Borussia tut sich zum Rundenauftakt schwer

Muhittin Erdem Bastürk und ein Eigentor sorgen für einen hart erkämpften 2:1-Sieg bei der SG Mettlach-Merzig / Borussen können noch nicht an die Leistungen der Vorbereitungsspiele anknüpfen / Jan Berger: „Haben es uns unnötig schwer gemacht!“

Unser Bild: Tut dem Spiel der Borussia mit seiner Präsenz und Ruhe gut – Winterneuzugang Muhittin Erdem Bastürk (hier im Zweikampf mit Felix Klemmer, li.). (Foto: -jf-)

„Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“ Hermann Hesses geflügeltes Wort kann sicher so nicht auf den Restrundenauftakt der Borussia bei der SG Mettlach-Merzig angewendet werden. Denn gezaubert haben sie nicht gerade auf dem Kunstrasen des Blättelborn-Stadions in Merzig. Eher trifft wohl das zu, was Volkes Mund als „Aller Anfang ist schwer“ formuliert. In der Tat: Sie haben sich schwergetan, die Borussen, gegen eine Mannschaft aus Mettlach und Merzig, die im Kampf um den Klassenerhalt ihr Bestes gegeben hat und dazu – das muss man ehrlich sagen – nicht gerade mit der Glücksgöttin Fortuna im Bunde war. Dass eine solche Niederlage wehtut, ist verständlich. Doch auch die Borussen ließen kämpferisch alles auf dem Platz, um trotz manchen Misslingens am Ende die drei Punkte mit ins Ellenfeld zu nehmen. Und allein das zählt, gilt es doch, gerade auch solche Spiele erfolgreich zu gestalten, in denen es nicht so richtig rund läuft.

Deshalb wollte sich Jan Berger den Sieg, den man in die Rubrik „Arbeitssieg“ einordnen kann, auch nicht schlecht reden lassen. Natürlich verhehlt der Borussen-Coach dabei nicht einige Mängel, natürlich hat er gesehen, „dass wir heute nicht das abgerufen haben, was wir können. Wir haben viel zu viel aus dem Stand heraus gespielt. Das Spiel ohne Ball war nicht gut. Darüber hinaus wussten wir, dass der Gegner viel mit weiten Bällen operiert. Die ganze Woche über haben wir darüber gesprochen. Und doch haben wir uns zum Beispiel beim Elfmeter und beim Gegentor davon überraschen lassen“, so Jan Bergers Selbstkritik. Manch ein Zuschauer mag das Spiel der Borussen –  vor allem in der ersten Halbzeit – als „hartes Brot“ empfunden haben, doch das ist dem Coach schlussendlich nicht so wichtig: „Von mir aus gerne noch weitere 13 Spiele hartes Brot und immer drei Punkte. Im Herbst hätten wir so ein Spiel unentschieden gespielt, jetzt haben wir es gewonnen“, will Jan Berger das Positive aus Merzig mit in die neue Woche nehmen, wenn es darum geht, die Mannschaft für das sicher nicht leichte Heimspiel gegen die U23 der SV Elversberg, die am gestrigen Tag mit dem 4:2 in Ballweiler ein dickes Ausrufezeichen gesetzt hat, vorzubereiten.

Dabei kamen die Borussen bei strahlendem Sonnenschein und Vorfrühlingsstimmung auf dem Merziger Kunstrasen ganz gut uns Spiel und hatten die ersten Torannäherungen. So fand eine Stemmler-Flanke von der rechten Seite im Zentrum keinen Abnehmer (5.) und Simon Schreibeisen verpasste nach Ecke von Tim Cullmann am langen Pfosten das Leder nur knapp (8.). Mit der ersten Gelegenheit für die Gastgeber, bei der Dominik Jost gegen den am linken Toreck frei vor ihm auftauchenden Fernando da Silva reaktionsschnell einen Rückstand vereitelte (16.), kam Sand ins Getriebe des Spiels der Borussen, die zehn Minuten später Glück hatten, als erneut Fernando da Silva nach einem langen Pass hinter die Kette auf der rechten Seite direkt abzog, der Ball aber von der Unterkante auf (oder hinter?) die Torlinie knallte – da hatte Dominik Jost keine Chance mehr zum Eingreifen (26.)! Nachdem Felix Klemmer einen Freistoß aus aussichtsreicher Position über die Latte gesetzt hatte (37.), schien der Torjäger kurz vor dem Pausenpfiff dann doch die Führung für die SG auf dem Fuß zu haben, stand er doch selbst – erneut nach weitem Schlag hinter die defensive Kette der Borussia! – mutterseelenalleine vor Dominik Jost.

Glück und Unglück – so dicht beieinander! Zuerst brachte Felix Klemmer, beobachtet von Lukas Schaller, Ivan Izhovskyi, Marcel Lorig und Tim Cullmann (v.l.), einen Strafstoß nicht im Tor unter (oben), nur zwei Minuten später durfte Muhittin Erdem Bastürk zusammen mit den Kameraden sein Pflichtspiel-Premierentor im Borussen-Trikot bejubeln (Mitte und unten)! (Fotos: -jf-)

Das Einsteigen des Borussen-Torwarts an der Grenze zum Fünf-Meter-Raum bewertete das Schiedsrichterteam aus Luxembourg als regelwidrig und entschied auf Strafstoß. Der Gefoulte selbst, bis dato mit 6 Treffern bester Schütze seines Teams, schickte Dominik Jost zwar in die falsche Ecke, das runde Leder aber nicht ins Netz, sondern flach ans Aluminium. Der Abpraller wurde dann durch einen kompromisslosen Abwehrschlag der Borussen-Abwehr einem möglichen Nachschuss-Versuch entzogen. Doch damit nicht genug des Pechs für die Vereinigten. Nahezu im Gegenzug erwies sich die Defensive der ganz in Weiß angetretenen Blauen von der Saarschleife bei einer Hereingabe von Tim Cullmann reichlich desorientiert, was der aufgerückte Muhittin Erdem Bastürk clever auszunutzen wusste und das Leder aus kurzer Distanz in der kurzen Torecke zum 1:0 unterbrachte. So gingen die Borussen statt mit Rückstand mit einer Führung in die Kabinen. Die ins Feld hineingerufenen Anweisungen von Jan Berger zeigten deutlich, dass der Trainer mit dem, was seine Schützlinge in den ersten 45 Minuten dargeboten hatten, nicht ganz einverstanden war. „Geht mal drauf, Jungs!“ war dabei ebenso unüberhörbar wie „Wir kriegen keine zweiten Bälle!“ oder die Aufforderung: „Bringt mal Ruhe in unser Spiel!“

Last man flying: Borussias spielender Torwart Dominik Jost, unterstützt von Kapitän Marco Dahler (li.), bei einer Flug-Abwehr. Nico Christmann (re.) schaut gespannt zu. (Foto: -jf-)

Mit etwas mehr Schwung und einem lauffreudigen Sebastian Cullmann auf der linken Angriffsseite kamen die Borussen aus der Kabine. Simon Schreibeisen war der erste, der Torwart Damir Becker mit einem wuchtigen Distanzschuss auf die Probe stellte (52.). Dominik Jost war auf der anderen Seite machtlos, als Andreas Becker, von Borussias Abwehr – wieder nach einem weiten Schlag ganz offensichtlich aus den Augen verloren – völlig frei vor dem Tor auftauchte und das Leder ganz cool mit dem linken Fuß rechts unten zum Ausgleich versenkte (58.). Fünf Minuten später fast das 2:1 für die Gastgeber, als Dominik Jost, der seine Rolle als mitspielender Torwart interpretiert, einen langen Ball per Kopf abwehrte, aber nicht weit genug, so dass Felix Klemmer zum Abschluss kam, aber das Leder konnte geblockt werden (63.). Nachdem SG-Keeper Damir Becker bei einem Kopfball von Erdem Bastürk auf dem Posten war (64.), konnte er lediglich eine Minute später dem Ball nur noch entsetzt hinterher schauen. Was war passiert? Eine Flanke von Niklas Backes, die eigentlich keine Gefahr darstellte, wollte Pechvogel Marc Schulte ganz locker per Kopf zu seinem Torwart zurücklenken, erwischte den aber auf dem falschen Fuß, so dass das Spielgerät aufreizend langsam ins eigenen Tor kullerte (65.)!

Tierisch gutes Kopfballduell (mit Nico Christmann, li.) macht Appetit auf mehr: Dem vierbeinigen sehnsüchtig dreinblickenden Zuschauer (auf der Werbetafel) im Hintergrund scheint jedenfalls schon das Wasser im Mund zusammenzulaufen! (Foto: -jf-)

Die SG erholte sich schnell von diesem Schock, wollte jetzt den erneuten Ausgleich, doch Borussias Defensive ließ außer einem Freistoß von Simon Engeldinger in die zweite Etage (79.) und einem Distanzschuss von Fernando da Silva ebenfalls über die Querlatte (85.) nichts mehr anbrennen. Nico Christmann hatte in der Schlussphase gleich zweimal die Chance zum endgültigen K.o. für Mettlach-Merzig, doch beim ersten Mal war Damir Becker aufmerksam und lenkte das Leder über die Latte (86.), beim zweiten Versuch zielte Borussias Mittelfeldspieler ein paar Zentimeter zu hoch (90.). Zwar handelte sich Lukas Hoffmann in der Nachspielzeit noch die gelb-rote Karte ein, doch hatte das keine Auswirkungen mehr auf die Partie, denn unmittelbar danach beendete das Schiedsrichter-Gespann aus Luxembourg eine Partie, in der die Borussen zweifellos nicht an die in der Vorbereitung gezeigten Leistungen anknüpften. Ihr Spiel wirkte gegenüber den beschwingten Auftritten in den Testspielen zeitweilig wie mit angezogener Handbremse. Nein, großartig war das gewiss nicht, was die Jungs aus dem Ellenfeld auf den Merziger Kunstrasen gebracht hatten. Der Anfang war schwer, „aber jetzt sind wir drin in der Runde und werden alles tun, um am Sonntag gegen Elversberg II nachzulegen“, stellte Jan Berger nüchtern fest. „Du musst nicht großartig zu werden, um anzufangen. Aber du musst anfangen, um großartig zu werden.“ Eine Aussage des amerikanischen Autors und Motivationskünstlers Hilary Hinton „Zig“ Ziglar (1926-2012), der man am Sonntagabend um 16.58 Uhr ganz sicher zustimmen konnte! (-jf-)

Statistik: SG Mettlach-Merzig – Borussia 1:2 (0:1)

Borussia: Dominik Jost – Muhittin Erdem Bastürk, Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler, Lukas Hoffmann, Nico Purket, Christoph Stemmler (ab 46. Sebastian Cullmann), Niklas Backes (ab 85. Tim Klein), Lennart Niederländer (ab 56. Nico Christmann), Simon Schreibeisen (ab 46. Sayfedine El Khadem). – Trainer: Jan Berger, Jörg Backes.

Tore: 0:1 (45.+2) Muhittin Erdem Bastürk, 1:1 (58.) Andreas Becker, 1:2 (66.) Marc Schulte (Eigentor). – Schiedsrichter: Team Luxembourg. – Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Lukas Hoffmann  (39.), Sebastian Cullmann (74.), Nico Purket (75.), Muhittin Erdem Bastürk (76.), Tim Cullmann (83.). – Gelb-rote Karte Borussia: Lukas Hoffmann (90.+2).

Unsere Bilder zeigen weitere Impressionen vom Gastspiel der Borussia bei der SG Mettlach-Merzig. (Fotos: -jf-)

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