Es war nur eine kleine Szene am Rande nach Spielschluss am vergangenen Samstag gegen Eppelborn. Bemerkenswert und doch nahezu unbemerkt. Denn die Zuschauer hatten das Ellenfeld-Stadion bereits verlassen, sich auf den Weg gemacht. Einige nach Hause, einige in den VIP-Raum, um das, was sich zuvor 90 Minuten auf dem Rasen abgespielt hatte, bei einem kühlen PARKBRÄU zu diskutieren. Die steilen Ränge waren leer, eine Brise Herbstwind wehte ein paar Blätter über den Rasen. Dort stand Nyger Hunter, ein paar Minuten zuvor noch im intensiven Austausch mit Trainer Björn Klos. Ziemlich ausgepumpt, in Gedanken versunken, einsam und verlassen. Langsam trottete er Richtung Kabine, den Medizinkoffer in der rechten Hand. Doch zwei junge Borussen hatten auf ihn gewartet. Sie nahmen Borussias Mittelfeldspieler in den Arm, legten ihre Hand auf seinen Rücken. Als wollten sie ihn trösten. Vielleicht war es auch eher ein Glückwunsch, denn Nyger Hunter hatte ein gutes Spiel gemacht.
Diese Szene – vielleicht das Bild das Tages – kommt nicht von ungefähr. Sie zeigt: Nyger Hunter und sein Bruder Frissell sind angekommen im Ellenfeld. Das unterstreicht nicht zuletzt die Tatsache, dass die beiden Hunter-Brüder Borussias E-Jugend bei der Trainingsarbeit unterstützen (wir berichteten). Das stößt nicht nur auf große Begeisterung bei den kleinen Fußballern, sondern stärkt die Verzahnung zwischen Junioren und Senioren und das Zusammengehörigkeitsgefühl im Verein. Bezeichnend auch Nyger Hunters Reaktion, als er am Sonntag das Foto mit den beiden jungen Borussen bekommen hatte: „Danke sehr! Ich denke, das ist mein Lieblingsbild.“
Schon vor dem Spiel hatte Borussias Nummer 7 etwas Außergewöhnliches getan. In einem offenen Brief an seine Mitspieler und die Fans entschuldigte er sich für seine rote Karte beim Pokalspiel in St. Ingbert, die ihm wegen einer Tätlichkeit eine Sperre von mehreren Spielen eingebracht hatte. „Ich habe im Spiel gegen Viktoria St. Ingbert einen großen Fehler gemacht. In der 71. Minute hat mich ein Spieler gefoult und ich habe die Kontrolle über meine Emotionen verloren. Nachdem der Schiedsrichter gepfiffen hatte und ich das Foul bekam, war ich immer noch sehr wütend und ohne mir einen zweiten Gedanken über den Verein oder die Mannschaft zu machen, trat ich den Spieler zu Boden und bekam eine rote Karte“, schildert der 19jährige die Situation, die ihm im Nachhinein sehr leid tut: „Es war sehr dumm, und ich übernehme die volle Verantwortung für meine Handlung. Ich entschuldige mich für meine Tat.“ Nyger Hunter verspricht in diesem Schreiben, hart an sich zu arbeiten, und ist sich sicher, „dass ich das nicht wieder geschehen lasse und das Interesse des Teams und des Clubs als Erstes bewahre.“ Beeindruckende Worte eines jungen Mannes in einer Welt, in der es dem Zeitgeist entspricht, Schuld und Verantwortung zuerst einmal bei anderen zu suchen. Doch sie entsprechen dem, was Sportvorstand Gunther Persch und Trainer Björn Klos bei der Zusammenstellung der neuen Mannschaft in ihr Anforderungsprofil geschrieben hatten: Charakter, Teamfähigkeit, Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. Der neue Weg der Borussia wird konkret.
Dass es im Team stimmt, bestätigte nach dem 2:2 gegen Eppelborn im Gespräch mit Trainer Björn Klos auch der ehemalige Borusse Markus Kneip. Zusammen mit seiner kleinen Tochter war er im Ellenfeld. Dort, wo er von 1994 bis 1997 drei erfolgreiche Jahre lang das Trikot der Borussia getragen hat. 48 Spiele in der Regionalliga und 9 Tore stehen für den 51jährigen in der Statistik zu Buche. Seine langjährige Tätigkeit als Trainer hat Markus Kneip jetzt beim SSV Überherrn – dort, wo seine Karriere als Spieler begann – beendet: „Irgendwann kommt die Zeit, in der man sagt: Es reicht.“ Gerne will er wieder ins Ellenfeld kommen und auf diese Weise den neuen Weg der Borussia unterstützen. Nach der Partie tauschte er sich im VIP-Raum mit Borussias Spielern, Trainer und Fans im Gespräch aus und fand dabei offene Ohren für manch interessante Anekdote aus früheren Zeiten. Beim späteren abendlichen Essen im Scheiber Hof wollte es der Zufall, dass er seinen Freund und Mitspieler aus der damaligen Borussen-Mannschaft, Tunji Adeyemi, wiedertraf – eine Begegnung, die mit einem „geilen Abend“ einen tollen Tag für Markus Kneip abrundete! (-jf-)
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