Interview mit Nicola Lalla (NL), Borussias Torschützen zum „Tor des Monats März 2002“
Unser Bild: Noch heute gut aufgehoben und wertvolles Erinnerungsstück an eine historische Leistung – die Gewinner-Medaille zum „Tor des Monats“ von Nicola Lalla. (Foto: privat)
Der 9. März 2002 war ein ganz besonderer Tag im Leben von Nicola Lalla. Wie war das damals vor fast 20 Jahren?
NL: Es hat alles gepasst an diesem Tag. Ein wunderschöner März-Tag, viele Zuschauer. Nach 8 Siegen in Folge empfingen wir mit der Borussia den Tabellenvierten FK Pirmasens zum Spitzenspiel im Ellenfeld. Ich wurde in der 55. Minute für Timo Töttel eingewechselt und war gerade elf Minuten auf dem Platz, als eine lange Flanke von Thorsten Freyer in den Strafraum auf mich zu segelte. Ich stand etwa vierzehn Meter mit dem Rücken zum Tor, und habe noch daran gedacht, den Ball mit der Brust anzunehmen. Das wäre sicher der einfachere Weg gewesen. Doch das ist nicht meine Art, also entschloss ich mich, einen Fallrückzieher zu riskieren. Als ich anschließend hochschaute, sah ich nur noch, wie das Leder doch tatsächlich im Netz zappelte!
Dieser Treffer zum 3:0 bedeutete die Entscheidung, den Gästen gelang nur noch der Anschluss zum 1:3. Bekommt man während des Spiels mit, was für ein Tor man da gerade erzielt hat?
NL: Dass das ein nicht alltägliches Tor war, spürt man als Fußballer intuitiv schon im ersten Moment. Aber welche Folgen das nach sich zieht, kann einem natürlich noch nicht bewusst sein. Ich habe auf jeden Fall erstmal meine Wahnsinnsfreude rausgelassen, das Trikot ausgezogen und gedacht: Jetzt hast du zum Sieg über den FKP beigetragen.
Wie ging es dann weiter bis zur Auswahl zum „Tor des Monats“?
NL: Der Spielbericht wurde am Abend im Saarländischen Rundfunk (SR) gesendet. Dort kam man dann auf die Idee, mein Tor als Vorschlag für das „Tor des Monats“ zur „Sportschau“ beim WDR nach Köln zu schicken. Darüber bin ich gleich informiert worden. Jetzt hieß es: Abwarten, ob das Tor überhaupt in die Auswahl mit aufgenommen wird. Zwei, drei Wochen später erhielt ich dann die Nachricht, dass ich tatsächlich dabei bin.
Was geht bei der Ausstrahlung im Fernsehen in einem vor?
NL: Da habe ich das Tor und seine Wirkung erst richtig realisiert. Es war für mich insofern ein einmaliges Gefühl, als ich als Kind immer schon vor dem Fernseher saß und beim „Tor des Monats“ ganz fasziniert die Profis bewundert habe, was die für tolle Tore schießen. Und jetzt war ich selbst dabei, unglaublich! Das Daumendrücken begann, als die Zuschauer per Telefon und Internet ihr Voting abgaben.
Und dann hieß es: Der Sieger ist – Nicola Lalla von Borussia Neunkirchen! Überrascht?
NL: Ja, eigentlich schon ein bisschen. Denn mit den Nationalspielern Andreas Möller und Jörg Böhme war verdammt starke Konkurrenz mit mir im Rennen. Dazu kam noch ein ganz besonders ungewöhnliches Tor, als Cottbus-Torhüter Piplica einen Ball ganz lässig mit dem Kopf über sein Tor lenken wollte, das Leder aber hinter ihm ins Netz fiel. Da habe ich zuerst gedacht, dass dieser verrückte Treffer die besten Aussichten auf das „Tor des Monats“ hätte!
Anschließend kam die Ehrung …
NL: … die im Ellenfeld-Stadion stattfand. Da hatte sich das Fernsehen etwas Besonderes einfallen lassen. Dass ich die Plakette ausgerechnet von meinem Stürmer-Vorbild Stefan Kuntz, der zusammen mit seinem Vater Günter gekommen war, überreicht bekam, war natürlich etwas ganz Besonderes. Es wurden anschließend noch ein paar Videos für ein Porträt gedreht, sowohl in meiner Arbeitsstätte als auch zuhause in Nunkirchen und eine Einladung in die SR-Sportarena.
Trotz dieses tollen Erfolges folgte nach nur einem Jahr im Ellenfeld folgte dann der Wechsel zum SC Gresaubach. Was war der Grund für den schnellen Abschied?
NL: Zunächst muss ich sagen, dass dieses eine Jahr bei der Borussia eine tolle und sehr lehrreiche Zeit für mich war. Wir sind Meister geworden und in die Regionalliga aufgestiegen, dazu haben wir das Hallenmasters gewonnen. Doch für mich war schon relativ früh klar, dass ich diesen Weg nicht mitgehen kann. Denn der zeitliche Aufwand war nicht zu stemmen. Ich habe damals in der Personalabteilung im Trierer Mutterhaus gearbeitet und bin zu jedem Training und Spiel gefahren. Zudem hatte ich im November 2001 einen Autounfall, der mir eine zweimonatige Zwangspause bescherte. Trainer Jörg Nehren hat dennoch zu mir gehalten, so dass ich nach der Winterpause wieder angreifen konnte. Wir hatten damals eine Super-Truppe aus erfahrenen Spielern wie Sascha Purket, Peter Eiden, Ralph Flausse, Ewald Bucher, Bülent Türker und Björn Kriegshäuser sowie talentierten jungen Leuten. Aber insgesamt war mir der Aufwand zu groß und auch die berufliche Entwicklung zu wichtig.
Verfolgst Du den Weg der Borussia heute auch noch?
NL: Ehrlich gesagt: Nicht so intensiv. Ich schau schon mal, wer Trainer ist und wie die Borussia sich schlägt, und finde es sehr schade, dass der traditionsreiche Club jetzt in der Saarlandliga spielt.
Seit fünf Jahren amtiert Nicola Lalla sehr erfolgreich beim SV Losheim als Trainer. Zufrieden?
NL: Auf jeden Fall! Wir sind gleich in meinem ersten Jahr in die Verbandsliga aufgestiegen und bewegen uns seitdem immer unter den Top Sechs der Liga. Das ist das Optimum, was wir rausholen können, mehr ist für den Verein kaum drin. Die Saarlandliga ist bei uns kein Thema. Die Arbeit in Losheim macht wir unheimlich viel Freude. Ein tolles Erlebnis war für uns die Teilnahme am Hallenmasters in Saarbrücken, wo wir – damals noch als Landesligist – als klassentiefstes Team angetreten sind. Es herrschte eine tolle Stimmung. Ich glaube, das ist bundesweit auch einmalig, dass Amateurclubs vor 4000 Fans in der Halle spielen. Diese Veranstaltung im Saarland ist etwas ganz Besonderes!
Nicola Lalla, vielen herzlichen Dank für das interessante Gespräch. Wir wünschen Dir und dem SV Losheim ganz viel Glück und Zusammenhalt in den kommenden Wochen und viel Erfolg bei der Vorbereitung auf die neue Spielzeit. Und führt Dich der Weg einmal wieder ins Ellenfeld, so sollst Du wissen, dass Du hier immer herzlich willkommen bist! (-jf-)
Hinterlasse jetzt einen Kommentar