Sonntagsschuss und zweifelhafter Elfmeter bringen Schwalbach auf die Siegerstraße / Nur wenig Aufbäumen nach dem 0:2 / Schwalbacher Mentalitätsstärke spielentscheidend
Unser Bild: Mit vereinten Kräften werfen sich Torhüter Marcel Sommer und Tom Fink Schwalbachs Felix Schreier (Nr. 11) entgegen. (Foto: -jf-)
Als Schiedsrichter Carsten Schyma die Saarlandligapartie in Schwalbach abpfiff, gab es keine zwei Meinungen. Bei der 1:4-Niederlage im Jahnstadion konnte die Borussia nicht an die beherzte Vorstellung vom 1:0 gegen Auersmacher anknüpfen. Im Gegenteil: „Über weite Strecken vor allem in der zweiten Halbzeit haben wir eine beschämende Leistung geboten“, zogen Björn Klos und Gunther Persch unisono ein ernüchterndes Fazit. Gut, Schwalbach hatte das Glück, kurz nach der Pause binnen vier Minuten durch einen Sonntagsschuss von Jan von dem Broch und einen mehr als umstrittenen Handelfmeter, den Standardspezialist Justin Mayan sicher verwandelte, schnell mit 2:0 in Führung zu gehen, „doch“, so Borussias Trainer, „darf das kein Grund sein, dass sich anschließend einige unserer Spieler offensichtlich willen- und lustlos in ihr Schicksal ergeben haben.“ So bleibt unter dem Strich eine blutleere Vorstellung zu konstatieren, mit der die Borussen nach den Niederlagen gegen die U23 des FC Homburg, die Sportfreunde Rehlingen, den VfL Primstal und dem glückliche Remis in Rastpfuhl gegen einen weiteren abstiegsbedrohten Club in der Rückrunde sieglos blieben und bedenkliche 12 Gegentore kassierten.
Die entscheidende Phase spielte sich unmittelbar nach der Pause ab. Zunächst lag Borussias Führung in der Luft, als Kevin Saks bei seinem Schuss aus halblinker Position gleich mehrere völlig freistehende Mitspieler im Sturmzentrum übersah, die den Ball locker hätten einschieben können. Fast im Gegenzug fiel das Leder nach einem Freistoß von Justin Mayan Jan von dem Broch vor die Füße: Der kleine Mittelfeldmotor der Schwalbacher fackelte nicht lange und traf den Ball perfekt, der daraufhin wie an einer Schnur gezogen unhaltbar für Marcel Sommer im rechten oberen Eck des Borussen-Tores einschlug. Ein Treffer „Marke Tor des Monats“, ein Schuss, abgefeuert nach dem Motto: „Entweder ins Tor oder in die dritte Etage“ – letztlich der Lohn für das Selbstvertrauen und den Mut, einfach mal abzuziehen. Kein Wunder, dass sich der Torschütze mitten in der Sonne des Jahnstadions freute wie ein Schneekönig! Schwalbach blieb am Drücker und legte nach. Dazu bedurfte es eines allerdings mehr als fragwürdigen Elfmeters, als Waldemar Schwabs angelegter Arm ohne Verbreiterung der Körperfläche im Strafraum angeschossen wurde. Merkwürdig, dass die Fahne des Linienrichters, der freie Sicht auf die Situation hatte, lange unten geblieben war und erst auf Intervention der Schwalbacher Spieler seinem Schiedsrichter das vermeintliche Handspiel signalisierte.
Borussia bäumte sich nur kurz auf. Marlon Beckinger im Schwalbacher Tor musste sich nach 58 Minuten bei einem Schuss von Kevin Saks strecke, Daniel Ruschmann verpasste im Zentrum ein Zuspiel von Kevin Saks, der oft auf den linken Flügel auswich, nur knapp (65.), doch spätestens, als Felix Martin von links durch die Borussen-Abwehr spazierte und für Nordine Acharid zum 3:0 auflegte (75.), war die Messe endgültig gelesen. Nach einem der häufigen Ballverluste Borussias im Mittelfeld durfte schließlich auch der eingewechelte Lukas Graf zum 4:0 ran (85.), das Resultat nahm jetzt fast schon demütigende Form an. Daran konnte auch der Treffer von Kevin Saks, der das Leder von der Strafraumgrenze mit spürbarer Wut im Bauch in die linke obere Ecke des Schwalbacher Tores hämmerte, nur wenig ändern.
Dabei hatte es in den ersten 45 Minuten nicht so ausgesehen, als ob Borussia de Partie verlieren könne. Erst recht nicht so deutlich. Das Spiel hatte mit Chancen auf beiden Seiten munter begonnen. Schon nach drei Minuten mussten sich Marcel Sommer und Tom Fink den einschussbereiten Felix Schreier und Felix Martin entgegenwerfen, ehe Borussias Keeper bei einem nicht ungefährlichen Schuss von Maxi Gabriel in die bedrohte Torecke tauchte (6.). Auf der anderen Seite war Schwalbachs Torhüter Marlon Beckinger bei Abschlüssen von Kevin Saks (nach Erdogan-Vorlage) auf dem Posten (8.)und faustete eine gefährliche Flanke von Yannick Bach (19.) aus der Gefahrenzone. Borussia bot sich nach 34 Minuten gleich eine Doppelchance zur Führung: Zunächst scheiterte Furkan Erdogan nach Durchsteck-Pass von Jens Kirchen an Beckinger, beim Nachschuss von Tim Cullmann war Schwalbachs Torhüter mit letzter Kraft und der rechten Hand zur Stelle und lenkte das Leder zur Ecke. Die bis dahin größte Gelegenheit bot sich den Gastgebern nach 39 Minuten, als Maxi Gabriel nach einem Freistoß von Justin Mayan völlig frei vor Marcel Sommer zum Kopfball kam, aber am Tor vorbei zielte. Mit dem häufig zu hörenden Kommando „Macht doch mal den Ball fest“, bemängelte Björn Klos schon vor der Pause zu häufige unnötige Ballverluste seines Teams, das vor allem dann in Gefahr geriet, wenn der Weg ins Zentrum zu sorglos aufgemacht wurde.
Am Ende durften willens- und kampfstarke Schwalbacher nach nunmehr 20 Rückrundenpunkten ausgelassen über einen verdienten Sieg und den Klassenerhalt, der vor einigen Wochen noch in weiter Ferne war, jubeln, während auf Borussias Seite die Köpfe nach unten gingen – eine in den letzten Wochen leider des öfteren zu beobachtende Schluss-Szenerie. „Wir haben in den letzten Wochen den Charakterschalter umgelegt. Auch der Letzte hat jetzt kapiert, dass wir alles in die Waagschale werfen müssen, um erfolgreich zu sein“, hatte Schwalbachs Innenverteidiger Manuel Wollscheit, der seinen im Vorjahr mit der SG Lebach-Landsweiler erlebten Abstieg diesmal unbedingt vermeiden wollte, im Vorfeld der Partie in der „Saarbrücker Zeitung“ kundgetan. In der Tat: „Mentalität schlägt Qualität“, so die Lektion der 90 Minuten im Jahnstadion. Eine Lektion, die die Borussen schon jetzt mit Blick auf die kommende Saison lernen und verinnerlichen müssen. (-jf-)
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia im Schwalbach. (Fotos: -jf-)
Borussia in der Statistik
Unsere Mannschaft: Marcel Sommer – Waldemar Schwab, Kamil Czermurzynski, Tom Fink, Tim Cullmann, Yannick Bach, Daniel Ruschmann, Furkan Erdogan (ab 68. Loic Matukanga), Daniel Schlicker, Jens Kirchen (ab 61. Alexander Teigermer), Kevin Saks. – Unser Trainer: Björn Klos.
Tore: 1:0 Jan von dem Broch (51.), 2:0 Justin Mayan (56.), 3:0 Nordine Acharid (78.), 4:0 Lukas Graf (85.), 4:1 Kevin Saks (87.). – Schiedsrichter: Carsten Schyma (FV Püttlingen). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karte Borussia: Daniel Schlicker (81.).
Auch die Spieler die Schwalbach verlassen werden,rissen sich die Aschbacken auf und wollten den Dreier unbedingt.Und einige unserer Spieler schauten Tatenlos zu.Und genauso gewinnt man mit Leidenschaft Spiele.Hätten wir in der Vorrunde nicht soviel gepunktet,Ständen wir als sicherer Absteiger fest.Die Luft ist raus.