Heute vor 57 Jahren: 1. FC Köln darf über das 1:1 im Ellenfeld heilfroh sein / Elmar May gleicht Wolfgang Webers Führungstor aus / Mehr Spielanteile und klares Chancenplus für Borussia
Unser Bild: Hart umkämpft, aber dennoch immer fair war die Partie zwischen der Borussia und dem deutschen Meister 1. FC Köln vor 25.000 im Ellenfeld – symbolisch dafür diese Szene, als Kölns Toni Regh (re.) Borussias „gefallenen Engel“ Elmar May, der statt des Balles im Netz gelandet war, wieder auf die Beine hilft. (Foto: Archiv Borussia Neunkirchen / Ellenfeld e.V.)
Das Gastspiel des amtierenden deutschen Meisters elektrisierte die Fußballfans im Saarland. Trotz winterlicher Temperaturen war das Ellenfeld-Stadion am zweiten Spieltag der Rückrunde 1964/65 mit fast 25.000 Zuschauern pickepackevoll, als sich der 1. FC Köln mit seinen Stars wie Wolfgang Weber, Wolfgang Overath, Heinz Hornig, Karl Heinz Thielen und Torjäger Christian Müller in der Hüttenstadt die Ehre gab. Sie waren gewarnt, die Domstädter – denn schon im Hinspiel hatten sie ihre liebe Mühe und Not mit dem Aufsteiger aus Neunkirchen, der in Müngersdorf schon nach neun Minuten mit 2:0, dann schnell mit 3:1 führte, um sich am Ende nach hartem Kampf mit 3:4 geschlagen zu geben.
Und auch im Rückspiel hatten die Borussen die Geißböcke am Rande einer Niederlage. „Köln in arger Bedrängnis“ lautete die Schlagzeile in der Fußball-Fachpresse, wo es weiter hieß: „Spätestens nach dem Match im Ellenfeld wurde vielen klar, dass sich der deutsche Meister weit von den Leistungen der Vorsaison entfernt hat.“ Den Leistungsschwund allein mit der Verletzung des Weltmeisters Hans Schäfer zu begründen, wäre jedoch zu kurz gegriffen. Regisseur Wolfgang Overath wirkte über weite Strecken der Partie gehemmt, Hornig und Wilden blieben blass, die Stürmer Thielen und Müller ließen nur punktuell ihr Können aufblitzen, waren ansonsten bei der resoluten Abwehr der Borussen um Leist, Schock, Schreier und „Schäumsche“ Schröder gut aufgehoben.
Die Borussen, die seit dem 0:3 gegen den 1. FC Kaiserslautern im September kein Heimspiel mehr verloren und das Ellenfeld mittlerweile zu einer Bastion gemacht hatten, kämpften wie die Löwen und offenbarten dabei über die volle Distanz von 90 Minuten eine tolle Kondition. Sie ließen sich auch durch den schnellen Rückstand nicht entmutigen: Wolfgang Weber war von Sturm steil geschickt worden, drehte sich geschickt um Erich Leist herum und schoss trocken ein. Die Borussen antworteten mit Gegenattacken und hatten vor und nach der Halbzeitpause ihre stärkste Phase. Während Günter Heiden und Erwin Glod bei guten Gelegenheiten noch am starken Schumacher scheiterten, gelang Elmar May kurz vor dem Pausenpfiff von Schiedsrichter Franz Heumann aus Ansbach auf Vorlage von Günter Heiden das hochverdiente 1:1. Bis weit in die zweite Halbzeit hinein sahen die 25.000 Fans dann mehr oder weniger eine Abwehrschlacht des deutschen Meisters, in der der zurückbeorderte Wolfgang Weber als Turm im Getümmel die Übersicht behielt und Schlimmeres verhinderte. Die Kölner profitierten aber auch von der Abschlussschwäche der Borussen, die zwar enormen Druck entfachten, es aber versäumten, sich für die unglückliche Hinspielniederlage vollends zu rehabilitieren. So blieb es am Ende beim Remis – für die Borussia angesichts des Spielverlaufs ein verschenkter Zähler, für die Kölner der einzige Punkt, den sie in den gemeinsamen Bundesligajahren aus dem Ellenfeld entführen konnten.
Trotz der enttäuschenden Leistung blieb der „EffZeh“ punktgleich mit dem späteren Meister Werder Bremen an der Tabellenspitze, während die Borussen sich über dem Strich auf Platz 14 behaupten konnten – mit 14:22-Punkte einen Zähler vor dem Karlsruher SC und Schalke 04 (jeweils 13:23). Aber auch das untere Mittelfeld, das von Eintracht Braunschweig und Hertha BSC (jeweils 15:21) gebildet wurde, blieb in Reichweite. In der Heimtabelle rangierte Borussia mit 13:7-Zählern auf Platz 6 und lief bekanntlich am Ende der Saison auf einem sensationellen zehnten Rang durch das Ziel – die beste Platzierung eines saarländischen Clubs in der Historie der deutschen Elite-Liga! (-jf-)
Statistik / 9. Januar 1965: Borussia Neunkirchen – 1. FC Köln 1:1 (1:1)
Borussia: Kirsch – Leist, Schreier, Schock, Schröder, Glod, Harig, Melcher, Berg, Heiden, May. – Trainer: Horst Buhtz.
1.FC Köln: Schumacher – Regh, Rumor, Weber, Wilden, Hemmersbach, Overath, Sturm, Hornig, Müller, Thielen. – Trainer: Georg Knöpfle.
Tore: 0:1 (15.) Weber 1:1 (44.) May. – Zuschauer: 25.000. – Schiedsrichter: Heumann (Ansbach.).
Gute Alte Zeiten