Nach fünf sieglosen Spielen wieder ein Dreier für Borussia / Hitziges Derby gegen die U23 des FC Homburg / Starkes Debüt von Roman Torres
Unser Bild: Erstmals nach seiner Rückkehr in der Startelf – Mittelfeldmotor Roman Torres verlieh dem Borussen-Spiel viele Impulse. (Foto: -jf-)
Thorsten Lahm strahlte mit der Herbstsonne um die Wette. „Ein Spiel, wie man es als Trainer liebt!“ Borussias Coach war die Freude ins Gesicht geschrieben darüber, „dass ich eine Mannschaft betreuen darf, die hundert Prozent Leidenschaft an den Tag gelegt und alles rausgehauen hat, was in ihr steckt. Ich lobe die Jungs ja normalerweise nicht gerne zu früh und zu schnell. Aber was sie heute abgeliefert haben – die, die auf dem Platz standen, aber auch die, die von außen mitgefiebert haben – das war absolut top, Teamspirit pur!“ Damit hat Thorsten Lahm den berühmten Nagel auf den Kopf getroffen, ganz entspannt nahm er sich nach dem Schlusspfiff Zeit für ein Gespräch mit seinem Vater. Kein Zweifel: Der erste Sieg nach zuletzt fünf sieglosen Spielen war Balsam auf die Borussen-Seele.
Von der ersten Minute an lag über der Ferraro-Sportarena eine knisternde Spannung. Die 400 Fans sahen verbissene, ja giftig-gallige Zweikämpfe, es war ordentlich Feuer im Spiel, beiden Teams war die Bedeutung der Partie deutlich anzumerken. Dabei übernahmen die Gäste, die nach vier Siegen (inklusive 16 Toren) in Folge mit einer großen Portion Selbstbewusstsein angereist waren, in den ersten 20, 25 Minuten die Regie. „Da haben wir wieder unsere berühmten Anfangsschwierigkeiten gehabt. Eine gewisse Nervosität war ebenso spürbar wie der Respekt vor dem spielstarken Gegner“, musste Thorsten Lahm feststellen. So hatten die Homburger auch die ersten Chancen: Boris Beckers Distanzschuss rauschte knapp links unten vorbei (21.), Philippe Persch zeigte sich beim Geschoss von Joel Ebler auf dem Posten (23.) und fuhr beim Kopfball des freistehenden Murat Adigüzel im letzten Moment den linken Fuß aus, um den Ball zur Ecke zu lenken (25.) – für Thorsten Lahm „eine Schrecksekunde und die erste Schlüsselszene zugleich, denn da drohte uns der Rückstand. Ich weiß gar nicht, wie Philippe da noch an den Ball noch drangekommen ist“, verteilte der Coach ein Riesenkompliment an seinen aufmerksamen und reaktionsschnellen Keeper.
Anschließend wurden die Borussen mutiger und hätten ihrerseits in Führung gehen können: Zunächst hatte Michael Müller das Leder im Mittelfeld erobert und Niklas Allenfort auf dem linken Flügel bedient, dessen Hereingabe verpasste in der Mitte zunächst Tim Klein, ehe Kamil Czeremurzynski den Ball am rechten Fünf-Meter-Eck freistehend am Tor vorbeisetzte (35.) Auch fünf Minuten später roch es nach dem 1:0 für die Borussia, als die Kugel nach langem Einwurf und Kopfball-Verlängerung von Tiziano Pompa Roman Torres vor die Füße fiel, der nicht lange fackelte und abzog – Niklas Knichel im Homburger Tor musste alles auspacken, um den fulminanten Torpedo über die Querlatte zu bugsieren. Direkt vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter David Uhl, der seiner Linie während der 90 Minuten treu blieb und viel laufen ließ, dann die, so Thorsten Lahm, „zweite Schlüsselszene“: Das Einsteigen von Corvin Ayers gegen Tim Klein wertete der Unparteiische als Regelverstoß und gab Strafstoß, den Kapitän Marco Dahler mit gewohnter Gelassenheit sicher im linken unteren Toreck versenkte. „Diese Führung zu einem sehr günstigen Zeitpunkt hat uns gutgetan“, so Borussias Coach.
Apropos günstiger Zeitpunkt: Den hatten sich die Borussen auch für die weiteren Treffer in Halbzeit zwei ausgesucht. Es waren gerade mal sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff gespielt, als Tiziano Pompa nach einem Freistoß von Tim Cullmann einlief und seine beeindruckende Größe in den Spätsommerhimmel schraubte. Selbst von einem Trikotzupfer ließ sich der Innenverteidiger nicht beeindrucken und wuchtete den Ball per Kopf ins Homburger Netz (52.) – riesige Freude bei dem baumlangen Schlaks über den Treffer gegen seinen Ex-Club. Die Antwort der Gäste folgte prompt: Nach einem Foul gegen Mika-Louis Gilcher zeigte der Unparteiische ohne zu zögern auf den ominösen Punkt, Tom Gürel ließ sich die Möglichkeit zum Anschluss nicht entgehen, alles war wieder offen. Jetzt ließ das Geschehen auf dem grünen Rasen keine Atempausen mehr zu, denn fast im Gegenzug fasste sich Roman Torres ein Herz und feuerte den Ball aus 20 Metern nur haarscharf über den gegnerischen Kasten (56.). Und wieder nur ein paar Minuten später übernahm Kamil Czeremurzynski einen langen Ball von Marco Dahler, umkurvte – während die Homburger auf Abseits spekulierten – Torwart Niklas Knichel und schob zum 3:1 ein (58.). Die Grün-Weißen gaben sich aber nicht geschlagen. Vor allem der eingewechselte Nyger Hunter sorgte auf der rechten Seite mit seiner Schnelligkeit für Aufregung und fand Philippe Persch bei einem Abschluss aus spitzem Winkel mit Faustabwehr auf dem Posten (67.). Auch Emre Sah hatte den erneuten Anschluss auf dem Fuß, jagte den Ball aber nach einer Hereingabe von rechts am kurzen Toreck vorbei (75.).
Der FCH erhöhte in der Schlussviertelstunde den Druck, doch das eröffnete den Borussen, die geschickt und leidenschaftlich verteidigten, auch Räume nach vorne. So hätten Niklas Allenfort bei schnell vorgetragenen Kontern gleich zweimal das Resultat erhöhen können (83. / 90.), Nico Christmann fand in Niklas Knichel seinen Meister (90.+4), doch ein 4:1 oder 5:1, das muss man ehrlich sagen, hätte der starken Leistung der Gäste, die zeigen konnten, dass sie nicht umsonst an der Ligaspitze zu finden sind und weiter mit ihnen gerechnet werden muss, nicht entsprochen.
„Die Mannschaft hat einiges von dem, was wir uns im Training erarbeitet haben, umsetzen können. Trotz der Langzeitverletzten haben wir ein Team, in dem jeder für den anderen kämpft, in dem man sich auf jeden verlassen kann, in dem sich jeder, der reingeworfen wird, nahtlos einfügt“, formulierte ein sichtlich erleichterter Thorsten Lahm nach den 90 spannenden Minuten wichtige Erkenntnisse, verlangt von den Jungs aber auch, „dass wir noch das eine oder andere besser machen und uns stetig weiterentwickeln.“ Was die auf den Platz gebrachte Leidenschaft angeht, hofft der Übungsleiter, „dass wir in Zukunft am besten jedes Spiel wie ein Derby angehen.“ (-jf-)
Unsere Bilder vermitteln Eindrücke von der hart umkämpften Partie der Borussia gegen die U23 des FC Homburg. (Fotos: -jf-)
Statistik: Borussia – FC Homburg II 3:1 (1:0)
Borussia: Philippe Persch – Tim Cullmann, Kamil Czeremurzynski (ab 86. Florian Stopp), Marco Dahler, Tiziano Pompa, Nico Purket, Niklas Allenfort, Michael Müller, Simon Schreibeisen (ab 46. Nico Christmann), Roman, Torres (ab 75. Daniel Schlicker), Tim Klein (ab 86. Danny Kleinbauer). – Trainer: Thorsten Lahm.
Tore: 1:0 (45.+3) Marco Dahler, 2:0 (52.) Tiziano Pompa, 2:1 (55.) Tom Gürel, 3:1 (58.) Kamil Czeremurzynski. – Schiedsrichter: David Uhl (DJK St, Ingbert). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Michael Müller, Kamil Czeremurzynski.
Kompliment an das Team. Sieg in einem durchaus auf Oberliganiveau geführten Spitzenspiel. Wenn dieses Niveau gehalten werden kann, ist noch Alles drin in dieser Saison.