Heute vor 60 Jahren: Bundesliga-Heimpremiere für Borussia

Gegner: Der Namensvetter aus Dortmund / Günter Heiden mit dem ersten Bundesliga-Tor im Ellenfeld / Das Stadion wird zur Festung: Nach Dortmund gewann nur noch der 1. FC Kaiserslautern in Neunkirchen

Unser Bild: Schwerstarbeit für Dortmunds Nationaltorwart Hans Tilkowski, der sich gegen Paul Pidancet und Günter Heiden per Faustabwehr behaupten muss. Links beobachtet Rudi Assauer – ebenso gebannt wie die große Kulisse (auch oberhalb des Stadions auf der Wiese!) die Aktion seines Torwarts, Elmar May (re.) lauert im Hintergrund. (Foto: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen)

Memories, sweet memories! Während sich das Ellenfeld-Stadion nach dem Bundesliga-Aufstieg bei der Heimpremiere am zweiten Spieltag noch als Baustelle präsentierte, durften die Kicker einen neuen, der ersten Liga wahrlich würdigen Rasenteppich betreten. Als Schiedsrichter Karl Riegg aus Augsburg heute vor 60 Jahren an jenem 29. August pünktlich um 16.00 Uhr zum ersten Mal in seine Pfeife blies, hieß der Gegner Borussia Dortmund!

Beide Teams hatten den Saisonauftakt jeweils vergeigt: Dortmund verlor zuhause 0:2 gegen Hannover 96, die Saarland-Borussen mussten sich mit dem gleichen Resultat erwartungsgemäß beim Altmeister 1. FC Nürnberg geschlagen geben. Die Spannung vor dem Heimauftakt war dennoch in der mit Abstand kleinsten Bundesliga-Stadt riesengroß! 25.000 Fans drängten sich erwartungsfroh auf den Rängen. Besonders Mutige hatten einen Platz auf dem Dach der Sporthalle erklommen, auch die umliegenden Wiesen waren voller Menschen. Die Eintrittspreise sind moderat: Ein Stehplatz kostet 3,50 DM, für einen Sitzplatz muss mit 12,- DM allerdings erheblich mehr gezahlt werden.

Die schwarz-weißen Borussen zeigten in Halbzeit eins wenig Respekt vor dem großen Gegner aus dem Ruhrpott, in dessen Reihen mit Nationaltorwart Hans Tilkowski, Abwehrchef Rudi Assauer (später erfolgreicher Manager bei Schalke 04), Torjäger Franz Brungs, Lothar Emmerich mit seiner „linken Klebe“ und Timo Konietzka, ein Jahr zuvor Schütze des ersten Bundesligatores überhaupt, die ersten Stars der noch jungen Liga standen. Dem Namensvetter vom Borsigplatz waren die Borussen in der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft ein Jahr zuvor in Saarbrücken noch mit 2:5 deutlich unterlegen. Diesmal erarbeiteten sie sich in der Anfangsphase einige Vorteile, erwiesen sich jedoch vor dem Tor als zu wenig durchschlagskräftig: „Pidancet, Heiden und nochmals Pidancet hatten den Führungstreffer auf dem Fuß, doch auch die Gäste wussten wenig aus ihren nicht ganz so zwingenden Möglichkeiten zu machen. Überzeugen konnten vor der Pause eigentlich nur die beiden aufmerksamen Torhüter, die Verteidiger und die beiden Mittelfeldstrategen Achim Melcher und Aki Schmidt“, heißt es in der Spielanalyse auf fussballdaten.de.

Von oben nach unten: Das wäre das 2:2 gewesen! Günter Heiden stochert gegen Hans Tilkowski nach dem Ball …

… der anschließend mitsamt Paul Pidancet im Netz landet, …

… doch Schiedsrichter Karl Riegg bewertet Heidens Einsatz regelwidrigen Angriff auf den Torwart und erkennt den Treffer nicht an (unten) – eine durchaus streitbare Entscheidung! (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen)

Als nach dem Wechsel Dieter Schock aufgrund eigener Aktivitäten Timo Konietzkas mehr Raum ließ, bereitete der Nationalspieler des BVB den entscheidenden Doppelschlag vor: Aki Schmidt traf nach gut einer Stunde mit einem nicht unhaltbaren Schrägschuss zum 0:1, „Hoppi“ Kurrat, sträflich allein gelassen, netzte elf Minuten später zum 0:2 ein. Die Borussen gaben nicht auf, doch das Dortmunder Defensivbollwerk um Stopper Rudi Assauer und Torwart Hans Tilkowski ließen nur noch den Anschlusstreffer durch den bulligen Günter Heiden zu (88.). So trugen die Borussen aus dem Ellenfeld nach zwei Runden die rote Laterne. Es sollte aber danach außer dem 1. FC Kaiserslautern kein Gegner mehr im Ellenfeld gewinnen – und am Ende der Saison stand mit Rang 10 die beste Platzierung eines saarländischen Klubs in der Bundesliga zu Buche!

Unsere Bilder lassen das Borussen-Duell vor 59 Jahren in einigen Szene nochmal Revue passieren. (Fotos: Ellenfeld-Verein / Archiv Borussia Neunkirchen)

1 Kommentar

  1. Solche Vereine und solche Spiele aus den guten alten Zeiten vergisst man nicht. Im Ellenfeld Stadion war ich auch des Öfteren mit meinem Vater gewesen. Derbys gegen den 1.FC Kaiserslautern, 1.FC Saarbrücken oder gegen Eintr.Frankfurt waren zur damaligen Zeit richtige Highlights. Und nicht zu vergessen: Für uns Autogramm Sammler war es immer ein leichtes, Autogramme von den Spielern zu bekommen. Als Wormser waren zu dieser Zeit auch die Spiele gegen die Wormatia tolle Begegnungen. Und heute ????? Breiten wir am besten den Mantel des Schweigens drüber.

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