Frühes Gegentor und umstrittenes „Rot“ für Kamil Czeremurzynski bringen Borussia auf die Verliererstraße / Dank vieler Borussen-Fans Heimspielatmosphäre an der Papiermühle
Unser Bild: Weitgehend wirkungslos war Borussias Offensive (hier mit Marcel Jung) in Dillingen – eine Ursache für die Niederlage im Saisonfinale! (Foto: -jf-)
Von Jo Frisch
Die Saarlandliga hat ihr Déjàvu-Erlebnis: Erneut wurde der vor dem letzten Spieltag auf dem direkten Aufstiegsplatz liegende Club im Saisonfinale gestürzt und muss in die Relegation. Im vergangenen Jahr traf es den VfL Primstal, dem im entscheidenden Spiel zuhause gegen Eppelborn schon ein Punkt zum Sprung in die Oberliga gereicht hätte, diesmal erwischte es Borussia, die – seit dem 24. Spieltag auf dem begehrten Tabellenrang liegend – in allerletzter Minute durch das 0:2 beim VfB Dillingen vom Gegner noch abgefangen wurde. Bitter für die Mannen um Trainer Björn Klos, die aber in zwei Relegationsspielen nach wie vor die Chance haben, die atemberaubende Aufholjagd der Saison doch noch zu krönen. Bereits am kommenden Mittwoch, 30. Mai, wartet um 19.00 Uhr im Stadion Nentershausen mit den Sportfreunden aus Eisbachtal der Vizemeister der Rheinlandliga auf Borussia. Vom Ergebnis dieses Spiels hängt es ab, wann das Heimspiel gegen den Zweiten der Verbandsliga Südwest/Rheinhessen stattfindet: Bei Sieg Borussias oder Unentschieden im Westerwald empfängt das Klos-Team den Binger Fußballverein (BFV) Hassia erst am übernächsten Mittwoch (6. Juni, 19.00 Uhr) im Ellenfeld. Verliert Borussia in Eisbachtal, ist Hassia Bingen bereits am kommenden Samstag, 2. Juni, im Ellenfeld zu Gast (Anstoß: 16.00 Uhr).
Nach all den Nackenschlägen im Laufe der gesamten Saison hätte man sich auf Neunkircher Seite in Dillingen sicher einen besseren Verlauf gewünscht. Alle Borussen waren zur moralischen Unterstützung des vor Wochenfrist schwer verletzten Jens Kirchen (Achillessehnenabriss) beim Aufwärmen im weißen Trainingsshirt mit der Nummer 10 aufgelaufen. Der nach der Saison scheidende Mittelfeldspieler Jannik Nagel rief dabei seine Kameraden zu erhöhter Wachsamkeit auf: „Männer, von der ersten Minute an hellwach sein!“ Doch sein Appell schien ungehört verhallt zu sein. Denn bereits nach zehn Minuten geriet Borussia in Rückstand, als Marius Neumeier nach einem Eckball im Fünf-Meter-Raum sträflich freistand und das Leder nur noch einnicken musste. Auch das ein Déjàvu-Erlebnis, denn auf dieselbe Weise hatte Dillingens aufgerückter 1 Meter 93 langer Innenverteidiger bereits im Hinspiel seine Farben in Führung gebracht! Und als nach 35 Minuten Schiedsrichter Tobias Hauer, der bis dahin eine eher lockere Linie gefahren war und vieles hatte durchgehen lassen, seine Strategie schlagartig änderte und „Maskenmann“ Kamil Czeremurzynski mit glatt Rot vorzeitig zum Duschen schickte, sanken die Hoffnungen der in stattlicher Zahl angereisten Borussen-Fans, die ihr Team mit Pauken und Trompeten lautstark empfangen und an der Papiermühle für Heimspielatmosphäre gesorgt hatten, gegen Null. Der Platzverweis war, gelinde ausgedrückt, höchst umstritten, denn die Video-Aufzeichnungen lassen argen Zweifel daran aufkommen, dass Kamil Czeremurzynski beim Versuch, vor seinem Kontrahenten an den Ball zu kommen, Juri Dill überhaupt berührt hat – der recht theatralische Fall des Dillinger Angreifers mag wohl beim Unparteiischen für die überzogene Entscheidung gesorgt haben, die Borussias Abwehrrecke nach dem Spiel überhaupt nicht nachvollziehen konnte, zumal er sich bis dahin nicht das Geringste hatte zuschulden kommen lassen. Auch Björn Klos, der sich ansonsten mit Schiedsrichter-Bewertungen sehr zurückhält, stellte den Feldverweis mit Blick auf manch andere Entscheidung des Unparteiischen auf der Gegenseite, in Frage: „Mir fehlten da die Verhältnismäßigkeit und im weiteren Verlauf des Spiels die Konsequenz.“ Dennoch wollten sowohl der „Übeltäter“ als auch Borussias Trainer nicht von eigenen Versäumnissen ablenken: „Auch wenn die rote Karte die Partie natürlich beeinflusst hat, hat letztlich nicht der Schiedsrichter, sondern haben wir das Spiel verloren.“
Das lag zu allererst daran, dass Borussia offensiv kein Mittel fand, die Dillinger Abwehr, die nicht immer sattelfest wirkte, ernsthaft in Gefahr zu bringen. Zu viele Pässe landeten schon im Aufbauspiel gleich beim Gegner, es wurde kaum Druck entwickelt. Lediglich in der Phase kurz vor der Pause war ein Aufbäumen spürbar, als Borussia in Unterzahl seltsamerweise zielstrebiger agierte und flüssiger kombinierte, ohne freilich zu echten Torgelegenheiten zu kommen. Die Entwicklung der Partie änderte sich auch nach der Pause nicht wesentlich, obwohl Björn Klos durch die Einwechslung von Mouhamad Diallo (fürMarvin Gabriel) die Offensive zu stärken versuchte. Die Gastgeber erspielten sich die besseren Chancen, und so konnte sich Borussia bei Torhüter Philippe Persch (rettete in einer 1:1-Situation gegen den allein vor ihm auftauchenden Matthias Krauß) und Mamadou Traoré (lenkte eine gefährliche Hereingabe in höchster Not zur Ecke) bedanken, dass nicht frühzeitig eine Vorentscheidung fiel. Doch die war nach 78 Minuten fällig, als der quirlige Juri Dill nach einem Pass in die Schnittstelle von Borussias Abwehr frei vor Philippe Persch auftauchte und die Lederkugel flach in die kurze Ecke „hineinschnibbelte“ – damit war die Messe gelesen.
Natürlich beherrschte beim Schlusspfiff riesige Enttäuschung das Borussen-Lager. Während die Fans still ihre Fahnen einrollten, versuchte Björn Klos im traditionellen Mannschaftskreis seine Schützlinge aufzubauen, denn viel Zeit bis zum ersten Relegationsspiel verbleibt nicht. „Die Chance heute haben wir liegen lassen, okay. Aber wir haben uns mit der Relegation noch eine zweite erarbeitet, und da müssen wir es besser machen. 16 Vereine der Liga würden liebend gerne die Relegation spielen! Deshalb zieht euch am Positiven hoch, versucht, die Spannung zu halten, redet miteinander und pusht euch untereinander“, stimmte Borussias Coach die Jungs schon mal gleich auf die nächste Aufgabe ein. Björn Klos war anschließend fair genug, dem Gegner zum Aufstieg zu gratulieren und ging mit der eigenen Leistung kritisch ins Gericht: „Nach dem frühen Rückstand und der roten Karte hatte Dillingen das Momentum auf seiner Seite. Das haben sie gut gemacht und zweifellos verdient gewonnen. Wir haben leider nicht das auf den Platz gebracht, was wir abrufen können. Den Willen kann ich der Mannschaft nicht absprechen, aber die letzte Frische hat gefehlt. Tempomäßig konnten wir am Ende, nicht zuletzt durch die personelle Dezimierung, nicht mehr nachlegen.“ Doch Björn Klos richtete gleich wieder den Blick nach vorne. Borussias Trainer hat den kommenden Gegner bereits am Samstag beim 5:2-Sieg gegen den SV Mehring beobachtet: „Eine bärenstarke Mannschaft, die uns alles abverlangen wird. Aber wir werden die Situation annehmen!“ Borussias Fans jedenfalls schickten Trainer und Team mit viel Beifall und Aufmunterung auf die Heimreise, wohl wissend, dass Björn Klos und seine Schützlinge im Laufe der Saison mit einer unglaublichen Energieleistung eine Aufholjagd geliefert haben, die ihres gleichen sucht und die angesichts der vielen Nackenschläge nicht hoch genug bewertet werden kann. Egal, wie es am Ende ausgeht!
Unsere Bilder vermitteln Eindrücke von der Partie an der Dillinger Papiermühle. (Fotos: -jf-)
Borussia in der Statistik
Unsere Mannschaft: Philippe Persch, Mohammed Benghebrid, Kamil Czeremurzynski, Tom Fink (74. Lionel Schmidt), Marco Dahler, Mamadou Traoré, Daniel Ruschmann, Yannick Bach, Jannik Nagel, Marvin Gabriel (46. Mouhamad Diallo), Marcel Jung. – Unser Trainer: Björn Klos
Tore: 1:0 Marius Neumeier (12.), 2:0 Juri Dil (78.) – Schiedsrichter: Tobias Hauer (SV Bübingen).- Zuschauer: 1000. – Rote Karte: Kamil Czeremurzynski (35.).
Der Sonntagsfluch der scheinbar unsere Jungs bekleidet wurde in Dillingen bestätigt.Verdiente Niederlage.Nach der sehr fragwürdigen roten Karte für Gmail,war die Messe gelesen.Lionel belebte nach seiner einwechslung unsere Offensive.Aber zu dem Zeìtpunkt war das Spiel schon entschieden.Egal Jungs,haut noch in den beiden letzten Spielen alles raus.Ihr müsst Grad Fressen.Ihr könnt das und ihr schafft das.Go Borussia.