Borussias starke Leistung nicht belohnt / Einen Punkt verdient gehabt / Intensives und temporeiches Spiel in der Ferraro-Sportarena zwischen zwei Teams auf Augenhöhe
Unser Bild: Bei dieser Granate von Furkan Erdogan (re.) nach 51 Minuten fehlte nicht viel, doch der Innenpfosten verhinderte den verdienten Ausgleich für Borussia. (Foto: -jf-)
„Zuerst hatten wir kein Glück, und dann kam auch noch Pech dazu.“ Was der locker-flapsig dahingesagte Spruch des ehemaligen Bundesligaprofis Jürgen Wegmann (RW Essen, Borussia Dortmund, Bayern München) in 90 oder auch mehr Minuten auf dem grünen Rasen konkret bedeuten kann, mussten 14 tapfere Borussen mitsamt ihrem Trainer am gestrigen Samstag gegen die Sportfreunde aus Köllerbach erfahren. Nach einer insgesamt sehr guten Leistung hieß es am Ende 0:3 für die Gäste – ein Ergebnis, das in seiner Deutlichkeit die Verhältnisse in der Ferraro-Sportarena überhaupt nicht widerspiegelt, ja vielleicht sogar regelrecht auf den Kopf stellt. Denn die Borussen hatten in einem Spiel, das nahezu bis zur letzten Minute auf der Kippe stand, nicht nur mehr Spielanteile, sondern auch ein Chancenplus zu verzeichnen, haderten nicht nur mit der eigenen Chancenverwertung, sondern auch mit einer umstrittenen Schiedsrichterentscheidung kurz vor Schluss. Dass auf der anderen Seite aus den Gästen die ohnehin durch die Witterung vorhandenen Frühlinggefühle in vollem Maße herausbrachen, muss nicht verwundern. „Das sind genau die Spiele, die du gewinnen musst, wenn du oben dabei sein willst“, resümierte Köllerbachs Coach Robin Vogtland, der den Borussen eine Leistung „auf Augenhöhe“ bescheinigte und sich das Zittern am Ende gerne erspart hätte: „Wir haben die eine oder andere Kontersituation schlampig ausgespielt!“ Sein Kollege Björn Klos sprach seinen Schützlingen derweil trotz der Niederlage im Spielerkreis ein großes Kompliment aus: „Ihr habt alles gegeben, Einsatz und Willen haben absolut gestimmt! Wir haben jetzt binnen einer Woche gegen die beiden Spitzenteams aus Elversberg und Köllerbach verloren, waren dabei aber ganz bestimmt nicht die schlechtere Mannschaft. Es gibt also keinen Grund, den Kopf hängen zu lassen!“
Damit trifft der Borussen-Trainer den berühmten Nagel auf den Kopf. Denn seine Jungs hätten das Spiel gegen Köllerbach durchaus auch gewinnen können. Wie nah Sieg und Niederlage, Glück und Pech beieinander liegen, können gleich mehrere Szenen zeigen. Beim Führungstreffer der Gäste durch Mike Seewaldt nach einer Ecke sprang das Leder vom Innenpfosten ins Tor (10.) – als Furkan Erdogan nach 51 Minuten Maß nahm und aus 17 Metern mit dem linken Fuß eine Granate losließ, an die auch der sonst starke Segarra-Gil im Tor der Sportfreunde nie und nimmer herangekommen wäre, mochte exakt derselbe Innenpfosten nicht mehr „mitspielen“ und beförderte den Ball postwendend wieder ins Spielfeld zurück. In der Nachspielzeit war Borussia ganz nah dran am Ausgleich, hatte enormen Druck aufgebaut. Nach dem Motto „Volles Risiko“ hatte Björn Klos sogar Torhüter Philippe Persch bei einer Serie von Eckbällen nach vorne beordert. Im allgemeinen Strafraumgetümmel sprang die Lederkugel einem Köllerbacher an die Hand, doch die Pfeife von Schiedsrichter Thorsten Rock blieb stumm – sehr zu Leidwesen aller Borussen gerade deshalb, weil sich unmittelbar aus dieser Situation das 0:2 ergab. Denn Torjäger Yannick Nonnweiler nahm den abgewehrten Ball auf und schickte ihn nach ein paar Schritten auf die mehr als 40 Meter weite Reise ins verwaiste Borussen-Tor, die Entscheidung! Duplizität der Ereignisse, denn bereits in Elversberg war in der Schlussphase den Borussen ein durchaus berechtigter Strafstoß (zum möglichen 2:2) verweigert worden. „In unserer Situation macht es schon einen Unterschied, ob du in den beiden Spielen gegen die Top-Teams der Liga verlierst oder einen Punkt holst“, befand Björn Klos nach der Partie in einem Gespräch mit dem Unparteiischen, in dem beide versuchten, ihre Sichtweise in offener und sehr fairer Weise zu erklären.
Doch der Borussen-Trainer ist klug genug, das Ergebnis nicht nur auf fehlendes Glück zurückzuführen. „Der frühe Rückstand war absolut vermeidbar. Wir hatten die Gefahr bei Köllerbachs Standards ausführlich besprochen, das hing in der Kabine an der Tafel und darf deshalb nicht passieren. Und in der Offensive hat uns im letzten Moment die Genauigkeit und die Konsequenz gefehlt.“ Stimmt, denn schon in den ersten 45 Minuten boten sich Chancen auf Tore. Das begann mit Daniel Ruschmanns Direktabnahme ans Außennetz (5.) und fand nach 23 Minuten seine Fortsetzung, als Kevin Saks, der kurz zuvor in aussichtsreicher Position zu Unrecht wegen Abseits zurückgepfiffen worden war, eine Vorlage von Daniel Schlicker 7 Meter vor dem Tor genau ans Standbein bekam und sich selbst am Einschuss hinderte. Auch Tom Fink scheiterte mit seinem Abschluss nach kraftvollem Solo über die rechte Seite (41.).
Nach dem Seitenwechsel ein ähnliches Bild. Björn Klos hatte mit der Einwechslung von Tim Klein nicht nur die zentrale Offensive verstärkt, sondern auch taktisch ungestellt: Weil das Spiel der Borussen vor der Pause zu rechtslastig schien, wich Kevin Saks jetzt zunehmend auf den linken Flügel aus – ein Rezept, das den Druck erhöhte. Zwar hatten die Gäste unmittelbar nach dem Wiederanpfiff durch den bulligen Valentin Solovej die erste Gelegenheit (46.), doch anschließend verhinderte ein Köllerbacher Abwehrbein gege Kevin Saks (nach Vorlage des eingewechselten Janosch Scherer) einen gefährlichen Torschuss (47.), Furkan Erdogan visierte den Pfosten an (51.), Tim Kleins Kopfball nach Schlicker-Flanke sauste knapp am Tor vorbei, Marco Dahlers wuchtiger Kopfstoß nach Cullmann-Ecke wurde auf der Torlinie abgewehrt (65.) und ein Weitschuss von Tim Cullmann aus 17 Metern flog knapp über den Kasten. Anschließend verpasste Tim Klein freistehend vor dem Tor in der Box eine Hereingabe von Tom Fink (70.), der wenig später im Anschluss an eine Klasse-Kombination nach einem öffnenden Diagonalpass von Janosch Scherer die Lederkugel knapp drüber jagte (72.). Den Ausgleich hatten sich die Borussen bis dahin eigentlich längst verdient, auch wenn die Defensive um Kamil Czeremurzyski und Marco Dahler vor Köllerbacher Kontern stets auf der Hut sein musste. So nach 64 Minuten, als der wieselflinke Sascha Fess nach einem Sololauf über 40 Meter in letzter Sekunde von Mo Benghebrid und Philippe Persch gestoppt werden konnte.
„Eine Viertelstunde plus, Feuer!“ Mit diesem Kommando läutete Björn Klos von außen die Schlussphase ein. Seine Jungs erhöhten nochmal Tempo und Druck, arbeiteten intensiv am 1:1. Am nächsten dran war Kevin Saks bei einem Freistoß kurz vor Ende der regulären Spielzeit – geschickt um die Mauer herumgedreht und spät zu sehen wurde der stramme und platzierte Schuss dennoch eine Beute von Köllerbachs Keeper Segarra-Gil, der in die lange Ecke abtauchte und das Leder mit letzter Kraft abwehren konnte. So wurden die bis zur finalen Sekunde aufopferungsvoll kämpfenden Borussen, denen man das schwere Spiel vom Mittwoch gegen Saar 05 nicht anmerkte, in der Frühlingssonne der Nachspielzeit „kalt abgeduscht“. Dass dann nach dem 0:2 am Ende Philippe Persch noch die rote Karte sah und Ersatztorwart Janosch Scherer (Borussia hatte bereits dreimal gewechselt) das 0:3 kassierte, war das berühmte „Tüpfelchen auf dem i“ und wird der gezeigten Leistung der Borussen nicht gerecht. Denn die Borussen investierten viel in die insgesamt temporeiche und abwechslungsvolle Partie und bewiesen eindrücklich, dass sie auch konditionell mit den Top-Teams der Liga mithalten können. Das auf den ersten Blick so klare Ergebnis vermittelt auf jeden Fall demjenigen, der nicht in der Ferraro-Sportarena dabei war, einen völlig falschen Eindruck vom Spiel. Keine Frage: Die Borussen hätten einen Zähler verdient gehabt! (-jf-)
Unser Bilder zeigen Eindrücke von der Partie der Borussia gegen die Sportfreunde aus Köllerbach. (Fotos: -jf-)
Borussia in der Statistik
Unsere Mannschaft: Philippe Persch, Tim Cullmann, Tom Fink (75. Alexander Teigermer), Kamil Czermurzynski, Marco Dahler, Mohammed Benghebrid, Yannick Bach (46. Janosch Scherer), Furkan Erdogan, Daniel Schlicker, Daniel Ruschmann (46. Tim Klein), Kevin Saks. – Unser Trainer: Björn Klos.
Tore: 0:1 Mike Seewald (10.), 0:2 Yannick Nonnweiler (90. + 4), 0:3 Valentin Solovej (90. + 5). – Schiedsrichter: Thorsten Rock (Perl-Besch). – Zuschauer: 340. – Gelbe Karten Borussia: Marco Dahler (11.), Daniel Schlicker (67.). – Rote Karte Borussia: Philippe Persch (90. + 5).
Wenn man so leichtfertig seine ganzen Torchancen vergibt, hat man es einfach nicht verdient zu gewinnen…. Willkommen im Niemandsland der Tabelle…
Auf ein neues in der nächsten Saison. Diese Saison ist jetzt schon gehalten. Traurig aber war.