War die Saison 1970/71 für die Borussen schon gut gelaufen, so entwickelte sich die Runde 1971/72 zum nie erwarteten großen „Knüller“. Die auf obigem Foto (ohne Stammkeeper Willi Ertz) in der „Fußballwoche“ abgebildete Mannschaft des neuen alten Trainer Adi Preißler, der nach seiner erfolgreichen Tätigkeit von 1960 bis 1962 mit viel Vorschusslorbeeren ins Ellenfeld zurückgekehrt war, kann in 30 Spielen der Regionalliga Südwest nur ein einziges Mal (1:3 beim FK Pirmasens) besiegt werden.
Weitere Superlative: In 15 Heimspielen begeistern die Borussen ihr Publikum ein ums andere Mal und geben lediglich beim 1:1 gegen den SV Alsenborn einen Punkt ab. Phönix Bellheim wird ebenso wie die Spvgg Andernach mit 7:0 aus dem Stadion gefegt. Mit Traditionsclub Wormatia Worms machen die Preißler-Jungs beim 6:1 wenig Federlesens. Das ewig junge Derby gegen den alten Rivalen aus Saarbrücken erweist sich allerdings als sehr spannend: Am Ende bleiben aber die Punkte mit 3:2 in Neunkirchen. Die beeindruckende Heimbilanz: 54:6 Tore, 29:1-Punkte, ein Novum in der Geschichte der Regionalliga Südwest!
Auf fremden Plätzen läuft es zwar nicht ganz so gut (Borussia musste sich gleich neunmal mit Punkteteilungen zufrieden geben, darunter ein 0:0 im Saarbrücker Ludwigspark), doch am Ende sicheren sich die Borussen (48:12-Punkte) mit deutlichem Vorsprung vor Röchling Völklingen (41:19) und dem SV Alsenborn (38:22) den Südwest-Titel. Wieder heißt also das Ziel: Rückkehr in die Bundesliga. Coach Preißler („Die Wahrheit liegt auf dem Platz!“) äußert sich zuversichtlich: „Zweimal hat Borussia den Aufstieg geschafft, ist im Vorjahr Zweiter geworden. Wir können die Aufstiegsrunde mit Gelassenheit angehen!“ Hier müssen sich die Borussen mit Westmeister Wuppertaler SV sowie den Vizemeistern aus dem Süden (FC Bayern Hof), Norden (VfL Osnabrück) und Berlin (Tasmania) auseinandersetzen. Mit einem Déjavù-Elebnis: Denn wieder reicht es nicht zum Sprung in Liga 1! Der Wuppertaler SV (mit dem Ex-Borussen-Trainer Horst Buhtz) ist eine Klasse für sich und marschiert – nicht zuletzt der Treffer seines Torjägers Günter Pröpper – unangefochten und verlustpunktfrei durch die Runde, auch im Ellenfeld gewinnt die Mannschaft vom Stadion am Zoo mit 2:0.
Die Borussia erwischt dagegen einen klassischen Fehlstart: Nach Niederlagen in Hof (1:3), gegen Wuppertal und in Osnabrück (0:2) lässt ein deklassierendes 10:0 gegen Tasmania Berlin wieder leichte Hoffnungen aufkeimen. „Fünf Tore schoss ein Mann namens Jürgen Papies, von der Frankfurter Eintracht gekommen, ein schillernder Paradiesvogel, technisch brillant, nicht nur in Fußballerkreisen im Saarland in Erinnerung geblieben“, notiert Borussen-Chronist Armin König. Die Borussen gewinnen zwar auch die Heimspiele gegen Osnabrück (2:0) und Hof (4:3), doch auf fremden Plätzen ist weiter rein gar nichts zu holen: Kann man dem späteren Aufsteiger aus Wuppertal nahe der Schwebebahn beim 2:3 noch gut Paroli bieten, setzt es nach den Niederlagen in Hof und Osnabrück auch in Berlin bei der Tasmania ein 1:3. Wieder vertritt der Südwestmeister als Dritter der Gruppe 1 die Region respektabel, doch das Ziel, nach 1964 und 1966 in die bel-etage des deutschen Fußballs aufzusteigen, wird erneut verfehlt. Borussia muss einen neuen, einen dritten Anlauf nehmen. Sind aller guten Dinge drei? (-jf-)
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