Einer der Zuschauer hatte es geahnt: „Ich hann´s ja gesaad: Jetzt kommt de Füllkrug und der macht des Door!“ Der besagte „Füllkrug vom Ellenfeld! war nach 77 Minuten ins Spiel gekommen, trug die Nummer 39 und hört auf den Namen Louis Cupelli. Nach zuvor langem vergeblichen Anrennen brach der Joker fünf Minuten vor dem Ende den Bann, indem er eine Hereingabe von Nico Purket aufnahm und mit Knie und Kopf „irgendwie“ im linken Toreck unterbrachte und die Fans toben ließ. Dass der anschließende Versuch, den Zaun vor Block 5, wo die treuesten der Treuen die Borussia anfeuern, zu erklimmen, nicht wie gewünscht klappte, sondern es beim wilden Rütteln des Zauns blieb, tat seiner unbändigen Freude keinen Abbruch. Schließlich wurde er – wie sein „Double“ in der Nationalmannschaft – zum Toreschießen eingewechselt und nicht als Reinhold Messner zum Besteigen atemberaubender Höhen.
Louis Cupellis Treffer zum 2:1 war ganz sicher der entscheidende Dosenöffner zu einem Sieg, den beide Trainer nach den 90 Minuten als verdient einstuften. „Es war ein hartes Stück Arbeit. Wir sind gut ins Spiel gekommen, haben nach dem Ausgleich etwas den Faden verloren aber die zweite Halbzeit klar dominiert, vieles probiert. Es war auch ein bisschen ein Geduldsspiel, wobei die Jungs, die von der Bank kamen, ihre Sache klasse gemacht und ohne Ende geackert haben: Die Cullmann-Brüder als Flügelzange und Louis Cupelli, der für eine harte Woche mit seinem Tor belohnt worden ist“, fasste Christian Schübelin die Partie in aller Kürze zusammen. Sein Pendant auf Hasborner Seite sah es ähnlich: „Am Ende einer guten ersten Halbzeit hätten wir mit ein bisschen Glück auch führen können. Aber nach dem Seitenwechsel wurde Borussia mit zunehmender Spieldauer immer präsenter, konnte viele Stellungsfehler und einfache Ballverluste von uns in der Vorwärtsbewegung ausnutzen. So war der Führungstreffer letztlich nur eine Frage der Zeit“, bilanzierte Heiko Wilhelm, der es bedauerte, „dass wir durchaus gute Ansätze nach vorne nicht ausgespielt haben, indem wir zu oft falsche Entscheidungen getroffen und zu überhastet agiert haben. Aber das ist ja genau das, was ich vor Saisonbeginn gesagt habe: Wir haben eine junge Mannschaft, die den nächsten Schritt gehen will. Den sind wir in Halbzeit eins gegangen, aber danach wieder dorthin zurückgefallen, wo wir nicht mehr hinwollen. Die Leistung vom 7:0 zum Start gegen Elversberg konnten wir deshalb leider nicht bestätigen.“
Die Borussen legten im Backofen Ellenfeld los wie die Feuerwehr. Tim Cullmann, der nach Hereingabe von Sayfedine El Khadem im Fünf-Meter-Raum stürzte und deshalb nicht richtig zum Abschluss kam (2.), und Alexander Schmieden, der nach Steilpass gegen den herauseilenden Simon Schumacher im Hasborner Tor um Zentimeter zu spät kam (4.), hatten bereits früh die Führung auf dem Fuß. Beide waren dann auch am 1:0 entscheidend beteiligt: Nach einem Foul am Ex-Jägersburger zirkelte Tim Cullmann den fälligen Freistoß aus halblinker Position in den Strafraum, wo das Leder durch Freund und Feind am verdutzten Schumacher vorbei ins lange Eck segelte (8.). Während Marco Dahlers Kopfball nach Ecke des extrem umtriebigen Tim Cullmann, der überall zu finden war, nur knapp über den Kasten strich, bewiesen die Gäste große Effektivität und kamen wie aus dem Nichts mit der ersten nennenswerten Offensivaktion zum Ausgleich: Borussias Defensive ließ Johannes Gemmel bei seinem Lauf quer zur Strafraumlinie gewähren, der passte auf Gabriel Posse, dessen Hereingabe Niclas Scholl im Fünf-Meter-Raum reichlich freistehend und dankbar aus nächster Nähe zum 1:1 verwertete (20.). Bei Johannes Gemmels Gewaltschuss aus etwa 25 Metern musste sich Sebastian Kelm dann gewaltig strecken, um einen Rückstand zu verhindern (25.). Auf der anderen Seite hatte Simon Schumacher Glück, dass er den Kopfball von Justin Kihm im Nachfassen unter Kontrolle bekam. Die beste Chance vor dem Halbzeitpfiff von Schiedsrichter Jan Dennemärker hatte dann Sayfedine El Khadem, der dank Purket-Flanke den Ball quasi auf dem Silbertablett serviert bekam, den Ball aber in aussichtsreicher Position nur schlecht traf, so dass die Gäste-Abwehr klären konnte (40.).
Im letzten Moment: Hasborns Torwart Simon Schumacher klärt vor dem anstürmenden Dominik Cullmann, der nach seiner Einwechslung viel Schwung ins Borussen-Spiel brachte (Foto: -jf-).
Sayfedine El Khadem war es auch, der nach dem Seitenwechsel erneut eine Großchance zur Führung hatte, scheiterte jedoch mit Linksschuss nach Zuspiel von Lukas Hoffmann hinter Hasborns Abwehrkette an Simon Schumacher, der seine Pranken ausfuhr und krakenhaft den Ball zur Ecke lenkte (54.). Mit der Einwechslung der Cullmann-Brüder, die auf den Flügeln unermüdlich Kilometer fraßen, war viel neuer Schwung ins Offensivspiel der Borussen gekommen, die nun richtig am Drücker waren. Hasborns Max Dewald wäre fast ein Eigentor unterlaufen, als er beim Klärungsversuch den eigenen Torpfosten traf (66.), Marco Dahlers Freistoß-Geschoss hätte genau in den Torwinkel gepasst, wäre da nicht im letzten Moment noch ein Hasborner Kopf dazwischengefunkt, der den Ball über die Latte abfälschte (73.). Nach 82 Minuten schien in turbulenten Situationen im Gäste-Strafraum gleich zweimal endlich das 2:1 für Borussia fällig: Louis Cupelli wurde im Strafraum angespielt und zog nach kurzer Drehung mit links entschlossen ab, fand aber wieder im blitzschnell reagierenden Simon Schumacher seinen Meister. Bei der anschließenden Ecke von Tim Cullmann wurde Louis Cupellis Kopfball auf der Torlinie abgewehrt, im zweiten Versuch köpfte Tim Braun das Ledern nur ganz knapp über die Querlatte. Hier hatten die 400 Zuschauer den Torschrei bereits auf den Lippen.
Den durften sie dann wenig später zweimal rauslassen. Denn nach Louis Cupellis „Brustlöser“ zum 2:1 („Er steht da, wo ein Stürmer stehen muss, und versenkt den Ball am Fünf-Meter-Raum“, beschreibt Axel Bastians die Szene im fupa.net-Liveticker passend!) traf auch noch Dominik Cullmann nach brüderlicher Kombination zum erlösenden 3:1: Zuvor hatte sich Sebastian Culmann am rechten Flügel durchgesetzt und den Ball von der Grundlinie aus hart in den Strafraum zurückgelegt, Simon Schumacher konnte nur abklatschen – genau vor die Füße von Dominik Cullmann, der sich nicht zweimal bitten ließ, sondern das Leder aus etwa 10 Metern in die Maschen jagte und das Ellenfeld zum Beben brachte. Ende gut, alles gut! Nach zwei bitterbösen Pleiten auf eigenem Platz gegen Hasborn in den letzten Jahren (0:3 und 1:5) konnten die Borussen erstmals seit dem 2. Oktober 2021 (2:0) wieder einen Heimsieg gegen de Rot-Weißen einfahren.
Zwei Großchancen für Borussia: Sayfedine El Khadem scheitert an RWH-Keeper Schumacher (nicht im Bild / oben), Louis Cupellis Kopfball wird auf der Torlinie abgewehrt (unten). (Fotos: -jf-)
Ein Sieg, den die Borussen ihrem verletzten Stürmer Tim Klein widmeten, der es sich – trotz der am nächsten Tag bevorstehenden Operation – nicht nehmen ließ, seine Mannschaftskameraden mit Gehstützen von der Tribüne aus zu unterstützen und ihnen nach der Partie im VIP-Raum zum ersten Dreier der Saison zu gratulieren. Und Louis Cupelli? Der „Füllkrug von Neunkirchen“, der mit seiner Robustheit und seinem unermüdlichen Engagement im Sturmzentrum einiges bewegte, fremdelte nach dem Schlusspfiff noch etwas mit seiner Rolle im Zentrum des traditionellen Borussen-Feierkreises, doch letztlich brachte der 28jährige Italiener auch hier seine Mannschaftskameraden auf die richtige Drehzahl! (-jf-)
Statistik: Borussia – RW Hasborn 3:1 (1:1)
Borussia: Sebastian Kelm – Tim Braun, Tim Cullmann, Marco Dahler, Lukas Hoffmann, Nico Purket, Stefano Sottosanti (ab 61. Christoph Stemmler), Niklas Backes (ab 61. Sebastian Cullmann), Sayfedine El Khadem (ab 77. Louis Cupelli), Justin Kihm (ab 46. Dominik Cullmann), Alexander Schmieden (ab 89. Ben Müller). – Trainer: Christian Schübelin. – Assistenztrainer: Christian Weiland.
Tore: 1:0 (8.) Tim Cullmann, 1:1 (20.) Niclas Scholl, 2:1 (85.) Louis Cupelli, 3:1 (88.) Dominik Cullmann. – Schiedsrichter: Jan Dennemärker (FV Schwarzenholz). – Zuschauer: 400. – Gelbe Karte Borussia: Justin Kihm (17.), Niklas Backes (19.), Louis Cupelli (86.) – Zeitstrafe Borussia: Sebastian Cullmann (77.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom 3:1-Sieg der Borussia gegen Rot-Weiß Hasborn. (Fotos: -jf-)
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