Borussias Gegner (Sonntag, 16.00 Uhr im Eppers-Meerwald-Stadion) hat das gesamte Team verloren / Blutjunge Mannschaft hat nach drei Spielen schon viel Lehrgeld bezahlt / Trainer Markus Schreiber: „Werden für die eine oder andere Überraschung sorgen!“
Unser Bild: Im engen eppers-Meerwald-Stadion hingen die Trauben in der letzten Saison für viele Gegner hoch, doch nach dem kompletten Neuaufbau steht Bübingen eine Spielzeit mit ungewissem Ausgang bevor. (Foto: -jf-)
Von Jo Frisch
„Wenn du eine Umfrage machst, wer absteigen wird, werden sicher alle den SV Bübingen nennen. Natürlich werden wir Spiele verlieren, wahrscheinlich einige sogar sehr hoch. Wenn wir am Ende hinten stehen, dann ist das halt so. Doch abrechnet wird erst nach dem 34. Spieltag!“ Prophetie oder realistische Einschätzung des zur Verfügung stehenden Spielerkaders? Markus Schreiber, Trainer des nächsten Borussen-Gegners am kommenden Sonntag im Meerwald-Stadion, lag mit dem ersten Teil seiner Prognose jedenfalls bisher goldrichtig. Denn der SV Bübingen ziert mit satten 21 Gegentreffern wie erwartet nach drei Spielen das Tabellenende der Saarlandliga. Doch ganz so schlecht, wie diese Bilanz aussieht, war das Auftreten der neuformierten Mannschaft nicht.
Selbst im Auftaktspiel bei der U23 des FC Homburg, das gleich am ersten Spieltag der Liga das erste zweistellige Ergebnis brachte, wehrten sich die Bübinger bis zur Schlussviertelstunde gegen das drohende Debakel, doch dann „mussten die Jungs der brütenden Hitze, dem laufintensiven Spiel und dem Umstand, nicht wechseln zu können, Tribut zollen. Die leichten Fehler nahmen zu, die letzten Schritte konnten nicht mehr gegangen werden, und Homburg nutzte dies weidlich aus. Das Ergebnis: Sechs weitere Treffer in 20 Minuten“, kann man auf der Homepage des SV Bübingen nachlesen. Das lange Zeit hartumkämpfte 2:4 auf eigener Anlage gegen Aufsteiger FC Rastpfuhl wurde sogar als „Mutmacher“ empfunden. Bei der 0:7-Schlappe in Rehlingen eine Woche später war die zweite Halbzeit ganz ordentlich: „Wir spielten mit und konnten den Gegner nun deutlich mehr beschäftigen – auch in dessen Abwehr“, Möglichkeiten zum Ehrentreffer waren durchaus gegeben, doch eine erste Halbzeit, die von vielen Fehlern in Raumaufteilung, Spielaufbau, Passspiel und Zweikampfverhalten geprägt war, hatte zuvor schon alle Hoffnungen zunichte gemacht.
Trainer Markus Schreiber, der den nach Brebach abgewanderten Martin Peter ablöste, ist in Bübingen um seine Aufgabe zweifellos nicht zu beneiden. Der 54jährige A-Lizenz-Inhaber, der bei seinem Heimatverein SF Hanweiler bis 2004 selbst aktiv gespielt hat und dann in Kleinblittersdorf, Bliesransbach, bei der JSG Obere Saar (G-Jugend bis U19) und zuletzt am DFB-Stützpunkt in Püttlingen als Trainer tätig war, hat im eppers-Meerwald-Stadion eine Art „Himmelfahrtskommando“ übernommen. Der Grund: Finanzielle Sorgen, die lange Zeit einen Rückzug aus der Saarlandliga im Raum stehen ließen. „Die Probleme belastet den Verein schon seit geraumer Zeit. Aufgrund weiterer anstehender Steuerprüfungen ist eine seriöse Planung über das Saisonende hinaus derzeit nicht möglich“, hieß es im Februar auf der Internetseite des SVB. Hinzu kamen Belastungen durch die im Jahre 2014 notwendig gewordenen Erneuerung des Kunstrasenplatzes im Meerwald. Die Konsequenz: Die meisten Akteure orientierten sich aufgrund der Hängepartie frühzeitig um. „Kein Vorwurf an die Spieler. Sie hatten immer Geduld und Verständnis und können uns einfach nicht zusagen, weil niemand weiß, wie es weitergeht“, so der SVB-Vorsitzende Michael Grenwelge. Absolute Leistungsträger wie Torjäger Nils Cuccu, mit seinen 22 Saisontreffern so etwas wie die Lebensversicherung der Bübinger, Julian Hollinger, Lukas Grünbeck, Patrick Jantzen, Marcel Schorr und Michael Löber kehrten so dem Club den Rücken. Torhüter Dominik Gruber, in der letzten Saison mit zwei Einsätzen in der Saarlandliga, ist der einzige Spieler, der dem SV Bübingen verblieben ist, nachdem man die Kurve gerade noch so gekratzt und den Pleitegeier aus dem Meerwald vertrieben hat.
Der ausgewiesene Fußball-Fachmann Markus Schreiber und der kommissarische Spielausschuss-Vorsitzende Frank Steffen mussten folglich ein komplett neues Team aus dem Boden stampfen und einen Kader in die neue Saison schicken, von dem niemand so recht weiß, was er zu leisten im Stande ist: Mit wenig erfahrenen, dafür umso mehr blutjungen Akteuren, die unbestritten mit fußballerischem Potential ausgestattet sind, aber auf dem erforderlichen Level noch nie gespielt haben. In Rehlingen lief ein Bübinger Team auf, das ein Durchschnittsalter von 19,6 Jahren und die Erfahrung von ganzen 7 (!) Saarlandliga-Spielen aufwies! Farouk Slimani (25), Franzose mit algerischen Wurzeln, Samir Ferfache (28), Christian Reutenauer (29) und der Kongolese Walid Habbasch (32), die zumindest ein wenig Routine in den Kader bringen sollten, konnten bislang aus verschiedenen Gründen nicht in allen Partien mitwirken.
Dass dem SV Bübingen eine verdammt schwere Saison bevorsteht, deutete sich bereits in den Testspielen an: Da hagelte es Niederlagen gegen den Bezirksligisten FC Bierbach (0:1), gegen die zweite Mannschaft des SV Bliesmengen-Bolchen (2:3) und den SC Halberg-Brebach (1:8). Immerhin konnte die junge Truppe von Markus Schreiber gegen die Sportfreunde Reinheim (4:2) und den Landesligisten SC Bliesransbach (4:1) Erfolgserlebnisse verbuchen. In Bübingen stellt man sich jedoch dem schwierigen Umbruch und begleitet das junge Team mit Vertrauen. „Unausweichlich jedoch bleibt dabei, die Frustrationstoleranz zu erhöhen – auch außerhalb des Platzes, denn was war, ist nicht mehr“, ist auf der SVB-Homepage zu lesen. Trainer Markus Schreiber lässt sich trotz allem eine gewisse Portion Optimismus auch nach drei Spielen mit 21 Gegentreffern nicht nehmen: „Wir werden viel Lehrgeld zahlen, aber auch für die eine oder andere Überraschung sorgen.“ Nächste Gelegenheit dazu besteht am kommenden Sonntag, wenn die traditionsreiche Borussia im Meerwald-Stadion aufkreuzt. Björn Klos und seine Jungs sind deshalb gut beraten, den Gegner nicht den bisherigen Ergebnissen einzuschätzen!
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