Verdienter 3:2-Erfolg beim FV Schwalbach / Tim Klein trifft doppelt / Starker Nico Christmann bringt Borussia in Führung / Maximilian Strack hält den Sieg fest
Unser Bild: „Hiergeblieben“, scheint Schwalbachs Joshua Rupp (re.) zu denken, der den unaufhaltsamen Nico Christmann mit der Trikotbremse zu stoppen versucht. (Foto: -jf-)
Wessen Herz für die Borussia schlägt, der muss in dieser Saison Nerven wie Drahtseile haben. Denn die Borussen bleiben ihrer Marschroute treu: Auch in Schwalbach hängt der Sieg bis zur letzten Sekunde am sprichwörtlichen seidenen Faden. Am Ende steht mit 3:2 ein verdienter Sieg – der siebte (von neun Siegen) mit einem Tor Unterschied, dem knappsten aller Ergebnisse. Aber auch dafür gibt es drei Punkte. Alles Zufall? Alles Glück? Das Momentum mag zuweilen tatsächlich auf Seiten der Borussen gewesen sein, doch wer nach 15 Spielen 30 Zähler auf dem Konto hat und hinter den Oberliga-Absteigern Hertha Wiesbach und dem FSV Jägerburg auf Rang drei der Tabelle liegt, hat manches richtig gemacht. Was die Borussen vor allem ihr eigen nennen: Eine innige Leidenschaft, einen unbändigen Willen, ganz viel Moral. Das hat sich auch in der Regenschlacht im Schwalbacher Jahnstadion wieder gezeigt.
Dabei Christian Schübelin und seinen Schützlingen vor der Partie der Schrecken ganz schön in die Glieder gefahren: Denn Christoph Stemmler und Dylan Sodji, der es sich trotz Verletzung wie immer nicht nehmen ließ, seine Kameraden vor Ort moralisch zu unterstützen, hatten auf regennasser Fahrbahn bei der Anfahrt in Höhe Sulzbacher Brücke mit ihrem Auto einen Crash. Ursache: Aquaplaning hatte Dylan Sodjis Gefährt ins Schleudern gebracht, das Fahrzeug drehte sich ein paar Mal um die eigene Achse, um dann mit der Leitplanke zu kollidieren. Gleich doppeltes Glück im Unglück: Keiner der beiden wurde – Gott sei Dank! – verletzt, kein anderer Wagen war in den Unfall verwickelt. Lediglich ein (allerdings erheblicher) Blechschaden war zu verzeichnen. Aufatmen im Borussen-Lager!
So startete die Mannschaft auf trotz des Dauerregens erstaunlich gutem Rasen sichtlich erleichtert in die Partie und setzte gleich nach 8 Minuten zum Paukenschlag an. Dominik Cullmann legte von der rechten Seite das Leder dem immer stärker werdenden Nico Christmann passgenau in den Fuß, Borussias Nummer 19 fackelte nicht lange und netzte mit trockenem Flachschuss rechts unten ein. Die frühe Führung verlieh den Borussen Sicherheit, die den Ball gut laufen ließen und sich gute Gelegenheiten erarbeiteten, das Ergebnis auszubauen. Hier tat sich vor allem Dominik Jost hervor, der wie ein Berserker ackerte, mit Schwalbachs Defensive um jeden Meter Boden rang und sich als ständiger Unruheherd erwies. Borussias Allrounder hätte dabei gleich mehrfach seine Torbilanz aufpeppen können: Zunächst zielte er nach erneut guter Vorarbeit von Dominik Cullmann und perfektem Lauf in den freien Raum knapp am Tor vorbei (17.), dann verfehlte ein Kopfball nur knapp das Gehäuse von FV-Keeper Jan-Philipp Greff (20.). Nach Flanke von Christoph Stemmler landete der Ball nach Jost-Kopfball zwar von der Unterkante der Latte im Tor (40.), doch Schiedsrichter Maximilian Paul Schommer hatte eine Abseitsposition gesehen – eine knappe Entscheidung! So blieb es Tim Klein vorbehalten, fast mit dem Pausenpfiff per Freistoß das 2:0 zu markieren: Ob dabei das Ausschlag gebende Foul an Dominik Cullmann, im Strafraum oder knapp davor geschehen war, war Borussias Nummer 9 ziemlich egal, er schnappte sich das Leder und schnibbelte es geschickt an Schwalbachs Drei-Mann-Mauer vorbei ins kurze Eck (45.). Von Schwalbach ging in Halbzeit eins nur wenig Gefahr aus: Lediglich nach 40 Minuten brannte es im Borussen-Strafraum, doch die Situation konnte auf Kosten eines Eckballs geklärt werden. „Eigentlich hätten wir zur Pause noch höher führen können“, bilanzierte Christian Schübelin.
Ursache und Folgen (von oben nach unten): Nach Dominik Cullmanns Foul protestiert Christian Schübelin, der das Vergehen im Strafraum gesehen hatte, energisch. Tim Klein war es egal: Borussias Mittelstürmer ließ Schwalbachs Abwehrmauer im Regen stehen, schlenzte den Ball ins Netz und dreht jubelnd ab. (Fotos: -jf-)
Nach dem Seitenwechsel zeigten sich die Gastgeber energischer. Zwar hatten sie bei Simon Schreibeisens vermeintlichem Tor nach Pass hinter die Abwehrkette Glück, dass das Schiedsrichter-Gespann erneut auf Abseits entschied (50.), doch nach knapp einer Stunde stand es statt 0:3 plötzlich 1:2. Der Grund: Fabio Mahler hatte einen Eckball von Marc Kraml reichlich frei stehend per Kopf im Borussen-Tor untergebracht. „Da sieht man, wie Standards, gerade bei solchen Platzverhältnissen ein Spiel entscheiden beziehungsweise in diesem Fall nochmal offen gestalten können“, stellte Christian Schübelin fest, der jetzt mit anschauen musste, wie die Grünen die zweite Luft bekamen. Erneut Fabio Mahler hatte nach 70 Minuten den Ausgleich auf dem Fuß, doch sein Schuss aus dem Gewühl heraus strich knapp an Maximilian Stracks Tor vorbei. Das galt auch für Nico Christmanns Geschoß (73.), ehe Tim Klein genau der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort war: Als FV-Keeper Jan-Philipp Greff einen Scharfschuss des eingewechselten Ralph Smith nur nach vorne abklatschen konnte, staubte Borussias Mittelstürmer eiskalt zum 3:1 ab (80.). Doch wer gedacht hätte, jetzt sei die Entscheidung gefallen, hatte sich getäuscht. Die Mannschaft von Toni Jakic war so schnell nicht kleinzukriegen. Nachdem ein Schuss von Joshua Rupp gerade noch so abgeblockt werden konnte (83.), dachte sich Torjäger Justin Mayan: „Was Tim Klein kann, kann ich auch“, und verwandelte einen direkten Freistoß von der Strafraumgrenze aus unten rechts mit Hilfe des Innenpfostens zum erneuten Anschlusstreffer.
„Dann wird das wieder so ein heißes Ding, weil wir den entscheidenden Punch nicht machen“, war Christian Schübelins Puls noch nach der Partie leicht erhöht. Denn Borussias Coach musste mit ansehen, wie der schnelle Simon Schreibeisen aus der eigenen Hälfte gestartet allein vor Jan-Philipp Greff das Leder nicht im Kasten unterbrachte – Schwalbachs Torhüter fuhr mit einem Reflex den rechten Arm aus und klärte zur Ecke (90.). Auf der anderen Seite stand unmittelbar vor dem Abpfiff Maximilian Strack im Mittelpunkt, der gegen den auf der rechten Seite auf ihn zustürmenden Namensvetter Maximilian Mehle reaktionsschnell parierte und den Sieg festhielt.
Als nach 90 plus 7 Minuten Nachspielzeit die Sonne im Osten des Jahnstadions mal für ein paar Momente hinter den mittlerweile geleerten Wolkenschiffen hervorlugte und die Kulisse nicht nur in ein stimmungsvolles Abendlicht tauchte, sondern im Westen hinter Schwalbachs Tor auch einen Regenbogen ans Firmament zauberte (Fotos oben / -jf-), waren Mannschaft und Fans aus dem Ellenfeld am Ende – nicht nur wegen es glimpflich verlaufenen Auto-Unfalls – sichtlich erleichtert. „Schwalbach hatte ja zuletzt auch eine gute Serie. So ein Spiel wie heute muss man also erst mal gewinnen. Die Jungs haben sich wieder sehr willensstark präsentiert“, zog Christian Schübelin ein positives Fazit, monierte aber, „dass wir in solchen Spielen zu viel Körner verballern, weil wir das Ding nicht rechtzeitig unter Dach und Fach bringen. Vielleicht haben wir irgendwo Angst, etwas zu verlieren. Das ist aber Unsinn, wir müssen eigentlich scharf darauf sein, etwas zu gewinnen. Denn wir haben bis jetzt eine wunderbare Saison gesehen, in der vieles in unsere Richtung läuft.“ (-jf-)
Statistik: FV Schwalbach – Borussia 2:3 (0:2)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (90. Noureddine El Khadem), Marco Dahler (C), Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann, Dominik Cullmann (ab 74. Ralph Smith), Sayfedine El Khadem, Simon Schreibeisen, Dominik Jost (ab 46. Noureddine El Khadem, ab 69. Lars André Kaula), Tim Klein. – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (8.) Nico Christmann, 0:2 (45.+1) Tim Klein, 1:2 (59.) Fabio Mahler, 1:3 (80.) Tim Klein, 2:3 (84.) Justin Mayan. – Schiedsrichter: Maximilian Paul Schommer (FC Freisen). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karten Borussia: Noreddine El Khadem (61.), Tim Braun (84.), Nico Purket (90.).
Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom 3:2-Sieg der Borussia in Schwalbach. (Fotos: -jf-)
Hallo Jo, Deinen Spielbericht zu lesen, ist wie dort gewesen zu sein, nur ohne nass zu werden. Danke, einfach prima!!
Gerhard Alsfasser