Verdienter Lohn für viel Leidenschaft!

Aus 0:2 mach 3:2 – spannende Dramaturgie: Doppelpacker Dominik Cullmann und Tobias Jänicke sorgen im strömenden Regen in Halbzeit zwei für die Wende / Sieg hätte am Ende auch höher ausfallen können / Köllerbach vor dem Seitenwechsel gnadenlos effektiv  

Es wurde immer dunkler über dem Ellenfeld, der wolkenverhangene Himmel zog sich immer mehr zu, als etwa 60 Minuten in der Partie zwischen der Borussia und den Sportfreunden Köllerbach gespielt waren. Immer heftiger prasselte der Regen auf die etwa 250 Zuschauer nieder, von denen sich ein Großteil unter die schützende Haupttribüne zurückgezogen hatte. Symbolisch für die Lage der Borussen? Immerhin lagen sie zu diesem Zeitpunkt mit 0:2 zurück – und das, obwohl sie bis dahin gar kein schlechtes Spiel gemacht hatten. Doch mit dem einsetzenden Guss von oben schwammen die Felle der Köllerbacher Sportfreunde davon. Dafür sorgte eine tolle Moral aller Borussen und der spektakuläre Doppel-Auftritt des während der gesamten 90 Minuten sehr präsenten Dominik Cullmann: Nachdem er kurz zuvor vom linken Flügel aus noch knapp neben das Tor gezielt hatte, schlenzte er wenig später aus exakt gleicher Position das Leder oben rechts im Toreck und brachte die Hoffnung ins Ellenfeld zurück. Keine fünf Minuten später versenkte der quirlige Außenbahnspieler eine Vorlage von Florian Stopp gar zum Ausgleich ins Netz. Tobias Jänicke war es vorbehalten, kurz vor dem Ende der regulären Spielzeit die leidenschaftliche Aufholjagd der Borussen mit dem Siegtreffer zu krönen, als er eine Hereingabe von Jean-Charles Mananga Monthe im Rücken der Abwehr links unten ins Toreck jagte. Nach starker zweiter Halbzeit mit einer an Spannung kaum zu überbietender Dramaturgie ein verdienter, kaum noch erwarteter Sieg zum Einstand des neuen Trainerteams.

Im Doppelinterview unter der Woche hatte Jörg Backes noch die Glücksgöttin beschworen: „Wir müssen alles dafür tun, dass Fortuna uns wieder zur Seite steht und sagt: jetzt seid ihr mal dran!“ In der Tat haben seine Jungs alles dafür gegeben und das Spielglück auf ihre Seite gezogen. So waren die beiden Trainer am Ende sichtlich erleichtert, als sie ihre Schützlinge in gelöster Atmosphäre zum Spielerkreis versammelten. „Wir haben zwei unterschiedliche Halbzeiten gesehen, in den zweiten 45 Minuten waren wir klar besser, haben nach etwa 60 Minuten das Spiel dominiert, viele Chancen herausgespielt und hätten dann die Entscheidung eigentlich schon früher herbeiführen können“ bilanzierte Daniel Rodenbusch. Was hat der neue Coach seinen Jungs in der Pause mit auf den Weg gegeben? „Ich habe mehr Willen und Konsequenz in den Zweikämpfen eingefordert. Denn vor dem Seitenwechsel waren waren wir meist ein bisschen zu weit weg vom Gegner, haben zu viele Probleme gegen den Ball gehabt und deshalb in der zweiten Halbzeit das System umgestellt. Das hat gefruchtet!“ Und so war Dominik Cullmanns Anschlusstreffer zum 1:2 für Daniel Rodenbusch eine Art Dosenöffner: „So einen Moment haben wir gebraucht. Ab da hat man gespürt: Jetzt geht was! Auf einmal war die Stimmung da und es war nur noch eine Frage der Zeit, wann der Ausgleich fällt. Auch danach haben wir nicht nachgelassen, uns nicht auf dem 2:2 ausgeruht, sondern weiter nach vorne gespielt, Druck gemacht und uns am Ende belohnt“, so die Analyse des neuen Cheftrainers.

Haltungsnote sehr gut: Dreimal Dominik Cullmann – beim Tanz um den Ball (oben), beim Torschuss zum Ausgleich (Mitte) und beim Jubel mit den Kameraden (unten). (Fotos: -jf-)

Dabei hätten die Borussen, die gut ins Spiel kamen, schon in Halbzeit eins Tore auf ihrem Konto verbuchen können. So nach zehn Minuten, als der wieselflinke Dominik Cullmann einen weiten Schlag von Tobias Jänicke von hinten raus aufnahm und über den aus dem Tor geeilten Moritz Bohnenberger im Netz versenkte. Doch mitten in den Torjubel hinein ertönte ein schriller Pfiff: Schiedsrichter Tobias Ewerhardy, der ein Abseitssignal seines Linienrichters bekommen hatte, erkannte den Treffer nicht an – eine offensichtliche Fehlentscheidung. Für die hätte es eigentlich gar nicht den nachträglichen Videobeweis von Borussias Kameramann Heinz Petri, der die Szene hoch oben auf der Tribüne in allerbester Position eingefangen hatte, gebraucht! Nur drei Minuten später verpasste Leon Bayer freistehend ziemlich zentral vor dem Tor eine scharfe Hereingabe von Jan Eichmann. „Da können wir durchaus 2:0 führen“, konstatierte Daniel Rodenbusch, der dann auf der Gegenseite mit ansehen musste, wie ein direkter Freistoß von Jan Issa sich aus etwa 25 Metern noch unglücklich vom einem Rücken in der Dreier-Mauer abgefälscht über den vergeblich hechtenden Maximilian Strack ins Netz senkt. Plötzlich führten die Gäste mit 1:0, was ihrer Ball- und Kombinationssicherheit jetzt Flügel verlieh. Maximilian Strack musste nach31 Minuten Kopf und Kragen riskieren, um das Leder nach einem verunglückten Rückpass aus der Gefahrenzone zu schlagen, war aber wenig später machtlos, als Batikan Sonsuz, von Jan Issa bedient, aus halbrechter Position reichlich unbedrängt zum 0:2 ins lange Eck drosch (37.). „Da haben wir nicht aufgepasst, haben nicht durchgeschoben, sondern sind stehen geblieben“, monierte Daniel Rodenbusch. Gegen gnadenlos effektive Gäste fragten sich jetzt viele der rund 250 Zuschauer: Was nun, Borussia? Die Antwort wäre fast noch vor der Pause erfolgt, doch Fabio Götzinger wehrte einen Abschluss von Leon Bayer auf der Linie für seinen bereits geschlagenen Keeper Bohnenberger ab (42.).

Die Entscheidung in drei Phasen: Jean-Charles Mananga Monthe legt für Tobias Jänicke auf (oben), der fackelt nicht lange und zieht ab (Mitte), um anschließend beim Torjubel (unten) unter dem Beifall des Vorbereiters (rechts am Bildrand) Richtung Torauslinie zu laufen, wo Borussen-Boss Jörg Eisenhuth, vom Schiedsrichter „hinter Gitter“ geschickt („Abmarsch!“) sich mit dem Torschützen freut. (Fotos: -jf-)

Nach dem Seitenwechsel brauchten die Borussen etwa eine Viertelstunde, um Fahrt aufzunehmen. Nach dem Doppelschlag von Dominik Cullmann lief die Partie dann bis in die Schlussphase hinein in eine Richtung. Jetzt überschlugen sich förmlich die Ereignisse im Köllerbacher Strafraum, wo die Gäste-Defensive nicht nur wegen des starken Regens immer mehr ins Schwimmen geriet: Florian Stopp hatte binnen zwei Minuten gleich zwei gute Chancen: Bei der ersten konnte Köllerbachs Kevin Gapka im letzten Moment den Einschlag verhindern (70.), bei der zweiten kam Moritz Bohnenberger im Tor der Sportfreunde gerade noch so mit der rechten Hand an den Ball und konnte zur Ecke abwehren (71.). Kristof Scherpf jagte einen Direktschuss knapp über die Querlatte (72.), kurz darauf eroberte Tobias Jänicke mit energischem Einsatz das Leder, um es nur um Haaresbreite am Pfosten vorbei zu schicken (73.). Erst nach 80 Minuten sendeten die Gäste wieder ein (offensives) Lebenszeichen, als Jan Issa bei einem Konter das Ziel knapp verfehlte (81.). Nach Freistoß von Tim Cullmann und Marco Dahlers Kopfballverlängerung kam Tobias Jänicke frei zum Schuss, doch auch sein Abschluss rauschte um Zentimeter am Tor vorbei (84.). Besser machte es der Routinier kurz vor Schluss, als er eine Ablage des eingewechselten Jean-Charles Mananga Monthe überlegt links unten einnetzte (87.). Schon kurz zuvor hatten die Borussen gejubelt, als Moritz Bohnenberger einen harten Schuss von Kristof Scherpf nach vorne abwehren konnte und Tim Cullmann den Abpraller verwertete,  doch auch hier wollte das Gespann der Unparteiischen eine Abseitsposition gesehen haben (86.).

Defensiv ließen die Borussen in den letzten Minuten nichts mehr anbrennen und durften sich nach zwei sieglosen Spielen zurecht mit einem wichtigen und verdienten Sieg für eine tolle Moral belohnen. Ein Sieg, der das Selbstvertrauen zum richtigen Zeitpunkt gestärkt haben dürfte. Denn in den nächsten Wochen stehen drei Auswärtsspiele an: Am kommenden Sonntag geht es zum letzten Vorrundenspiel zu Saar 05 auf den Kieselhumes, anschließend zum Beginn der Rückrunde nach Reisbach zum vom Ex-Borussen Markus Kneip trainierten Sportclub, der gestern mit einem 7:3-Erfolg bei Spitzenreiter SV Elversberg II für Schlagzeilen sorgte, ehe die Reise zur Zweitvertretung des 1. FC Saarbrücken geht. Zum letzten Heimspiel vor der Winterpause kommt dann Ende November Rot Weiß Hasborn ins Ellenfeld-Stadion. (-jf-)

Statistik: Borussia – Sportfreunde Köllerbach 3:2 (0:2)

Borussia: Maximilian Strack – Tim Cullmann, Marc Dahler (C), Jan Eichmann, Nico Purket, Leon Bayer (ab 61. Tim Braun), Dominik Cullmann, Dylan Sodji (90.+3 Yannis Flausse), Florian Stopp (ab 81. Jean-Charles Mananga Monthe), Tobias Jänicke, Kristof Scherpf. – Trainer: Daniel Rodenbusch, Jörg Backes.

Tore: 0:1 (22.) Jan Issa, 0:2 (37.) Batikan Sonsuz, 1:2 (63.) Dominik Cullmann, 2:2 (67.) Dominik Cullmann, 3:2 (87.) Tobias Jänicke. – Schiedsrichter: Tobias Ewerhardy (SV Wahlen-Niederlosheim). – Zuschauer: 250. – Gelbe Karte Borussia: Tim Braun (75.).

Das Video zum Spiel (von Heinz Petri, vielen herzlichen Dank!):

https://www.youtube.com/watch?v=-ARNyHSomCI

Unsere Bilder zeigen weitere Eindrücke vom 3:2 der Borussia gegen die Sportfreunde Köllerbach. (Fotos: -jf-)