Wenig zu holen gegen Brebach

Rückblick statt Spielvorschau: Vier von fünf Saarlandliga-Partien hat Borussia gegen den SC Halberg-Brebach verloren und dabei nur zwei Tore erzielt! / Oberliga-Bilanz sieht besser aus / Erstes Aufeinandertreffen zwischen beiden Teams 1948/49 in der „Ehrendivision Saar“

Unser Bild: Wie Major Tom „völlig losgelöst von der Erde“ schwebt Torschütze Tim Klein auf Wolke 7 nach seinem Siegtor gegen Brebach im Herbst 2017. (Foto: -jf-)

Der SC Halberg-Brebach scheint sich in den letzten drei Jahren zu so etwas wie einem Angstgegner der Borussia entwickelt zu haben. Gegen keinen anderen Verein haben die Borussen so wenig Erfolgserlebnisse in ihrer Saarlandliga-Chronik stehen. Fünfmal trafen beide Teams bislang aufeinander, nur einmal konnten die Jungs von Björn Klos die Partie für sich entscheiden: Gleich bei der ersten Begegnung im Oktober 2017 gab es dank eines Treffers von Tim Klein kurz vor Schluss ein 1:0. Alle anschließenden Auseinandersetzungen mit den Saarbrücker Vorstädtern gingen verloren. Seit mehr als drei Jahren wartet Borussia also auf einen Dreier gegen Halberg-Brebach. Die nächste Gelegenheit dazu hätte sich an diesem Wochenende im Ellenfeld-Stadion geboten. Doch die coronabedingte Saisonunterbrechung schiebt dem Vorhaben einen Riegel vor. Statt einer Spielvorschau an dieser Stelle eine kleine Bilanz der bisherigen Saarlandligaspiele gegen den SC Halberg-Brebach.

Tim Klein hieß der Held des Tages an jenem 13. Oktober 2017. Völlig losgelöst rannte Borussias Siegtorschütze nach seinem großen Auftritt Richtung Trainer und Auswechselbank, ehe von seinen Teamkameraden dann doch eingefangen und in einer kollektiven Jubeltraube nahezu erdrückt wurde. Was war passiert? Björn Klos hatte die entscheidende Szene kurz zuvor heraufbeschworen: „Männer, ein Ball, der lucky punch!“ rief Borussias Trainer lautstark seinen Schützlingen zu, als die letzten 15 Minuten im Ellenfeld anbrachen. Und die erhörten ihren Coach fünf Minuten vor dem Ende: Nach einem Freistoß von Daniel Ruschmann verlängerte Momo Diallo das Leder akrobatisch per Fallrückzieher zu Tim Klein, der die unübersichtliche Situation blitzschnell erfasste und das Leder aus kurzer Distanz ins Netz bugsierte. Der Torschütze wurde im kollektiven Jubel von seinen Kameraden anschließend fast erdrückt. Einem Pressevertreter stand er nach dem Spiel im Interview Rede und Antwort – sein Fazit: „Unser Wille und der Glaube, dass bis zum Schluss was geht, waren entscheidend!“ Dabei hatten die Gäste einen bärenstarken Auftritt hingelegt, waren aber vor allem in der ersten Halbzeit nicht in der Lage, ihre sich bietenden Chancen in Tore umzumünzen. Und so nahm Björn Klos nach dem Schlusspfiff auch kein Blatt vor den Mund: „Wir sind heute mit einem blauen Auge davon gekommen“, sagte der Borussen-Coach unverblümt, noch nicht ahnend, dass dies bis heute der letzte Sieg gegen die Brebacher bleiben sollte.

Denn schon im Rückspiel machte der Sportclub mit der Borussia, die auf unerklärliche Weise Leichtigkeit, Selbstvertrauen und die kämpferische Mentalität verloren zu haben schien, wenig Federlesens. „Wir haben nur reagiert statt zu agiere“ klagte Sportchef Gunther Persch nach ernüchternden 90 Minuten. Zwar konnte Jens Kirchen Brebachs Führung durch Arthur Schneider (49.) kurz danach (55.) ausgleichen, doch ein Doppelpack des entschlossenen Merouane Taghzoute (60. / 77.) brachte die Gastgeber verdientermaßen auf die Siegerstraße, Borussia, geschwächt durch eine gelb-rote Karte für Marvin Gabriel sowie die Verletzungen von Giuseppe Vituzzi und Marco Dahler, besaß nicht mehr die Power, das Ruder noch einmal herumzureißen.

Trotz des beherzten Einsatzes von Tim Cullmann (oben) und Daniel Schlicker (unten) verlor die Borussia, geschwächt durch gleich zwei gelb-rote Karten, in der Vorrunde 2018/19 0:3 in Brebach. (Fotos: -jf-)

Ein halbes Jahr später war die Gemütslage nicht viel anders. 0:3 lautete das nicht weniger enttäuschende Endresultat. „Wir haben das Spiel in der ersten Halbzeit verloren. Da haben wir keinen Zugriff gehabt, die Ordnung hat nicht gestimmt, die Abstände waren zu groß, der Gegner war gedankenschneller. Die Jungs haben sich `abkochen´ und zu unnötigen Fouls hinreißen lassen“, so das Fazit von Gunther Persch. Schon nach 20 Minuten lagen die Borussen 0:2 hinten, in ihrer Entstehung glichen sich dabei beide Tore wie ein Ei dem anderen: Bei zwei Angriffen über die rechte Seite verluden Ahmed Taher (15.) und der Ex-Dillinger Mickael Pernet (20.) jeweils sträflich ungedeckt mit einem Schuss in die lange Ecke Borussen-Keeper Jonas Merhej, der ohne Chance blieb.

In der Pause war klar: Ein schneller Anschlusstreffer musste her, wenn die Wende noch erzwungen werden sollte! Trotz der gelb-roten Karte für Daniel Schlicker (47.) schnupperten die Borussen dann am Anschlusstreffer, doch nach dem zweiten Feldverweis für Kamil Czeremurzynski und dem anschließend zum 0:3 verwandelten Freistoß durch Routinier Vedan Ivankovic waren alle Bemühungen verpufft. Nach fünf Spielen ohne Niederlage musste sich Borussia erstmals wieder geschlagen geben.

Loic Matukanga freut sich (mit Kevin Saks, Nr. 25) über sein Tor zum 1:0, doch das bessere Ende hatten die Gäste aus Brebach, die im Frühjahr 2019 im Ellenfeld mit 2:1 siegten. (Foto: -jf-)

Zwar ging auch das Rückspiel mit 1:2 knapp verloren, doch verbesserte Borussen hätten diesmal einen Punkt verdient gehabt. In einer starken ersten Halbzeit hatte Loic Matukanga nach Schnittstellenpass von Tim Klein die Führung besorgt, doch statt die Führung bei mehreren guten Gelegenheiten auszubauen, kassierten Borussia durch einen Freistoß von Artur Schneider kurz vor der Pause den Ausgleich – schmeichelhaft für die Gäste, die bis dahin ihrem vorauseilenden Ruf einer Spitzenmannschaft schuldig geblieben waren. In einer schwächeren zweiten Halbzeit genügte den cleveren Gästen ein gelungener Konterangriff über die linke Flanke, den Rayane Anseur mit einem Schlenzer ins lange Eck zum 1:2 abschloss (73.). Borussias Bemühungen, in der Schlussphase im teils wolkenbruchartigen Regen doch noch einen Punkt zu erzwingen, waren, auch aufgrund zahlreicher Ballverluste im Aufbauspiel, nicht mehr so zwingend und deshalb nicht von Erfolg gekrönt.

Ein Dejavu-Erlebnis brachte dann das Hinspiel der vergangenen Saison. Erneut gab es auf dem Halberg ein glattes 0:3.Zweimal zu Beginn jeder Halbzeit nicht aufgepasst – und schon war´s passiert! Zwei frühe Tore zu Spielbeginn und kurz nach der Pause brachten die Borussia am Samstag in Brebach auf die Verliererstraße. Marcel Schorrs 1:0 nach drei Minuten empfand Björn Klos „als naiv verteidigt“, kurz vor der Pause (44.) spielte Rayane Anseur seine Schnelligkeit aus und sorgte mit dem 2:0 für eine eiskalte Dusche. Artur Schneiders 3:0 nur zwei Minuten nach Wiederanpfiff zog bei den Borussen, die sich für die zweiten 45 Minuten viel vorgenommen hatten, schon frühzeitig den Stecker. Erst in der Schlussphase boten sich gegen überlegene, aber jetzt nachlässiger werdende Brebacher Chancen zur Ergebniskosmetik – allerdings ohne Fortune. Bezeichnend dafür die Szene in der 84. Minute, als Jan Luca Rebmann Brebachs Torhüter Jank überlupfte und den von der Unterkante der Latte zurückspringenden Ball nicht im Netz unterbringen konnte. „Spätestens da war mir klar: Wir hätten noch zwei Stunden spielen können ohne ein Tor zu erzielen“, so Björn Klos, der am Ende der 90 Minuten das Resultat als verdienten Sieg einer Brebacher Mannschaft anerkannte, „die einfach cleverer und abgezockter war als wir.“

In den sechs gemeinsamen Oberligajahren seit 1997 dagegen sieht die Gesamtbilanz für die Borussen deutlich besser aus. 9 Siegen stehen – neben zwei Remis – nur drei Niederlagen gegenüber, Borussia erzielte in 14 Spielen gegen Brebach 30 Treffer und musste nur 11 Gegentreffer hinnehmen. Den höchsten Sieg gab es an einem Freitagabend im April 2005, als die Borussen am 30. Spieltag in Brebach mit 6:0 triumphierten! Das erste Aufeinandertreffen zwischen Brebach und der Borussia nach dem zweiten Weltkrieg gab es übrigens schon in der Spielzeit 1948/49: In der damaligen Ehrendivision Saar – einem Provisorium, das durch die Grenzziehung bedingt war – siegten die Borussen auf eigenem Platz mit 2:1 und in Brebach gar mit 5:0. Am Ende wurde Borussia Meister! Während der Saison wurde in internationalen Freundschaftsspielen (u.a. gegen Wien, Stade Reims, AS Nancy, Hajduk Split, FC Basel) den Fans im Ellenfeld ein wenig Abwechslung vom tristen Liga-Alltag geboten; eine Afrika-Reise gestaltete sich zu einem regelrechten Triumphzug: Borussia gewann alle neun Spiele in Algier, Tunis und Marokko! (-jf-)

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