1:3-Heimniederlage zum Halbjahresende gegen den SC Reisbach / Sayfedine El Khadems Treffer reicht nicht zum Punktgewinn / Trainer Christian Schübelin: „Nicht griffig genug und als Mannschaft nicht gut verteidigt“
Unser Bild: Kaum ein Durchkommen gab es trotz schnellen Antritts für Dominik Cullmann (li.) und Nico Christmann gegen Reisbachs Defensive mit Christian Houy (li.) und Fabio Romano (hinten). (Foto: -jf-)
„Wir haben schon so oft in Rückstand gelegen. Wir drehen das Ding noch.“ Michael Müller war in der Halbzeit der Partie gegen den SC Reisbach, auf der Bank in eine warme Decke gehüllt, nicht der einzige, der Optimismus verströmte. Mit dem häufigen Rückstand hatte Borussias verletzter Innenverteidiger Recht – doch die Hoffnung auf eine Wendung des Spiels stand statistisch eher auf tönernen Füßen: Insgesamt 13mal gerieten die Borussen in der Halbserie bislang ins Hintertreffen, nur viermal gelang es dabei, anschließend doch noch drei Punkte einzufahren – lediglich ein einziges Mal zuhause in der Ferraro-Sportarena (3:2 gegen Primstal) stand dabei nach 90 Minuten sogar ein Sieg zu Buche. In den Heimspielen gegen Mettlach, Ballweiler und Merchweiler (jeweils 1:1) war am Ende wenigstens ein Punktgewinn auf der Habenseite. Doch selbst das war den Mannen um Kapitän Marco Dahler diesmal gegen den kecken Aufsteiger aus dem Ortsteil von Saarwellingen nicht vergönnt. Denn in der Schlussminute verpasste Nils Wohlschlegel den auf das 2:2 drängenden Borussen den finalen Nackenschlag, als er bei einem Konter frei vor Maximilian Strack auftauchte und zum 1:3 vollendete.
Borussias Heimbilanz bleibt dabei in dieser Runde optimierungsbedürftig: In 9 Spielen gelangen lediglich drei Siege und insgesamt 13 Zähler, während auswärts fast doppelt so viele Punkte (26) gesammelt werden konnten. Vielleicht hat das auch was mit dem kleinen Platz in der Ferraro-Sportarena zu tun: „Da kann man einerseits extrem gut verteidigen und die Räume eng machen, andererseits kann auch mal ein langer Ball viel Raum überbrücken und dadurch gefährlich werden“, hat Christian Schübelin, der sich wie seine Schützlinge sehr auf die Rückkehr ins Ellenfeld-Stadion freut, feststellen müssen. Der Borussen-Coach erkannte den Sieg der Gäste neidlos an („Absolut verdient, der Gegner hat sich förmlich zerrissen und alles gegeben!“), konnte allerdings eine gewisse Enttäuschung über den Auftritt seiner Truppe kaum verbergen. So redete der Borussen-Coach denn auch nicht um den heißen Brei herum: „Wir waren insgesamt nicht griffig genug, haben heute als Mannschaft nicht gut verteidigt und vorne wieder ein paar dicke Chancen liegen gelassen.“ Dabei mag Christian Schübelin vor allem an die 50. Minute gedacht haben, als alle schon den Torschrei auf den Lippen hatten: Der in der Halbzeitpause eingewechselte Simon Schreibeisen hatte sich nach Christoph Stemmlers Lupferpass hinter die Kette mit seiner Schnelligkeit auf der rechten Angriffsseite fast bis auf die Grundlinie durchgetankt, in der Mitte rauschte Tim Klein an der scharfen Hereingabe nur um Millimeter vorbei – sicher die größte Torgelegenheit der Borussen in der zweiten Halbzeit. Keine Frage: Ein 2:2-Ausgleich zu diesem Zeitpunkt hätte dem Spiel womöglich eine andere Richtung gegeben!
Reisbachs „Mann des Tages“: Keeper Jonas Lucchi schnappt sich auch in dieser Szene das Leder vor dem heranstürmenden Tim Klein. (Foto: -jf-)
So wurde die Aufgabe gegen hellwache Gäste mit zunehmender Spieldauer immer schwieriger, der Grat zwischen kontrollierter Offensive und „Alles oder nichts“ immer schmäler, da Christian Schübelin im Laufe der zweiten Hälfte mit Simon Schreibeisen, Lars-André Kaula, Dominik Jost und Noureddine El Khadem jegliches Angriffspotential ins Rennen geworfen hatte. Hinzu kam, dass die Reisbacher mit Jonas Lucchi einen Torwart im Rücken hatten, der über sich hinauswuchs und die Borussen-Angreifer zuweilen zur Verzweiflung trieb. So zum Beispiel nach 67 Minuten, als der 21jährige bei Nico Christmanns Kopfball aus 8 Metern, der sich über den Keeper ins Netz zu senken schien, die allerletzten Sprungreserven mobilisierte und das Leder mit den Fingerkuppen gerade noch so über die Latte zu lenken vermochte. Nicht weniger reaktionsschnell war Reisbachs Nummer 1, der im Sommer von der SG Mettlach-Merzig an die Lohwiese gekommen war, bei Dominik Cullmanns Abschluss (80.), wobei ihm der Torpfosten noch kräftig assistierte – das berühmte Glück des Tüchtigen! Diverse Distanzschüsse im Paar-Minuten-Takt von Nico Christmann (66.), Tim Klein (68.) und Dominik Cullmann (71.) brachten den Torwart dagegen nicht ernsthaft in Gefahr – „das waren alles aus guter Position einfach zu halbgare Abschlüsse“, bedauerte Christian Schübelin. Der Borussen-Trainer gab auch auch unverhohlen zu, „dass wir schon lange vor dem 1:3 ein bisschen Glück hatten“ und spielte damit nicht nur auf den Lattenschuss von Simon Meyer, als das Spielgerät von der Unterkante der Latte wieder ins Feld zurückprallte, sondern auch auf weitere Gelegenheiten der auf Konter lauernden Reisbacher an: So zielte Simon Meyer nur ganz knapp am linken Pfosten vorbei (74.) und Maximilian Strack hielt für die Borussia durch sein beherztes Eingreifen in den Duellen gegen Antonio Cortese (78.), wieder Simon Meyer (86.) und Christian Houy (89.) die Hoffnung auf einen Punktgewinn bis zum Schluss aufrecht.
Die erste Halbzeit hatte zuvor nicht so viele Torszenen und Chancen zu bieten. Nachdem Tim Klein bei der ersten aussichtsreichen Torannäherung an Jonas Lucchi gescheitert war (4.), wurden die Borussen bei frostigen Temperaturen fast im Gegenzug regelrecht kalt erwischt: Nicola Cortese stand nach schnellem Angriff über die rechte Flanke ziemlich frei vor Maximilian Strack und versenkte den Ball im langen Eck zum 0:1 (5.). Der 22jährige in der Jugend des 1. FC Saarbrücken ausgebildete Mittelfeldspieler war eine der auffälligsten Akteure auf dem Platz, mit dem Nico Purket auf der linken Abwehrseite der Borussen seine liebe Mühe und Not hatte. Denn gerade über diese Flanke nutzten die Gäste den ihnen zugestandenen Raum und inszenierten einige vielversprechende Spielzüge – Nicola Cortese hatte dabei gleich dreimal die Gelegenheit, sein Torekonto aufzubessern, verzog zunächst knapp am Tor vorbei (9.) und scheiterte anschließend am hochaufmerksamen Maximilian Strack, der das Leder entweder abblockte (11.) oder den Ball vor dem heranstürmenden Gegner unter sich begrub (18.).
Sayfedine El Khadem legt sich den Ball nach Stemmler-Flanke zurecht (oben), verwandelt per Drehschuss zum 1:1, dreht ab und lässt sich anschließend für sein Ausgleichstor feiern – die Hoffnung auf eine Wende war wieder da (unten). (Fotos: -jf-)
Zwischendurch hatte Safyedine El Khadem für den Ausgleich gesorgt. Borussias Nummer 11 nahm eine butterweiche Vorlage von Christoph Stemmler im Strafraum geschickt an, deckte den Ball mit dem Körper ab und ließ aus der Drehung heraus Jonas Lucchi im Reisbacher Tor keine Möglichkeit zum Eingreifen. Die Gäste wollten eine Abseitsposition gesehen haben, aber der insgesamt gute und unauffällig leitende Unparteiische Thomas Haab vom STV Urweiler ignorierte, unterstützt von seinem Assistenten an der Seitenlinie, die Proteste und entschied ohne zu zögern auf Tor (14.). Doch Borussias Ausgleich hielt nicht lange: Gleich beim ersten Reisbacher Eckball wirkte die Defensive unsortiert und unaufmerksam, so dass die Kopfballverlängerung von Simon Meyer quer durch den Strafraum durchrutschte und Christian Houy am langen Pfosten aus kurzer Distanz nur noch den Fuß hinhalten musste (23.) – Saison-Rückstand Nummer 14 war perfekt. Vor der Pause hätte dann Ralph Smith (38.) und Dominik Cullmann (aus spitzem Winkel, 43.) wiederum ausgleichen können, doch Jonas Lucchi im Reisbacher Tor hatte etwas dagegen und holte die nicht unverdiente Führung für Reisbach mit in die Kabine.
„Karma comes back“, resümierte Christian Schübelin nach dem Schlusspfiff im Spielerkreis fast schon ein wenig sarkastisch und erinnerte an das Hinspiel: In Reisbach war es bekanntlich genau umgekehrt gelaufen, hatte doch Tim Klein im Stadion an der Lohwiese beim letzten Angriff der Borussia mit dem 3:2 den Sportclub K.o. geschossen und einen glücklichen Sieg sichergestellt. Auch damals die Reisbacher Torschützen: Nils Wohlschlegel und Nicola Cortese! Die drei zuhause verlorenen Zähler holte sich der Liganeuling jetzt zurück und wirkte in seinem teilweise gefälligen Kombinations- und Umschaltspiel keinesfalls wie ein Abstiegskandidat. Aber auch die Borussen, die sich natürlich gerne mit einem Erfolgserlebnis aus der Ferraro-Sportarena verabschiedet hätten, müssen den Kopf jetzt nicht hängen lassen: Sie können „trotz der Niederlage auf ein gelungenes Halbjahr blicken und erhobenen Hauptes in die verdiente Winterpause gehen“, konnten alle diejenigen, die wegen der Eiseskälte nicht den Weg ins Ellenfeld gefunden hatten, im wie immer von Axel Bastians präzise aufgezeichneten Liveticker auf fupa.net nachlesen. Wo er Recht hat, hat er Recht! (-jf-)
Statistik: Borussia – SC Reisbach 1:3 (1:2)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (ab 75. Dominik Jost), Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Nico Purket (ab 46. Simon Schreibeisen), Christoph Stemmler, Nico Christmann (ab 87. Noureddine El Khadem), Dominik Cullmann, Sayfedine El Khadem, Ralph Smith (ab 63. Lars-André Kaula), Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (5.) Nicola Cortese, 1:1 (14.) Safyedine El Khadem, 1:2 (23.) Christian Houy, 1:3 (90.) Nils Wohlschlegel. – Schiedsrichter: Thomas Haab (STV Urweiler). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karte Borussia: Sayfedine El Khadem (76.).
Unsere Fotos zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den SC Reisbach. (Fotos: -jf-)
Korrekt beschrieben Jo.So war es leider