Ein Oberpfälzer im Ellenfeld

Borussias früherer Bundesliga-Stürmer Willi Seebauer wird heute 75 Jahre alt / Seine Markenzeichen: Disziplin und Bescheidenheit / Nach der Spielerkarriere Trainer beim SV Brücken und SSV Wellesweiler

Zu den prominentesten Borussen gehörte er zweifellos nicht. Lediglich viermal lief er unter Coach Zeljko Cajkovski in der Saison 1967/68  in der Bundesliga auf. Bei der 1:2-Niederlage der Borussia beim VfB Stuttgart im Dezember 1967 erzielte der Mittelstürmer zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich kurz vor der Pause sein einziges Erstliga-Tor. Nach dem Abstieg 1968 trug er noch zwei Spielzeiten in der Regionalliga Südwest das schwarz-weiße Trikot, landete mit der Borussia am Ende auf einem 5. (1968/69) und 4. Tabellenplatz (1969/70). Darüber hinaus gehörte er zum Stammaufgebot der Amateurmannschaft im Ellenfeld. Nach dem Ende seiner aktiven Karriere trainierte er den SV Brücken, zudem war er gleich dreimal als Übungsleiter beim SSV Wellesweiler tätig – dort, wo er inzwischen heimisch geworden war. Heute, am 31. März, vollendet Willi Seebauer sein 75. Lebensjahr.

Bilder von Willi Seebauer, Schlagzeilen über Willi Seebauer – das gibt es kaum. Ein Sammelbildchen von Bergmann ist das Einzige, was das World-Wide-Net bereithält. Bezeichnend, denn der Jubilar gehörte nie zu denen, die gerne im Rampenlicht standen oder das große Wort führten. „Entscheidend ist auf´m Platz“ – diese Maxime des früheren Borussen-Coaches Adi Preisler in Leistung auf dem grünen Rasen umzusetzen, das war immer sein Bestreben. Immer im Blick: Der mannschaftliche Erfolg! „Wie bei so vielen Spielern jener Generation spürt man die Demut und eine Tugend, die man manchem Bundesligafußballer heute gerne wünschen würde: Bescheidenheit“, notiert Nicky Kassner über Willi Seebauer in einem Porträt in seinem Borussen-Bog „Stahlwerk“.

Immer im Dienst der Mannschaft: Willi Seebauer (links) fiebert beim Aufstiegsspiel der Borussia 1967 in Berlin (2:1) mit seinem Team. (Foto: 90 Minuten – mit Ferdi Hartung in die Bundesliga)

Mit 18 Jahren und zwei Koffern stand Willi Seebauer anno dazumal am Neunkirchner Bahnhof. Im Gepäck: Der Traum, Profifußballer zu werden. Diese Chance hatte er, wie so oft im Leben, durch Zufall bekommen. Den Anfang soll eine Tanzveranstaltung in Zweibrücken gemacht haben, auf der Borussias „blonder Engel“ Elmar May und einige Mannschaftskameraden, genauso feierfest wie bundesligatauglich, die Bekanntschaft mit den Profimusikern des Abends machten. Die sollten in Zukunft auch auf der einen oder anderen Veranstaltungen der Borussen spielen. In Zweibrücken erzählten sie aus einer Bierlaune heraus von einem jüngeren Bruder, einem A-Jugendlichen, der über 80 Tore geschossen habe. Borussias Funktionäre wurden hellhörig und luden den jungen Mann zum Probetraining ein. Der Junge aus der 5000-Seelen-Gemeinde Markt Bruck in der Oberpfalz überzeugte. So kam Willi Seebauer ins Saarland.

Am Bahnhof wurde er vom Geschäftsführer der Borussia abgeholt. Gleich ging es mit der Mannschaft zum Training, ehe er sein erstes Zimmer am Hüttenberg bezog: Einfach, ohne „Luxus“ wie sanitäre Anlagen, Küche oder ähnliches – übernommen damals von Elmar May, der sich gerade verlobt hatte. Fenster aufmachen war schwierig. Wenn es im Sommer dann doch mal zu heiß wurde, konnte man einen Tag später „Sau“ auf dem Tisch schreiben. Borussen-Präsident Norbert Engel besorgte dem Neuankömmling einen Job bei der Firma Commercon in Wellesweiler, ihr blieb der kaufmännische Angestellte 35 Jahre lang treu, fand anschließend eine berufliche Zukunft im Autohaus Jakob. Sportlich musste sich Willi Seebauer zunächst in der Verbandsligamannschaft beweisen. Statt Dortmund, Gladbach, HSV oder Bayern hießen die Gegner Kleinottweiler, Friedrichsthal oder Quierschied. Doch mit eiserner Disziplin blieb er am Ball, auch wenn es am Ende nur für vier Bundesligaeinsätze reichte. Dass es nicht mehr wurden, lag sicher auch daran, dass er seinen Grundwehrdienst antreten musste. Zwar landete Seebauer dank der Verbindungen von Präsident Engel ganz in der Nähe in einer Garnison in Zweibrücken, doch zum Training durfte er nur selten. Wenn es dann doch mal kurzfristig die Erlaubnis gab, musste er schauen, wer ihn abholte. Denn ein eigenes Auto war damals für ihn unerschwinglich. Erst später kaufte er seinem Mannschaftskameraden Wolfgang Gayer einen VW ab. Für 350 Mark.

Seine alte Heimat hatte er derweil nicht vergessen. Zusammen mit Willi Ertz stattete er ihr einmal einen Besuch ab. Die Anwesenheit der beiden Bundesliga-Borussen sorgte für den Ausnahmezustand in der kleinen Gemeinde, die beiden „Stars“ wurden auf dem örtlichen Sportplatz präsentiert, am Abend war die Dorfkneipe überfüllt. Mehr Einsätze bei der Borussia bekam er nach dem Bundesliga-Abstieg. Unter Trainer Jirasek durfte der rechte Halbläufer als Libero spielen, wurde fester Bestandteil der Mannschaft. 1971 hängte der Bayern-Fan, der ursprünglich mal großer Anhänger der Spvgg Fürth war, die Stiefel an den berühmt-berüchtigten Nagel. Der SV Brücken in der Pfalz lockte ihn als Trainer, danach folgten noch Engagements beim SSV Wellesweiler. In dem Neunkircher Stadtteil wohnt er bis heute.

Die Borussia gratuliert ihrem früheren Spieler herzlich zum Ehrentag und wünscht alles Liebe und Gute, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit. Ad multos annos, Willi Seebauer! (-jf-)

1 Kommentar

  1. Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag Willi.
    Ein ganz hervorragender Bericht!
    Schön, dass die Borussia ihre Bundesligahelden nicht vergessen hat und danke für die tollen Infos.
    Willi, weiterhin viel Gesundheit und Zufriedenheit

    Alles Gute
    Uwe Grub

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*