0:2-Niederlage in Kirchberg: Traum von der Rückkehr in die Oberliga ausgeträumt / Viel Aufwand, aber kein Ertrag gegen disziplinierte und kompakte Kirchberger
Unser Bild: Kein Durchkommen gegen Kirchbergs Abwehrbollwerk – auch Fabian Scheffers Freistoß bliebt ohne den erwünschten Erfolg, eine Szene, die stellvertretend für das gesamte Spiel steht. (Foto: -jf-)
„Es gibt keine Enttäuschung, wo keine tiefe Liebe ist.“ Wenn Martin Luther King mit seinen Worten Recht hat, so darf die Stimmung im Lager der Borussia nach dem 0:2 in Kirchberg als eindeutiger Beweis für das Motto „Alte Liebe lebt“ gewertet werden. Denn Am Ende brechen alle Dämme, alle, die es mit den Borussen halten, niedergeschlagen, enttäuscht, am Boden. Nicht nur Björn Klos kämpft mit den Tränen. „Ich hätte mich so gerne mit dem Aufstieg verabschiedet“, ringt Borussias Trainer, um Worte. Mit einer stummen Umarmung zeigt er seinen Jungs, einem nach dem anderen, seine Zuneigung. Tags zuvor hatte er im Ellenfeld seinen Spind geräumt, nach den 90 Minuten von Kirchberg, wird ihm schlagartig bewusst, was gerade passiert: Fünf intensive Jahre bei der Borussia sind jetzt wirklich zu Ende. Ein Ende, wie man es sich für den scheidenden Coach ganz anders gewünscht hätte.
Der Borussen-Trainer, dem seine Spieler nach der Rückkehr am Sonntagabend ins Ellenfeld noch eine gebührende Verabschiedung bereiteten, war aber bei aller Enttäuschung fair genug, die Leistung des Gegners aus Kirchberg anzuerkennen: „Sie waren eine absolute Einheit, haben in den zwei Spielen kein Gegentor bekommen und sich den Aufstieg durch ihren unbedingten Willen, ihre Kampfkraft und Leidenschaft verdient, davor ziehe ich den Hut.“ Zum Spiel selbst wollte, ja musste Björn Klos nicht viel sagen. Denn das hatten die über 1200 Zuschauer selbst gesehen: „Wir waren über weite Strecken drückend überlegen, haben das Spiel klar diktiert, auch wenn vielleicht die richtig gefährlichen Situationen nicht dabei waren.“
Die Ausgangslage hatte die taktischen Voraussetzungen der Partie von vorneherein klar vorgegeben. TuS Kirchberg reichte ein Remis, entsprechend standen die Schützlinge von Trainer Patrick Joerg in Abwehr und Mittelfeld sehr kompakt, gaben keinen Zentimeter Boden preis und lauerten auf Konter und Fehler der Borussen. Die ihrerseits mussten, lautstark unterstützt von ihren Fans, das Spiel machen, hatten auch von der ersten Minute an mehr Spielanteile, waren aber vor dem gegnerischen Tor zu zögerlich. Bis zum Strafraum wurde recht flüssig kombiniert, das sah gar nicht mal schlecht aus – wie Handballer um den 7-Meter-Kreis spielten sich die Jungs im weißen Trikot das Leder zu, doch in der Box fehlte es gegen robuste Kirchberger an Durchschlagskraft. Borussia fand einfach die Lücke nicht! Auch Standardsituationen brachten wenig Gefahr, sieht man einmal von einer Allenfort-Flanke ab, bei der Vincenzo Accursio im Flug mit dem Kopf nicht mehr richtig an den Ball kam (34.). Zuvor musste TuS-Keeper Marc Reifenschneider bei einem Distanzschuss des emsigen Roman Torres nachfassen, um das Leder unter Kontrolle zu bekommen (29.). Noch zweimal hofften die Borussen-Fans auf die Führung, doch sowohl Kevin Saks als auch Marco Dahler (per Kopf) verfehlten das Ziel knapp.
Nach dem Seitenwechsel hatte sich der TuS, dessen Konter vor der Pause häufig im Abseits ein jähes Ende fanden, die erste Gelegenheit: Kapitän Florian Daum setzte sich auf der rechten Seite gleich gegen mehrere Borussen durch, Dylan Sodji konnte seinen Schuss abblocken, der zweite Versuch segelte übers Tor. Die Borussen, denen die Zeit davonlief, drängten jetzt auf die Führung. Bei einer Doppelchance nach knapp einer Stunde schien das bis dahin auch durchaus verdiente 0:1 fällig, doch zunächst riss Marc Reifenschneider beide Fäuste hoch, um ein Geschoss von Tim Cullmann abzuwehren, der Nachschuss von Roman Torres landete am Außenpfosten. Stattdessen geriet Borussia nach 62 Minuten in Rückstand: Yannik Kerzan nutzte auf der rechten Seite eine Unaufmerksamkeit der Borussen-Defensive, bediente den in der Mitte sträflich freistehenden Torsten Resch, der Philippe Persch im Tor keine Chance zum Eingreifen mehr ließ. Die Borussen warfen nun alles nach vorne und kassierten nach 77 Minuten prompt das 0:2, als der eingewechselte Timo Wollny wieder bei einem Konter über die rechte Flanke eine Vorlage von Jonas Heimer nur noch einschieben musste. „Das hat uns natürlich den Stecker komplett gezogen“, gestand Björn Klos, der trotz der großen Hitze zwar weiter ein unermüdliches, aber erfolgloses Anrennen seiner Mannschaft sah, die – so hatte man den Eindruck – wohl noch eine weitere Stunde hätte spielen können, ohne ein Tor zu erzielen, weil Kirchberg nach wie vor ungemein diszipliniert agierte und den eigenen Strafraum konsequent verbarrikadierte.
So brauchen die Borussen beim Abpfiff von Schiedsrichter Frederic Kaufmann jede Menge Trost: Alles gegeben, viel Aufwand, kein Ertrag! Vincenzo Accursio liegt noch Minuten nach dem Abpfiff auf dem Rasen, Dylan Sodji sucht Zuspruch bei seiner Freundin, der Blick des jungen Roman Torres geht ins Leere, während die Gastgeber mit dem erstmaligen Aufstieg in die Oberliga den bis dato größten Erfolg ihrer Vereinsgeschichte feiern. Für Björn Klos beginnt derweil schon am nächsten Samstag eine neue Aufgabe: Die Vorbereitung auf die Saison 2022/23 mit Preußen Merchweiler. „Im Moment weiß ich noch gar nicht, wie ich mich damit befassen soll. Das ist alles noch so weit weg, obwohl es so nah ist“, versuchte der Coach die widersprüchlichen Gefühle zu formulieren. Eins steht für ihn fest: „Ich brauche jetzt erst mal ein paar Tage, um runterzukommen, abzuschalten und einen Haken dahinter zu setzen. Denn es war doch alles sehr intensiv und ist nun für mich sehr traurig zu Ende gegangen.“
Doch: „Lebbe geht weiter“, hat schon Eintracht Frankfurts Trainer Dragoslav Stepanovic 1992 die verpasste Meisterschaft mit Fassung getragen. Für die Borussen gilt es nun, in der kurzen Pause den Saisonausgang kritisch aufzuarbeiten, aber auch den Kopf frei zu bekommen und nach dem verpassten Wunder von Kirchberg in der neuen Saison einen erneuten Anlauf zu nehmen. Und für die Anhänger in Schwarz und Weiß die Gelegenheit, die in den Aufstiegsspielen die in so großartige Atmosphäre umgesetzte „alte Liebe“ weiterleben zu lassen. Wie sagt Konfuzius: „Unser größter Rum ist es nicht, niemals zu fallen, sondern jedes Mal wieder aufzustehen.“ (-jf-)
Statistik: TuS Kirchberg – Borussia 2:0 (0:0)
Borussia: Philippe Persch – Niklas Allenfort, Tim Braun (ab 70. Tim Braun), Tim Cullmann (ab 60. Akim Soulemana), Marco Dahler, Christoph Stemmler, Fabian Scheffer, Dylan Sodji (ab 81. Daniel Schlicker), Roman Torres, Vincenzo Accursio, Kevin Saks. – Trainer: Bjlrn Klos. – Co-Trainer: Özal Acar.
Tore: 1:0 (62.) Torsten Resch, 2:0 (77.) Timo Wollny. – Zuschauer: 1250. – Schiedsrichter: Frederic Kaufmann (VfR Nierstein).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke und Stimmungen vom Aufstiegsspiel der Borussia in Kirchberg. (Fotos: -jf-)
Sehr schöner Berich
Also … Ich konnte ja nun coronabedingt leider bei beiden Relegationsspielen nicht dabei sein, aber ich möchte mich sowohl bei Björn Klos als auch bei unserer Borussia für eine insgesamt tolle Saison bedanken. Das hat (meistens) doch sehr viel Spass gemacht und ich habe absolut das Gefühl, daß unser Verein auf einem guten Weg ist. Ich jedenfalls freue mich auf die neue Saison und glaube ernsthaft an die Möglichkeit der Meisterschaft bzw. des direkten Aufstieges!
Jungs … diesmal schaffen wir das! Björn Klos möchte ich an dieser Stelle aber nochmal ganz herzlich für sein Engagement für die Borussia danken und wünsche ihm für die Zukunft viel Erfolg und alles Gute!!
Sicher, die Rückrunde hat viel Spaß gemacht. Leider ist es nicht gelungen ( zum zweiten Mal) die entstandene Euphorie in den entscheidenden Relegationsspielen auf den Platz zu bringen. Das Ergebnis waren jeweils zwei Niederlagen und der letzte Platz in der Tabelle. Echt Schade, dass die gerade entstandene Aufbruchstimmung so einen harten Dämpfer bekommen hat. Ich hoffe, dass viele im Verein über die Gründe nachdenken und für die nächste Saison ihre Schlüsse ziehen. So ist vielleicht das große Ziel mit einem Jahr Verspätung doch noch zu erreochen