Interview mit Max Hermann, dem neuen Physiotherapeut der Borussia
Unser Bild: Mit Kompetenz und Leidenschaft hat sich Borussias neuer Physiotherapeut Max Hermann (hier im Spielerkreis, 2. v.l., mit Julian Flammann, Marco Dahler und Jan Luca Rebmann) menschlich wie fachlich eine hohe Akzeptanz erworben. (Foto: -jf-)
Dem aufmerksamen Beobachter im Ellenfeld, wird es nicht entgangen sein, dass Borussia einen neuen Mitarbeiter im Gesundheitsteam hat. Max Hermann hat Horst Martin abgelöst und kümmert sich seit Beginn der Saison intensiv um Sehnen, Bänder, Knochen und Muskeln der Borussen. Der 29jährige staatlich anerkannte Physiotherapeut (mit Staatsexamen) wohnt in Saarbrücken, wo er zurzeit dabei ist, eine eigene Praxis aufzubauen. Im ausführlichen Interview wird schnell deutlich, dass Max Hermann weit mehr ist als nur ein Medizinmann, der dafür sorgt, dass Verletzungen möglichst schnell auskuriert werden. Ganzheitlicher Blick auf die ihm anvertrauten Sportler, Nachhaltigkeit, Transparenz und Eigenverantwortung – das sind die Themen, die sich Max Hermann auf die Fahnen geschrieben hat. Und dabei ausgesprochene Fachkompetenz mit Leidenschaft für seinen Beruf verbindet.
Wie bist Du zum Berufswunsch „Physiotherapeut“ gekommen?
MH: In meiner Jugendzeit habe ich mich immer sehr für Sport interessiert. Als ich dann im Zivildienst im Rettungsdienst gearbeitet habe, konnte ich mich auch für die Medizin begeistern und kam dann auf den Gedanken, beides in der Tätigkeit des Physiotherapeuten auf für mich ideale Weise zusammenzuführen.
Was bedeutet der Beruf für Dich?
MH: Phyisotherapie ist ein Berufsfeld, das meiner Auffassung ganz besonders etwas mit Berufung zu tun hat und alles andere als ein Nine-to-five-Job darstellt. Denn mit einer solchen Einstellung kann ich meinen Patienten wenig helfen. Für mich ist mein Beruf Leidenschaft, die man auch braucht, wenn ich nicht einfach nur an den Symptomen von Beschwerden herumdoktern, sondern der Ursache auf die Spur kommen will. Da muss man sich richtig reinknien, um was zu verändern. Die Gesundheit meiner Patienten ist ein hohes Gut. Dafür erwarte ich aber auch, dass die Patienten aktiv mitarbeiten.
„Grenzenlos“ ist der Name Deiner Praxis in Saarbrücken. Warum wurde dieser Name gewählt?
MH: Der Name lässt sehr viel Raum offen für eigene Interpretation. Einerseits sind es körperliche Einschränkungen die Menschen zu mir in die Praxis treiben, andererseits sind es auch ganz allgemein Grenzen in unseren Köpfen, die uns Dinge nicht verwirklichen lassen. Häufig sind es sowohl körperliche als auch mentale Grenzen. Man kann Körper und Geist nicht voneinander trennen.
Hast Du auch selbst Fußball gespielt?
MH: Ja, ich habe mal ein Jahr A-Jugend beim großen STV Urweiler gespielt, nur um sagen zu können, dass ich mal Fussball gespielt habe, ich wäre aber auch jederzeit bereit bei der Borussia in der Innenverteidigung auszuhelfen 😉 Darüber hinaus habe ich während meines einjährigen USA-Aufenthaltes als 16jähriger Basketball gespielt und dabei eine völlig andere sportliche Mentalität kennengelernt: Dort ging es nur um Effizienz und Gewinnen!
Hast Du schon einmal einen Verein betreut?
MH: Im Rahmen meiner Ausbildung habe ich 2015 beim 1. FC Kaiserslautern die U23 und A-Jugend betreut. Desweiteren habe ich viele Boulderer (Kletterer) und Yogis als Patienten.
Wie bist Du bei der Borussia gelandet?
MH: Ganz unerwartet habe ich im Juni 2019 eine erste vorsichtige Anfrage von meinem Freund Philippe Konstantin Persch bekommen, der dann den Kontakt zu seinem Vater Gunther, dem sportlichen Leiter der Borussia, herstellte. Philippe Persch kenne ich schon ganz lange. Wir haben zusammen Abitur gemacht und zwei Jahre zusammen gewohnt, er im Studium, ich in der Ausbildung. Nach guten Gesprächen mit Sportvorstand und Trainer war für mich dann schnell klar, dass ich das machen will. Schon in der Vergangenheit hat mir die Arbeit mit Sportlern immer viel Freude bereitet. Deshalb konnte ich mir schon immer vorstellen, in den Fußball zurückzukehren. Neben dem Aufbau meiner Praxis mit einem noch nicht komplett ausgelasteten Terminplan hat sich dies als tolle Gelegenheit für mich ergeben.
Was sind Deine Ziele bei Borussia?
MH: In meiner Praxis sehe ich sehr viele ehemalige Fußballer, die häufig 30 Jahre nach ihrer aktiven Karriere mit erheblichen Gelenkbeschwerden zu mir komme. Deshalb möchte ich die mir anvertrauten Spieler dahingehend schulen, dass Sie frühzeitig eigenverantwortlich und nachhaltig lernen, ihren Körper zu pflegen und ein Bewusstsein für ihre Gesundheit entwickeln. Sie sollen verstehen, dass ihr Körper ein Werkzeug ist, das man pflegen und quasi warten muss, damit man es lange gebrauchen kann. Die Spieler sollen verstehen, was sie schon mit kleinen Ansätzen bewirken können. So sind zum Beispiel Dehnübungen und Auslaufen nach Spielen erste wichtige und sinnvolle Schritte zur Regeneration. Darauf versuche ich hinzuwirken.
Wie muss man sich die Betreuung der Borussia, auch unter der Woche, konkret vorstellen?
MH: Im Idealfall bin ich zwei mal die Woche beim Training dabei, leider lässt sich das nicht immer einrichten. Vor dem Training geht es darum, die Spieler mit geringen Blessuren zu behandeln und vor allem präventiv zu agieren. Während des Trainings behandele ich die Spieler mit schwerwiegenderen Verletzungen, die nicht am Training teilnehmen könne. Das geschieht einerseits durch passive Anwendungen, allerdings auch durch Gespräche, in denen Aufklärung über die Verletzung geleistet und der weitere Behandlungsweg besprochen wird. An Spieltagen werden auch kleine Blessuren nochmal behandelt und getapet. Wenn das Spiel dann angepfiffen wird, ist es für mich etwas entspannter, da sitze ich nur auf der Bank und hoffe, dass ich nicht wegen einer Verletzung das Feld betreten muss. Und nach dem Spiel ist vor dem Spiel. Dann werden die Belastungen des Spiels ein wenig ausgebügelt und eventuelle Verletzungen versorgt.
Das alles in Absprache mit Vereinsarzt Dr. Sebastian Richter …
MH: Ja, der Doc ist für die Diagnose zuständig und tut seinen Teil zur Genesung eines verletzten Spielers, zum Beispiel durch Spritzen, Salben oder Medikamente. Dann ist es an mir, die Gesundung durch physiotherapeutische Maßnahmen voranzutreiben. Anschließend schaut dann Sebastian Richter wieder drauf und wir überlegen gemeinsam, ob ein Spieler wieder einsatzbereit ist. So hat der Spieler quasi eine doppelte Absicherung – durch den Arzt und den Phyiotherapeuten. Die Zusammenarbeit mit Sebastian Richter funktioniert super und unkompliziert – im Übrigen nicht nur im Verein, sondern auch in meinem Praxisbetrieb. Dafür bin ich sehr dankbar. Wie ich überhaupt sehr dankbar bin für all die netten Menschen, die mich bei der Borussia so toll aufgenommen haben und mich in so vielen Dingen unterstützen.
Ein kleiner Ausblick auf Deine Zukunft im Ellenfeld?
MH: Es gibt natürlich viele kleine Schrauben, an denen man noch drehen kann. Das ganze Thema Regeneration kann noch verbessert werden, aber auch das sind langfristige Prozesse. Es gibt Verletzungen, die man natürlich nicht komplett vermeiden kann, wie z.B. Traumen, aber der Anspruch sollte es dennoch sein, den Verletzungsstand so gering wie möglich zu halten und denen, die sich verletzen, dann nachhaltig zur Genesung zu verhelfen.
In Deiner Freizeit beschäftigst Du Dich gerne mit Yoga. Was macht das mit Dir?
MH: Yoga ist weit mehr als Sport, Yoga ist eine Philosophie und das Anstrengendste, was ich je gemacht habe, und tut mir sehr gut. Nicht nur was die Athletik betrifft, sondern auch unter dem Aspekt der Kraft. Man wird beweglicher, bekommt ein besseres Körpergefühl, wird entspannter. Da hängen so viele Dinge dran. Insgesamt ist Yoga, gerade unter ganzheitlichen Blickpunkt auf den Menschen, eine unglaublich sinnvolle Sache.
Max, herzlichen Dank für das offene und ausführliche Gespräch! Die Borussia wünscht Dir weiter viel Glück und Erfolg bei Deinem Wirken und hofft auf eine noch lange gute Zusammenarbeit! (-jf-)
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