Vincenzo Accursio und Nyger Hunter die Torschützen / Starkes Spiel von Roman Torres / „Auszeit in der zweiten Halbzeit“ (Björn Klos) brachte den TuS zurück ins Spiel
Unser Bild: Seine Freude regelrecht heraus schreit Vincenzo Accursio nach seinem 1:0 gegen den TuS Herrensohr – das erste Tor des Borussen-Stürmers nach seiner schweren Verletzung vom 17. Oktober 2020. (Foto: -jf-)
Die eine Serie hielt, die andere nicht. Borussia bleibt seit 9 Partien unbesiegt, musste aber erstmals seit 18. September wieder ein Gegentor hinnehmen. Doch so richtig zufrieden war mit dem 2:2 gegen den TuS Herrensohr keiner im Ellenfeld. „Wir müssen uns an die eigene Nase fassen. Was wir an Chancen liegen lassen und auf der anderen Seite dann einstecken müssen, das steht einfach in keinem Verhältnis“, bilanzierte ein leicht frustrierter Björn Klos, der wieder einmal fehlende Konstanz und die mangelnde Chancenverwertung seiner Jungs monierte: „Es ist immer wieder dasselbe. Diesmal haben wir uns in der zweiten Halbzeit eine Auszeit gegönnt und damit den Gegner wieder zum Leben erweckt.“ Auch der verletzte Tim Cullmann wertete das Remis als „verschenkte Punkte“, während Dr. Sebastian Richter, Abteilungsleiter Fußball der TuS, seiner Mannschaft bescheinigte, „dass sie in der zweiten Halbzeit recht ordentlich dagegengehalten hat“, gleichzeitig aber einräumte, „dass es, wenn wir ehrlich sind, zum Zeitpunkt des Ausgleiches auch durchaus schon 3:0 oder 4:0 für die Borussia hätte stehen können.“ Von einem Ferner-Effekt wollte Sebastian Richter, in dessen Brust angesichts seiner Tätigkeit als Vereinsarzt der Borussia zwei Herzen schlugen, deshalb nicht sprechen. Doch vielleicht hat die Torwart-Legende des 1. FC Saarbrücken mit seiner Berater-Tätigkeit dem TuS Herrensohr das notwendige Quäntchen Glück zurückgebracht.
Was die Beteiligten mit ihren Kurz-Analysen meinten, wird aus dem Spielfilm schnell ersichtlich. Borussia dominierte die Partie von Beginn an, erarbeitete sich schon vor der Pause genügend Chancen. Auffälligster Spieler auf dem Platz: Roman Benjamin Torres. Der Wirbelwind aus Amerika war überall sehr präsent, „klaute“ viele Bälle, war nicht nur lauf- und spielfreudig, sondern auch äußerst kampfstark und setzte vom Mittelfeld aus manche Impulse. „Schade, dass er sich nicht mit einem Tor belohnte. Er hätte es mehr als verdient gehabt“; bedauerte Trainer Björn Klos. Gleich dreimal hatte Roman Torres allein in Halbzeit eins die Gelegenheit dazu gehabt: Nach 20 Minuten strich sein Schuss nach Kopfballablage von Vincenzo Accursio nur knapp am Tor vorbei, wenig später war TuS-Keeper Georg Amann bei einem Torres-Abschluss auf dem Posten. Nach einer flüssigen Kombination auf der linken Seite über Tim Braun und Niklas Allenfort schraubte sich Torres am höchsten, doch sein wuchtiger Kopfstoß war zu unplatziert, so dass Amann erneut parieren konnte (25.). Pech hatte nach gut einer halben Stunde Tim Braun, dessen Freistoß aus 17 Metern vom linken Pfosten ins Spielfeld zurück klatschte (32.). Die größte Gelegenheit zur Führung vergab Vincenzo Accursio, als er im 5-Meter-Raum eine Hereingabe nicht richtig traf und das Leder am leeren linken Toreck vorbeisetzte – das musste eigentlich das 1:0 sein (41.)! Mit einer Klasse-Aktion, die viel Beifall herausforderte, verabschiedeten sich die Borussen dann in die Halbzeit: Niklas Allenforts präzise Flanke beförderte Joey Perryman per Kopf erneut nur ans Aluminium, Georg Amann im TuS-Tor konnte hier dem Ball nur noch hinterherschauen. Philippe Persch auf der anderen Seite hatte bis dahin gegen offensiv schwache Gäste einen mehr als geruhsamen Nachmittag verbracht.
Nach dem Wiederanpfiff dasselbe Bild. Borussia schnürte Herrensohr weitgehend in der eigenen Hälfte ein und belohnte sich nach 49 Minuten, als Vincenzo Accursio einen vom Amann nur kurz abgewehrten Perryman-Schuss mit aller Entschlossenheit aus kurzer Distanz unter die Latte nagelte. Nach gut einer Stunde wagten sich die Gäste, die bis dahin offensiv kaum Akzente gesetzt hatten, dann angesichts des Rückstandes so langsam aus der Defensive heraus. Die Borussen, die es verpassten, das 2:0 nachzulegen, wirkten jetzt nicht mehr so konzentriert. Yannick Kurz´ Schuss, der von rechts im Strafraum nach Flanke aus günstiger Position das Leder weit am Tor vorbei verzog, gab das Signal zu einer Phase, in der Herrensohrs Akteure zu merken begannen, dass vielleicht doch was geht. Nachdem Philippe Persch gegen Manuel Schuck noch per Fußabwehr klären konnte (69.), war Borussias Keeper bei der anschließenden Ecke machtlos, als Torjäger Valentin Solovej am höchsten stieg und den Ball aus kurzer Distanz zum Ausgleich einnickte (71.) Es dauerte keine zehn Minuten und die Gäste hatten die Partie total gedreht: Zum Abschluss einer gelungenen Ballstafette auf der rechten Seite legte Valentin Solovej ab auf Manuel Schuck, der das Leder zum 1:2 ins lange Toreck verlängerte und damit den Spielverlauf nahezu auf den Kopf stellte.
Die Borussen, durch den Rückstand offensichtlich wachgerüttelt, reagierten mit wütenden Gegenattacken, in deren Verlauf Roman Torres auf der linken Flanke genau im richtigen Moment Nyger Hunter mit einem Pass in den freien Raum in Szene setzte. Borussias Nummer 7, der sich zuvor allzu oft im Klein-klein-Spiel aufgerieben hatte, behielt vor Georg Amann die Nerven und spitzelte das noch leicht abgefälschte Leder über den herausstützenden TuS-Torwart ins Netz (87.). Was folgte, waren turbulente Schlussminuten, in denen die Borussen mit frischem Personal noch einmal alle Körner einbrachten, die auf schwerem Boden zur Verfügung standen. Fast hätten sie sich sogar noch belohnt, doch das Lattenkreuz verhinderte bei einem Linksschuss von Daniel Schlicker das 3:2, das sicher unter dem Strich angesichts des Spielverlaufs nicht unverdient gewesen wäre. So aber bleibt Borussia gegen Herrensohr seit dem 4. März 2018 weiter ohne Sieg.
„Vielleicht gehört ein solches Spiel auch zum Lehrgeld, das wir im Rahmen der Entwicklung der Mannschaft derzeit noch zahlen müssen“, wollte Björn Klos nach den bis zum Schluss spannenden 90 Minuten den Stab über sein Team nicht brechen, auch wenn es den Coach ärgerte, „dass ausgerechnet die zwei Spieler, vor denen ich die ganze Woche über ausdrücklich gewarnt hatte, uns die Gegentore eingeschenkt haben. Mit den Ergebnissen zuletzt treten wir auf der Stelle.“ Ohne Zweifel haben die Klos-Schützlinge gar nicht einmal schlecht gespielt und kämpferisch – das bewiesen die zum Teil stark verschmutzten Trikots – alles gegeben. Da konnte wohl keiner dem Team einen Vorwurf machen. Deshalb verabschiedete das Publikum die Mannschaft in Gelb zurecht mit Beifall in die Kabinen. (-jf-)
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den TuS Herrensohr. (Fotos: -jf-)
Statistik: Borussia – TuS Herrensohr2:2 (0:0)
Borussia: Philippe Persch – Tim Braun, Daniel Schlicker. Nyger Hunter (ab 89. Alexander Jochum), Marco Dahler, Vincenzo Accursio (ab 71. Dylan Sodji), Kamil Czeremurzynski, Roman Torres (ab 89. Quincy Henderson), Niklas Allenfort (ab 71. Frissell Hunter), Christoph Stemmler, Joey Perryman (ab 71. Julian Flammann). – Trainer: Björn Klos / Co-Trainer: Özal Acar.
Tore: 1:0 (49.) Vincenzo Accursio, 1:1 (71.) Valentin Solovej, 1:2 (80.) Manuel Schuck, 2:2 (87.) Nyger Hunter. – Schiedsrichter: David Uhl (DJK St. Ingbert). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Joey Perryman (47.), Björn Klos (62.).
Hervorragender Bericht
Katastrophale Chancenverwertung. In dieser Gurkenliga müsste man eigentlich locker um den Aufstieg mitspielen. Aber nichts war es wieder. Saison wieder abgehackt….