Teil 1: Borussia nach durchwachsener Vorbereitung auf einem guten Weg
„Erst sahen wir nur Well’n, dann zogen Gewitterwolken auf. Es war wie im Alptraum, wie im kalten Warteraum. Alles auf Null, alles gecancelt wie ein Schock, wie ein Donnergroll’n. Nichts mehr planbar, das Vertraute außer Kraft. Nein, dieses Jahr hat es uns allen schwer gemacht.“ Was die Südtiroler Deutschrocker von „Frei.Wild“ in ihrem Song „Scheiß auf 2020“ singen, dürfte vielen aus der Seele sprechen. Weil in 2020 alles anders war, war 2020 alles andere als ein normales Jahr. Das trifft auch auf die Borussia zu. Krisenbedingt durften die Schützlinge von Björn Klos in der Saarlandliga nur ganze zehn Spiele absolvieren, dazu die drei Partien im Saarlandpokal beim SV Auersmacher, der SG Oberwürzbach und Borussia Spiesen. Wir blicken zurück auf ein besonderes Jahr, aus dem aber auch – anders, als es der Song-Titel von „Frei.Wild“ erscheinen lassen mag – auch Positives in Erinnerung bleiben wird. Man denke nur an die „Rekordjagd“-Aktion, mit der die Borussia weit über das Ellenfeld und die Grenzen des Saarlandes hinaus aufhorchen ließ.
Wann es mit einem auch nur einigermaßen normalen Trainings- und Spielbetrieb weitergeht, steht derzeit in den Sternen, eine Prognose scheint nicht möglich. „Frei.Wild“ hat jedenfalls eine passende Botschaft parat, mit dem sie ihren Song ausklingen lassen: „Doch in der Hoffnung liegt die Kraft und ganz bestimmt nicht im Verzagen. Wann dürfen wir wieder los, wieder zurück in unsre Welt? Die Welt vom Lärm, des Lichts, der Menschen in Freiheit, die uns fehlt. Woll’n wieder viele tausend Hände in den Himmel ragen seh’n. Das hier war ’n hartes Jahr, doch wir werd’n bessere erleben.“
Januar / Februar: Die Vorbereitung verlief nicht so, wie es sich Trainer Björn Klos gewünscht hatte. Von den geplanten 8 Tests mussten gleich drei Partien (FV Diefflen, SG Ballweiler und Röchling Völklingen) aus personellen Gründen abgesagt werden. Gegen Hertha Wiesbach (2:4), die U23 des FK Pirmasens (1:2) und den Oberligisten aus Elversberg (2:8) gab es in der Ferraro-Sportarena drei Niederlagen, wobei vor allem die Höhe beim Spiel gegen die U23 der SVE einerseits nachdenklich stimmte; andererseits wäre Björn Klos nicht Björn Klos, wenn er dem Denkzettel nicht auch positive Aspekte abgewinnen könnte: „Der Test war sehr aufschlussreich und hat uns – nicht nur durch das ernüchternde Ergebnis – klargemacht, wo wir in den letzten beiden Wochen der Vorbereitung den Hebel ansetzen müssen.“ Ein völlig unzureichendes, teilweise naives Defensivverhalten inklusive einiger krasser individueller Fehler attestierte Björn Klos seiner Mannschaft ebenso wie ein fahrlässiges Umgehen mit einigen Großchancen, deren Verwertung das Resultat durchaus auch hätte erträglicher gestalten können. Immerhin: In der Generalprobe vor dem Liga-Auftakt in Primstal siegte Borussia mit 6:0 bei der SG Einöd-Ingweiler.
März: Aufgrund der durchwachsenen Vorbereitung blieb vor dem Start in Primstal eine gewisse Unsicherheit. Wo steht die Borussia zu Beginn der Restrunde? Mit 31 Punkten hatte sich die Mannschaft als Tabellenachter in die Winterpause verabschiedet, Trainer Björn Klos hoffte insgeheim darauf, noch unter den Top-Fünf der Liga zu landen. Die Jungs setzten im Allerswald-Stadion ein klares Signal: Sie wischten alle Bedenken vom Tisch, trotzten den äußerst widrigen Witterungsbedingungen und nahmen nach 90 im wahrsten Sinne des Wortes stürmischen Minuten die Punkte mit ins Ellenfeld. Schütze des goldenen Tores war Tim Cullmann, der nach 52 Minuten per Flachschuss traf. Der Trainer machte dem gesamten Team „ein großes Kompliment, vor allem für die Einstellung und Mentalität, mit der wir die Trainingsarbeit gut umgesetzt und einen hochverdienten Sieg eingefahren haben.“
Eine Woche später blieb Borussia gegen den 1. FC Reimsbach, gegen den es eine 0:4-Scharte aus dem Hinspiel wettzumachen galt, auf der Erfolgsspur: Mit 7:2 wurden die Gäste aus der Ferraro-Sportarena gefegt, ein durchaus höheres Resultat wurde dabei verpasst. Aber nicht nur durch den souverän herausgespielten Sieg blieb die Partie gegen Reimsbach ein Highlight des Jahres: Borussia wurde lautstark unterstützt von zehn Fußball-Nostalgikern aus Duisburg (Fotos unten), die im Rahmen eines Junggesellenabschieds im Ellenfeld zu Gast waren und für eine grandiose Stimmung sorgten. Dass die Partie wegen der anhaltenden Regenfällen der letzten Tage und der dadurch bedingten Unbespielbarkeit des Naturrasens nicht im Stadion, sondern auf dem Kunstrasen in der Ferraro-Sportarena stattfinden musste, tat der fröhlichen Laune keinen Abbruch, denn immerhin war eine Stadionführung durch Jörg Eisenhuth möglich – das Fazit: „Eine beeindruckende Sportstätte, ähnlich wie der Gladbacher Bökelberg, die sich wohltuend vom Einheitsbrei moderner Stadien abhebt.“ (Fortsetzung folgt)
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