Wir stellen vor: Hardy Grüne – zwischen Fußballkultur und Radreisen

Von Jo Frisch

Noch ein paar Tage, dann ist es so weit: Der bekannte Fußballjournalist und Buchautor Hardy Grüne referiert am kommenden Samstag, 17. Februar, um 17.00 Uhr im VIP-Raum des Ellenfeld-Stadions zu einem Thema, das auch für Borussia hochaktuell ist: „Überleben im Zeitalter des Turbokapitalismus – vom Zustand des höherklassigen Amateurfußballs in Deutschland“ heißt der Titel des Vortrags. Im Anschluss können die Zuhörer Fragen stellen und über das Thema diskutieren. Wir stellen den Referenten kurz vor: Hardy Grüne – ein Leben zwischen Fußballkultur und Radreisen.

Auf rund 130 Fußballbüchern steht mittlerweile sein Name. Zu seinem umfangreichen Opus gehören eine zweibändige Weltfußball-Enzyklopädie, ein Standardwerk zur Geschichte des Fußballs in Deutschland sowie eine Studie zur Entwicklung der Fan-Kultur in Deutschland. Fußball hat Hardy Grüne sein Leben lang begleitet. Geboren und aufgewachsen in Dortmund hat der Vater den kleinen Hardy schon früh in die verschiedenen Stadien des Ruhrgebiets „mitgeschleppt“. Als die Familie nach Göttingen zog, verlor Grüne sein Herz an den damaligen Zweitligisten Göttingen 05. „Ich hatte das Glück, in einer Zeit aufzuwachsen, in der nicht nur Göttingen 05, sondern auch Vereine wie die Spvgg Erkenschwick, der VfR Heilbronn oder Wacker 04 im Fokus standen. Der Spitzenfußball war noch in der Breite aufgestellt, die Sportschau wurde nicht automatisch vom FC Bayern dominiert, und das Motto `support your local club“ war für viele eine Selbstverständlichkeit“; schreibt Hardy Grüne auf seiner Homepage über diese Zeit, in der das Interesse für das Forschen und Arbeiten am Thema Fußball geweckt wurde.

Nach mehreren erfolgreichen Veröffentlichungen wurde aus dem Berufsziel „Geograf und Stadtplaner“ plötzlich der „Journalist für Fußballgeschichte und Fußballkultur“. Als solcher verfolgt der 55-jährige das Ziel, „Gegenwart und Vergangenheit in all ihren Facetten und Ausprägungen festzuhalte und sie mit der Zukunft zu verbinden.“ Hier folgt er gerne der Tradition Gustav Mahlers, der einst sagte: „Tradition ist nicht die Anbetung der Asche, sondern die Weitergabe des Feuers.“ Doch Hardy Grüne will auch dazu beitragen, „dass der sich verschärfenden Erosion der Fußballkultur in der Breite Einhalt geboten wird und auch lokal bzw. regional wirksame Klubs ihre Existenzgrundlage behalten. Denn Fußball in Deutschland sind nicht nur Bayern München oder Borussia Dortmund, sondern auch VfB Schrecksbach, Altona 93, SV Lippstadt 08 oder SV 49 Großrückersdorf.“ Dazu zählt aus saarländischer Sicht natürlich auch die Borussia aus Neunkirchen!

In diesem Sinne kümmert sich Hardy Grüne gemeinsam mit Frank Willig seit 2015 im Magazin „Zeitspiel“ um Themen, die in der allgemeinen Berichterstattung über den „großen“ Fußball keine Berücksichtigung finden. Dabei ist der Name des Magazins keineswegs zufällig gewählt: „Wer im Fußball auf Zeit spielt, will die Zeit entschleunigen, um etwas Erreichtes über die Zeit zu retten. Auch Zeitspiel will entschleunigen, um Erreichtes zu bewahren“, sagt Hardy Grüne, der aus Überzeugung zugibt: „Wir wollen und werden nicht die Schnellsten sein, sondern lieber mit Tiefe und Intensität auf die drängenden und aktuellen Themen des Fußballs reagieren.“ Lange und ausführliche Texte mögen im rasanten Internet-Zeitalter nicht mehr „en vogue“ sein – im „Zeitspiel“ sind sie ein fester Bestandteil. Allerdings nicht im Sinne einer nostalgischen Verklärung nach dem Motto „Früher war alles besser!“. Hardy Grüne stellt klar, dass es ihm „um einen lebendigen, traditionsreichen und vor allem überlebensfähigen Fußball geht, der sich selbstbewusst und zukunftsgerichtet auf seine Wurzeln und Traditionen beruft und damit eine klare Position im `modernen Fußball´ erreicht.“ Und weiter: „Wir lehnen den Profifußball nicht ab, wollen aber mehr Aufmerksamkeit auf die Bereiche lenken, die weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden sind, und auch dazu animieren, den Verein um die Ecke zu unterstützen.“ Hätte Hardy Grüne die Wahl, sich ein Champions League-Spiel im Fernsehen anzusehen oder zeitgleich ein Verbandsligaspiel vor Ort – wofür würde er sich entscheiden? „Verbandsliga, ganz klar“, sagt er in eine Interview bei t-online.de.

Fußball ist zwar ein wesentlicher Bestandteil des Lebens von Hardy Grüne, aber beileibe nicht alles. Radfahren bzw. Radreisen stellen eine weitere Leidenschaft des Journalisten und Buchautors dar. Seine Erfahrungen auf der Afrikadurchquerung 2011 über 12.000 Kilometer sowie dem fünfmonatigen Marathon-Etappenrennen „The Andes Trail“ in Südamerika (11.000 Kilometer in 108 Etappen) hat er ebenfalls in Wort, Bild und Ton niedergelegt. Und das nächste Projekt steht schon unmittelbar vor der Realisierung: Am 30. April wird sich Grüne, wie er auf seinem Blog „Jenseits der Komfortzone“ verrät, einen alten Traum erfüllen: UK Challenge 2018, das heißt Durchquerung der kompletten britischen Halbinsel vom „Land´s End“ ganz unten im Südwesten bis hinauf nach John O´Groats ganz oben an der nordöstlichen Spitze von Schottland: 1600 Kilometer, macht 14 Etappen mit durchschnittlich 120 Kilometern. Der Mann hat Energie! Hardy Grüne: Fußball und Radfahren sind seine Themen, Fußball als Journalist, Historiker und Fan, Radfahren als Aktiver. Hardy Grüne: Auf jeden Fall ein agiler, vielseitiger, kompetenter und interessanter Typ! Herzlich willkommen im Ellenfeld, Hardy Grüne! (-jf-)

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