Interview mit dem Ex-Borussen Roland Rein vor dem Meistertreffen und Legendenspiel am 17. Mai (Anstoß: 18.00 Uhr) im Ellenfeld
Kämpfen, kratzen, beißen, keinem Duell aus dem Weg gehen, keinen Ball verloren geben. Attribute eines „Kampfschweins“. Ein Titel, mit dem seinerzeit die Fans des FC Schalke 04 ihren belgischen Eurofighter Marc Wilmots adelten. Einen Spieler mit dieser Mentalität gab es auch in den Reihen der Borussia aus der Hüttenstadt, aufgrund ihrer Trilogie aus Kohle, Eisen und Fußball gerne auch mal „Schalke des Südwestens“ genannt: Roland Rein! „Bodenständig mit Kämpferherz, Führungsspieler mit Hammerschuss“, so wurde der zentrale Mittelfeldspieler, fraglos einer der absoluten Publikumslieblinge im Ellenfeld, einmal von Nicky Kassner im Borussen-Blog „Stahlwerk“ charakterisiert. In der Jugend des SV Grügelborn im Landkreis St. Wendel groß geworden, wo er von der F- bis zur A-Jugend alle Teams durchlief, war Roland Rein erst zum VfB Theley und von dort ins Ellenfeld gewechselt. Nach einem Intermezzo bei der SV Elversberg heuerte er ein zweites Mal bei der Borussia an, ehe er nach 174 Spielen und 16 Toren im Borussen-Trikot in Ober- und Regionalliga sowie dem Gewinn des Saarlandpokals weiter zum FC Homburg zog. Ein weiterer Höhepunkt seiner Laufbahn: Zwölf Spiele absolvierte Roland Rein für die deutsche Bundeswehr-Nationalmannschaft, spielte 2007 bei der Militär-WM in Mumbai/Indien gegen Kameran, Südkorea und Afghanistan. Ein Jahr später war dann Schluss mit höherklassigem Fußball. „Back to the roots“ hieß es für Roland Rein. Als Spielertrainer führte er seinen Heimatclub aus Grügelborn bis in die Landesliga führte, übernahm anschließend auch in St. Wendel erst auf der Trainerbank, dann auch im Vorstand sportliche Verantwortung. Heute ist Roland Rein „nur“ noch Jugendtrainer, coacht seine Söhne Anton (16) und Moritz (13.). Im Interview erinnert sich der heute 46jährige an seine bewegte Zeit im Ellenfeld und freut sich auf das Meistertreffen am 17. Mai.
Roland, was empfindest Du, wenn Du an Neunkirchen und die Borussia denkst?
RR: Je näher der Tag des Meistertreffens rückt, desto mehr Melancholie kommt auf. Die Zeit im Ellenfeld war die erfolgreichste Phase meiner aktiven Laufbahn mit dem Aufstieg in die Regionalliga 2002 und dem Saarlandpokalsieg 2003. Die sind viele Bindungen geblieben – gerade für mich als Saarländer, der ich ja im Einzugsgebiet der Borussia groß geworden bin, ist der Verein immer noch eine außergewöhnliche Nummer. Erst im Nachgang werden mir immer mehr die Tradition und die großen Zeiten der Borussia bewusst, wenn ich die Leute erzählen höre, wie sie früher zu Fuß ins Ellenfeld marschiert sind, um die Borussia zu sehen. Die öffentliche Wahrnehmung ist immer noch immens, wie ich oft erfahren kann.
Welche konkreten Erinnerungen verbindest Du mit Deiner Zeit im Ellenfeld?
RR: Kein Zweifel: Wie wir das Ding am letzten Spieltag 2002 beim 3:0 in Salmrohr gerockt haben und anschließend gegen Mitternacht im Ellenfeld empfangen wurden, bleibt unvergessen. Auch der Gewinn des Hallenmasters und der Sieg im Saarlandpokal 2003, trotz drohender Insolvenz, ist etwas ganz Besonderes, vor allem weil in dieser Spielzeit ja außerhalb des Sports vieles nicht gut gelaufen ist. Es herrschte deshalb bei uns, die wir als verschworener Haufen noch übrig geblieben waren, eine Riesenfreude, die schwierige Spielzeit noch so positiv abgeschlossen zu haben. Noch heute habe ich das kuriose goldene Tor von Björn Kriegshäuser mit dem Außenrist ins lange Eck zum goldenen Tor im Pokalfinale gegen den FC Homburg im Kopf. Leider habe ich ja anschließend das Ellenfeld verlassen und konnte das legendäre DFB-Pokalspiel gegen Bayern München, das für den Verein ja auch wirtschaftlich enorm wichtig war, nicht mehr miterleben. Aus der Meisterrunde ist mir auch der wohl mitentscheidende Punktgewinn beim 1:1 bei den Amateuren von Mainz 05, damals ein hartnäckiger Titelkonkurrent für uns, noch gut in Erinnerung. Der Druck war enorm groß für uns. Flutlichtspiel im alten Bruchweg, 1500 Zuschauer, davon mehr als die Hälfte aus Neunkirchen, ich konnte einen Elfmeter zum Ausgleich verwandeln und nach dem Spiel mit den Fans die „Humba“ machen – einfach ein geiler Abend, da bekomme ich heute noch Gänsehaut!
Oberliga-Meister und Saarlandpokalsieger mit der Borussia: Roland Rein fiebert dem Wiedersehen mit den „alten“ Kollegen entgegen. (Fotos: Thomas Burgardt, vielen Dank!)
Hast Du noch Kontakte nach Neunkirchen und zu ehemaligen Mitspielern?
RR: Natürlich, das ist nie abgerissen. Mit Jörg Nehren und Ingo Berens habe ich mich vor kurzem noch in Trier getroffen Mit Werner Mörsdorf habe ich ja gleich zweimal die Meisterschaft gewonnen: Einmal mit dem VfB Theley und dann mit der Borussia. Leider fehlt mir momentan die Zeit, mal wieder ein Spiel im Ellenfeld zu besuchen, da ich am Wochenende immer mit meinen Jungs unterwegs bin. Aber es vergeht kein Spieltag, an dem ich nicht gleich schaue, wie die Borussia gespielt hat.
Wie nimmst Du als ehemaliger Borusse den Verein denn jetzt wahr? Wie siehst Du die Zukunft?
RR: Dazu folgende kleine Geschichte: Am vergangenen Sonntag habe ich mich in Elversberg beim Spiel gegen Hertha BSC mit Sascha Purket getroffen. Das wirkt für mich irgendwie immer noch ein bisschen surreal. Ich habe zu meiner Frau gesagt: „In Elversberg sind 10.000 Zuschauer, ein paar Kilometer weiter im Ellenfeld würden es heute 30.000 sein.“ Ihre Antwort: „Ich weiß genau, was du meinst.“ Die Strahlkraft der Borussia ist immer noch groß und ungebrochen, sportlicher Erfolg könnte hier einiges, was schlummert, wieder wecken. Man muss im Ellenfeld die Zukunft anpacken. Was ich gut finde: Dass die man wieder auf die Jugend baut. Zu meinen Jugendzeiten gab es im Saarland nur zwei Clubs, zu denen es junge Talente zog: Saarbrücken und Neunkirchen. Aber die Jugendarbeit wurde dann leider im Ellenfeld eine Zeit lang arg vernachlässigt. Aber da die Borussia das große Geld nicht hat, muss man diesen Weg konsequent verfolgen, um was hinten dran zu haben. Und die Borussia zieht immer noch, hat ein großes Einzugsgebiet und – nicht zu vergessen – ein tolles Stadion!
Wie groß ist die Vorfreude auf das Wiedersehen mit den alten Weggefährten am 17. Mai?
RR: Riesig! Ich werde jetzt, wo der Termin näherkommt, immer öfter von allen Seiten darauf angesprochen. Im Freundeskreis wollen sie sogar einen 9er-Bus organisieren zum Spiel. Ich werde auch meine Familie mitbringen, meine Jungs sollen auch mal sehen, wo der Papa früher auf dem Platz rumgestolpert ist – mit dem Fußballspielen klappt es nicht mehr so wie früher, ich habe mehr Hunger und Durst und freue mich deshalb besonders auf die dritte Halbzeit (lacht), auch wenn es gleich am nächsten Morgen schon in die Ferien an die Cote d´Azur geht. Der Urlaub ist schon länger gebucht, aber dieses Spiel wollte ich mir auf keinen Fall entgehen lassen. Ich denke, dass viele Zuschauer kommen werden, und hoffe natürlich, dass das Wetter mitspielt.
Das hoffen wir mit Dir gemeinsam – vielen Dank für das Gespräch und die persönlichen Einblicke, Roland Rein, man sieht sich am Freitag, dem 17. Mai 2024 (18.00 Uhr) zum Legendenspiel! (-jf-)