Unser Bild: Dreierpack – der nach Verletzung ins Team zurückgekehrte Simon Schreibeisen hatte großen Anteil an Borussias Erfolg auf dem Rastpfuhl. (Foto: -jf-)
„Brasilianisches Ergebnis“, schreibt Borussen-Fan Harald Kirsch in seinem Kommentar auf der facebook-Seite der Borussia zum 7:1 auf dem Rastpfuhl und ruft damit noch einmal den Kantersieg der deutschen Nationalmannschaft auf dem Weg zum Gewinn des WM-Titels am 8. Juli 2014 gegen Gastgeber Brasilien in Erinnerung. Vom Titelgewinn ist die Borussia zwar weit entfernt, aber wer die 90 Minuten am Sonntagnachmittag vor Ort gesehen hat, durfte durchaus angetan sein von dem, was die Borussen auf dem grünen Rasen abgeliefert haben. War der Gegner so schwach oder die Borussia so stark? Egal, wie man diese Frage beantworten mag – fest steht, dass der Gegner nur so stark spielt, wie man selbst es zulässt. Und die Borussen haben nur ganz wenig zugelassen und nach dem 0:3 gegen Hertha Wiesbach die richtige Reaktion gezeigt.
Sieht man einmal von einer etwas weniger aktiven Phase zwischen der 10. und 30. Minute ab, dominierte Borussia die Partie recht deutlich, arbeitete sich Chancen heraus, um sogar noch mehr Treffer zu erzielen, zeigte sich spielfreudig und ideenreich, agierte mit schnellem Pass-Spiel, das teiweise an „One-touch“-Fußball erinnerte – so in etwa dürfte sich dies das Trainerteam Jan Berger und Jörg Backes vorgestellt haben. Ihre Handschrift ist langsam, aber sicher erkennbar. „Wir sehen die Jungs ja im Training. Sie trainieren richtig gut, entwickeln viele Spielideen und gehen ein hohes Tempo. Deshalb freut mich dieses Erfolgserlebnis ungemein für die Mannschaft, die endlich das auf den Platz gebracht hat, was in ihr steckt“, bilanzierte Jan Berger nach der Partie. Das sah auch Dominik Cullmann so, der auf der rechten Seite für viel Dampf sorgte und immer wieder durch gutes Zusammenspiel mit seinem Bruder Sebastian auffiel. Gute Übersicht bewies der 20jährige beim 1:1, als er nach sehenswerter Kombination über die rechte Seite durchaus auch selbst hätte abschließen können: „Das wäre aber schwierig geworden, weil der Torwart gut herausgelaufen ist und mir den Einschusswinkel verkürzte. Da habe ich Basti auf der linken Seite einlaufen sehen und lieber quergelegt – das war die richtige Entscheidung“, schildert der quirlige Flügelflitzer die Situation vor dem Ausgleich. Die deutsche Nationalmannschaft hatte es vor über zehn Jahren in Belo Horizonte anders gemacht: Sie führte durch Treffer von Müller, Klose, Toni Kroos (2), Khedira und Schürrle (2) bereits mit 7:0, ehe sie dem Gastgeber kurz vor Schluss durch Oscar den Ehrentreffer gönnte. Borussia dagegen musste erst in Rückstand geraten, um dann richtig aufzudrehen: „Mit dem Gegentor sind wir wieder aktiver geworden und konnten endlich unser Potential zeigen“, schreibt Dominik Cullmann dem Rückstand eine gewisse „Hallo wach“-Wirkung zu.
Sieben Mal jubeln auswärts – das konnten die Borussen ganz in Gelb (mit v.l. Kristof Scherpf, Nyger Hunter, Tim Braun, Björn Klos und Daniel Schlicker) in der Saarlandliga zuletzt im August 2019 beim 7:3 in Homburg. (Archivfoto: Susi Welter)
7:1 – manch einer fragte sich in Rastpfuhl, wann den Borussen zuletzt ein solcher Auswärtssieg gelungen ist. Abgesehen von den Pokalspielen bei unterklassigen Gegnern gab es sieben Treffer auf fremdem Platz in der Saarlandliga vor Rastpfuhl nur ein einziges Mal: Am 3. August 2019 sorgten Kristof Scherpf, Vincenzo Accursio, Julian Flammann (2), Jan Luca Rebmann und die Hunter-Brüder Nyger und Frissell auf dem Homburger Jahn-Platz für ein 7:3 bei der U23 des FCH. Zwei Monate (20. Oktober 2019) später hieß es nach Treffern von Vincenzo Accursio (2), Daniel Schlicker, Kristof Scherpf, Tim Braun und Jan Luca Rebmann 6:1 beim FV Schwalbach. 5:0 lautete das Endresultat am 3. Oktober 2018 nach 90 Minuten bei der SG Rehlingen-Fremersdorf, Nino Kannengießer, Kamil Czeremurzynski, Marco Dahler, Daniel Ruschmann und Tim Cullmann waren für Borussia erfolgreich. Jeweils 5:1 gewannen die Borussen am 25. November 2017 dank der Treffer von Marvin Gabriel, Jens Kirchen, Marco Dahler, Kamil Czeremurzynksi und Marcel Jung bei der SG Lebach-Landweiler und am 31. März 2019 beim SV Rohrbach, wobei Kevin Saks (3), Alexander Teigermer und Waldemar Schwab trafen. Vor dem Abstieg aus der Oberliga hatten die Borussen am 26. August 2016 mit 6:1 beim FSV Jägerburg triumphiert: Moussa Dansoko, Jens Kirchen, Ruddy M´Passi (2), Markus Schmitt und Marcel Jung hatten die Tore beigesteuert – aus dieser Mannschaft ist Kapitän Marco Dahler der einzige bis heute verbliebene Borusse!
Die höchsten Heimsiege in der Saarlandliga feierte Borussia gleich zweimal mit 7:0: Am 23. März 2022 gegen den FV Siersburg und, nach Toren von Deniz Siga (2), Sebastian Cullmann, Tim Cullmann, Vincenzo Accursio, Dylan Sodji und Christoph Stemmler, am 14. August 2020 ausgerechnet gegen – die Köllerbacher Sportfreunde! Und genau die sind am kommenden Samstag (Anstoß: 16.00 Uhr) zu Gast im Ellenfeld und werden sich sicher ganz anders präsentieren als vor mehr als vier Jahren, als sie allerdings nach gut 60 Minuten durch zwei Platzverweise personell dezimiert waren. Köllerbachs Spielertrainer und Torjäger Jan Issa weilte jedenfalls am Sonntag unter den Zuschauern auf dem Rastpfuhl, verharrte nach Spielschluss noch längere Zeit mit einigen Spielern des Gastgebers im Gespräch. Ob er mit ihnen die gewonnenen Erkenntnisse diskutiert und weitere Tipps entgegen genommen hat? Am Samstag wird man es sehen. Dominik Cullmann jedenfalls glaubt: „Wenn wir so spielen auf dem Rastpfuhl, haben wir gute Aussichten zu gewinnen.“ (-jf-)
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