Cortese klaut Borussia den Sieg

Turbulente Schlussphase in Reisbach: Erst geht Borussia in Führung und kassiert in allerletzter Minute den Ausgleich / Jetzt 12 Spiele in Folge ungeschlagen, doch mit fünf Unentschieden aus den letzten 7 Partien treten die Berger-Schützlinge auf der Stelle

Unser Bild: Das hätte das Matchwinner-Foto sein können! Doppelpacker Sebastian Cullmann jubelt nach seinem Coup in der 90. Minute über den vermeintlichen Siegtreffer für die Borussia. (Foto: -jf-)

Niederlagen gehören zum Fußball. Das weiß auch Jan Berger, der Borussen-Trainer kann entsprechend gelassen damit umgehen. Doch das 2:2 auf der Reisbacher Lohwiese brachte ihn dann doch auf die Palme. Und so lernten seine Spieler im traditionellen Mannschaftskreis nach der Partie den Ärger-Berger kennen, der seiner Abwehr beim späten Ausgleich der Gastgeber „ein Verhalten wie in der D-Jugend“ bescheinigte: „Dass da ein langer Ball kommend wird, das stand schon in der BILD-Zeitung von vorgestern, und dann kann der da allein durchlaufen auf den Torwart“, echauffierte sich der Coach. Dabei hatte Borussia gar nicht verloren, doch der last-minute-Verlust von zwei schon sicher geglaubten Punkten fühlte sich für die meisten wie eine Niederlage an. „Dabei wären drei Punkte heute sooo wichtig gewesen vor den jetzt anstehenden bockschweren Spielen gegen eine wieder erstarkte Hertha aus Wiesbach, beim unangenehm zu spielenden FC Rastpfuhl und im Ellenfeld gegen den Tabellenzweiten aus Köllerbach“, trauerte Jan Berger dem verpassten dritten Auswärtssieg nach. Zwar blieb die Serie von mittlerweile 12 ungeschlagenen Partien in Folge bestehen, doch „die vielen Unentschieden, allein 5 in den letzten 7 Spielen, bringen uns einfach nicht weiter, wir treten auf der Stelle“, fasste ein sichtlich geknickter Nico Christmann, der noch einige Zeit nach Spielschluss auf der Suche nach Ursachen ziemlich rat- und fassungslos auf dem Rasen verharrte, zusammen.

Die Szene, die für Aufregung gesorgt hatte, spielte sich nach exakt 93 Minuten und ein paar Sekunden ab. Der mit Beginn der zweiten Halbzeit eingewechselte Routinier Emre Akbulut, der für viel Schwung in den Reisbacher Reihen sorgte, prügelte das Leder in purer Verzweiflung nach vorne, wo der nach vorne beorderte Christian Houy am höchsten stieg und den Ball per Kopf exakt in die Lücke zwischen Lukas Hoffmann und Nico Purket verlängerte, wo Torjäger Nicola Cortese sträflich ungedeckt lauerte und locker rechts unten ins Tor einschieben konnte. Die Borussen durften zwar noch anstoßen, doch nach der zweiten Ballberührung pfiff der Unparteiische Frank Distler die Partie ab. Niedergeschlagenheit auf der einen, Freude auf der anderen Seite. Wobei allerdings auch zu konstatieren ist, dass sich der SC Reisbach aufgrund eines deutlichen Plus´ an (klaren) Chancen nach der Pause diesen einen Zähler redlich verdient hatte, auch wenn das sehr späte Zustandekommen des 2:2 für die Borussen natürlich mehr als ärgerlich ist.

Pech hatte Marco Dahler zu Beginn der zweiten Halbzeit mit seinen Kopfbällen, die durchaus das 2:0 hätten bringen können. (Foto: -jf-)

Zuvor hatten die rund 300 Zuschauer auf der Sportanlage in der Lohwiese über eine Stunde lang nicht das Gefühl, dass die Gastgeber zum Torerfolg kommen könnten. Zu sicher stand die Defensive der Borussia, die das gefürchtete Duo um Nicola Cortese und Jan Demmerle gut im Griff hatte. Doch mit der 10-Minuten-Strafe von Tim Braun, der schon in der ersten Halbzeit den gelben Karton gesehen hatte und nach 61 Minuten nach einem unnötigen Schubser vom Platz musste, veränderte sich die Spielstatik. Dabei waren die Borussen nach dem Seitenwechsel wieder gut in das Geschehen auf dem grünen Rasen eingestiegen, hatten durch zwei Distanzschüsse von Nico Christmann, die das Ziel jeweils nur knapp verfehlten, sowie zwei gefährliche Kopfbälle von Marco Dahler (jeweils nach Tim Cullmann-Ecke) aussichtsreiche Gelegenheiten, die 1:0-Führung auszubauen. In Überzahl allerdings roch Reisbach jetzt Lunte, drückte in dem Maße aufs Tempo, wie Borussia Zügel und Zugriff entglitten. „Wir müssen mehr Spannung reinbringen“, hatte Reisbachs Trainer Sebastian Saia lautstark gefordert, und seine Mannschaft erhörte ihn. Bei gleich mehrere Großchancen lag das 1:1 in der Luft: Zuerst klärte Maximilian Strack gegen Jan Demmerle per Fuß (57.), dann wurde Christian Houy nach einem Eckball sichtlich überrascht und verpasste den quer durch den Strafraum segelnden Ball am langen Eck um Haaresbreite (64.). Ein paar Minuten später setzte Jan Demmerle einen Steckpass am Tor vorbei (68.), ehe Simon Meyer nach Vorlage des umtriebigen Jona Schmitt nur den rechten Torpfosten anvisierte (70.). Den Borussen gelang in dieser Phase kaum noch Entlastung, erst als die Berger-Schützlinge personell wieder komplett waren, waren wieder offensive Aktionen, wenn auch nicht richtig zwingend, zu sehen: So fand Sebastian Cullmann mit Abschlüssen aus der zweiten Reihe Jonas Lucchi gleich zweimal auf dem Posten (73. / 77.), nicht eingreifen musste Reisbachs Keeper bei einem Kopfball von Alexander Schmieden, der über das Tor flog.

Dennoch war der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit. Und die war nach 79 Minuten reif: Nach einem sehenswerten und schnellen Direktspiel auf der rechten Seite über Nils Wohlschlegel, Sven Meyer und Jan Demmerle erreichte der Ball Nicola Cortese, der flach ins kurze Toreck einnetzte. Reisbach wollte jetzt mehr, die Führung für die Gastgeber lag gegen eine ungeordnet wirkende Abwehrformation der Borussia mehrfach in der Luft. Die größte Gelegenheit vergab Jan Demmerle, der nach 84 Minuten Maximilian Strack schon umkurvt hatte, dann aber am leeren Tor vorbeizielte (84.). „Wenn du die Dinger vorne nicht machst, kriegst du sie hinten rein.“ Als die letzte Spielminute angebrochen war, sollte sich diese alte Fußballweisheit wieder einmal bewahrheiten: Der auf dem linken Flügel angespielte Sebastian Cullmann drang in den Strafraum ein, setzte sich entschlossen gegen Aaron Boßlet durch und schickte den Ball durch die Beine von Jonas Lucchi zur unerwarteten erneuten Borussen-Führung in die Maschen. Vielleicht wäre es anschließend von Ben Müller, der – ebenfalls auf dem linken Flügel in Szene gesetzt – einen Abschluss wagte, der über das Tor ging, cleverer gewesen, sich Richtung Eckfahne zu orientieren, um Zeit von der Uhr zu nehmen. Denn Reisbach hatte es jetzt eilig, und nachdem Jonas Lucchi das eilends herbeigeholte Leder auf Emre Akbulut legte, nahm das Verhängnis aus Borussen-Sicht seinen Lauf.

Frühe Führung: Sebastian Cullmann hat (vor Jona Schmitt) abgezogen (oben), Jonas Lucchi kann erst hinter der Linie nachfassen, der Jubel bei den Borussen ist groß (unten). (Fotos: -jf-)

Der Start ins Spiel hätte für Borussia nicht besser laufen können, denn schon ganz früh gingen die ganz in Weiß gekleideten Ellenfelder in Führung. Kaum drei Minuten waren gespielt, als Dominik Cullmann nach schönem Doppelpass mit Nico Christmann auf der rechten Seite zum Flanken kam und das Leder auf die andere Seite segelte, ehe es Sebastian Cullmann von der Strafraumgrenze aus mit Vehemenz aufs Tor zimmerte – Jonas Lucchi entglitt die Kugel, die er sicher zu haben schien, nach hinten aus der Hand und überschritt dabei offenbar die Torlinie. Referee Frank Distler jedenfalls zögerte keine Sekunde und zeigte zur Mittellinie (3.). Niklas Backes hätte nach 17 Minuten nachlegen können, zielte aber zu hoch, auch seine gekonnte Direktabnahme (nach Vorlage des wieder sehr spielfreudigen Sebastian Cullmann) fand nicht den Weg ins Ziel (23.). Hinter Nico Christmanns Kopfball aus guter Position war zu wenig Druck, so dass Jonas Lucchi halten konnte (28.). Die Gastgeber hatten in Durchgang eins nur einen gefährlichen Moment auf ihrer Seite, als Lukas Hoffmann bei einem Freistoß von Nils Wohlschlegel mit Hilfe des Pfostens ins Toraus klären musste. (26.).

Alles in allem betrachtet darf man das Resultat zwischen zwei tabellarisch benachbarten Teams als durchaus gerecht bezeichnen. So auch das Fazit in der Spielnachlese auf der Website des SC Reisbach, wo man allerdings auch glaubt, dass „nach dem 1:1-Ausgleichstreffer und den vielen guten Torchancen deutlich mehr möglich gewesen wäre.“ Die Borussen dagegen haderten mit dem späten Tor-Klau durch Nicola Cortese. „Verdient oder nicht, wir hätten am Ende auch einen dreckigen Sieg und drei Punkte mit nach Neunkirchen genommen!“ Mit dieser Meinung stand Nico Christmann im Borussen-Lager nicht alleine da! (-jf-)

Statistik: SC Reisbach – Borussia 2:2 (0:1)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun (ab 71. Florian Stopp), Tim Cullmann, Marco Dahler (C), Lukas Hoffmann, Nico Purket, Niklas Backes (ab 56. Alexander Schmieden), Nico Christmann, Sebastian Cullmann (ab 89. Ben Müller), Dominik Cullmann, Justin Kihm. – Trainer: Jan Berger. – Co-Trainer: Jörg Backes.

Tore: 0:1 (3.) Sebastian Cullmann, 1:1 (79.) Nicola Cortese, 1:2 (90.) Sebastian Cullmann, 2:2 (90.+4) Nicola Cortese. – Schiedsrichter: Frank Distler (SG Peterberg). – Zuschauer: 300. – Gelbe Karten Borussia: Tim Braun (35.), Justin Kihm (75.), Marco Dahler (77.). – Zeitstrafe Borussia: Tim Braun (61.).

Anbei ein paar Eindrücke vom Saarlandliga-Spitzenspiel mit der Borussia in Reisbach. (Fotos: -jf-)

2 Kommentare

  1. Freistoß von akbulut auf den Kopf von Houy , ( schon zum xten mal erfolgreich in dieser Saison) zu corteste, der mit dem Torschuss ins kurze Eck erfolgreich war.

    Ist zwar am Ende egal , das nur der Richtigkeit halber.

1 Trackback / Pingback

  1. Enttäuschendes Remis für Borussia: Später Ausgleich kostet wichtige Punkte – Die Nachrichten Österreich

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*