„Über Borussia könnte ich ein Buch schreiben!“

Borussias dreifacher Oberliga-Meister Ewald Bucher im Gespräch vor dem Legendenspiel am kommenden Freitag um 17.45 Uhr im Ellenfeld-Stadion

Unser Bild: Eines von zahlreichen Highlights aus der Borussen-Karriere von Ewald Bucher (li.): Sein Auftritt im Pokalspiel gegen Bayern München und Michael Ballack (re.). (Archivfotos: Thomas Burgardt – vielen Dank!)

Wenn am kommenden Freitag der Illinger Patrick Alt, bester Schiedsrichter des Saarlandes, um 17.45 Uhr im Ellenfeld-Stadion das Meistertreffen zwischen den Oberliga-Champions der Borussia von 2002 und 2005 anpfeift, dann könnte er in jeder der beiden Mannschaften je eine Halbzeit spielen, gehörte er doch sowohl dem Titelteam von 2002 als auch dem von 2005 an: Ewald Bucher. Beim SV Furpach hat der 43jährige als kleiner Stepke mit dem Fußballspielen begonnen, spielte von der F- bis zur D-Jugend beim SC Ludwigsthal und schloss sich als C-Jugendlicher der Borussia an. 15 Jahre trug der Offensivakteur in 240 Spielen das Borussen-Trikot, schoss dabei 69 Tore und hatte (laut fussballdaten.de) eine Stammelfquote von 69 Prozent. 29mal durfte Ewald Bucher dabei in der Regionalliga Süd ran und beim Pokalspiel gegen Bayern München auflaufen. Der Weg führte ihn ab 2008 zum SC Friedrichsthal und 2012 weiter zur SVGG Hangard, wo er 2013 die Fußballschuhe an den brühmt-berüchtigten Nagel hängte. Von dort nimmt er sie jetzt am Freitagabend wieder runter und freut sich sehr auf den Meisterkick mit den ehemaligen Kameraden. Er könne über das, was er bei Borussia erlebt habe, ein Buch schreiben, verrät Ewald Bucher (EB) darüber hinaus im Interview.

Ewald, welche Erinnerungen verbinden Sie mit den Meisterschaften im Trikot der Borussia?

EB: Schon 2000 unter Trainer Stefan Kuntz haben wir ja schon den Titel im Südwesten errungen, scheiterten aber in der Relegationsrunde. 2002 unter Jörg Nehren hatten wir ebenfalls eine Super-Truppe zusammen, die sich quasi von alleine aufgestellt hat. Es war eine eingespielte Mannschaft, mit man nach dem Aufstieg in die Regionalliga hätte weiterspielen sollen. Stattdessen wurden, das muss man heute so kritisch sagen, Profis geholt, die ihre beste Zeit schon hinter sich hatten. So sind wir dann am Ende auch prompt wieder abgestiegen.

2005 dann ein Dejavu-Erebnis – wie 2000 wieder Meister, wieder kein Aufstieg, diesmal verzichtete der Verein.

EB: Ja, wobei wir zur Winterpause 2004 schon zehn Punkte Rückstand auf den Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern Amateure hatten. Aber wir waren eine Mannschaft, die man nicht groß motivieren musste. Wir sind auf den Platz und wollten immer gewinnen, auch wenn es mal zeitweise kein Geld gab. Und so hatten wir am Ende der Saison mit einem Punkt Vorsprung vor den kleinen Roten Teufeln die Nase vorn. Dass wir nicht aufsteigen durften, war sehr ärgerlich. Denn in meiner Laufbahn fehlen mir dadurch mehr als 30 Drittliga-Spiele. Dabei hätten wir sportlich auf jeden Fall das Potential gehabt, schließlich sind wir im Zeitraum von 6 Jahren dreimal Oberliga-Meister geworden (2000, 2002 und 2005). Leider sind in der Vereinsführung manche Fehler gemacht worden. Ein Buch könnte ich schreiben über das, was ich im Ellenfeld erlebt habe!

Ist ein Highlight noch in besonderer Erinnerung?

EB: Da gab es wirklich viele, aber zu den legendärsten Erinnerungen gehört für mich immer noch das 3:1 gegen den FK Pirmasens, als Nicola Lalla mit seinem Seitfallzieher das „Tor des Monats“ erzielt hat. Ralph Flausse hatte das 1:0, ich selbst vorher auf 2:0 erhöht.

So haben ihn noch viele Borussen-Fans in bester Erinnerung: Ewald Bucher. (Archivfotos: Thomas Burgardt – herzlichen Dank!)

Gibt es noch Kontakte zu den damaligen Mitspielern?

EB: Nicht mehr so viele, aber immerhin noch gelegentlich mit einem Stamm von Kameraden wie Sascha Purket, Roland Rein, Marco Schmit, Andre Schmitt und Ralph Flausse. Wir waren ja sehr vereinstreu. Bei Vertragsverlängerungen spielte Geld nur eine untergeordnete Rolle. Wir haben uns untereinander gefragt: Bleibst du da? Dann bleibe ich auch. Das spiegelte unseren Teamspirit ganz gut wider. Ich freue mich auch auf das Wiedersehen mit Björn und Timo Kriegshäuser. Ingo Berens hätte ich auch gerne wieder getroffen, aber er ist leider verhindert.

Wie ordnen Sie die Borussen-Zeit in Ihrer Karriere ein?

EB: Es war für mich die schönste Zeit, von der ich keine Sekunde missen möchte. Froh bin ich auch, einen Sportler wie Willi Ertz kennegelernt zu haben. Egal, welcher Trainer ging und welche Trainer kam: Willi war immer dabei!

Wie ist aus Ihrer Sicht die aktuelle Situation der Borussia einzuschätzen?

EB: Beruflich habe ich öfter am Mantes-la-Ville-Platz zu tun. Dann gehe ich auch hin und wieder die paar Stufen am Block 5 hoch und schaue ins Stadion. Da kommt dann ganz automatisch die Gänsehaut! Die aktuelle Lage zu beurteilen ist für mich schwierig, da ich die Spiele nicht intensiv verfolge, aber ich finde es schon schade, dass die Borussia heute gegen Gegner um Punkte kämpfen muss, die früher froh gewesen wären, wir hätten mal ein Freundschaftsspiel gegen sie gemacht. Das meine ich keineswegs hochnäsig, aber der Verein war mal auf Augenhöhe mit dem 1. FC Saarbrücken, von Elversberg war noch gar keine Rede. Die Zeiten haben sich geändert. Ich wünsche jedenfalls der Borussia, dass sie bald mal wieder überregional spielt, und freue mich riesig auf das Wiedersehen mit den alten Kameraden!

Ewald Bucher, herzlichen Dank für das Gespräch und am Freitagabend ganz herzlich willkommen zurück im Ellenfeld-Stadion! (-jf-)

2 Kommentare

  1. Guten Tag … ich zitiere Ewald Bücher, welcher „den Nagel auf den Kopf getroffen hat“ …
    Folgendes Zitat:

    …“dass die Borussia heute gegen Gegner um Punkte kämpfen muss, die früher froh gewesen wären, wir hätten mal ein Freundschaftsspiel gegen sie gemacht. Das meine ich keineswegs hochnäsig, aber der Verein war mal auf Augenhöhe mit dem 1. FC Saarbrücken, von Elversberg war noch gar keine Rede.“ …

    So war es … Liebe Verantwortliche …

  2. Gute Kommentare von Ewald und Marco.
    Hoffentlich erlebt das Spiel der Meistermannschften einen gebührenden Rahmen. Sie haben es verdient, schade dass die Meistermannschaft 91/92 mit Trainer Horst Brand in absolute Vergessenheit geraten ist.

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