Unser Bild: Borussias Archivar Professor Dr. Jens Kelm (re.) hat zusammen mit Sebastian Kelm (li., vom FC Bierbach) und Stephan Bäumchen (2. .v.l., vom FC Gronig) den Kapitän des SC Freiburgs (2. V. r.) im September bei einem Bundesligaspiel getroffen und die Fußballschuhe für das Borussen-Archiv in Empfang genommen. (Fotos: privat)
Stefan Kuntz, Jonas Hector, Mike Frantz – was die drei Fußballprofis, der eine von ihnen ein Ex, die anderen aktuelle Bundesligaspieler, gemeinsam haben? Die drei sind Saarländer, die die Kapitänsbinde eines Bundesligisten trugen bzw. tragen: Stefan Kuntz beim 1. FC Kaiserslautern, mit dem er in seiner Führungsrolle 1990 DFB-Pokalsieger und 1991 sogar Deutscher Meister wurde, Jonas Hector, der seine Wurzeln beim SV Auersmacher hat, beim 1. FC Köln, und schließlich Mike Frantz, dessen Stern bei der Borussia im Ellenfeld aufging und der zur Zeit als Kapitän mit seinem SC Freiburg die Bundesliga aufmischt. Mike Frantz hat jetzt ein paar Fußballschuhe dem Archiv der Borussia geschenkt. Als Erinnerung an seine Zeit im traditionsreichen schwarz-weißen Trikot.
„Mike Frantz trägt das Herz auf der Zunge und am rechten Fleck. Er ist ein echter Typ und unglaublich sympathisch. (…) Mike Frantz ist ein Vorzeigeprofi, ein Kämpfer. (…) Er ist stolzer Saarländer, heimatverbunden.“ Das schrieb Autor Claus-Peter Hufer auf der Website des SWR am 2. März 2019 anlässlich des 200. Bundesligaspiels des inzwischen 33jährigen Mittelfeldspielers. Das trifft den Nagel auf den Kopf. Durch eiserne Disziplin, Ehrgeiz und den steten Drang, sich zu verbessern, hat es der Junge von der Saarbrücker Folsterhöhe bis ganz nach oben geschafft.
Schon im ganz jungen Alter begann er mit dem Kicken. „Wir haben zuerst nur auf der Wiese oder in den Straßen gespielt. Die Tore wurden aus Schuhen und Jacken gebaut. Als der erste Bolzplatz gebaut wurde, war ich 15 Jahre alt. Wir haben uns alle gefreut wie an Weihnachten“, erzählt Mike Franz im SZ-Stadt- und Gemeindemagazin „hierdaheim“. Schule aus, Ranzen in die Ecke und ab auf den Bolzplatz – so lief fast jeder Tag bei den Kindern und Jugendlichen auf der Folsterhöhe ab, meist mit so vielen Jungs, dass Turniere gespielt werden konnten. „Dort ging es richtig zur Sache. Es waren auch ältere Spieler dabei. Wenn man sich da durchsetzen wollte, musste man alles geben, sonst hatte mein keine Chance“, erinnert er sich. Eine harte Schule, Bolzplatz statt Fußballinternat – das Resultat: Ein echter Straßenfußballer mit echten fußballerischen Instinkten. Fähigkeiten, die man sonst nirgendwo lernt.
Von der DJK Folsterhöhe, seinem Heimatclub, ging es in die Jugend des 1. FC Saarbrücken. 2004 dann der Wechsel ins Ellenfeld, wo er von 2005 bis 2006 39 Spiele für die erste Mannschaft der Borussia absolvierte und dabei 8 Tore erzielte. Der aufgehende Stern des Mike Frantz blieb den Proficlubs nicht verborgen. Nach der Rückkehr in den Ludwigspark klopfte 2008 der 1. FC Nürnberg an, nach sechs Jahren 2014 rief der SC Freiburg. Dort genießt der zentrale Mittelfeldspieler seitdem hohes Ansehen. Die Vertragsverlängerung vor kurzem löste deshalb auf beiden Seiten Freude aus. „Seine Energie und seine Mentalität strahlen aus. Wir freuen uns, dass er mit seiner Erfahrung und seiner Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, weiterhin eine wichtige Stütze der Mannschaft bleiben wird“, kommentiert SC-Sportdirektor Klemens Hartenbach die Ausdehnung des Kontraktes. Auch Mike Frantz, der seit zwei Jahren die Kapitänsbinde trägt und sich auch von Verletzungen nie unterkriegen ließ, ist mehr als zufrieden: „Ich bin dankbar für die vergangenen fünf Jahre im Breisgau und trage das SC-Trikot mit voller Überzeugung und freue mich darauf, weiterhin mit den Jungs Woche für Woche ans Limit zu gehen.“
Bei allem Erfolg: Mike Frantz ist mit beiden Beinen fest auf dem Boden geblieben. Er weiß, wo er herkommt, Starallüren sind ihm fremd. Er ist zwar Teil des Geschäfts „Profifußabll“, hat aber dennoch den kritischen Blick auf die Entwicklung nicht verloren. Mike Frantz befürchtet, dass „es verpasst wurde, Grenzen zu setzen“, ist aber realistisch genug zu sehen, „dass es auch nicht mehr in die andere Richtung gehen wird. Der Fußball ist ein Spiegelbild der Gesellschaft, viele Dinge liegen im Argen“, sagte er vor Kurzem in einem Interview mit dem Nachrichtenportal t-online.de.
Über Professor Dr. Jens Kelm ist der Kontakt ins Ellenfeld bis heute geblieben. Den Vereinsarchivar und Stadionbeauftragten hat Mike Frantz im September zum Besuch des Bundesligaspiels gegen den FC Augsburg (1:1) an die Dreisam eingeladen. Anlässlich dieses Treffens übergab der Kapitän des SC Freiburg ein paar Fußballschuhe für das Archiv der Borussia. Dabei soll es nicht bleiben. „Trikot und Kapitänsbinde werden folgen“, vermeldet Jens Kelm, der genau wie viele andere Borussen-Fans den Weg von Mike Frantz weiterhin mit viel Interesse und Sympathie verfolgt. Dass das Saarland seine Heimat ist, daraus hat Mike Frantz nie ein Hehl gemacht: „Hier schlägt mein Herz, hierher kehre ich irgendwann auch wieder zurück.“ Mike Frantz soll wissen, dass er im Ellenfeld jederzeit herzlich willkommen ist. Seine Fußballschuhe sind ja jetzt schon mal da! (-jf-)
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