Mit Moral und Charakter zum 2:1 über Hasborn

Unser Bild: Augen zu und durch – das gilt nicht nur für Florian Stopp (re.) in diesem Kopfballduell mit Steffen Hoffmann, sondern auch für alle Borussen in der derzeit schwierigen Situation. (Foto: -jf-)

„Auf diese Truppe können wir mächtig stolz sein! Die ganzen Rückschläge in der letzten Zeit haben uns nicht umgeworfen, sondern wir sind auf dem Platz als geschlossene Einheit aufgetreten. Da kann man nur den Hut ziehen.“ Diese Worte von Jörg Backes treffen den Nagel auf den Kopf, wenn es darum geht, Borussias Leistung beim 2:1 gegen Rot Weiß Hasborn zu bewerten. Mit einem verdienten Sieg verabschiedeten sich die Borussen, die mit einer 1:2-Niederlage gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken unglücklich in die Runde gestartet waren, versöhnlich in die Winterpause und brachten mit einer vorbildlichen kämpferischen Einstellung und sichtlich unbrechbarer Moral auch die (leider nur wenigen) Fans hinter sich, die ihre Mannschaft immer wieder anfeuerten und sich damit auch als Teil des Sieges verstehen durften. Nico Purket hatte die Borussen mit 1:0 in Führung gebracht, die Johannes Gemmel für Hasborn postwendend ausglich. Tobias Jänicke sorgte mit seinem schon 7. Saisontor für den „lucky punch“, mit dem das drohende Damoklesschwert einer Insolvenz wenigstens für einen Moment im trüben Novemberhimmel über dem Ellenfeld verblasste.

Die Gäste aus Hasborn hatten in einem unterhaltsamen Spiel mit vielen Torraumszenen die ersten Gelegenheiten, bei denen vor allem Johannes Gemmel im Mittelpunkt stand. Der Spielmacher der Rot-Weißen prüfte Maximilian Strack binnen zwei Minuten gleich dreimal (6./7.). Schrecksekunde für alle Borussen dabei der Moment, als Hasborns Nummer 10 nach einem Fehlpass im Aufbauspiel mit einem Heber aus der Distanz Borussias Torwart zu überlisten versuchte, doch Maximilian Strack packte sein ganzes Können aus und lenkte das Leder aus dem bedrohten Toreck. „Da hätten wir durchaus in Rückstand geraten können“, gab auch Jörg Backes ehrlich zu, der aber nach 13 Minuten auf einmal seine Mannschaft vorne liegen sah. Was war passiert? Nico Purket tauchte nach Doppelpass auf einmal frei vor dem Gäste-Tor auf, lief noch ein paar Meter und überlupfte dann den ihm entgegenstürzenden Simon Holz geschickt – während der Ball ihm Netz landete, drehte Borussias Außenbahnspieler, über sein erstes Saisontor jubelnd, ab und formierte mit beiden Händen ein Herz Richtung Tribüne.

Torpremiere für Nico Purket in dieser Saison: Lupfer über Hasborns Keeper Simon Holz, anschließend Jubelparcour mit Dominik Cullmann. (Fotos: -jf-)

Borussias Führung hielt aber nicht lange. Schon zwei Minuten später war es – wer wohl? – der spielfreudige und überall auf dem Spielfeld zu findende Johannes Gemmel, der eine Hereingabe von der rechten Seite in den Rücken der Borussen-Abwehr vom 11-Meter-Punkt aus reichlich freistehend gegen die Laufrichtung von Maximilian Strack zum 1:1 rechts unten im Tor versenkte. Die Rot-Weißen schnupperten anschließend mehrfach am 2:1: Johannes Gemmel jagte den Ball aus spitzem Winkel knapp am Tor vorbei (22.), Max Wallfaß zielte über die Latte (32.), die größte Chance hatte Gianluca Forkel, der per Kopf freistehend vergab (27.) – auf der Hasborner Bank raufte man sich die Haare, denn die Worte von Manuel Bonengel schienen sich auch im Ellenfeld wieder zu bewahrheiten: „Es muss einfach vorne mehr herausspringen“, hatte Hasborns Coach nach dem 1:1 gegen Elversberg beklagt. Aber auch auf Borussen-Seite war Jörg Backes, der aus dienstlichen Gründen auf Dylan Sodji verzichten musste, mit der Chancenverwertung nicht zufrieden, denn sowohl Kristof Scherpf (39.) als auch gleich zweimal Dominik Cullmann (41. / 44.) scheiterten im Strafraum aus guter Position entweder an mangelndem Zielwasser oder am starken Torwart Simon Holz. „Da müssen wir einfach unsere Tore machen. Das zieht sich wie ein roter Faden durch die Saison“, so Jörg Backes. Als Schiedsrichterin Paula Mayer mit ihrem Pausenpfiff die Mannschaften in die Kabinen entließ, hatten die Zuschauer abwechslungsreiche 45 Minuten gesehen, in denen beide Mannschaften mit offenem Visier die Offensive suchten.

Doch nach dem Seitenwechsel änderte sich die Statik des Spiels. Von Hasborn kam jetzt offensiv nicht mehr viel, das Team um Spielertrainer Christian Lensch hatte nur noch eine Torchance – aber die hatte es in sich: Nach 77 Minuten und einem Angriff über die linke Flanke konnte Maximilian Strack den Abschluss zunächst prächtig parieren, war aber beim platzierten Nachschuss machtlos; doch Tim Braun verhinderte auf der Torlinie mit einem Flugkopfball in der unteren Etage den Einschlag! Ansonsten waren nur noch Gelegenheiten der Borussia zu verzeichnen, bei denen Simon Holz im Tor der Rot-Weißen gleich mehrfach seine Klasse bewies: So bei einem Gewaltschuss von Tim Cullmann aus der Distanz (51.), gleich dreimal gegen den unglücklichen Kristof Scherpf (55. / 61. / 88.), der das Mitleid von Dirk Dollmann erregte: „Des gebt´s doch nit, belohn´ dich doch endlich mal“, rief Borussias Teammanager vom Spielfeldrand aus dem Stürmer zu. Nach 66 Minuten neigte sich dann die Waage zugunsten der siegesgewillten Borussen, bei denen Nico Christmann nach langer Verletzung einen guten Einstand feierte: Der von Tobias Jänicke vor´s Tor geschlagene Ball rutscht durch den kompletten Strafraum durch und landete hinter dem nur noch verdutzt dreinblickenden Simon Holz auf einmal im Netz! Ob als Hereingabe oder Schuss gedacht, ob Kristof Scherpf mittig vor dem Tor noch den Schlappen dran hatte – das war letztlich egal, Borussia hatte sich diese Führung jetzt redlich verdient.

Symptomatisch für Kampfgeist, Moral und Siegeswillen der Borussen: Der furchtlose Einsatz von Tim Braun gegen Johannes Gemmel (oben) und Nico Christmann gegen Marvin Nackas (unten). (Fotos: -jf-)

Und hätte sie in der Schlussphase noch ausbauen können, ja müssen. Zum einen scheiterte Tobias Jänicke aus spitzem Winkel am Außennetz (72.), zum anderen landete eine zu ungenaue Hereingabe von Kristof Scherpf, der statt selbst abzuschließen uneigennützig den mitgelaufenen und im Strafraum völlig blank stehenden Dominik Cullmann bedienen wollte, im Rücken des wieselflinken Borussen-Stürmers. So blieb es am Ende einer intensiven Partie, in der beide Mannschaften vor der Winterpause die letzten Körner mobilisierten, beim gerechten 2:1 für die Borussen, die sich von ihrem Anhang zurecht feiern lassen durften und sich für die bittere 0:3-Hinspielniederlage im Waldstadion rehabilitieren konnten. Nun heißt es abwarten, wie und ob es überhaupt im Ellenfeld weitergeht. Verdient hätte diese Truppe, die mit ihrem Coach Jörg Backes Moral und Charakter gezeigt hat, das allemal! Darin waren sich alle, die am Samstag dabei waren, einig. (-jf-)

Statistik: Borussia – Rot Weiß Hasborn 2:1 (1:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Jan Eichmann, Nico Purket, Leon Bayer (ab 68. Nico Christmann), Dominik Cullmann, Florian Stopp, Tobias Jänicke, Kristof Scherpf (89. Dilowan Günel). – Trainer: Jörg Backes.

Tore: 1:0 (13.) Nico Purket, 1:1 (15.) Johannes Gemmel, 2:1 (66.) Tobias Jänicke. – Schiedsrichterin: Paula Mayer (SC Blieskastel-Lautzkirchen). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karten Borussia: Tobias Jänicke (19.), Dominik Cullmann (34.), Maximilian Strack (39.), Tim Braun (88.), Jan Eichmann (90.+4).

Untenstehend unser Fotoalbum vom Spiel der Borussia gegen Rot Weiß Hasborn. (Fotos: -jf-)