Mittelfeldspieler Alexander Velikov wird ab Juli in den USA sein BWL-Studium finalisieren / Spielerpass bleibt für alle Fälle bei der Borussia / Christian Schübelin bescheinigt eine „gute Entwicklung“
Wer Abschied nimmt, lässt etwas zurück, um etwas Neues zu entdecken. Dieser Gefühlsmix aus Wehmut und Vorfreude ergreift Alexander Velikov (Foto oben/ -jf-), wenn er Ende Juli nicht nur sein persönliches Umfeld in Kaiserslautern, sondern auch seine sportliche Familie bei der Borussia verlässt, um in den kommenden zwei Jahren sein BWL-Studium in den USA zu beenden. Dass er sich seit seinem Wechsel vom SV Steinwenden im vergangenen Sommer im Ellenfeld von Tag zu Tag besser eingelebt und sehr wohl gefühlt hat, daraus macht der Mittelfeldspieler keinen Hehl: „Die Entscheidung, das Borussia-Trikot zu tragen, habe ich nicht bereut. Ich bin dankbar für die Unterstützung der Fans, für jedes Spiel, für jedes Training, für alles, was ich hier lernen durfte.“
Beliebt bei den Fans, geschätzt beim Trainer: „Versuche, alles zu geben und da zu sein, wenn ich gebraucht werde“, ist Alexander Velikovs Mentalität. (Fotos: -jf-)
22 Einsätze stehen vor dem Finale gegen Hertha Wiesbach auf seinem Konto – für einen jungen Spieler, dazu Neuzugang, wahrlich keine schlechte Bilanz, auch wenn er oft genug erst im Laufe des Spiels ins Rennen geworfen wurde. „Ich versuche immer, alles zu geben und da zu sein, wenn ich gebraucht werde“, lautet die Maxime des jungen Mannes mit bulgarischen Wurzeln. „Zuverlässig, lernwillig, großer Trainingsfleiß, eine Bereicherung fürs Team“, hält Trainer Christian Schübelin große Stücke auf den eher zurückhaltenden 22jährigen und bedauert es, „dass Alex durch seine Mittelfuß-Verletzung im November in einer Zeit, in der er richtig gut drauf war, in seiner Entwicklung ein bisschen gestoppt worden ist. Aber er hat sich jetzt wieder herangearbeitet und ist in Merchweiler auch mit dem Einsatz in der Startelf dafür belohnt worden.“
Spiele, die im Gedächtnis bleiben – für Alex Velikov das Saarlandliga-Spiel in Herrensohr mit seinem Tor zum 3:1 (oben) und das Pokalspiel vor großer Kulisse gegen den 1. FC Saarbrücken (unten). (Fotos: -jf-)
Aus dem Borussen-Jahr wird Alexander Velikov vor allem das Pokalspiel gegen Saarbrücken in besonderer Erinnerung bleiben: „Nicht viele Amateurfußballer haben die Gelegenheit, gegen Profis vor solch einer Kulisse zu spielen“, sagt er. Auch sein einziges Liga-Tor beim Sieg in Herrensohr ist hängengeblieben: Fünf Minuten vor dem Ende übernahm Borussias Nummer 28 eine Vorlage von Nico Christmann, schüttelte im Laufduell seinen Gegenspieler Mick Roller ab, behielt auch alleine vor dem herausstürzenden Torwart Silva die Nerven und belohnte sich mit dem 3:1 für eine engagierte Leistung, mit der er nach seiner Einwechslung nochmal neuen Schwung ins Team gebracht hatte. Einen weiteren Treffer steuerte Alexander Velikov beim 4:1-Pokalerfolg in Bierbach bei.
Kicken wird er in Zukunft studienbegleitend auch in den Staaten. Im College-Fußball will er Fuß fassen und sich weiterentwickeln. Von dort war einst – die Borussen-Fans erinnern sich – auch Roman Torres ins Ellenfeld gekommen. Ihn kennt Alexander Velikov im Übrigen schon, „seit wir 13, 14 Jahre alt waren.“ Der Grund: „Beim meinem ersten Verein, dem SFC Kaiserslautern mit Trainer Axel Roos, wurde ein Amerika-Austausch initiiert. Die Amerikaner waren drei Wochen bei uns, wir waren drei Wochen in Dallas. Dort haben Roman und ich uns kennengelernt“, erzählt Alexander Velikov. Dieser Austausch hat ihn schon damals auf die Idee gebracht, später einmal in den USA zu studieren – eine Gelegenheit, die sich jetzt ergeben hat, ein weiterer Schritt in die Selbstständigkeit. Die Chance will er deshalb gerne beim Schopf packen, um menschlich wie sportlich seinen Horizont zu erweitern. Dass der US-College-Fußball auf recht hohem Niveau spielt, kommt ihm als Sportler ebenso entgegen wie die Tatsache, dass er dadurch auch sein Studium zumindest teilweise finanzieren kann.
Man kennt sich: Roman Torres (li.) und Alexander Velikov trafen sich schon in ganz jungen Jahren bei einem Fußballaustausch in Dallas und Kaiserslautern. (Fotos: -jf-)
Die Kontakte ins Ellenfeld wird er dank moderner Medien weiter pflegen und die Borussia nicht nur im Herzen mitnehmen: „Alex wird uns in der Vorbereitung noch zur Verfügung stehen und auch für alle Fälle seinen Spielerpass hierlassen“, erklärt Christian Schübelin. Das ist ganz in Alexander Velikovs Sinn: „Man kann zwar nie zu 100 Prozent so weit im Voraus planen, aber es ist schon mein Wunsch, nach Beendigung meines Studiums nach Deutschland zurückzukehren und dann wieder das schwarz-weiße Trikot zu tragen. Wenn ich zurückkomme, ist die Borussia vielleicht ja auch wieder aufgestiegen!“ Man geht eben niemals so ganz. Abschiede sind nicht das Ende, sondern ein leises Versprechen auf ein Wiedersehen. (-jf-)