellenfeld-Verein in Angriff genommen worden: Eine defekte Fensterscheibe wurde ausgetauscht, Wandverputzarbeiten wurden durch Wolfgang Rausch und Herbert Grundmann ausgeführt – für die Borussia kostenfrei!
Aufwendige Archivarbeit: Für die Mitglieder des Ellenfeld-Vereins ist das saarländische Sportarchiv in Saarbrücken-Scheidt fast eine „zweite Heimat“ geworden, wenn es gilt Memorabilia und Archivalia aufzuarbeiten. (Fotos: -jf-)
Nicht weniger sind die Mitglieder im eher administrativen Bereich tätig. Arbeiten im Borussia-Archiv, im Landesarchiv in Saarbrücken-Scheidt beherbergt, erfordern diverse Besuche und einen oft hohen zeitlichen Aufwand, um beispielsweise Fotos aus dem Erbe des Fotografen Ferdi Hartung örtlich, zeitlich und personell zuzuordnen. Wichtige Nachlässe (z. B. aus dem Erbe von Torwartlegende Willi Ertz) konnten gesichert und in das Archiv integriert werden. Auch kümmert sich der Ellenfeld-Verein um die Kontaktpflege mit ehemaligen Bundesliga- und 2.Liga-Spielern der Borussia.
Anlässlich der Mitgliederversammlung Ende 2023 wurden für das neue Jahr vor allem zwei Schwerpunkte der Arbeit festgelegt: Erreichen des Denkmalschutz-Status zwecks Erhalt des Ellenfeld-Stadions bzw. wichtiger historischer Teile sowie Ankauf und/oder Tausch von Archivalia. In diesem Zusammenhang ergeht eine Bitte an alle Borussen-Freunde und Fans: Sollten Sie/solltet Ihr in Ihrer/Eurer privaten Sammlung Bilder, Berichte, Zeitungsartikel und anderes über die Borussia besitzen, so ist der Ellenfeld-Verein für eine Einsichtnahme, Digitalisierung oder gar eine Überlassung für das Borussia-Archiv sehr dankbar. Darüber würde sich der Verein einen stärkeren Austausch über das Ellenfeld hinaus freuen. Wenn Professor Dr. Kelm mehr Initiativen aus Saarbrücken, Homburg oder Völklingen auf dem Wunschzettel hat, so möchte er dies nicht als Kritik verstanden wissen: „Es geht um die Vielfalt über das Ellenfeld und Neunkirchen hinaus, so wie es unsere Satzung vorsieht.“ Eine Kontaktaufnahme kann gerne per e-mail an Jens Kelm (jk66421@hotmail.de) erfolgen.
Die Borussia bedankt sich ganz herzlich beim Ellenfeld-Verein für das außerordentlich große Engagement, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann. Man darf ohne Übertreibung sagen: Ohne die Arbeit der Vereinsmitglieder wäre die Borussia-Familie, wäre die Borussia-Historie um ein gutes Stück ärmer. Wenn, wie Wolfgang Rausch erzählt, bei einer Stadionführung mit 30 Schülerinnen und Schülern eines Neunkircher Gmynasiums nicht einmal die Hälfte weiß, dass die Borussia mal in der Bundesliga gespielt hat, dann kann lebendiger Geschichtsunterricht an einem anderen Lernort, hier im Ellenfeld-Stadion, sicher nicht schaden. Denn wer nicht weiß, wo er herkommt, weiß auch nicht, wohin er geht. (-jf-)
Sehr informativ. Danke
Die Arbeit des Vereins Ellenfeld ist nicht hoch genug einzuschätzen. Ich erlaube mir zu behaupten, dass ohne diesen Verein das Ellenfeld schon dem totalen Untergang geweiht wäre.Aber wir alle müssen diese Freiwilligenarbeit unterstützen. Es ist mir selbst unverständlich, warum man in Neunkirchen sowenig Interesse und politischen Willen aufbringt, dieses Kleinod des deutschen Fußballes nicht angemessen zu schützen. Wenn man schon nicht das Stadion unter Denkmalgeschutz stellen will oder kann, sollte man dem zumindest dem Verein Ellenfeld eV ein Denkmal setzen.
Ich bin immer wieder fasziniert über die tollen Berichte rund um das altehrwürdige Ellenfeld. Allen Verantwortlichen gebührt ein ganz dickes Lob für diese uneigennützige Arbeit. Danke
habe in vielen Stadien gespielt, aber das Elberfeld war mein zuhause! Unter dem damaligen Trainer Schwager mit all den heimischen Stars, Ertz Willi, Jupp Henkes
Eichhorn nicht zu vergessen Teamleiter Kunz. Schön dass dieses Stadion weiterleiten.!!!