Eine blau-schwarze Ikone mit Borussia-Vergangenheit hat Geburtstag

„Der Fußball hat mir alles gegeben, was ich mir erträumt habe.“ Wenn ein verdienter Sportler, Trainer und Funktionär mit diesen Worten auf ein erfülltes Leben zurückblickt, wenn er dazu noch als Ikone in die Annalen seines Clubs eingeht – dann kann er in 70 Jahren nicht viel falsch gemacht haben! Dieser Schluss liegt ohne Zweifel ganz nahe bei Dieter Ferner, der in der vergangenen Woche seinen 70. Geburtstag feierte. Der derzeitige Vizepräsident des 1. FC Saarbrücken hat auch eine fast zweijährige Vergangenheit als Borussen-Trainer.

Die Torwart-Legende des 1. FC Saarbrücken, der in fünf Jahren zwischen 1975 und 1980 62 Bundesliga- und 85 Zweitligaspiele für die Blau-Schwarzen bestritten hat, übernahm im Sommer 2012 das Amt des Übungsleiters bei der Borussia und war fast zwei Jahre lang im Ellenfeld tätig. Dass der damals 63jährige den Posten des Sportdirektors im Ludwigspark aufgab und auf die Neunkircher Trainerbank wechselte, sorgte für Schlagzeilen, Borussia landete bei BILD und der SZ im Sportteil als Fünftligist auf der ersten Seite. Ferner wollte seinen Wechsel „nicht als Entscheidung gegen den FCS, sondern für den Trainerjob“ verstanden wissen: „Obwohl ich schon ein gewisses Alter erreicht habe, macht die Arbeit als Trainer mir immer noch viel Spaß. Solange ich meine Spieler noch verstehe – nicht nur akustisch, sondern auch das, was sie meinen – , solange kann ich das noch machen“, so sein Kommentar in einem Zeitungsinterview. Seine Eignung als Coach kann sein früherer Mitspieler in Saarbrücken, Egon Schmitt, nur bestätigen: „Dieter hat einen sehr guten Zugang zu den Spielern. Er kann lange zusehen, was abläuft, aber wenn der Zeitpunkt gekommen ist, kann er auch dazwischen hauen.“

Im Ellenfeld verband man seinerzeit Ferners Engagement, das auf das Traineramt beschränkt und nicht mit darüber hinausgehenden Kompetenzen verbunden war, mit großen Hoffnungen. Das Umfeld sah in ihm geradezu einen Heilsbringer. „Das habe ich schon gemerkt, will das aber nicht zu hoch hängen. Mein Credo ist immer: Eine Mannschaft kann sicher auch ohne Trainer spielen, aber ein Trainer niemals ohne Mannschaft“, sagte Ferner damals nach den ersten 25 Tagen im Amt. Und stellte fest, dass das mit der Tradition sowohl im Ludwigspark als auch im Ellenfeld so eine Sache ist: „Tradition ist wunderbar. Man erinnert sich gerne an die erfolgreichen Zeiten, aber wie bei allen Traditionsvereinen – und da ist Borussia mit dem FC vergleichbar – werden durch das Umfeld im sportlichen Bereich immer wieder Dinge verlangt, die gar nicht erreichbar sind. Wenn mir einer gesagt hätte: `Wir holen dich nur, wenn du uns garantierst, dass wir nächstes Jahr aufsteigen!´, hätte ich gesagt: `Ok, dann müsst ihr euch einen anderen suchen.´ Fußball ist nicht planbar. Man kann zwar Ziele ausgeben, aber die müssen realistisch sein.“

Ferner hatte damals im Ellenfeld das realistische Ziel ausgegeben, „eine ordentliche Runde zu spielen. Die Zuschauer müssen das Gefühl haben, dass die Mannschaft alles für den Erfolg gibt. Dann sind sie auch bereit, wiederzukommen und die Mannschaft zu unterstützen, unabhängig vom nackten Ergebnis.“ Der Coach erreichte sein Vorhaben, gewann mit seinen Borussen die Hälfte aller 34 Saisonspiele und führte die Mannschaft in der Endabrechnung auf einen guten fünften Platz. In der nächsten Spielzeit lief es noch besser: Nach schwachem Beginn startete die „Ferner-Army“ richtig durch, rollte die Konkurrenz von hinten auf. Zu Beginn der Rückrunde lag Borussia nach einer tollen Serie punktgleich mit dem Tabellenzweiten Pirmasens auf Platz 3 und durfte sich Chancen zumindest auf die Relegation um den Regionalliga-Aufstieg machen. Dann aber kam ein Absturz, der selbst Borussen-Legende Willi Ertz, der im Ellenfeld viel erlebt hat, sprachlos machte: „Unfassbar, was soll man da noch sagen?“ Acht Liga-Spiele in Folge gingen verloren, hinzu kam das Pokal-Aus beim Saarlandligisten VfB Dillingen. Borussia rutschte auf Platz neun ab. Als an jenem „schwarzen“ Ostersamstag Alemannia Waldalgesheim mit 4:0 das Ellenfeld erobert hatte, verließ Dieter Ferner mit gesenktem Kopf den Platz. Erst wenige Wochen zuvor hatte er seinen Vertrag als Borussen-Coach noch einmal um ein Jahr verlängert. Doch nach dieser Blamage reichte es ihm. Die übliche Pressekonferenz im VIP-Raum fiel aus, Dieter Ferner erklärte seinen Rücktritt – ein Kapitel, das mit großen Erwartungen und Träumen begonnen hatte, war zu Ende. Interimscoach Vincenzo Simonetta gelang es immerhin, ein Abrutschen auf die gefährdeten Plätze zu verhindern, ehe im Sommer 2014 Daniel Paulus übernahm.

Ursachenforschung. „Schon in der ersten Saison verfügte der Trainer über einen nur kleinen Kader. Der Name Ferner elektrisierte zwar die Fans, aber neue Sponsoren, die mit größeren Mitteln bereitgestanden hätten, waren weit und breit nicht zu sehen. Trotzdem spielte Borussia eine solide Saison. Schon damals stellte Ferner sein weiteres Engagement in Frage. Als Gründe galten der Sparkurs des Vorstandes und die Tatsache, dass wichtige Stammspieler nicht gehalten wurden oder nicht zu halten waren. Auch im Winter war das wichtigste Dauerthema der Kader“, analysierte im April 2014 der Neunkircher Fußballblog „Stahlwerk“. Dennoch: Die Ära Ferner wird in der Historie Borussias als erfolgreich verbucht werden. In 62 Spielen errang das Ferner-Team 26 Siege, spielte 15mal Remis und musste sich 21mal dem Gegner geschlagen geben. Macht summa summarum 93 Punkte, im Schnitt holte Dieter Ferner 1,5 Zähler pro Spiel.

Der Ex-Keeper, der im bergischen Radevormwald geboren wurde, über Bayer Leverkusen und Rot-Weiß Oberhausen ins Saarland gekommen und bei einem USA-Intermezzo 1980 mit Chicago sogar amerikanischer Meister geworden war, blieb nicht lange untätig. Schon im Mai 2014 wurde Dieter Ferner Trainer und sportlicher Leiter beim SC Friedrichsthal. Doch die alte Liebe FCS ließ ihn nicht los. Längst ein Saarländer geworden, pocht sein Herz nun mal um blau-schwarzen Takt. Im Ludwigspark, wo er seine größten sportlichen Erfolge als Spieler (u.a. das heute noch legendäre 6:1 gegen den FC Bayern München) und Trainer (2009 und 2010 Durchmarsch von der Oberliga bis in die 3. Liga) feierte, stellte sich Ferner als Vizepräsident in die Dienste der Malstätter und tut dies bis heute. Stets bodenständig und bescheiden zeigt er, was er fühlt, und ist immer noch voller Tatendrang. Dass er nun 70 Jahre alt wurde, so sein früherer Mannschaftskamerad Egon Schmitt, „kann man kaum glauben, wenn man ihn sieht und erlebt. Dieter hat sich sehr gut gehalten, eben ein sportlicher Typ!“ Sicher auch ein Resultat davon, dass der Fußball ihm alles gegeben hat, was er sich in jungen Jahren erträumte.

Borussia gratuliert Dieter Ferner, verbunden mit bestem Dank für sein Engagement im Ellenfeld, nachträglich ganz herzlich zum Ehrentag und wünscht ihm für die nächsten Jahre weiter viel Glück, Erfolg, Zufriedenheit, Energie und Gesundheit – ad multos annos, Dieter Ferner! (-jf-)

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