Torhüter Maximilian Strack im Porträt / Früher als Fan im Ellenfeld / Sein Traum: Endlich auch mal im Stadion spielen!
Unser Bild: Pokal-Zeit ist Strack-Zeit! Immer wenn das Flutlicht anging, war Maximilian Stracks Qualität im Borussen-Tor gefragt, darüber hinaus konnte der 25jährige Back-Up für Philippe Persch in drei Saarlandliga-Einsätzen voll überzeugen! (Foto: Susi Welter)
Den ersten Samstag im September wird Maximilian Strack so schnell nicht vergessen. In wenigen Minuten soll das Spitzenspiel zwischen den Sportfreunden Köllerbach und der Borussia angepfiffen werden. Philippe Persch kommt vom Aufwärmen in die Kabine, klagt über ein Ziehen im hinteren rechten Oberschenkel, will das Risiko einer größeren Verletzung unbedingt vermeiden. „Du musst ran“, heißt es jetzt für den zweiten Mann zwischen den Pfosten. Saarlandliga-Premiere für den Neuen, der im Sommer ins Ellenfeld gekommen ist. Aus Merchweiler, wo Borussia mit Horst Kirsch schon einmal einen tollen Fang gemacht hatte. 90 und ein paar Minuten später haben die Borussen im Stadion an der Burg 2:0 gewonnen, der Persch-Vertreter gleich beim ersten Auftritt die weiße Weste bewahrt und darf sich im Mannschaftskreis über ein gelungenes Debüt im blauen Borussen-Torwarttrikot freuen. Das Lob von Co-Trainer Özal Acar hat er sich mehr als verdient: „Wir mussten uns von Beginn an überhaupt keine Sorgen machen: Maxi hat von Beginn an große Sicherheit ausgestrahlt und ein souveränes Spiel abgeliefert.“
Dreimal durfte Maximilian Strack bisher in der Saarlandliga ran: Neben der Partie im Köllerbach noch beim 1:1 auf der Steinbacher Trift und beim 4:1 zum Rückrundenauftakt gegen die SG Mettlach-Merzig. Im Pokal ist er ohnehin der Stammkeeper. Und da dort Oberliga-Absteiger Eppelborn die Borussen nach einem 2:2 nach 120 Minuten erst per Elfmeterschießen aus dem Wettbewerb warf, darf Maximilian Strack für sich in Anspruch nehmen, in dieser Spielzeit bislang noch unbesiegt zu sein!
Zuspruch vom Team vor dem Spiel, fokussiert beim Eckball, sicherer Zugriff auf den Ball (v.l.) – Szenen vom Debüt in Köllerbach. Ganz entspannt genießt Maximilian Strack mit (v.l.) Nico Christmann, Niklas Allenfort und Tiziano Pompa den 2:0-Sieg (unten / Fotos: -jf-)
Ein Traum ist allerdings noch unerfüllt. Der steht ganz oben auf dem Wunschzettel für 2023: „Einmal im Ellenfeld-Stadion spielen! Dafür brenne ich“, sagt der 25jährige mit glänzenden Augen. „Wenn die Gegner hierhin kommen und das Spielfeld betreten, zücken die meisten erstmal ihr Handy und machen ein Foto von der ehemaligen Bundesliga-Arena. Das ist ein Juwel unter den historischen Stadien in Deutschland“, hat er festgestellt. Nicht ohne Stolz: Denn früher hat er dort selbst als Fan gestanden, zusammen mit seinem jetzigen Mitspieler Nico Purket, gestanden und die Borussen angefeuert, meist begleitet von seinem Opa. Der kommt bis heute noch ins Ellenfeld zur Borussia. „Sofern es die Gesundheit zulässt“, schränkt Maximilian Strack ein. Der Opa gehört zu denen, denen er viel zu verdanken hat auf seinem Weg: „Er war und ist Borussen-Fan ohne Ende. Als ich ihm vom Angebot der Borussia erzählte, hat er mich darin bestärkt, es anzunehmen. `Mein Enkel im Ellenfeld´, hat er voller Freude ausgerufen, da sind ihm fast die Tränen gekommen. Er und meine Eltern haben mich immer Woche für Woche zum Training und zu den Spielen gefahren, in Homburger Zeiten viermal in der Woche.“
Dass der Fußball ihn schon in jungen Jahren in seinen Bann zog, beweist ein Bild, auf dem der kleine Maximilian einen Bayern-Schal trägt. Und da der Sportplatz in seiner Heimat Landsweiler-Reden mal gerade 200 Meter Luftlinie vom Elternhaus entfernt lag, war es keine Frage, dass er bis zum ersten C-Jugend-Jahr dort dem runden Leder hinterherjagte. Dabei hat der Mini-Strack noch gar nicht dort gestanden, wo jetzt der Maxi-Strack steht: Zwischen den Pfosten! Nein, Feldspieler war er anfangs. Erst als der Torwart ausfiel und Ersatz gesucht wurde, fiel die Wahl auf ihn. „Ich hatte keine Angst, ins Tor zu gehen. Und seitdem ist das meine Position“, erzählt er. Ganz klassisch war schon immer „Titan“ Oliver Kahn sein Vorbild: „Charismatisch, authentisch, glaubwürdig. Ein echter Typ!“ Das hat Maximilian Strack beeindruckt, der im zweiten Jahr C-Jugend dem Ruf des FC Homburg ins Waldstadion folgte und ein Jahr Regionalliga spielte, ehe er die Jugendzeit an er Kaiserlinde in Elversberg zum Abschluss brachte.
Im Illtal beim FV Eppelborn folgten dann die ersten Schritte im Seniorenbereich. Und dort feierte Maximilian Strack gleich auch seinen bislang größten Erfolg, gewann unter Coach Jan Berger den Saarlandliga-Titel und stieg in die Oberliga auf. Das entscheidende Spiel beim VfL Primstal hat einen festen Platz in seinem Fußballgedächtnis: „Vor 3000 Zuschauern haben wir 2:0 gewonnen, mein heutiger Mannschaftskamerad Kevin Saks hat uns damals in Führung geschossen, für mich als junger, noch unerfahrener Kerl ein Riesenerlebnis. In der Hinrunde habe ich noch die Bank gedrückt. Dann verletzte sich unser Stammkeeper und ich durfte ran.“ Auf ihn ist eben Verlass. Wie im September in Köllerbach.
Von welchem Trainer hat er bisher am meisten profitiert? „Schwer zu sagen, alles unterschiedliche Typen, kaum vergleichbar. Jan Berger ist ein Coach mit wahnsinnig viel Ausstrahlung, er besitzt ein gutes Feeling für die Spieler, gepaart mit der nötigen Autorität. Dort, wo er arbeitet, war und ist Erfolg“, zollt er seinem damaligen Eppelborner Übungsleiter großen Respekt. Und bei Borussia? „Peter Rubeck macht fachlich sicher keiner was vor. Thorsten Lahm ist wieder ganz anders, bringt viel Lockerheit rein und gibt dem Team Freiräume, die uns guttut, kann aber auch, wenn nötig, streng sein. Er hat uns viel von sich erzählt, schließlich war er auch mal Profi. Von daher hat er den Spielerblick und großes Verständnis für uns.“ Zwischen den Zeilen ist deutlich spürbar, dass Maximilian Strack die Arbeit mit Thorsten Lahm großen Spaß macht.
Ob mit dem Fuß (oben) oder der Hand (unten) – auch in Steinbach war auf Maximilian Strack Verlass. Nur durch Elfmeter war Borussias Torwart zu bezwingen. (Fotos: -jf-)
Zu gerne würde der Torwart diese Zusammenarbeit mit den Teamkollegen und Thorsten Lahm am Ende der Saison auch mit dem Aufstieg krönen. „Am besten ohne Relegation. Dieses Ziel steht über allem, da stecke ich auch gerne mit meinen persönlichen Zielen zurück.“ Klar, dass er natürlich am liebsten dauerhaft spielen würde. Doch weiß er aufgrund bisheriger Erfahrungen, wie schnell er gefragt sein kann. Siehe Primstal, siehe Köllerbach. „Und dann will ich auf den Punkt da sein, dafür arbeite ich“, sagt Maximilian Strack, der sich mit Philippe Persch gut versteht: „Die Trainingsarbeit mit ihm macht viel Freude, zwischenmenschlich passt das, ist sehr harmonisch.“ Weshalb er sich gut vorstellen kann, länger im Ellenfeld zu bleiben: „Wenn man wie ich in Neunkirchen groß geworden ist, gibt es nur die Borussia. Die Vertragsgespräche stehen jetzt langsam an, die Aussichten, auch im nächsten Jahr das Borussen-Trikot zu tragen, sind, jedenfalls von meiner Seite aus, ganz gut.“ Weiteres Argument: Der gute Teamspirit. Maximilian Strack fühlt sich „schnell integriert und sehr gut aufgenommen“.
Und wenn er einmal nicht auf dem Trainingsplatz steht oder in den Stadien der Saarlandliga unterwegs ist, unternimmt er viel mit Familie und Freunden und ist auch einer Partie Schach nicht abgeneigt – mit Auswirkungen auf den Fußball: „Schach fördert ungemein das strategische Denken, verlangt zu antizipieren, was der Gegner vorhat. Das schadet dem fußballerischen Denken mit Sicherheit nicht“, glaubt Maximilian Strack, der noch in Schiffweiler wohnt, aber bald ein Domizil in Ludwigsthal bezieht. Beruflich ist er viel „on the road“, „bearbeitet“ nach seinem BWL-Studium mit Schwerpunkt Finanzdienstleistungen als Selbstständiger in der Versicherungsbranche im Außendienst das Saarland und Teile von Rheinland-Pfalz (Trier, Mainz). Auf den Aufkleber „Alte Liebe lebt“ auf dem Firmenhandy wird er oft angesprochen: „Du bist Fan? Wie, du spielst da?“ bekommt er dann zu hören und muss immer wieder feststellen: „Die Borussia ist auch heute noch eine Hausnummer!“ Das Borussen-Trikot tragen zu dürfen, erfüllt ihn deshalb mit Stolz. Deshalb will er nur allzu gerne dazu beitragen, den Glanz der fast 117 Jahre „alten Dame“ wieder aufzupolieren, und sich dabei im Frühjahr auf erneuertem Grün einen Traum erfüllen: Endlich im Ellenfeld-Stadion zwischen den Pfosten stehen und den Gegner schachmatt setzen! (-jf-)
Sehr schöner Bericht