Heute Abend trifft die Borussia beim Pokalspiel in Reiskirchen (Anstoß: 19.00 Uhr) auf ihren ehemaligen Spieler, Trainer und Sportvorstand
„Alte Liebe lebt.“ Wenn die Borussia heute Abend in Runde drei des Saarlandpokals um 19.00 Uhr beim SV Reiskirchen aufläuft, dann gilt dieses Motto ganz sicher auch für den Trainer des Gegners. Denn Adetunji Adeyemi trifft auf seine „alte Liebe“ Borussia. Sowohl als Spieler als auch Trainer und Sportvorstand war er im Ellenfeld aktiv und avancierte dabei sehr schnell zum Publikumsliebling. Doch für die 90 sportlichen Minuten wird diese alte Liebe heute Abend ruhen.
1994 war der jetzt 51jährige aus Nigeria nach Neunkirchen gekommen. In seiner Geburtsstadt Ibadan hatte er zuvor für den Erstliga-Club Shooting Stars gespielt, mit dem er 1992 den Pokal des afrikanischen Fußballverbandes gewann. „Die Anfangszeit im Saarland war für mich nicht einfach. Ich konnte nur Englisch, habe die deutsche Sprache überhaupt nicht verstanden“, sprach „Tunji“, wie er noch heute liebevoll genannt wird, in einem Beitrag der „Saarbrücker Zeitung“ einmal von einem regelrechten „Kulturschock“. Doch dank der Hilfe seines damaligen Trainers Guido Mey und mit Hilfe seiner ausgesprochen starken Mentalität konnte er sich etablieren. „Ich glaube an harte Arbeit und daran, dass man es immer zuerst versuchen solle, bevor man aufgibt“, lautet bis heute sein Lebensmotto.
Das gilt sowohl für das Privat- als auch das Arbeitsleben. In Neunkirchen lernte Adetunji Adeyemi auch seine Frau Andrea kennen, mit der er zwei Kinder (Sohn Fabian, Tochter Michelle) hat. Nach Umschulung zum Industriekaufmann absolvierte er ein Studium an der Berufsakademie in Saarbrücken, das er mit dem Diplom zum Betriebswirt abschloss. Dabei hat ihm der Fußball viel gegeben. Von 1994 bis 1998 trug er in Regionalliga und Oberliga das Borussen-Trikot, war später lange Jugendtrainer und Coach der zweiten Mannschaft, ehe er im Dezember 2011 Paul Linz als Cheftrainer beerbte. Nach einem Zerwürfnis mit dem damaligen Vorstand schmiss „Tunji“ schon wenige Monate später hin, um 2015 als Sportvorstand und A-Jugendtrainer zurückzukehren. In diesen Ämtern arbeitete er mit viel Herzblut für die Borussia.
Noch heute ist Reiskirchens Trainer der Borussia verbunden und des öfteren als aufmerksamer Beobachter auf der Tribüne des Ellenfeld-Stadions anzutreffen. Deshalb macht er auch keinen Hehl daraus, „dass diese Begegnung angesichts meiner langen Vergangenheit bei der Borussia für mich außergewöhnlich ist.“ Seit wenigen Wochen nun steht er nun nach dem Abschied aus Hangard als verantwortlicher Übungsleiter beim SV Reiskirchen auf dem Platz, wo er Jochen Pfaff abgelöst hat. „Wir wollen im oberen Tabellendrittel mitspielen“, gab der Coach das Saisonziel vor. Eine ganze Reihe neuer Akteure verstärken das rot-weiße Team: Vom Nachbarn SV Höchen kam Abwehrspieler Fahri Aksahin. Sergio Domizio (von der SG Erbach), Trainersohn Fabian Adeyemi (vom Saarlandligisten FSG Ottweiler-Steinbach) und Jan Weinmann (aus Jägersburg) ziehen im Mittelfeld die Fäden. Für den Angriff wurden Fabian Berringer (SVGG Hangard), Wissam Aölyousef (FC Bierbach) und Yacine Hedjilen (Sportfreunde Köllerbach) verpflichtet.
Mit dem ihm typischen großen Elan und jeder Menge Optimismus ging Adetunji Adeyemi an seine Aufgabe heran und kam mit seiner Mannschaft sehr gut in die neue Runde: 13 Punkte nach 6 Spielen, Platz 4 nur einen Zähler hinter Tabellenführer SG Erbach, bislang nur eine Niederlage (0:1 beim TuS Ormersheim), zuletzt ein 2:0 im Spitzenspiel auf eigenem Gelände gegen die SG Bebelsheim-Wittersheim – diese Bilanz kann sich nicht nur sehen lassen, sondern verleiht dem SVR auch eine gute Portion Selbstvertrauen für das Pokalspiel gegen die Borussia. „Natürlich sind die Borussen Favorit, aber wir wollen ihnen das Leben so schwer wie möglich machen. Ich denke, dass wir vor allem in der Abwehr gut aufgestellt und haben erst drei Gegentore kassiert“, gibt sich der Ex-Borusse recht zuversichtlich. Dazu soll auch der stellvertretende Mannschaftskapitän Erwin Baier seinen Beitrag leisten. Er teilt den Optimismus seines Trainers: „Eine Überraschung sollte auf eigenem Gelände möglich sein“, so der Innenverteidiger, der mit seinem Team, das mit einem ungefährdeten 8:0 beim TuS Lappentascherhof die dritte Runde erreicht hat, am heutigen Abend erstmals unter der neuen Flutlichtanlage sein Können unter Beweis stellen will.
Schon in der vergangenen Saison sollten beide Teams im Pokal aufeinandertreffen, doch musste Reiskirchen die Partie wegen zahlreicher verletzter und an Corona erkrankter Akteure schweren Herzens absagen. Allerdings gab es die Pokal-Begegnung SV Reiskirchen gegen Borussia im September 2017 schon einmal. Vor fünf Jahren siegten die Borussen dank der Treffer von Tim Klein, Marcel Jung (2) und Daniel Ruschmann (2) mit 5:0. (-jf-)
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