Kein „lucky punch“ in Friedrichsthal

Borussia mit 2:2 bei der U23 der SV Elversberg / Pfosten verhindert kurz vor Schluss den Siegtreffer / Jan Berger: „Kein Grund zur Enttäuschung oder zu Pessimismus!“ / Borussia seit fünf Spielen unbesiegt

Unser Bild: „Das ist es!“ – Freistoßspezialist Alexander Schmieden hat gerade eben zum 2:2 getroffen und freut sich mit Tim Cullmann. (Foto: Cedric Stolte / FNS, vielen Dank!)

Ist das Glas nun halbvoll oder halbleer? Für Jan Berger ist, wenn er das 2:2 der Borussia am gestrigen Abend in Friedrichsthal bei der U23 der SV Elversberg einordnet, die Antwort auf diese Frage klar: „Die Mannschaft hat sicherlich fußballerisch nicht ihr bestes Spiel gemacht, hat 95 Minuten alles gegeben und versucht zu gewinnen. Insofern haben die Jungs sich nichts vorzuwerfen und können in den Spiegel schauen. Wir haben in einem bockschweren Spiel auswärts einen Punkt und aus den vergangenen vier Spielen zehn Zähler geholt, sind seit fünf Spielen ungeschlagen, haben also eine kleine Serie hingelegt. Wir liegen nur zwei Zähler hinter dem Spitzenreiter. Insofern gibt es überhaupt keinen Grund, in Pessimismus zu machen. Alles im grünen Bereich“, so die Bilanz des Borussen-Trainers, der auch dem Gegner Respekt zollt für seine Leistung: „Elversberg hat das gut gemacht, sie waren gut strukturiert und organisiert und haben sich gegenüber der 1:4-Niederlage in Limbach, wo wir sie beobachtet hatten und wo sie auch ein wenig Pech hatten, um 200 Prozent gesteigert. Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft nicht mehr lange da unten in der Tabelle bleibt. Insofern geht das Ergebnis in Ordnung.“

Das Endresultat stand schon nach 45 Minuten fest. Nathan Bendorf brachte die Gastgeber nach 27 Minuten quasi mit der ersten Gelegenheit überraschend in Führung, als er nach einer Hereingabe den Ball gegen die Laufrichtung von Maximilian Strack ins lange Toreck verwertete. Vorausgegangen war eine ziemlich harte Elversberger Balleroberung gegen Marco Dahler, die der Unparteiische Nicolas Scherer aber nicht als Foul bewertete. Die Borussen-Fans freilich hatten das anders gesehen: „Schiedsrichter, lass´ Dich auswechseln“ – so ein unüberhörbarer Zwischenruf, den Jan Berger aber so nicht gelten lassen will: „Der Unparteiische hat insgesamt eine gute Leistung gezeigt.“ Borussia brauchte nicht lange, um zum Ausgleich zu kommen. Nach einem Freistoß von Tim Cullmann aus halbrechter Position wurde Nico Christmann in bestem griechisch-römischen Kampfstil im Strafraum zu Boden gerungen – Marco Dahler verwandelte den fälligen Strafstoß mit gewohnter Sicherheit zum 1:1 (34.). Doch nur drei Minuten später lagen die Gastgeber erneut in Front: Shakil Diallo konnte aufgrund fehlender Zuordnung im Zentrum das Leder sträflich ungedeckt annehmen und Maß nehmen, noch leicht abgefälscht landete das Spielgerät unerreichbar für Maximilian Strack im Netz. Die Borussen nahmen die Herausforderung an und wollten noch unbedingt vor der Pause den Gleichstand – ein Unterfangen, das dank Alexander Schmiedens Freistoß (nach Foul an Sayfedine El Khadem) auch gelang. Borussia Nummer 37 zirkelte das Leder flach um die Elversberger Mauer herum, der Ball sauste durch Freund und Feind hindurch und fand sich links unten im Netz wieder.

Alles gegeben für den Sieg: Nico Christmann (oben) im offensiven, Lukas Hoffmann (unten) im defensiven Einsatz in Friedrichsthal gegen die U23 der SVE. (Fotos: Cedric Stolte / FNS, vielen Dank!)

Doch schon bevor das erste Tor fiel, hätten die Borussen in Führung gehen können. Zunächst scheiterte Nico Purket mit hartem Abschluss aus spitzem Winkel an SVE-Keeper Jan Schunck, der den Ball erst im Nachfassen unter Kontrolle brachte (13.). Nico Purket war es auch, der nach weitem Schlag von Lukas Hoffmann in halblinker Position Simon Schreibeisen in Szene setzte, dessen Schuss abgeblockt wurde – Alexander Schmiedens Nachschuss sauste nur knapp rechts oben über das Kreuzeck (21.). Schließlich vorzog Sayfedine El Khadem nach einem Pass von Lukas Hoffmann genau in die Schnittstelle den Ball nur um Zentimeter am langen Toreck vorbei (23.).

Nach dem Seitenwechsel war Borussia 45 Minuten lang bemüht, Lösungen zu finden. Nachdem der eingewechselte Dominik Cullmann nach knapp einer Stunde den Ball nach einer weiten Flanke in aussichtsreicher Position nicht richtig traf, boten sich echte Chancen, doch noch den „lucky punch“ zu setzen, erst wieder in der Schlussphase. Doch diese Gelegenheiten hatten es durchaus in sich: Nach einem Eckball und einem Kopfballduell fiel das Leder an der Strafraumgrenze Justin Kihm vor die Füße, der fackelte auch nicht lange und erschütterte mit seinem fulminanten Schuss den Elversberger Torpfosten in seinen Grundfesten (88.) – fast wäre der 22jährige an alter Wirkungsstätte ausgerechnet gegen die Ex-Kollegen zum Matchwinner für die Borussia geworden! Nur eine Minute später flog ein Kopfball von Marco Dahler nach einem Eckball „nur um Bildzeitungsbreite“ (Jan Berger) am langen Pfosten vorbei, auch da hatte manch ein Borussen-Anhänger den Torschrei bereits auf den Lippen.

So hatte der Halbzeitstand nach 90 und ein paar mehr Minuten weiter Bestand. 2:2 beim Tabellenletzten – für manch einen mag das nach Enttäuschung schmecken, da die Chance verpasst wurde, die Tabellenführung zu erobern. Doch wer weiß, wozu dieser eine Punkt in der Endabrechnung gut ist? Für Jan Berger jedenfalls ist die Borussia gestern Abend mit einem halbvollen Glas ins Ellenfeld zurückgekehrt. Und diese Sichtweise zu verinnerlichen, die man in der Wissenschaft als „dispositionalen Optimismus“ bezeichnet, ist nicht unbedeutend für die kommenden Aufgaben am kommenden Samstag im Ellenfeld gegen den starken Aufsteiger Palatia Limbach und eine Woche später beim TuS Herrensohr: Auch wenn man dazu eigentlich gar kein Psychologe sein muss, so konnte doch die LOT-Studie (Life-Orientation-Test) aus dem Jahre 1985 eindeutig belegen, dass eine zeitlich stabile positive Lebenseinstellung in den verschiedensten Lebenssituationen auch zu besseren Ergebnissen führt! Abgesehen davon: Ein gutes Getränk schmeckt auch aus einem „nur“ halbvollen Glas gut! (-jf-)

Statistik: SV Elversberg II – Borussia 2:2 (2:2)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann (ab 76. Justin Kihm), Sayfedine El Khadem (ab 63. Florian Stopp), Simon Schreibeisen (an 46. Dominik Cullmann), Alexander Schmieden (ab 76. Dominik Jost). – Trainer: Jan Berger. – Co-Trainer: Jörg Backes.

Tore: 1:0 (21.) Nathan Bendorf, 1:1 (34.) Marco Dahler (Foulelfmeter), 2:1 (37.) Shakil Diallo, 2:2 (43.) Alexander Schmieden. – Schiedsrichter: Nicolas Scherer (SG Saubach). – Zuschauer: 350. – Gelbe Karten Borussia: Christoph Stemmler (50.), Tim Braun (75.).

2 Kommentare

  1. Es steht heute morgen in einem Bericht, dass 17 Spiele (von der Zweiten Liga bis zur Amateurklasse ) unter der Beobachtung der Manipulation stehen.

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