April 2017:
Borussias Anhang sollte noch mehr leiden müssen. Im April blieb Borussia in fünf Spielen ganz ohne Punkte und tief im Tabellenkeller hängen. Das Abstiegsgespenst hatte es sich nun in den Katakomben des ehrwürdigen Ellenfelds bequem gemacht. Ebenfalls beängstigend die Torflaute: Nur in Völklingen und bei Saar 05 gelang Borussia ein Tor.
Der Reihe nach: Aufsteiger Rot-Weiß Koblenz kam als bestes Auswärtsteam mit der Empfehlung von fünf Siegen in Serie ins Ellenfeld. Entsprechend selbstbewusst traten die Gäste auf, gingen nach einer Stunde in Führung. Borussia hielt gut dagegen, blieb aber glücklos. Dies dokumentierte sich in der Tatsache, dass erst ein Neunkircher Eigentor den 0:2-Sieg der Koblenzer Sieg perfekt machte. Im Pfeddersheimer Uwe-Becker-Stadion verschlief Borussia eine Woche später die Anfangsminuten. TSG-Stürmer Tobias Brauner tauchte nach nur drei Minuten plötzlich alleine vor Borussen-Keeper Philippe Persch auf und sorgte für den frühen Nackenschlag. Borussia kam erst nach dem 0:2 besser ins Spiel, wurde jetzt sogar dominant, scheiterte aber erneut am eigenen Unvermögen, dazu noch an Pfosten und Latte. Anders dagegen die Gastgeber, die mit Nico Scherers 3:0 in der Schlussminute „den Deckel draufmachten“.
Glücklos agierten die Grimm-Schützlinge auch beim anschließenden 0:1 im Ellenfeld gegen Peter Rubecks Hauensteiner. Während Yannick Bach an der Unterkante der Latte scheiterte, Markus Schmitt den Pfosten anvisierte, Ex-Borusse Malcolm Little im SCH-Tor einen Klasse-Freistoß von Schliessing aus dem Winkel fischte und Ruddy M´Passis eigentlich kaum haltbaren Kopfball aus nächster Nähe noch abwehren konnte, verwertete Alexander Biedermann kurz vor Schluss einen Konter zum entscheidenden Tor für die Gäste, die am Ende selbst nicht wussten, wie und warum sie die drei Punkte aus dem Ellenfeld entführt hatten. Die nur noch 206 Fans der Borussen rauften sich die Haare und waren der Verzweiflung nahe. Ein ähnliches Bild bot sich – nach einer respektablen 1:2-Niederlage beim Aufstiegsanwärter in Völklingen – zwei Wochen später im Heimspiel gegen die U23 des FK Pirmasens: Borussia hatte die Chancen, die Tore erzielten die Gäste. Viel Aufwand, wenig Ertrag – treffender als mit dem Filmtitel „Und täglich grüßt das Murmeltier“ konnte das Szenario im Ellenfeld kaum umschrieben werden.
Eine Trendwende war auch am Saarbrücker Kieselhumes nicht in Sicht. „Saar 05 hatte zum richtigen Zeitpunkt das Glück auf seiner Seite mit zwei Sonntagsschüssen“, kommentierte der Live-Ticker auf fupa.net Borussias 1:3-Niederlage. Langsam zog sich die Schlinge um Borussias Hals zu. Torhüter Philippe Persch hat allerdings noch lange nicht aufgegeben: „Solange es rechnerisch möglich ist, glaube ich daran“, gab er sich kämpferisch. „Und wenn wir dann wirklich absteigen müssen, dann steigen wir nächstes Jahr eben wieder auf“, ergänzte Jens Kirchen trotzig.
Mai 2017:
Gegen Mechtersheim war nun ein Heimsieg Pflicht. Borussia zeigte Moral, kämpfte sich zweimal nach Rückständen wieder ins Spiel. Herausragend: Jens Kirchen, symptomatisch sein Tor zum 2:2, als er nach einem Alleingang über das halbe Feld die letzten Kräfte mobilisierte und das Leder im gegnerischen Tor unterbrachte. Mechtersheims Kapitän Torsten Ullemeyer machte jedoch mit seinem Siegtreffer zum 3:2 kurz vor Schluss alle Hoffnungen einer Borussia zunichte, die erneut aufopferungsvoll gekämpft hatte. In Diefflen hieß es nun, das allerletzte Fünkchen Hoffnung am Glimmen zu halten. Und das gelang. Erstmals seit Monaten ging Borussia wieder in Führung, geriet nach den Toren von Godmer Mabouba (13.) und Jens Kirchen (36.) nur kurzzeitig nach Fabian Poß´ Anschlusstreffer durch Elfmeter in Gefahr, ehe Tim Cullmann mit dem 3:1 alles klar machte. Das Ellenfeld konnte jetzt gegen den FSV Salmrohr eine echtes Finale erleben, dessen Ausgang allerdings durch die noch unklare Zahl der Absteiger und den Fall Burgbrohl noch völlig offen war. Borussia wollte durch einen Sieg für alle Eventualitäten vorsorgen, agierte aber von Beginn an wie gelähmt. Als sich Max Düpre nach einer Hartmann-Ecke am langen Eck am höchsten schraubte und – begünstigt durch mangelhafte Zuordnung in Borussias Abwehr – zum Führungstor für die Gäste einnetzte, wurde die Nervosität in Borussias Reihen immer greifbarer. Luka Dimitrijevic hätte der Partie unmittelbar nach der Pause eine Wende geben können, verstolperte jedoch freistehend vor dem FSV-Tor das Leder. Und als die Latte Giuseppe Vituzzis letztem Mut der Verzweiflung im Wege stand und den Ausgleich verhinderte, war Borussia erstmals in ihrer mehr als 112jährigen Geschichte sechstklassig. Depression auf den Rängen. Nur noch 215 Fans waren gekommen – hatten sie nicht mehr an den Klassenerhalt geglaubt? Jedenfalls machten einige von denen, die da waren, mit Pyro-Einlagen und frustgeschwängerten Rufen ihrer Enttäuschung Luft. 9 Siegen und 4 Unentschieden standen 21 Niederlagen gegenüber, 46:71 Tore und 31 Punkte waren letztlich zu wenig, um in der Oberliga zu bleiben.
Dennoch konnte Präsident Martin Bach abseits des grünen Rasens eine frohe Botschaft verkünden: „Borussia befindet sich wirtschaftlich auf dem Wege der Besserung. Wir konnten 90 Prozent der Verbindlichkeiten zu Beginn der Insolvenz abbauen bzw. umschulden.“ Um so bedauerlicher der sportliche Abstieg, der den um finanzielle Gesundung extrem bemühten Vorstand bis ins Mark traf und nach Martin Bachs Einschätzung „absolut vermeidbar war. Denn die individuelle Klasse der Mannschaft war sehr viel besser als die Ergebnisse auf dem Platz. Einigen Spielern fehlte die notwendige Einstellung.“ (-jf-)
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