Nie aufsteckende Borussia zeigt Moral

Sayfedine El Khadem und Niklas Backes egalisieren beim 2:2 gegen Homburgs U23 zweimal einen Rückstand / Jan Berger: „Wir haben heute das Herz auf dem Platz gelassen und uns den späten Ausgleich mehr als verdient!“ / Freistoß-Spezialist Grischa Walzer setzt auf Seiten der Gäste ein Ausrufezeichen

Unser Bild: Pech für Dominik Jost, der in dieser Szene mit seinem Kopfball nur den Pfosten anvisiert – das hätte der Sieg für Borussia sein können! (Foto: -jf-)

Die Stimmung schwankte irgendwo zwischen Enttäuschung und Zufriedenheit. „Natürlich hätten wir das Derby heute gerne gewonnen. Doch schon am ersten Tag, als ich hier Trainer wurde, habe ich gesagt: Wenn wir alles geben und unser Herz auf dem Platz lassen, dann verzeiht uns hier jeder alles. Ich glaube, man hat heute gesehen, dass ihr euer Herz auf dem Platz gelassen habt“, richtete Jan Berger nach dem 2:2 gegen die Zweitvertretung des Regionalligisten FC Homburg im Spielerkreis aufmunternde Worte an seine Schützlinge. Zurecht, denn der Borussen-Trainer hatte in den 90 und mehr Minuten zuvor eine Mannschaft in den gelben Trikots gesehen, die nicht nur aufopferungsvoll kämpfte, sondern über weite Strecken auf eine spielerisch ordentliche Leistung ablieferte, trotz zweimaligen Rückstandes niemals aufsteckte und sich so den späten Ausgleichstreffer mehr als verdiente. Und noch was stimmte Jan Berger positiv: „Jeder andere spielt nach dem Last-Minute-Tor hier auf 2:2 und geht kein Risiko mehr ein. Unsere Jungs haben das getan, wollten noch das 3:2, was ja beinahe auch geglückt wäre.“ Die Einschätzung des Coaches teilten denn auch die mehr als 400 Fans in der Ferraro-Sportarena, die ihr Team mit wohlverdientem Beifall in den Vorfeiertagsabend verabschiedeten. Denn auch wenn alle in dem erwartet schweren Spiel auf einen Sieg gehofft hatten, so blieb dennoch durch Niklas Backes´ Treffer nach 93 Minuten die großartige Serie erhalten: Die Borussen sind unter dem Trainerduo Jan Berger/Jörg Backes weiter ungeschlagen, haben jetzt (inklusive Pokal) elfmal in Folge nicht verloren!

Es war gegen einen Gegner, der besser spielte als sein Tabellenstand das vermuten ließ, das erwartet schwere Spiel für Borussia, zumal  der flinke Außenstürmer Simon Schreibeisen kurzfristig ausfiel: Die Nummer 10 hatte sich beim Aufwärmen eine muskuläre Verletzung zugezogen und hofft, „dass es kein Muskelfaserriss ist, der eine längere Ausfallzeit nach sich zöge.“ Die Borussen begannen druckvoll, ohne das sich jedoch klare Torchancen ergeben hätten. Nachdem Maximilian Strack Mitte der ersten Hälfte gegen Merouane Taghzoute sein Können beweisen musste, war Borussias Torwart wenig später machtlos: Nach einer Hereingabe von Taghzoute konnte er den noch abgefälschten Abschluss von Mina Ibrahim noch mit blitzschnellem Reflex der linken Hand abblocken, musste jedoch den Nachschuss von Mika Louis Gilcher passieren lassen (27.). Borussias Defensive musste jetzt gegen Oberwasser gewinnende Homburger hellwach sein: Nach einer Flanke von Marco Streichsbier brannte es lichterloh im Strafraum, doch das Leder, quer durch den Strafraum sausend, fand keinen Abnehmer (34.). Kurz vor der Pause überschlugen sich dann die Ereignisse und die Gäste mussten erfahren, wie Fußball ist: Zunächst chippte Grischa Walzer einen Freistoß von der Strafraumgrenze aus über die Borussen-Mauer an die Unterkante der Latte (41.), fast im Gegenzug verlängerte Nico Purket einen weiten Schlag per Kopf auf den durchstartenden Sebastian Cullmann, der das Leder scharf nach innen flankt, wo Safyedine El Khadem am langen Eck angerauscht kam und den Ball im Netz versenkte (43.) – statt 0:2 stand es jetzt 1:1, der nicht unverdiente Lohn für die Borussen, die sich nach einer kleinen Durststrecke in den Minuten vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Maximilian Fischer wieder in die Partie hineingekämpft hatten. Der Unparteiische sorgte im Borussen-Lager dann nochmal für Aufregung, als er einen Einsatz von Alexander Schmieden, der den Ball bei einem Abschlagsversuch FCH-Keeper Art Zenunaj abgeluchst und ins leere Tor geschickt hatte, als regelwidrig beurteilte – nicht das erste Erfolgserlebnis, dass Alexander Schmieden nicht vergönnt war!

So ist Fußball: Während Grischa Walzers Freistoß sich über die gelbe Abwehr-Mauer ans Lattenkreuz senkt (oben), jubeln im Gegenzug die Borussen über Sayfedine El Khadems Ausgleich kurz vor dem Seitenwechsel (unten). (Fotos: -jf-)

Borussia startete dominant in die zweite Spielhälfte. Nur wenige Minuten waren gespielt, als Nico Christmann nach Ecke von Tim Cullmann die Führung auf dem Kopf hatte, doch der Ball strich knapp am Tor vorbei (51.). Nur eine Minute später gleich eine Doppelchance, als FCH-Keeper Zenunaj einen Christmann-Scharfschuss erst im Nachfassen unter Kontrolle bekam und ein Distanz-Geschoss von Niklas Backes das Ziel um Haaresbreite verfehlte (52.). Auch in der Folge drückten die Borussen auf die Führung, FCH-Coach Razgar Daoud konnte mit dem Vortrag seiner Elf jetzt nicht mehr zufrieden sein: „Männer, wir müssen nochmal ein bisschen Fußball spielen“, ermahnte er seine Schützlinge lautstark. Die schienen ihren Übungsleiter erhört zu haben, denn wie aus dem Nichts stand es plötzlich 1:2. Die Ursache: Ein umstrittener Pfiff von Schiedsrichter Maximilian Fischer. Der wollte bei einem Tackling von Lukas Hoffmann gegen Mina Ibrahim ein Foul gesehen haben, dabei lassen Heinz Petris Video-Aufnahmen erkennen, dass Borussias Nummer 25 eher den Ball gespielt hatte! Grischa Walzer wars schnurzpiepegal – bei seinem Freistoß-Kick war ihm diesmal mehr Glück beschieden als bei seinem Versuch in der 41. Minute: Der 21jährige Abwehrspieler zirkelte das Leder mit seinem starken linken Fuß über die Borussen-Mauer hinweg direkt ins Netz und ließ Maximilian Strack, der den Ball spät kommen sah, keine Chance zum Eingreifen (72.). War das jetzt der K.o. für Borussia?

Gerade ist das 2:2 gefallen – während Torschütze Niklas Backes (links im Hintergrund) gleich Richtung Tor eilt, um den Ball aus dem Netz zu holen, freut sich Dominik Jost wie die Borussen-Fans im Hintergrund über den späten Ausgleich. (Foto: -jf-)

Nein! Denn die Ellenfelder zeigten, wie schon nach dem ersten Rückstand, eine beachtliche Moral und ergaben sich nicht in ihr Schicksal. Nachdem ein Kopfball des eingewechselten und gleich sehr präsenten Dominik Jost nach einem Eckball zunächst an den Pfosten klatschte und von dort ins Toraus sprang, war es Niklas Backes, der nach 45 Minuten für Sayfedine El Khadem ins Spiel gekommen war, vorbehalten, eine Hereingabe von Nico Purket zum erneuten Ausgleich ins Tor zu spitzeln – schon sein drittes Saisontor! Da lief bereits die Nachspielzeit und die Homburger waren nach der Zeitstrafe für Merouane Taghzoute in Unterzahl. Der FCH-Stürmer hatte offensichtlich gegen die wenige Minuten zuvor erfolgte (zugegeben umstrittene) Abseitsentscheidung bei seinem Kopfball zum vermeintlichen 1:3 (90.) zu heftig protestiert. Die Borussen wollten jetzt mehr, eindeutiges Signal: Torschütze Niklas Backes konnte nicht schnell genug den Ball aus dem Netz herausfischen, um vielleicht im Spielfinale doch noch den Siegtreffer zu erzwingen. Den hatte ausgerechnet der Ex-Homburger Lukas Hoffmann tatsächlich auf dem Fuß, doch sein strammer Schuss flog über das Gehäuse (90.+6), und auch Dominik Josts Versuch wurde im letzten Moment abgeblockt (90.+7)

Dank an den 12. Mann für die tolle und lautstarke Unterstützung! (Fotos: -jf-)

So blieb es am Ende beim 2:2, (nach den Spielen in Elversberg und Herrensohr) dem dritten für die Borussia in dieser Spielzeit. Beide Trainer trauerten irgendwie verpassten Chancen nach. Während sich für Homburgs Razgar Daoud (in der Spielnachlese auf der FCH-Homepage) wohl wegen des späten Ausgleichs „das Unentschieden eher wie zwei verlorene Punkt anfühlte“, wollte sich Jan Berger ganz im Stil von Bayerns Torwart-Ikone Oliver Kahn nicht lange damit aufhalten: „Ein Dreier heute wäre wichtig gewesen, aber wir machen weiter, immer weiter!“ In der Tat: Jetzt gilt es für die Borussen, sich die beiden vermissten Punkte am Sonntag um 16.00 Uhr im Sportpark Lohwiese beim SC Reisbach wiederzuholen. (-jf-)

Statistik: Borussia – FC Homburg II 2:2 (1:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket, Nico Christmann, Sebastian Cullmann, Sayfedine El Khadem (ab 46. Niklas Backes), Justin Kihm (ab 77. Dominik Jost), Alexander Schmieden (ab 63. Dominik Cullmann). – Trainer: Jan Berger. – Co-Trainer: Jörg Backes.

Tore: 0:1 (27.) Mika Louis Gilcher, 1:1 (43.) Sayfedine El Khadem, 1:2 (73.) Grischa Walzer, 2:2 (90.+3) Niklas Backes. – Schiedsrichter: Maximilian Fischer (FC Blau-Weiß St. Wendel). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karten Borussia: Lukas Hoffmann (72.), Dominik Cullmann (81.).

Unsere Bilder zeigen ein paar Impressionen vom Flutlicht-Derby zwischen der Borussia und dem FC Homburg in der Ferraro-Sportarena. (Fotos: -jf-)

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