Dank starker zweiter Halbzeit nicht unverdienter Sieg im Saar-Blies-Stadion / Tim Klein und Daniel Ruschmann die Torschützen / Muskelverletzungen bei Tim Cullmann und Kevin Saks
Unser Foto: Freudentanz der Borussen nach spannenden 90 Minuten in Auersmacher – mit einer zünftigen Pogo wird der 2:1-Sieg gefeiert. (Foto: -jf-)
Von Jo Frisch
Pogo ist ein Mitte der 70er Jahre als Gegenbewegung zum langweilig empfunden Disco-Stil entstandener Tanz, der auf kurzen und rauen, manchmal auch schmerzhaften Körperkontakt zu anderen ebenfalls Tanzenden ausgerichtet ist. Die Tanzenden führen sämtliche Bewegungen individuell und nicht, wie im klassischen Tanz, mit einem Partner synchronisiert aus. „Nach einem solchen Sieg darf das heute ruhig einmal etwas lauter und heftiger ausfallen“, rief Björn Klos am Ende seiner Ansprache im Spielerkreis nach den 90 Minuten von Auersmacher seinen Schützlingen zu. Und die ließen sich nicht zweimal bitten, schubsten, stießen und rempelten einander nach Herzenslust – die Freude über den 2:1-Erfolg im Saar-Blies-Stadion musste einfach raus! Mitten drin: Patrick Seidel, der am Wochenende aus Spanien zu einer Kurzvisite in die Heimat gekommen war und es sich natürlich nicht nehmen ließ, seine Mannschaftskameraden von der Tribüne aus zu unterstützen. Von solch ausgelassenen Szenen waren die Borussen nach den ersten 45 Minuten jedoch noch meilenweit entfernt. In der Kabine stellte Björn Klos die Frage der Ehre: „Wollt Ihr jetzt oder wollt Ihr nicht? Wenn wir hier verlieren, spielen wir nur noch um die goldene Ananas! Die Sache steht jetzt auf der Kippe, also geht raus und werft alles rein!“ Die klaren Worte des Borussen-Trainers fielen auf fruchtbaren Boden. Seine Jungs zeigten Moral, drehten mit deutlicher Leistungssteigerung die Partie und können damit Kontakt halten zu den vorderen Plätzen.
Die erste Halbzeit ging an die Gastgeber. Schon nach 6 Minuten setzten sie ein erstes Ausrufezeichen, als Oliver Bickelmann mit einem artistisch anmutenden Fallrückzieher das Lattenkreuz anvisierte – das wäre zweifellos ein Treffer Marke „Tor des Monats“ gewesen! Nach 25 Minuten bewahrte Jonas Merhej Borussia bei einem Kopfball des bulligen Lucas Hector vor einem Rückstand: Der Bruder von Nationalspieler Jonas Hector hatte sich nach einem Freistoß am höchsten geschraubt, doch Borussias Keeper fuhr reflexartig die rechte Hand aus und drehte den durchaus platzierten Ball noch um den Pfosten. Bei allen Bemühungen brauchte Auersmacher dennoch ein Eigentor, um in Führung zu gehen. Kamil Czeremurzynski war der unglückliche, von dessen Schienbein das Leder, noch abgefälscht von einem Angreifer der Gastgeber, ins Tor kullerte und dabei den chancenlosen Jonas Merhej, der schon in die andere Ecke unterwegs war, auf dem falschen Fuß erwischte. Auersmacher hatte sich nach 45 Minuten die Führung verdient. Borussia war offensiv kaum präsent. Das monierten auf dem Spielfeld auch Kapitän Yannick Bach, der seine Kameraden zusammenstauchte: „Wir sind vorne gar nicht da!“ Am Spielfeldrand äußerte Björn Klos lauthals seine Unzufriedenheit: „Das ist AH-Tempo! Macht doch mal Druck“, forderte er von seinen Schützlingen. Kevin Saks´ strammer Schuss aus 16 Metern, leider zu unplatziert genau auf Torwart Florian Schworm, signalisierte unmittelbar vor dem Pausenpfiff zumindest mal wieder ansatzweise Gefahr.
Mit einer völlig anderen Einstellung, die schon an der Körpersprache erkennbar war, kehrten die Borussen aus der Kabine auf den Platz zurück. Björn Klos hatte taktisch umgestellt, Vierer-Kette hinten, Tim Klein zur Unterstützung von Kevin Saks und Daniel Ruschmann vorne. Auf einmal war er wieder da, der Schwung aus dem Pokalspiel am Mittwoch in Quierschied! Die Auersmacher, die zuletzt in vier Liga-Spielen ohne Gegentor geblieben waren, wirkten noch nicht richtig wach und lagen, ehe sie sich versehen hatten, schon in Rückstand, was bei SVA-Coach Andreas Wellner ein ungläubiges Kopfschütteln auslöste. Was war passiert? Zunächst hatte Tim Klein nach Vorarbeit von Kevin Saks die Lederkugel mit links ganz cool unten in der kurzen Ecke zum Ausgleich im Auersmacher Tor versenkt (48.) – ein perfekter Spieleinstand für Borussias Nummer neun nur drei Minuten nach seiner Einwechslung! Keine Fünf Minuten später war es Daniel Ruschmann, der – von Kevin Saks bedient und von Auersmachers Defensive ziemlich allein gelassen – von der rechten Seite aus Torhüter Florian Schworm mit einem platzierten Rechtsschuss halbhoch ins lange Eck nicht die Spur einer Chance ließ. Borussia hatte mit einer Energieleistung die Partie gedreht! Die Gastgeber, bei denen der Ex-Bübinger Nils Cuccu für Lucas Hector neuen Offensivschwung bringen sollte, brauchten ein wenig Zeit, um sich von diesem Schock zu erholen, bis sie wieder die Initiative ergriffen und das Spiel in Borussias Hälfte verlagerten. Doch die Defensive, vom umsichtigen Marco Dahler und dem kampfstarken Kamil Czeremurzynski klug organisiert, stand felsenfest, ließ kaum mal eine gefährliche Situation vor Jonas Merhej zu. Und so hatte Borussia bei ihren nadelstichartig vorgetragenen Konterangriffen sogar die besseren Torgelegenheiten, mit dem 3:1 den Deckel endgültig draufzumachen. Nach 65 Minuten ließ Keeper Schworm einen Schuss von Yannick Bach nach vorne abprallen, Daniel Ruschmann war zu überrascht und erwischte das Leder lediglich mit dem Knie, Chance vertan! Zehn Minuten später tauchte Daniel Schlicker in spitzem Winkel vor dem SVA-Tor auf, ein Abwehrbein beförderte seinen Abschluss ins Toraus. Bei der anschließenden Ecke strich der Kopfball des aufgerückten Marco Dahler knapp über den Kasten. Kurz darauf sauste eine Direktabnahme von Daniel Ruschmann am langen Eck vorbei und Nino Kannengießers viel versprechender Schuss wurde abgeblockt. Als Nils Cuccu Sekunden vor dem Abpfiff mit einem Volleyschuss knapp über Jonas Merhejs Kasten Auersmachers letzte Chance zum 2:2 nicht nutzen konnte, war der Borussen-Sieg perfekt.
„Ich ziehe den Hut vor den Jungs. Was sie in der zweiten Halbzeit rausgehauen haben, wie sie sich nach der nicht guten ersten Halbzeit hineingekniet, regelrecht in die Partie hineingebissen haben, wie sie in der Defensive stabil gestanden, gefightet und den Gegner weitgehend neutralisiert haben – das war aller Ehren wert. Erst recht, wenn man berücksichtigt, welchen körperlichen Belastungen die Jungs zuletzt ausgesetzt waren“, lobte Björn Klos seine Schützlinge nach den spannenden 90 Minuten gegen eine ob der Niederlage enttäuschte, aber keinesfalls enttäuschende Auersmacher Mannschaft.
Wermutstropfen im Siegesbecher Borussias: Die muskulären Verletzungen von Tim Cullmann, der schon nach 25 Minuten raus musste, und Kevin Saks. Borussias Torjäger griff sich nach 57 Minuten bei einem Sprint an den rechten Oberschenkel, signalisierte drei Minuten später: „Es geht nicht mehr!“ „Dieselbe Stelle, wie im Spiel gegen Rastfuhl“, diagnostizierte Physio Horst Martin, der Kevin Saks noch auf der Bank mit einer dicken Bandage versorgte. „Hoffen wir, dass es kein Faserriss ist“, so Björn Klos. Die Untersuchung bei Borussen-Doc Richter am Montag wird Aufschluss darüber geben. Dennoch: Der Freude bei der heftigen Pogo am Ende tat das zunächst keinen Abbruch. Die hatten sich die Jungs auch ebenso redlich verdient wie das Spalier der Beifall spendenden Borussen-Fans am Stadionausgang. „Erholt euch, regeneriert, ruht euch aus! Wir sehen uns am Dienstag mit viel Motivation zum Training wieder!“ Die zwei freien Tage, die Björn Klos seinen Jungs zur Belohnung mit auf den Heimweg gab, werden guttun.
Unsere Bilder vermitteln Eindrücke vom Sieg der Borussia in Auersmacher. (Fotos: -jf-)
Borussia in der Statistik:
Unsere Mannschaft: Jonas Merhej – Marco Dahler, Tim Cullmann (26. Tom Fink), Mohammed Benghebrid, Kamiln Czeremurzynski, Nino Kannengießer, Daniel Schlicker, Daniel Ruschmann, Furkan Erdogan (46. Tim Klein), Yannick Bach, Kevin Saks (59. Patrick Feller). – Unser Trainer: Björn Klos.
Tore: 1:0 (29.) Kamil Czeremurzynski (Eigentor), 1:1 (48.) Tim Klein, 1:2 (53.) Daniel Ruschmann. – Schiedsrichter: Thorsten Rock (SG Perl-Besch). – Zuschauer: 200. – Gelbe Karten Borussia: Nino Kannengießer (57.), Patrick Feller (60.), Kamil Czeremurzynski (83.), Tim Klein (90.), Yannick (90.).
Toll was die Jungs in Halbzeit zwei rausgehauen haben.Leider habe ich langsam das Gefühl,das wir ständig gegen zwölf Mann spielen.Was die Herren in schwarz in den letzten drei Spielen für Fehlentscheidungen trafen,würde eigentlich eine komplette Saison abdecken.