Wenn die Borussen am Samstag gegen die U23 des FC Homburg zum letzten Mal in diesem Jahr ins Ellenfeld-Stadion einlaufen, ist es für einen Spieler eine ganz besondere Partie: Tim Cullmann bestreitet sein 200. Pflichtspiel für Borussias erste Mannschaft! So lange wie kein anderer im derzeitigen Kader trägt der 28jährige das schwarz-weiße Trikot. Ab der E-Jugend ist das Ellenfeld seine Fußballheimat, sieht man einmal von den zwei Jahren ab, die er in der U17 des 1. FC Kaiserslautern und im Fußball-Internat des Heinrich-Heine-Gymnasiums verbracht hat. Mit Fug und Recht kann man „Culle“, wie er im Ellenfeld gerufen wird, als „Borussen-Urgestein“ bezeichnen. Dabei hatte er es nicht immer leicht. Oft durch Verletzungen zurückgeworfen war Aufgeben nie eine Option. Dazu hat Tim Cullmann von jedem Trainer, den er hat kommen und gehen sehen, seine Einsatzzeiten bekommen – eine Wertschätzung besonderer Art.
Nein, Tim Cullmann gehört nun wahrlich nicht zu den Typen, die man landläufig als Lautsprecher bezeichnet. Der Mittelfeldspieler imponiert vielmehr durch seine ruhige, besonnene und bescheidene Persönlichkeit. Das war schon in den Anfangsjahren beim FC Niederkirchen der Fall, wo der gebürtige St. Wendeler als kleiner Junge mit dem Kicken anfing. Unter Jens Kiefer absolvierte er ein Probetraining im Ellenfeld und wurde für gut befunden. Die Fahrdienste zu Training und Spiel übernahmen die Eltern. „Ihnen habe ich alles zu verdanken“, weiß Tim Cullmann das Engagement zu schätzen. Auf den Saarland-Auswahl-Spieler wurde der 1. FC Kaiserslautern beim U17-Länderpokal in Duisburg-Wedau aufmerksam. Zwei Jahre FCK-Internat und schulische Ausbildung am Heinrich-Heine-Gymnasium folgten, ehe Verletzungspech den damals 18jährigen nachdenklich stimmte. Ganz auf die Karte Fußball setzen wollte er nicht und kehrte in die A-Jugend der Borussia zurück. Hier entwickelte sich Tim Cullmann zur unverzichtbaren Größe. Weil ihm die Borussia und das Ellenfeld viel bedeuten, stand ein Wechsel bis heute nie ernsthaft zur Debatte. „Borussia ist meine Heimat, im Ellenfeld kenne ich jeden Stein. Es war drumherum immer viel los. Aber trotz aller Widrigkeiten hat es immer Riesenspaß gemacht, für Borussia zu spielen. Und das ist auch heute noch so. Es gibt kaum etwas Vergleichbares im Saarland“, sagt der Diplom-Verwaltungswirt, der seit 2012 beim Landkreis Neunkirchen tätig ist.
Auch in dieser Spielzeit wurde er nicht von einer schweren Verletzung verschont. An der Schulter erwischte es Tim Cullmann just am Ende einer bärenstarken Vorbereitung. Doch Aufgeben kam auch diesmal für ihn nicht in Frage: In Rekordzeit meldete er sich wieder einsatzbereit, bestens betreut von Max Herrmann. Der neue Physiotherapeut Borussias lobt die Eigeninitiative des Ur-Borussen: „Er hat viel zusätzliches Reha-Training absolviert, sich immer wieder bei mir erkundigt, was man noch machen kann. Sonst wäre er nicht so schnell zurückgekommen.“
Typisch für Tim Cullmann, der von seinem Vater, einem großen Maradonna-Fan, als zweiten Vornamen „Diego“ bekommen hat. „Das war mein erster Bezug zum Fußball. Natürlich habe ich mir die argentinische Legende auch mal im Internet angeschaut und auch Spieler wie Zidane, Pirlo oder den Brasilianer Ronaldo bestaunt, aber auf ein spezielles Idol habe ich mich nie versteift“, erzählt er. Was „Culle“ für seine Stärken hält? „Einsatz, Laufbereitschaft und meine Vielseitigkeit! Im Borussen-Trikot habe ich bis auf den Torwart schon alle Positionen gespielt. Außerdem glaube ich, dass ich ein gutes Spielverständnis habe, auch technisch nicht der schlechteste bin und mich gut in das Team einbringen kann.“ Das hat er in dieser Spielzeit auch als Torschütze bereits getan. Schon dreimal versenkte er das Leder im Kasten der Saarlandliga-Gegner, bewahrte die Borussen gegen Bischmisheim mit seinem exzellent gezirkelten Freistoß zum „goldenen Tor“ vor dem Trauma eines Punktverlustes. Überhaupt gehören gute Standards zu seinem Repertoire, auch bei Ecken schreitet Borussias Nummer 23 oft zur Tat.
Einen ganz besonderen Applaus vom hoffentlich zahlreichen Publikum hat sich Tim Cullmann deshalb am Samstag allemal verdient. Und eine Belohnung dazu – die wollen ihm seine Teamkameraden schenken. In Form von drei Punkten! Borussia bedankt sich ganz herzlich bei Tim Cullmann für die langjährige Treue und den tollen Einsatz im traditionsreichen schwarz-weißen Trikot und wünscht für die weitere sportliche Laufbahn alle Gute. Auf die nächsten 200 Spiele, Tim! Natürlich im Ellenfeld. Wo denn sonst? (-jf-)
HINWEIS: Die Borussengirls erwarten heute Abend die SG Nahe zum Spitzenspiel in der Frauen-Bezirksliga Nord. Anstoß ist um 18.30 Uhr in der Ferraro-Sportarena. Die Mädels würden sich über möglichst große Fan-Unterstützung sehr freuen!
ACHTUNG: Borussia lädt am Samstag im Vorfeld des Spiels gegen die U23 des FC Homburg ab 11.00 Uhr zu einem Frühschoppen unter die Tribüne ein. Bierwagen und Grillhütte sind geöffnet, angeboten werden Kaltgetränke, Glühwein und Essen. Dazu werden Fan-Artikel verkauft. Damit die Borussen-Fans nicht frieren müssen, gibt es 20 Prozent Preisnachlasss auf alle Winterartikel (Mützen, Schals und Oberbekleidung). Herzliche Einladung an alle Fußballfreunde!
Was immer man sich über Sie schreiben mag, lieber Herr Cullmann, Sie sind eine fußballerisch gestaltlich kleine, aber im Wollen, Können und in Ihrem Durchsetzungsvermögen große Figur im Neunkircher Fußball. Ich freue mich auf das nächste Spiel und bin sicher, dass das Novemberkonzert mit einem Allegro con brio enden wird.
CODA = Anhang (an einem Musikstück). Ich habe im Laufe der letzten Kommentare gelesen über Allegro appassionato und Allegro con brio, leidenschaftlich und mit Feuer, deren Tempi in den letzten beiden Spielen strikte eingehalten wurden. Und jetzt Coda/Koda, das Ende der herbstlichen, in diesem Fall Borussenssymphonie, im jubelnden C-Dur. Ein Riesenkompliment an Dirigent Björn Klos und 1. Bassist, Herrn Persch, der gehalten hat, was gehalten werden konnte, manchmal meilenweit vor seinem Kasten stand und seinen Vorderleuten und darüber hinaus mit mächtigem Volumen Anweisungen in die Ohren brüllte. Fußballschreiduett, mit Begleitung der „Gesangsgruppe“ aus der Fankurve. Stimmung pur und 4-0! Kurz und gut: Glückwunsch zum Können, Wollen und Einsatz der ganzen Mannschaft, dem Publikum, an Susi, die sich emsig fotografierend am Rande aufhielt, Herrn Hoffmann, mit den Wasserflaschen und dem Physiotherapeuten, der geachtet wird, Wunder vollbringen zu können und dem „Vorstandsvulkan“ Herrn Persch, der nach meinem Dafürhalten manchmal mit dem Kopf durch die Wand will. Bei einer solch positiven Stimmung sollte man kein Spiel verpassen. Frohe Weihnachten und ein glückliches NEUES JAHR!