Tim Klein, Ralph Smith und Dominik Cullmann die Torschützen beim 3:2 gegen den VfL Primstal
Unser Bild: Erfrischende Elemente – Borussias Dominik Cullmann (li.) wird auf der rechten Borussen-Seite zum Albtraum der VfL-Abwehr, Primstals Youngster Matheo Lanfranco (re.) sorgt mit dafür, dass sein Team bis zum Schluss im Spiel bleibt. (Fotos: -jf-)
„Können wir nicht mal normal gewinnen?“ Christian Schübelin ist die Anspannung noch ins Gesicht geschrieben. Gerade haben seine Jungs mit dem 3:2 gegen den VfL Primstal zum sechsten Mal in dieser Saison mit einem Tor Vorsprung drei Punkte eingefahren und dabei die Nerven des eigenen Anhangs arg strapaziert. „Nach dem schnellen 3:1 kurz nach der Pause haben wir zu wenig gemacht und es bei einigen Chancen verpasst, mit einem vierten Tor den Deckel endgültig draufzumachen, so dass es nach dem Anschlusstreffer hinten raus nochmal unnötig eng geworden ist“, analysiert der Borussen-Coach selbstkritisch, kann dem knappsten aller Resultate aber auch etwas Positives abgewinnen: „Solche Siege schweißen Team und Fans noch mehr zusammen!“
Die Zuschauer erleben bei strahlendem Sonnenschein in der Ferraro-Sportarena vor allem in der ersten Halbzeit eine Borussia, die trotz Personalnot viel Spielfreude und manch sehenswerte Kombination auf den Kunstrasen zaubert. Am munteren und lebhaften Spiel haben aber auch die Gäste ihren Anteil, die – ebenfalls stark ersatzgeschwächt angetreten – ihr Heil keineswegs in sturer Defensive suchen, sondern mutig mitspielen und auf ihre Chance lauern. Gleich die erste kann der VfL auch zum Führungstreffer nutzen, als Patrick Backes bei einem Angriff über die linke Seite das Leder zu Philipp Zimmer in die Gasse durchsteckt, der Maximilian Strack auf dem falschen Fuß erwischt und einnetzt (10.). Doch die Borussen zeigen sich unbeeindruckt, schütteln sich kurz und kommen nur vier Minuten später zum schnellen Ausgleich: Der starke Dominik Cullmann, der zuvor schon mit einem Abschluss in VfL-Keeper Lennart Caryot seinen Meister gefunden hat (6.), kann sich im verbissenen Zweikampf durchsetzen, seine Maßflanke verwertet Tim Klein freistehend per Kopf zum 1:1. Und es dauert nicht lange, da hatte Borussia das Resultat komplett gedreht: Sebastian Cullmanns Flanke legt Tim Klein per Kopf ab, Ralph Smith schaltet blitzschnell und jagt das Leder links unten in die Maschen (21.). Die Borussen setzen jetzt nach, drängen auf das dritte Tor und die Gäste zunehmend in die eigene Hälfte. Als Unruhestifter in der VfL-Abwehr erweist sich dabei immer wieder Dominik Cullmann, der seine Gegner ein ums andere Mal fast schwindlig spielt und kaum in den Griff zu kriegen ist. Michael Müllers Volleyschuss (30.) und Tim Brauns abgefälschte Granate (40.) landen knapp neben dem Tor. Die 2:1-Führung für die Borussen bildet den Spielverlauf und die Machtverhältnisse auf dem Platz angemessen wieder. „Es war aber mehr möglich“, so die Halbzeitbilanz von Christian Schübelin, der einerseits das Kombinationsspiel und die enorme Laufbereitschaft seiner Schützlinge lobt, andererseits aber die „Geilheit auf das nächste Tor und die Genauigkeit beim letzten Pass“ vermisst hat.
Führung für Borussia: Ralph Smith trifft entschlossen zum 2:1 (oben) und freut sich anschließend über seinen zweiten Saisontreffer (unten). (Fotos: -jf-)
Die zweite Halbzeit ist kaum eine Minute alt, als die Stadionregie um Oliver Gerber und Michael Rosar erneut das Torjingle einschalten kann: „Dopp, dopp, dopp, da, da, dopp, dopp – Tor für die Borussia“ schallt es zur Freude des schwarz-weißen Anhangs laut über die Ferraro-Sportarena bis weit hinein ins Altseiterstal. Der Grund: Nach einem abgefälschten Schuss von Tim Klein fällt der Ball dem hellwachen Dominik Cullmann vor die Füße, der mit rechts direkt abzieht, Lennart Caryot bekommt zwar noch die Fäuste dran, doch gegen den zweiten Versuch von Borussias Nummer 22 ist der VfL-Torwart machtlos (46.). Wenig später fast das 4:1: Der Ecke des wieder dribbelstarken Sayfedine El Khadem folgt eine Kopfballstaffette, die über Tim Braun und Michael Müller bei Tim Klein endet – doch der steht wohl ganz knapp im Abseits, so dass ein Treffer nicht zählt (50.). Als Primstals Marvin Simon nach rüder Attacke gegen Safedine El Khadem für zehn Minuten runter muss, scheint die Partie gelaufen.
Die vermeintliche Vorentscheidung: Tim Kleins Schuss wird abgeblockt (oben), Dominik Cullmann schaltet blitzschnell und verwertet den Abpraller im zweiten Versuch zum 3:1 – sein erster Saisontreffer, mit dem er sich für eine erneut starke Leistung belohnt (unten)! (Fotos: -jf-)
Typischer Fall von „denkste!“ Während Borussia zahlreiche Ballgewinne und vielversprechende Möglichkeiten ungenutzt liegen lässt, kommen die Gäste durch zwei eingewechselte Akteure wie aus dem Nichts zum Anschlusstreffer: Paul Kirsch schnibbelt den exakt in die Schnittstelle der Borussen-Defensive gespielten Pass von Matheo Lanfranco an Maximilian Strack vorbei ins lange Eck (70.) – auf einmal ist der VfL wieder im Spiel! Nicht nur das: Am späten Nachmittag schnuppern die Rot-Schwarzen jetzt Morgenluft, bekommen langsam Oberwasser, während Borussia der Zugriff auf das Geschehen zunehmend entgleitet. Auffällig auf VfL-Seite ein junger Mittelfeldspieler, quasi das Pendant zu Dominik Cullmann im Borussen-Trikot: Matheo Lanfranco, der noch A-Jugend spielt. „ein talentierter Junge, der seinen Weg machen wird“, ist sich VfL-Vorstand Alwin Arm sicher. Beide Youngster, Lanfranco wie Dominik Cullmann, gefallen durch ihr unermüdliches Laufpensum, ihre Unbekümmertheit und hochveranlagte Technik, zwei Rohdiamanten, die geschliffen werden wollen! Dass es am Ende beim verdienten Sieg der Borussia bleibt, ist auch Maximilian Strack zu verdanken, der Philipp Zimmers Schrägschuss von der linken Seite zur Ecke abwehren kann (90.). Primstals Torschütze zum 0:1 hat in der Nachspielzeit die letzte Gelegenheit, als er aus der Distanz das Leder über das Tor donnert (90.+3).
Bei allem Zittern ist Christian Schübelin mit dem Erreichten zufrieden und bescheinigt seinem Team „grundsätzlich eine gute Leistung angesichts des doch veränderten Personals und der anderen Taktik, mit der wir das Spiel angegangen sind. Wir kommen nach der Pause mit dem 3:1 top rein ins Spiel, lassen danach aber dann die notwendige Konsequenz vermissen und haben es uns deshalb das Bangen um die drei Punkte zum Schluss selbst zuzuschreiben.“ Sonderlob vom Coach gibt es für Tim Braun und Michael Müller („Hinten total solide agiert!“), Nico Christmann („Er hat coole Angriff inszeniert und wächst immer besser in die Spielmacherrolle hinein!“), Nico Purket und Christoph Stemmler („Beide haben immer wieder gut nachgeschoben!“) Tim Klein („Er hat viele intensive Laufwege absolviert und gute Zweikämpfe geführt!“), Ralph Smith („Er hat seine Aufgabe im Zentrum gut gelöst!“) sowie Sayfedine El Khadem und Dominik Cullmann („Sie waren über die Außenpositionen immer brandgefährlich, für Dominik freut es mich sehr, dass er sich mit dem Tor endlich mal belohnt hat!“), aber auch die eingewechselten Akteure „haben ihre Sache sehr gut gemacht und nochmal Energie ins Spiel getragen. Alle zusammen haben wir gewonnen! Die Jungs haben den Fans für ihre tollen Fahnen-Aktion zurückgezahlt. Hier lebt und kämpft wirklich einer für den anderen. Zeit, dass die Neunkircher jetzt mal aufwachen und das Ding hier vollmachen.“
Und Dylan Sodji (Foto oben / -jf-), war der unter der Woche beim Wunderheiler? „Aufgrund der Personalmisere hat er sich zur Verfügung gestellt. `Für 20 Minuten reicht es´, hat er mir signalisiert. Zweimal habe ich ihn gefragt, zweimal hat er abgelehnt. Doch da man beim dritten Date nicht absagt, konnte ich ihn zum Schluss noch reinwerfen“, sagt Christian Schübelin und lacht gemeinsam mit seinem Mentalitätsspieler, der am kommenden Donnerstag seiner Adduktoren-OP entgegensieht und jetzt vorher nochmal im Kreis seiner Teamkollegen ein schönes Erfolgserlebnis feiern durfte. Auch wenn es bis zur letzten Sekunde gegen eine Primstaler Rumpftruppe, die sich gut verkauft hat, ungewollt spannend war. Kann Borussia auch mal normal gewinnen? Eigentlich egal, solange unter dem Strich drei Punkte stehen! Das ist das, was zählt. (-jf-)
Statistik: Borussia – VfL Primstal 3:2
Borussia: Maximilian Strack – Tim Braun, Nico Purket, Christoph Stemmler, Nico Christmann, Michael Müller, Sebastian Cullmann, Dominik Cullmann (ab 62. Alexander Velikov), Sayfedine El Khadem, Ralph Smith (ab 77. Dylan Sodji), Tim Klein (ab 87. Noureddine El Khadem). – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (10.) Philipp Zimmer, 1:1 (13.) Tim Klein, 2:1 (21.) Ralph Smith, 3:1 (46.) Dominik Cullmann, 3:2 (70.) Paul Kirsch. – Schiedsrichter: Jörg Probst (FC Kleinblittersdorf). – Zuschauer: 202 (Zahlende). – Gelbe Karten Borussia: Christoph Stemmler (38.), Alexander Velikov (74.).
Unsere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia gegen den VfL Primstal. (Fotos: -jf-)
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