Noureddine El Khadems Führungstreffer reichte am Ende nicht mal für einen Punkt / Borussia verliert erstmals beim SV Bliesmengen-Bolchen / Christian Schübelin: „Rückschläge gehören in der Entwicklung dazu!“
„Zieht das Ding, Jungs, egal wie!“ Nur sechs Worte waren es, mit denen Dylan Sodji in einer Whatsapp-Nachricht, um 16.49 Uhr am Samstagnachmittag nach seiner Adduktoren-OP vom Krankenbett aus gesendet, seine Mannschaftskameraden zu motivieren versuchte. Denn die führten zu diesem Zeitpunkt im Stadion am Burgweg mit 1:0 gegen Bliesmengen-Bolchen, waren Tabellenführer der Saarlandliga, derweil die Konkurrenz zurücklag: Die Sportfreunde aus Köllerbach mit 1:4 bei der U23 der SV Elversberg, der FSV Jägersburg mit 0:1 zuhause gegen die Rot-Weißen aus Hasborn. Doch gut eine Stunde später, um 17.57 Uhr, nach langer und turbulenter Nachspielzeit war der Traum vom Spitzenreiter ausgeträumt. Der SV Bliesmengen-Bolchen hatte die Partie gedreht und durfte mit dem 2:1 gleich eine doppelte Premiere feiern: Im siebten Heimspiel verbuchten die Roten in dieser Saison den ersten Heimsieg, erstmals konnten sie nach zwei 2:5-Niederlagen zuhause gegen Borussia gewinnen. Für Trainer Christian Schübelin eine „sehr bittere Niederlage, sicher die bitterste in dieser Saison“, durch die er sich mit seinem Team aber nicht von der eingeschlagenen Marschroute abbringen lassen will: „Wir spielen nach wie vor in der Liga eine gute Rolle. Die Entwicklung insgesamt ist positiv. Dazu gehören aber auch Rückschläge, die einkalkuliert werden müssen. Jetzt gilt es: Schnell abhaken und die Lehren daraus ziehen.“ Denn am kommenden Samstag kommt Top-Aufstiegsfavorit Jägersburg, der gegen Hasborn nach starkem Schlussspurt noch 3:1 gewann, ins Ellenfeld.
Die womöglich spielentscheidende Szene ereignete sich nach knapp einer Stunde: Nach einem Angriff der Gastgeber über Jordan Steiner auf der rechten Seite musste Nico Purket in letzter Sekunde gegen Alexio Brauer retten – auf Kosten eines Eckballs, bei dem das Leder bereits eine sichere Beute für Borussen-Keeper Maximilian Strack zu sein schien, doch dem entglitt das Spielgerät aus der Hand. Der eingewechselte Oliver Schramm nahm das Geschenk dankend an und staubte zum 1:1 ab (57.). Beschwörend hob der Torwart anschließend die Hände zum Himmel, konnte sein Missgeschick selbst nicht fassen. Christian Schübelin wollte seinem Torwart aber keinen Vorwurf machen, „vielleicht war er mit den Gedanken schon einen Schritt weiter bei einem möglichen Konter. Aber Max hat uns schon einige Punkte gerettet und war auch in den übrigen 89 Minuten in Bliesmengen ein sicherer, verlässlicher Rückhalt.“ Kritisch ging der Borussen-Coach mit dem mannschaftstaktischen Verhalten beim 1:2 ins Gericht. „Da haben wir in der Rückwärtsbewegung nicht clever reagiert, den Zweikampf zu spät angenommen und es vielleicht auch verpasst, rechtzeitig das taktische Foul zu ziehen“, so Christian Schübelin, für den letztlich „diese zwei Fehler zu der unnötigen und bitteren Niederlage geführt haben. Bitter auch deshalb, weil wir ansonsten – trotz der aufgrund von Verletzungen und Erkrankungen notwendigen Improvisation und Umstellung – eigentlich eine ordentliche Leistung abgeliefert haben.“
Borussias Führungstreffer nach gut einer halben Stunde – ausgerechnet in einer Phase, in der sich Bliesmengen mehr Spielanteile eroberte ohne aber eine echte Chance herauszuspielen – entsprang einer schönen Offensivaktion über die linke Seite, wo Nico Purket mit schnellem Antritt bis in den Strafraum marschiert war und das gute Auge für Noureddine El Khadem hatte: Borussias Nummer 7 nahm den aufgelegten Ball an, schaute sich Bliesmengens Keeper Quentin Beck aus und versenkte das Leder zentimetergenau flach rechts unten im Netz: Das erste Liga-Tor des unermüdlich ackernden Neuzugangs aus Ballweiler, mit dem er sich für eine engagierte Leistung belohnte. Bis dahin hatten die Borussen vor allem durch einige Distanzschüsse und Freistöße (Tim Klein!) Gefahr signalisiert, während auf Seiten der Gastgeber Alexio Brauer eine scharfe Hereingabe nur knapp verpasste (30.) und Marius Bauer nach Wollbold-Flanke freistehend per Kopf zu hoch zielte (41.).
In drei Schritten zum 0:1: Nico Purket legt den Ball zurück auf Noureddine El Khadem (oben), der nimmt Maß (Mitte) und dann zappelt der Ball hinter Bliesmengens Keeper Quentin Beck im Tor (unten). (Fotos: Rainer Hoffmann)
Die Borussen führten zur Pause nicht unverdient, auch wenn für Christian Schübelin „der Zug zum Tor noch stärker hätte sein müssen“, und hätten die Führung unmittelbar nach Wiederanpfiff fast auf 2:0 ausgebaut: Nach Simon Schreibeisens Hereingabe von links wurde Noureddine El Khadems Schuss von Steffen Nagels Bein abgewehrt genau vor die Füße von Sayfedine El Khadem, der den Ball auch prompt im Netz unterbrachte, doch Schiedsrichter Lucas Rohn wollte in Borussias Nummer 11 in dieser Szene im Abseits gesehen haben – eine Entscheidung, die Christian Schübelin zähneknirschend akzeptierte: „Es war wohl auch ganz knapp abseits.“ Schade, denn ein 2:0 wäre sicher so etwas wie eine kleine Vorentscheidung gewesen, ehe die Partie dann in die andere Richtung kippte. Nach dem Rückstand gelang es den Borussen dann nicht mehr, zwingend vor des Gegners Tor zu kommen. „Das mit dem Brechstangenfußball in der Schlussphase haben wir nicht gut gemacht“, musste Christian Schübelin zugeben. Bliesmengen dagegen hätte nach einem Freistoß aus dem linken Halbfeld fast noch das 3:1 markiert: Maximilian Strack tauchte ins gefährdete Eck und konnte den scharf geschossenen Ball abwehren, der Nachschuss traf den fast auf der Torlinie stehenden Marvin Schneider, von dessen Kopf das Leder über das Tor flog.
Weniger sportlich wurde es dann kurz vor dem Schlusspfiff, als Dominik Cullmann nach gewonnenem Zweikampf an der Seitenlinie unmittelbar vor der Borussenbank von Alexio Brauer eine Kopfnuss erhielt und mit blutender Nase zu Boden sank. Nachdem sich die Rudelbildung aufgelöst hatte, zeigte der Unparteiische dem Sünder und auch dem bereits ausgewechselten Mahmüt Karaoglan den roten Karton. Christian Schübelin zollte seinen Schützlingen ein großes Lob dafür, „dass sie sich in dieser Szene zwar gewehrt, aber letztlich die Nerven behalten haben und sich nicht haben zu etwas hinreißen lassen, das eine rote Karte zur Folge gehabt hätte.“ In der Tat: Eine blutende Nase (Dominik Cullmann), eine blutige Lippe (Nico Purket), keine Punkte – der Samstag in Bliesmengen-Bolchen war für die Borussen nach 100 Minuten schon gebraucht genug!
Statistik: SV Bliesmengen-Bolchen – Borussia 2:1 (0:1)
Borussia: Maximililan Strack – Tim Braun, Nico Purket, Christoph Stemmler, Dominik Cullmann (ab 46. Nico Christmann), Safyedine El Khadem, Michael Müller, Simon Schreibeisen, Ralph Smith (ab 79. Sebastian Cullmann), Noureddine El Khadem (ab 70. Dominik Jost), Tim Klein (ab 70. Dominik Cullmann). – Trainer: Christian Schübelin.
Tore: 0:1 (32.) Noureddine El Khadem, 1:1 (57.) Oliver Schramm, 2:1 (75.) Alexio Brauer. – Schiedsrichter: Lukas Rohn (FC Elm). – Zuschauer: 350. – Gelbe Karten Borussia: Michael Müller (14.), Christoph Stemmler (62.), Tim Braun (86.), Nico Christmann (90.).
Weitere Bilder zeigen Eindrücke vom Spiel der Borussia beim SV Bliesmengen-Bolchen. (Fotos: Rainer Hoffmann – vielen Dank!)
Im Endeffekt nach über 90 Spielminuten ein verdienter Sieg der Einheimischen. Unrühmlich lediglich die letzten Szenen des Spiels – so was will keiner sehen und doch kommt es immer wieder vor. Eigentlich sehr schade, denn gerade die Spiele gegen die Borussen standen bisher immer unter eher freundschaftlichen Verhältnissen. Nun, mit den 2 roten Karten muss der SVB leben.
Unentschieden wäre gerecht gewesen