Ralph Smith, Tim Klein und Simon Schreibeisen die Torschützen beim recht ungefährdeten 3:0-Sieg in Marpingen / Einige Chancen bleiben ungenutzt / Christian Schübelin: „An der Effizienz müssen wir arbeiten!“
Unser Bild: Einen echten Glücksmoment genießt Ralph Smith nach seinem Führungstreffer zum 1:0, denn gleich kommen Dominik Cullmann (re.) und Kapitän Marco Dahler (hinten) zum Gratulieren! (Foto: -jf-)
Ganz schön kalt und zugig war es geworden am Alsbach in Marpingen. Fröstelnd und in dicke Decken gehüllt kuschelten sie sich regelrecht aneinander, Borussias Ergänzungsspieler auf der Ersatzbank. Erwärmen konnten sie sich allerdings mindestens ebenso gut am Spiel ihrer Teamkollegen, die am Ende eines überwiegend dominant geführten Spiels beim zuletzt recht erfolgreichen Aufsteiger SG Marpingen-Urexweiler mit 3:0 den bislang höchsten Saisonsieg einfuhren und im elften Auswärtsspiel schon den achten Dreier holten – Rekord, denn das hat es in der bisherigen Saarlandliga-Bilanz der Borussen vor der Winterpause noch nicht gegeben. Borussia ist nach dem FV Eppelborn (25 Zähler) zweitbestes Team auf fremden Plätzen! Gleichwohl zeigte die Partie wie unter einem Brennglas, wo der Schuh noch drückt: „Wir haben ja gute Stürmer, ihnen fehlt allerdings der Killerinstinkt. Wir lassen extrem viele richtig gute Gelegenheiten liegen. An der Effizienz müssen wir noch arbeiten“, so Christian Schübelin, als er auf einen durchaus möglichen höheren Sieg und damit eine verpasste Aufbesserung des Torverhältnisses angesprochen wurde. Bezeichnend: Die Borussen haben mehr Punkte (37) gewonnen als Tore (35) erzielt – eine nicht alltägliche Bilanz, die ein wenig an die seinerzeit ziemlich kuriose Tabellenführung des MSV Duisburg in der Bundesliga erinnert: Dank eines 1:0-Erfolges über Werder Bremen erklommen die Zebras am 22. Spieltag der Saison 1993/94 trotz eines negativen Torverhältnisses (29:30) mit 27 Zählern die Tabellenspitze!
Björn Recktenwald, gefürchteter Torjäger und Spielertrainer der Gastgeber, hatte vor der Partie angekündigt, seine Mannschaft rechne sich, auch wenn sie „auf der letzten Rille“ laufe, durchaus gegen die Borussia etwas aus: „Schließlich wollen wir jetzt am letzten Spieltag nicht auf einen Abstiegsplatz rutschen.“ Dass dieses Vorhaben misslang, lag zumindest teilweise tatsächlich daran, dass den Vereinigten aus Marpingen und Urexweiler nach der strapziösen Herbstrunde die Körner ausgegangen zu sein schienen, schließlich hatte der Neuling nach der Relegation im Sommer kaum Pause: „Dem müssen wir nun langsam Tribut zollen“, so Björn Recktenwald in der Spielvorschau in der „Saarbrücker Zeitung“ (SZ). Nach ausgeglichener Eröffnungsphase wurde das im Laufe des Spiels dann auch erkennbar.
Die Borussen hatten schon in Halbzeit eins die klar besseren Einschussmöglichkeiten, jedoch fehlte zunächst noch die Präzision beim finalen Pass. Eine bezeichnende Szene dafür spielte sich nach 11 Minuten ab, als zunächst Safyedine El Khadem nach langem Zuspiel von Christoph Stemmler gegen Marpingens mitspielenden und aus dem Tor geeilten Torwart Constantin Lorang um Zentimeter zu kurz kam. Wenig später das gleiche Bild: Nach flüssiger Direktkombination auf der linken Seite über Tim Cullmann und Nico Purket war erneut Constantin Lorang um Sekundenbruchteile schneller am Leder als Tim Klein (17.). Kaum eine halbe Stunde war vorbei, da lag Borussias Führung wieder in der kalten Winterluft: Sayfedine El Khadem war von Nico Christmann auf der rechten Flanke ins Szene gesetzt worden, sein Pass nach innen verpasste Tim Klein, anschließend blieb Dominik Cullmann beim Versuch, den Torwart auszuspielen, an Constantin Lorang hängen. Und ein paar Minuten später bieten sich Tim Klein gleich zwei Möglichkeiten: Zum einen kann der Mittelstürmer eine Flanke von Dominik Cullmann per Kopf nicht mehr drücken, so dass der Ball übers Tor fliegt (32.), dann landet sein Schuss nach Balleroberung von Sayfedine El Khadem und blitzschneller Weiterleitung des Balles durch Dominik Cullmann zu unplatziert in den auffangbereiten Armen des Marpinger Torwarts (34.). So müssen die Borussen und ihr Anhang bis zur 42. Minute ausharren, ehe Ralph Smith sich bei einer Hereingabe von Sayfedine El Khadem im Rücken der Abwehr in den Fünf-Meter-Raum schleicht und genau in der Lücke zwischen Lukas Barrois und Tobias Straß vor Keeper Lorang per Kopf an den Ball kommt und zum 1:0 einnetzt. Fast im Gegenzug hätten dann die Gastgeber, die bis dahin nur durch einen Kopfball des langen Jonah Klos (übers Tor) für Gefahr gesorgt hatten, den Ausgleich erzielen können, doch Maximilian Strack im Borussen-Tor stand seinem Marpinger Kollegen in Sachen Aufmerksamkeit keineswegs nach und blockte einen Schuss aus kurzer Distanz ab, ehe Marco Dahler das Leder per Befreiungsschlag aus dem Strafraum feuerte. Auf der Gegenseite verpasste Tim Klein nach einem Ausrutscher von SG-Kapitän Yannick Schnur das 0:2 und die Vorentscheidung, als sein Schuss allein vor Lorang am Tor vorbeistrich. Der malträtierte rechte Marpinger Torpfosten bekam anschließend beim Gang in die Kabine den Ärger des Borussen-Stürmers zu spüren!
Sahen unter warmen Decken ein erwärmendes Spiel ihrer Mannschaftskameraden: Borussias Ergänzungsspieler auf der Bank (oben). Derweil hecken Simon Schreibeisen und Trainer Christian Schübelin einen Plan aus: Borussias blitzschnelle Nummer 10 belebte das Angriffsspiel der Borussen im zweiten Durchgang (unten)! (Fotos: -jf-)
Doch Tim Kleins Miene sollte sich bald aufhellen. Denn schon wenige Minuten nach dem Seitenwechsel krönte er eine gelungene Zusammenarbeit mit dem pfeilschnellen, gerade erst eingewechselten Simon Schreibeisen mit dem 2:0: Ein Zuspiel von Nico Christmann lässt Borussias Nummer 9 auf die Nummer 10 klatschen, läuft dann in den Strafraum in Position, um dort das Zuspiel seines auf Linksaußen durchgesprinteten Kollegen eiskalt zu vollstrecken – ein sehenswert herausgespielter Treffer und durchaus schon so etwas wie eine Vorentscheidung, zumal die Kräfte bei den Gastgebern jetzt nachließen. Simon Schreibeisen, den Christian Schübelin wegen einer noch nicht ganz auskurierten Erkältung in Halbzeit eins noch auf der Bank gelassen hatte, brachte jetzt sichtbar neuen Schwung in Borussias Angriffsaktionen und hätte in der Folge sein Torekonto gleich doppelt aufstocken können: Zuerst luchste er nach einer Stunde seinem Gegenspieler in der Marpinger Hälfte den Ball ab, verhaspelte sich aber strauchelnd im Duell mit Torwart Lorang – die aufmunternden Worte von Christian Schübelin („Simon, guter Ballgewinn – den Rest vergessen wir einfach!“) konnten auch für die Szene fünf Minuten später gelten, als die Nummer 10 im weißen Trikot auf der rechten Seite auf und davonstürmte, sich dann aber – halb Schuss, halb Flanke – zu unentschlossen im Abschluss zeigte. Zu allem Unglück rutschte Sayfedine El Khadem am langen Pfosten nur um Haaresbreite am Leder vorbei.
Doch Simon Schreibeisen bewies Stehaufmännchen-Qualitäten. „Aller guten Dinge sind drei“, schien sich der 22jährige gesagt zu haben und belohnte sich nach 74 Minuten – erneut nach Balleroberung – endlich für seinen Aufwand, indem er diesmal allein vor Lorang cool blieb, den Keeper leichtfüßig umkurvte und locker halbhoch einschoss. Marpingens Torwart dagegen machte seinem Vornamen (Constantin: Der Beständige) nach 83 Minuten nochmals alle Ehre, als er bei einem Distanzschuss von Tim Klein auch die letzten seiner gefühlten mindestens 195 Zentimeter Körperlänge ausnutzte und den angeschnittenen Ball vor dem Einschlag bewahren konnte. Den Gastgebern blieb kurz vor dem Abpfiff selbst der Ehrentreffer versagt: Zuerst klärt Christoph Stemmler eine nicht ungefährliche Situation nach einem Eckball per Kopf über das eigene Tor (84.), dann blockte die Borussen-Abwehr im Verbund mit Maximilian Strack Sören Recktenwalds Geschoss aus spitzem Winkel im letzten Moment ab (86.).
„Wir sollten die Kirche im Dorf lassen. Schließlich haben die Marpinger am letzten Wochenende Köllerbach mit 5:3 geschlagen und auch gegen Hasborn drei Tore erzielt. Wir haben dagegen kaum was zugelassen und hinten die Null gehalten“, war der Borussen-Trainer verständlicherweise mit dem, was seine Schützlinge geboten hatten, hochzufrieden, ehe er sich mit seiner Mannschaft ins Ellenfeld aufmachte. Denn dort wartete der Weihnachtsmarkt (wir berichteten) – für gute Stimmung war jetzt gesorgt!
Statistik: SG Marpingen-Urexweiler – Borussia 0:3 (0:1)
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann (ab 87. Alexander Velikov), Marco Dahler, Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann, Dominik Cullmann (ab 66. Lars-André Kaula), Sayfedine El Khadem (ab 77. Noureddine El Khadem), Ralph Smith (ab 46. Simon Schreibeisen), Tim Klein (ab 87. Dominik Jost). – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (42.) Ralph Smith, 0:2 (49.) Tim Klein, 0:3 (74.) Simon Schreibeisen. – Schiedsrichter: Sahin Dündar (FV Oberbexbach). – Zuschauer: 220. – Gelbe Karten Borussia: Simon Schreibeisen (63.), Christian Schübelin (65.), Tim Cullmann (79.).
Unsere Bilder zeigen weitere Eindrücke vom Sieg der Borussia im Marpinger Alsbach-Stadion. (Fotos: -jf-)
schöner Bericht. Interessanter Vgl.mit dem MSV Duisburg-tolles Gedächtnis oder gut sortierte Datenbank mein Freund