Neuzugang Tim Braun hat eine tolle Entwicklung gemacht – der Borusse mit den meisten Einsatzminuten!
Unser Bild: Robustes Zweikampfverhalten – an Tim Braun (gelbes Trikot) gibt es für den Gegner kaum ein Vorbeikommen! (Foto: -jf-)
Manchmal muss man durchs Dunkel ins Licht. Ein solch dunkler Moment war für Tim Braun die 28. Minute im ersten Heimspiel der Saison gegen die FSG Ottweiler-Steinbach. Die Borussias Innenverteidiger bis heute nicht vergessen hat. Sein verunglückter Rückpass ließ an jenem schwülwarmen Mittwochabend Ende Juli Lukas Hainer frei vor Philippe Persch auftauchen. Ottweilers Routinier blieb ganz cool und überlupfte den Torhüter, Borussia war mit 0:1 ins Hintertreffen geraten. Tim Braun wäre in diesem Moment am liebsten im Boden des Ellenfelds versunken. Dass er nach 57 Minuten ausgewechselt wurde, hatte allerdings weniger mit seinem Fehler als mit dem Versuch zu tun, mit Josef Hindi einen weiteren Stürmer zu bringen, um der Partie noch eine Wende zu geben. Das gelang am Ende nur halb – Daniel Schlickers Tor zum 1:1 sicherte den Borussen wenigstens einen Zähler.
In der Tat: Unglücklicher konnte die Heimpremiere von Tim Braun kaum beginnen. Doch der 20jährige ließ sich davon nicht ins Bockshorn jagen. Das hat sicher auch etwas mit der Fehlerkultur zu tun, die Björn Klos in der Zusammenarbeit mit seinen jungen Spielern praktiziert. „Der Trainer hat trotzdem zu mir gehalten und mich gleich im nächsten Spiel wieder aufgestellt“, ist Tim Braun dankbar für das entgegengebrachte Vertrauen. „Die Jungs dürfen Fehler machen, erst recht unsere ganz jungen Leute. Das gehört zum Lernprozess unabdingbar dazu“, erläutert Björn Klos seine Marschroute. Tim Braun hat mit Top-Leistungen zurückgezahlt: Derzeit ist der Pfälzer der Borusse mit den meisten Einsatzminuten (1801) auf dem Platz! Zwei Tore unterstreichen, dass mit ihm auch in der Offensive zu rechnen ist. Vor allem bei Standards orientiert sich der über 1,90 Meter-Hüne gerne nach vorne.
Tim Brauns tolle Entwicklung ist das Resultat fleißiger Trainingsarbeit. „Der Coach gibt mir viele Tipps, um mich zu verbessern. Zum Beispiel in Sachen Aufbauspiel, eine meiner Schwächen. Er zeigt mir, wie ich reagieren muss, wenn die gegnerischen Stürmer anlaufen. Dadurch konnte ich meine anfängliche Nervosität ablegen und cooler werden“, so der Defensivspezialist, der auch im Kopfballspiel und in der Robustheit viel stärker geworden ist. Profitiert hat er dabei von den Krafttrainingseinheiten mit Athletik-Coach Philippe Persch. „Die Körperlichkeit hat mir am Anfang schon ein paar Probleme gemacht“, gibt Tim Braun zu, der sich aber in seinem ersten Jahr bei den Senioren schnell auf die neue Spielweise eingestellt hat. Mit ausschlaggebend: Seinem Ehrgeiz! Wer das Training in der Ferraro-Sportarena genau beobachtet, stellt rasch fest, dass Tim Braun in jeder Einheit von Anfang bis Ende ordentlich Gas gibt. Hundert Prozent Einsatz, 100 Prozent Wille, auch an Tagen, an denen man aus irgendwelchen Gründen vielleicht nicht so gut drauf ist – das ist seine Einstellung.
Und genau deshalb hat Borussia ihn im Sommer aus der A-Jugend des FK Pirmasens verpflichtet. „Schon beim ersten Treffen habe ich gemerkt: Das passt! Tim ist ein Mentalitätsspieler, ist wissbegierig, lernwillig, dazu ein bodenständiger und bescheidener Typ, der die ersten Eindrücke bislang voll du ganz bestätigt hat. Für sein junges Alter tritt er ganz schön cool auf, löst seine Defensivaufgaben mit Bravour – eine echte Verstärkung. Es macht Spaß, mit ihm zu arbeiten“, spart Björn Klos nicht mit Komplimenten für seinen langen Innenverteidiger. Der tut auch in der krisenbedingten Zwangspause alles für die Fitness. Wer derzeit in den Wäldern um die knapp 1000 Einwohner zählende Gemeinde Höheischweiler auf der Westricher Hochfläche unterwegs ist, trifft oft auf Borussias Verteidiger, der weiß: Ohne Fleiß kein Preis! „Ich habe den Pfälzer Wald direkt vor der Haustür, gehe fast jeden Tag laufen. Dazu Kraft- und Koordinationsübungen, die uns das Trainerteam in einem Plan zusammengestellt hat. Es schadet bestimmt auch nicht, dass ich einige Kraftgeräte und eine Hantelbank zuhause habe. Gerade auf der Position des Innenverteidigers ist Stabilität gefragt, um auch körperlich dagegenzuhalten. Zudem ist das ein guter Ausgleich zum Ausdauertraining“, so Tim Braun. Schwimmen – eine weitere von ihm gerne praktizierte Sportart – ist derzeit nicht möglich. Angst vor Corona hat Tim Braun dabei nicht: „Man hält sich an die Regeln der Hygiene und die Vorsichtsmaßnahmen.“ Ob die Saison noch ihre Fortsetzung findet? „Ich habe die Hoffnung, aber Prognosen sind schwierig. Schön wäre es, wenigstens den Pokal noch zu spielen.“ Ein Halbfinale gegen einen Regionalligisten, Saarbrücken oder Homburg – das wäre sein Traum.
Tim Brauns Fußballanfänge liegen in der Kindheit. Schon als kleiner Junge ist er mit Begeisterung dem runden Leder nachgejagt, ehe die Mutter den fünfjährigen im Heimatverein in Höheischweiler angemeldet hat. Dor durchlief er von 2005 bis 2013 die Jugendteams, ehe der Ruf zum großen FK Pirmasens erfolgte. Mit den C-Junioren von „die Klub“, wie der Westpfälzer Traditionsverein auch genannt wird, stieg Tim Braun in die Regionalliga auf, gewann später mit der B-Jugend den Verbandspokal – die ersten kleinen Erfolge für den großen Abwehrspieler, der den Schritt zur Borussia wagte, „weil der Verein mit seinem tollen Stadion mich sehr beeindruckt hat und ich mich mit dem Trainer von Beginn an super verstanden habe.“ Dieser erste Eindruck hat ihn nicht getäuscht: „Ich fühle mich sauwohl hier“, sagt er heute. Bestätigt in seiner Einschätzung sieht er sich durch den sensationellen Verlauf der Rekordjagd. Auch seine Eltern haben Ticktes gekauft: „Über 14.000 Karten – hammerhart! Das zeigt: Alte Liebe lebt!“ Und so brauchte er auch keine Sekunde Bedenkzeit, um vor einigen Wochen seinen Vertrag zu verlängern. Auf die neue Spielzeit schaut er mit großer Vorfreude – vor allem auch deshalb, weil er mit Dylan Sodji einen Mitspieler bekommt, mit dem er privat schon viel Kontakt hat. „Fußballerisch und menschlich ein Gewinn, ein guter Typ!“ Wenn Tim Braun dann ins Auto steigt, um zum Training ins Ellenfeld zu fahren, wird die pfälzische Fahrgemeinschaft mit Christoph Stemmler weiteren Zuwachs bekommen.
Auch beruflich wartet auf den 20jährigen eine neue Herausforderung. Ab 1. Mai beginnt er auf dem Flughafen Hahn ein Studium bei der Polizei, das krisenbedingt zu Beginn wohl in Form eines Fernstudiums ablaufen wird. Er ist zuversichtlich, dass sich die Ausbildung mit dem Trainingsbetrieb vereinbaren lässt. „Ich werde versuchen, mindestens zwei Einheiten in der Woche mitzumachen.“ Wer Tim Brauns Mentalität kennt, weiß, dass ihm dies gelingen wird. Seine Entwicklung ist noch lange nicht zu Ende. Borussia wird an ihrer Nummer vier noch viel Freude haben! (-jf-)
Hinterlasse jetzt einen Kommentar