Borussias ehemaliger Offensivspieler trifft als Trainer des SC Reisbach am Sonntag (Anstoß: 16.00 Uhr) auf die Borussia und will die drei Punkte gerne im Sportpark Lohwiese behalten, wie er im Interview verrät
Unser Bild: Dynamischer Antritt und Torgefahr – so haben ihn die Borussen-Fans noch in Erinnerung – Markus Kneip (weißes Trikot), von 1993 bis 1996 in Diensten der Borussia, setzt sich gegen seinen Kontrahenten durch. Szene aus einem Spiel im Ellenfeld gegen den FC Homburg. (Foto: Archiv Borussia Neunkirchen)
Wenn die Borussia am Sonntag um 16.00 Uhr im Stadion Lohwiese beim SC Reisbach antritt, kommt es zum Wiedersehen mit einem ehemaligen Borussen. Denn seit September schwingt Markus Kneip, der von 1993 bis 1996 in 58 Oberliga- und Regionalliga-Spielen das schwarz-weiße Trikot getragen und dabei 15 Tore erzielt hat, das Zepter auf der Trainerbank des Sportclubs, wo er Sebastian Saia abgelöst hat. Seine Bilanz kann sich sehen lassen: Aus 8 Spiele holte seine junge Mannschaft 13 Punkte, konnte sich von den Abstiegsrängen lösen und dabei nicht nur den Kontakt zum Mittelfeld herstellen, sondern auch, geführt von einem erfahrenen und besonnenen Trainer, Selbstsicherheit zurückgewinnen. Wir haben Markus Kneip (MK) zum bevorstehenden Wiedersehen mit seinem Ex-Club befragt.
Markus, 2018 hast Du beim SSV Überherrn als Trainer aufgehört, Dich dort hinter den Kulissen eingebracht, aber nicht mehr an vorderster Front gestanden. Wie kam es jetzt zum Engagement in Reisbach?
MK: Nach Reisbach hatte ich hin und wieder durch meine Bekanntschaft mit dem langjährigen Vorsitzenden Alfred Philippi Kontakte. Von daher wusste ich: Das ist ein gut geführter Verein. Als dann nach dem Rücktritt von Sebastian Saia nach der Niederlage gegen Saar 05 die Anfrage kam, hatte ich gleich beim ersten Gespräch ein gutes Gefühl, so dass wir uns dann schnell einig geworden sind. Anfragen hatte ich auch vorher schon das eine oder andere Mal, die ich aber immer abgesagt habe.
Welche Arbeitsbedingungen hast Du an der Lohwiese vorgefunden?
MK: Zunächst einmal einen Club mit einem ruhigen Umfeld. Ein Club, in dem jeder anpackt und dich unterstützt. Hier kann man etwas aufbauen und entwickeln, was so in großen Vereinen der Traditionsclubs, in denen er Erfolgsdruck ungleich höher ist, kaum möglich ist. Dort herrscht eine ganz andere Erwartungshaltung als in einem kleinen Verein. Die Mannschaft, die ich von Sebastian Saia übernommen habe, ist körperlich topfit, war aber verunsichert, hatte ein Kopfproblem. Vielen war nicht mehr bewusst: Was ist denn meine Aufgabe? Wie kann ich der Mannschaft am besten helfen? Deshalb bestand mein Ansatz nicht darin, konditionelle Rückstände aufzuholen, sondern zunächst ganz viele Gespräche zu führen und ganz einfache Dinge ins Training einzubauen.
Das hat ziemlich schnell gefruchtet. Vor Deinem Engagement war der Sportclub ja mit nur 7 Zählern in der Abstiegszone angekommen. Aber gleich in Deinem ersten Spiel habt Ihr einen 0:3-Rückstand gegen die zweite Mannschaft des 1. FC Saarbrücken aufgeholt!
MK: Und das durch einen Fallrückzieher in der 97. Minute! Die Mannschaft hat mit unbändigem Willen trotz des Rückstandes nie aufgegeben und hat sich am Ende belohnt. Dieses Spiel hat mir gezeigt: Fitness und Moral sind absolut intakt! Das konnte man dann auch gleich beim nächsten Spiel sehen, in dem wir uns in Merchweiler ebenfalls in der Nachspielzeit noch einen Punkt gesichert haben, um anschließend mit 3:1 gegen Schwalbach und mit 3:2 gegen Bliesmengen-Bolchen die ersten Siege mit mir als Trainer zu feiern. Mit diesen ersten kleinen Erfolgen sind Vertrauen, Intensität und der Spaß wieder zurückgekehrt, die Mannschaft ist freier geworden.
Und hat mit dem 7:3 bei Spitzenreiter Elversberg ein ganz dickes und spektakuläres Ausrufezeichen gesetzt.
MK: Ja, ein verdienter, wenn auch vielleicht zu hoch ausgefallener Sieg. Meine Jungs haben unglaublich gut performt.
Zuletzt gab es für Dich nach sieben erfolgreichen Spielen mit 3 Siegen und vier Unentschieden mit dem 1:2 gegen den TuS Herrensohr allerdings die erste Niederlage. Wie ordnest Du das ein?
MK: Das wird uns nicht umwerfen. Wir haben gegen einen wirklich abgezockten Gegner unglücklich durch einen Elfmeter in der Nachspielzeit verloren. Das gehört zum Lehrgeld, das unsere junge, aber spannende Mannschaft zahlen muss.

Erinnerungen an Markus Kneip: Durch diese Gasse muss er kommen – auch zwei Gegner vom SC Verl können Borussias offensiven Mittelfeldspieler nicht stoppen (oben), der auch schneller ist als Fortuna Düsseldorfs Keeper Georg Koch (unten). (Fotos: Archiv Borussia Neunkirchen)

Deine Mannschaft kommt vor allem über den Willen und den kämpferischen Ansatz ins Spiel.
MK: Die Jungs bringen in der Tat einen unheimlichen Willen auf den Platz, gehen ein gutes Tempo, haben aber auch vielversprechende fußballerische Ansätze.
Und die sollen sicher auch am Sonntag gegen die Borussia zur Geltung kommen, oder?
MK: Das wünsche ich mir natürlich. Aber ob das immer so funktioniert? Man hat halt im Amateurfußball das Auf und Ab in 90 Minuten. Wir haben uns jetzt seit meinem Amtsantritt stabilisiert und müssen jetzt die nötige Konstanz reinbekommen. Wenn uns das gelingt, wir unser schnelles Spiel nach vorne hinkriegen und dazu gut verteidigen, glaube ich, dass wir am Sonntag gute Aussichten haben, auch gegen die Borussia drei Punkte zu holen. Wir haben dann vor der Winterpause noch ein weiteres Heimspiel gegen Marpingen und die Partie in Ballweiler. Unser Ziel ist es schon, in den beiden Spielen auf eigenem Platz sechs Punkte zu holen, um einen Sprung nach vorne zu machen in Richtung unseres Ziels, das nur Klassenerhalt lauten kann! Meine Mannschaft hat mich bislang nicht enttäuscht. Die Intensität in Spiel und Training ist sehr hoch, und ich bin davon überzeugt, dass sie mich auch weiterhin nicht enttäuschen wird.

Im Ellenfeld ein stets willkommener Gast: Markus Kneip bei einem Besuch im VIP-Raum mit den „alten“ Weggefährten Udo Neurohr und Norbert Pöhner. (Foto: -jf-)
Ist das Spiel gegen Borussia für Dich als ehemaliger Borusse, der drei Jahre in Ober- und Regionalliga erfolgreich das schwarz-weiße Trikot getragen hat, noch etwas Besonderes?
MK: Wenn wir im Ellenfeld spielen würden, ja. Dort war ich schon länger nicht mehr, wollte eigentlich zum Tag des offenen Denkmals kommen und eine Stadionführung mitmachen, doch leider ist etwas dazwischengekommen. Meine Zeit bei der Borussia ist zwar immer noch präsent, aber doch schon fast ein halbes Leben her.
Kannst Du Dir vorstellen, auch über den Sommer hinaus in Reisbach zu bleiben?
MK: Gekommen bin ich, um dem Verein bis zum Saisonende zu helfen, und habe den Eindruck, dass meine Erfahrung und Ruhe der Mannschaft gut tut. Das passt alles. Ob ich dann im Sommer weitermache, ist eine Entscheidung, die ich dann treffen muss. Denn die Zeit, die ich dem Fußball widme, fehlt mir natürlich für Familie und Freunde, die mir aber sehr wichtig sind. Wenn der Verein auf mich zukommt, wird dies sicherlich keine leichte Entscheidung werden!
Aber hoffentlich die richtige – das wünschen Dir alle Borussen jedenfalls und freuen sich auf das Wiedersehen mit einem ehemaligen erfolgreichen Spieler der Borussia! Vielen Dank, Markus Kneip, für das Gespräch!
Anlässlich des Besuchs von Markus Kneip im Ellenfeld vor fünf Jahren (2020) erschien auf der Website der Borussia folgender Beitrag, in dem wir auf die Zeit des offensiven Mittelfeldspielers im Ellenfeld zurückgeblickt haben. Hier nochmal zum Nachlesen: