Interview mit Borussias Rückkehrer Deniz Siga / Freude auf die Rückkehr ins Ellenfeld / Rückblick auf alte und Ausblick auf neue Zeiten
Es ist sein absolutes Lieblingsbild. Oktober 2011: Gerade hat er für die Borussia im Stahl-Derby der Oberliga gegen Röchling Völklingen das 1:0 erzielt. Das Trikot schon halb über das Gesicht gezogen, den Waschbrettbauch entblößt, von seinem Mitspieler David Becker, der ihm das Leder per Kopf maßgerecht aufgelegt hat, verfolgt, stürmt der jubelnde Torschütze Richtung Block 5, um dort zu feiern, wo die treuesten der treuen Borussen-Fans stehen. „Ich glaube, dass dieses Bild so gut wie kein zweites zeigen kann, wie die Bindung zwischen Verein, Fans und mir war“, sagt Borussias Heimkehrer Deniz Siga. Stolz präsentiert er sein Trikot mit der Nummer 18 aus alten Borussia-Zeiten. Das passt immer noch wie angegossen, als hätte er es nie ausgezogen: Kein Gramm Fett zuviel hat der Rückkehrer auf den Rippen. Im Interview verrät Deniz Siga, wie er die augenblickliche Situation im Ellenfeld einschätzt, welche Rolle er in der kommenden Saison in der Mannschaft spielen möchte, und welche Ziele er sich gesetzt hat.
Deniz, in einem Gespräch mit Nicky Kassner im Borussia-Blog Stahlwerk hast Du im Juni 2013, als Du in die Türkei zurückgekehrt warst, gesagt: „Die Borussia liegt mir sehr am Herzen. Ich habe noch viel Kontakt zu Freunden dort. Irgendwann spiele ich vielleicht wieder für die Borussia. Gucken wir, was die Zeit so mit sich bringt.“ Dieser Moment, wieder für Borussia zu spielen, ist jetzt, sieben Jahre später, gekommen.
DS: Ja, jetzt ist es soweit, und darüber freue ich mich sehr. Denn ich habe unheimlich viele schöne Erinnerungen an meine Jahre im Ellenfeld. Schließlich habe ich dort eine tolle Zeit, die beste meiner bisherigen Karriere, erlebt und viele Freunde gewonnen. Zusammen mit meinem kongenialen Sturmpartner Niko Patschinski – ein alter Hase, von dessen Erfahrung ich unheimlich viel profitiert und viel gelernt habe! – haben wir damals die Oberliga gerockt und viele Tore geschossen – es war ein Traum!
Von solchen Zeiten ist die Borussia derzeit aber noch ein Stück entfernt …
DS: Ja, noch, aber da sollte man wieder hinwollen. Dass der Verein so abgerutscht ist, hat mir in der Seele weh getan. Ich habe das aus der Ferne mitverfolgt. Dabei ist die Borussia in meinen Augen ein schlafender Riese. Es ist großes Fan-Potential vorhanden. In den letzten Jahren hat sich vieles positiv entwickelt, der Vorstand ist auf einem guten Weg mit einem vielversprechenden Konzept, an der Seitenlinie steht ein authentischer Trainer, der mit seinem Herzblut alles für den Verein gibt, das stimmungsvolle Stadion soll renoviert werden – positive Signale, die hoffen lassen, dass jetzt die Zeit gekommen ist, den schlafenden Riesen zu wecken.
Welche Rolle möchte Deniz Siga in dieser Situation spielen?
DZ: Ich mache kein Hehl daraus, dass mein Herz immer noch für die Borussia schlägt. Der Verein steht an oberster Stelle. Borussia und die Fans, die den Verein leben – das ist das, was zählt. Und dafür möchte ich vorangehen, will mit meiner Erfahrung helfen, den Club wieder nach vorne zu bringen. Als gestandener Spieler kann ich da einiges einbringen, habe ja auch zuletzt bei Rot-Weiss Wittlich und beim FC Bitburg mit jungen Mannschaften etwas bewegen können. Dort wurde ich übrigens auf defensiven Positionen eingesetzt, weil dort großer Bedarf war. Aber das Stürmerblut fließt immer noch in meinen Adern, und ich traue mir zu, der Borussia in diesem Bereich weiterzuhelfen.
Dir eilt ja das Image voraus, ein echter Typ zu sein …
DZ: Dazu stehe ich. Ich war und bin für jeden ein unangenehmer Gegenspieler, der auch mal dazwischenhaut. Das hat sich nicht geändert. Deshalb werde ich auch im Ellenfeld alles für den maximalen Erfolg geben, mit Herzblut um jeden Millimeter Boden kämpfen und mich nicht scheuen, dahin zu gehen, wo es wehtut. Das kann ich jetzt schon versprechen.
Welche Rolle spielt der Trainer für Dich?
DZ: Eine ganz entscheidende. Das war schon bei Paul Linz in Magdeburg, Neunkirchen und Salmrohr so. Als Paul Linz mich 2011 anrief und mir anbot, ins Ellenfeld zu kommen, habe ich direkt die Koffer gepackt und bin ins Saarland gefahren. Ein Trainer muss Vorbild sein, muss den Fußball vorleben und gerecht mit seinen Spielern umgehen. Das was ein Trainer macht, muss Hand und Fuß haben. Mit Björn Klos hat die Borussia einen Mann auf der Trainerposition, für den ich viel Potential sehe: Jung, ambitioniert, selbst ein Spieler mit großer Mentalität, die er jetzt den jungen Leuten mit seiner Authentizität weiterzugeben versucht. Wir hatten sehr gute Gespräche miteinander und waren uns schnell einig.
Du kennst ja auch schon einige Spieler der Borussia …
DZ: Ja, zum Beispiel Dylan Sodji, der vom SV Hermersberg zu uns kommt. Dazu Vincenzo Accursio. (Lacht) Das ist eine lustige und tolle Geschichte. Der kleine Vincenzo hat uns damals in der Fankurve im Borussen-Trikot angefeuert und uns zugejubelt – jetzt ist er in seiner ersten Saison im Seniorenbereich schon gleich Borussias Torschützenkönig geworden und in der neuen Spielzeit sogar mein Mitspieler! Vielleicht kann ich ja dazu beitragen, dass er in Zukunft noch mehr Tore schießt. Sein Vater Angelo war 2011 unser Athletik- und Koordinationstrainer im Ellenfeld, hat mir bei der Eingewöhnung und Wohnungssuche sehr geholfen, mir Kraft gegeben und vieles einfacher für mich gemacht. Seitdem bin ich mit der Familie befreundet.
Welche Ziele strebst Du mit der Borussia 2020/21 an?
DZ: Ich denke, dass wir personell gut aufgestellt sind. Wenn wir dann hoffentlich ohne großes Verletzungspech über die Runden kommen, können wir um den Aufstieg mitspielen, vielleicht sogar die Rückkehr in die Oberliga schaffen, wenn es uns gelingt, die im Kader vorhandene Qualität auf den Platz zu bringen und auch das nötige Quäntchen Glück zu haben. Zuletzt bin ich ja mit zwei Teams in Wittlich und Bitburg aufgestiegen, weiß also, wie Aufstieg geht. Das war zwar nur in unteren Ligen, aber auch da muss man erst mal Meister werden!
Und Deine persönlichen Ziele?
DZ: Ich werde zumindest versuchen, meinem Namen gerecht zu werden. Denn Deniz Siga ist ein Typ, der immer gerne Sieger ist. Dafür gebe ich alles. Und freue mich sehr, auf die Bühne Ellenfeld zurückzukehren. Ich hoffe, dass uns die Fans bei unseren Spielen wieder zahlreich unterstützen werden und in dieser wunderschönen Arena das alte Feeling wieder aufkommen lassen.
Die Nachricht von Deiner Rückkehr ins Ellenfeld ist im Umfeld der Borussia eingeschlagen wie eine Bombe. Du selbst hast auch jede Menge positiver Rückmeldungen bekommen. Der Borussen-Anhang verbindet mit Dir große Hoffnungen – eher Belastung oder Ansporn für Dich?
DZ: Keine Belastung. Belastung habe ich nie empfunden, schon damals nicht, als ich in Mageburg mit 18 Jahren vor großer Kulisse auflaufen durfte. Das spornt mich an. Ja sogar mehr als das: Weil ich das Borussia-Trikot mit Herzblut trage, ist das für mich Pflicht, den Verein weiterzubringen.
Deniz, dazu wünschen wir Dir ganz viel Glück und Erfolg und bedanken uns herzlich für das Gespräch! (-jf-)
Surf-Tipp: Wer sich einige von Deniz Sigas Toren aus seiner frühen Zeit bei Borussia noch einmal anschauen will, kann dies auf youtube unter folgendem Link tun:
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